Blick nach Portugal Wie Kork an Prestige gewinnt - Referenzen der Extraklasse"> Blick nach Portugal Wie Kork an Prestige gewinnt Referenzen der Extraklasse

Wohl kein Unternehmen weltweit kümmert sich so intensiv um die Rinde der Korkeiche wie die Amorim-Gruppe aus Portugal – mit Erfolg. Eine Reise in das derzeit arg gebeutelte Land zeigt, wie sich das Image von Korkböden gewandelt hat. Referenzen der Extraklasse Digitaldruck ist für Amorim mehr denn je ein Thema. Das zeigt auch unser Besuch in Portugal. Dort treffen wir Tomas Cordes aus der Geschäftsführung der deutschen Amorim-Tochter. Im Gespräch wird schnell deutlich, wie viel Bedeutung man Digitaldruck auf Kork zuschreibt. „Je länger wir uns mit dieser neuen Technik beschäftigen, desto mehr erkennen wir, wie enorm die Potentiale auf diesem Gebiet sind“, sagt Cordes. Ein Unternehmen wie Amorim muss ständig auf der Suche sein nach neuen Produkten, die aus dem uralten Werkstoff zu entwickeln sind. Das wird deutlich in den verschiedenen Produktionseinheiten für Composites, Stopfen, Bodenbeläge und unzählige weitere Anwendungen. Alles dreht sich um Kork. Wer 3,5 Milliarden Korkstopfen im Jahr produziert, wie Antonio Rios de Amorim, der kenntnisreiche CEO der Unternehmensgruppe, berichtet, darf sich zu Recht als weltweit größter Korklieferant bezeichnen. Gerade in die Korkstopfenfertigung, das traditionsreichste und bedeutendste Engagement, hat man in der Vergangenheit gezielt Investitionen getätigt, auch um der lebhaften Diskussion um Alternativen wie Glas, Kunststoff- oder Schraubverschlüssen entgegenzutreten. Derzeit dreht Amorim trotz Wirtschaftskrise weiterhin ein großes Rad. Mit dem Umsatzrekord von 499 Millionen Euro im vergangenen Jahr und dem erwarteten Sprung deutlich über die 500 Millionen für 2012 agieren die Spezialisten gegen den Trend. Gut 58% bzw. 300 Millionen Euro des Umsatzes entfallen auf Korkstopfen, ca. 145 Mio. auf Bodenbeläge. Korkböden in der Sagrada Familia Der Erfolg kommt nicht von ungefähr. Man kümmert sich in diesen schweren Zeiten verstärkt um seine Mitarbeiter und versucht, Kork weiter zu „promoten“. Allein die aktuelle Referenzliste entspricht höchsten Ansprüchen: Die Sagrada Familia Basilika von Gaudi in Barcelona, das Tokyo Museum von Kumo Kengo oder der Pavillon der Serpentine Gallery, der von den Architekten Herzog & de Meuron in Zusammenarbeit mit dem bekannten chinesischen Künstler Aiweiwei und Amorim mit Kork ausgestattet wurde, setzen publikumswirksam auf Kork. Das Rindenmaterial gewinnt auf diese Weise ständig neue Freunde und ist schon seit langem nicht mehr die einfache Korkfliese, die noch bis vor einigen Jahren den Bodenlegern ständig vor Augen war. Bei Kork geht es heute „drunter und drüber“, könnte man salopp formulieren, denn es dominieren die technischen vor den sichtbaren Eigenschaften, sagt der Chairman Amorim. Er registriert dabei durchaus wohlwollend, dass andere Belagsproduzenten von den „Added Values“ durch die Integration von Kork in ihren Produkten nicht nur in puncto Image profitieren. Während die USA mittlerweile als größter Weinmarkt die Führung als Abnehmer von Kork übernommen hat, bleibt Deutschland mit Abstand größter Markt für das Segment der Bodenbeläge. „Wir verzeichnen gute Zuwächse, lediglich der Baumarkt schwächelt etwas“, sagt Cordes. Dabei ist die Situation für Korkbodenbeläge nicht gerade rosig. Die natürliche Korkoptik findet immer weniger Anhänger und auch die Tatsache, dass die Kampagne „Pro Kork“ nächstes Jahr in Deutschland ohne die Hilfe aus Portugal nicht im bisherigen Umfang weitergeführt werden kann, macht die Sache nicht einfacher. Da helfen natürlich technische Entwicklungen wie der Digitaldruck. Mit der „Wicanders Artcomfort Kollection“ war man zu Beginn des Jahres auf der Domotex angetreten. Der Beginn war zwar zögerlich, aber das Thema wird, wie berichtet, gezielt vorangetrieben. Designberater Andreas Dotzauer gibt sich zuversichtlich: „Nachdem wir Anfang des Jahres in die Produktion gingen und allein 5.000 Exemplare für die Bemusterung bereitstellten, geht es jetzt voran. Bis Jahresende werden wir unsere gesetzten Ziele erreicht haben.“ Abkehr von den Standardmaßen Amorim fühlt sich beim Digitaldruck als Technologieführer. Man hält mittlerweile riesige Datenmengen bereit, um sehr flexibel und mit einem Höchstmaß an Individualität nach dieser Technik fertigen zu können. Zudem hat das Unternehmen in eine neue Presstechnologie investiert. Ein echter Fortschritt: Auf der, laut Amorim, „revolutionären“ Anlage lassen sich sehr differenzierte Längenformate produzieren. Das könnte für den Korksektor eine Abkehr von den bisherigen Standardmaßen 30 × 90 cm bedeuten, die durch den Fertigungsprozess vorgegeben sind - und damit den entscheidenden Vorsprung sichern. Allein diese Investition hat etwa 10 Millionen Euro gekostet. Von Vorteil ist, dass die neue Anlage noch weitere technische Features ermöglicht. So lässt sich die Dicke des Korkrohlings im laufenden Prozess verändern. Dadurch ergibt sich beispielsweise ein bisher nicht bekannterVariationsspielraum in der Stärke. Sehr gut entwickeln sich beim Korkhersteller übrigens LVT-Beläge. Man hält in Portugal eine große Menge des Trendbelages eines taiwanesischen Herstellers vor. „Das Thema wird uns in Zukunft noch sehr beschäftigen“, weiß Cordes die aktuellen Tendenzen am Fußbodenmarkt einzuschätzen. Walter Pitt