Austrofloor 2015 Bernhard Lysser, Oberexperte ISP und Mitglied Swiss Experts, über Parkettschäden bei Niedrigenergiehäusern - Probleme programmiert"> Austrofloor 2015 Bernhard Lysser, Oberexperte ISP und Mitglied Swiss Experts, über Parkettschäden bei Niedrigenergiehäusern Probleme programmiert

Passivhäuser erfreuen sich im gesamten europäischen Alpenraum immer größerer Beliebtheit. Welche Probleme das für Parkettböden mit sich bringt und welche Lösungsansätze möglich sind, zeigt nachstehender Beitrag.Auf der Austrofloor 2015 referierte der Sachverständige Bernhard Lysser ausführlich über das Thema „Passivhäuser: Die Auswirkungen auf Mensch und Holz“. Bei den Fachkollegen, die sich ebenfalls zunehmend mit Reklamationen und Schadensfällen im Zusammenhang mit der neuen Bauweise konfrontiert sehen, traf Lysser mit seinem Vortrag ins Schwarze. boden wand decke hat die wichtigsten Punkte des Vortrages für Sie noch einmal zusammengefasst. Die dichte Bauweise ist für das Funktionieren eines Niedrigenergiehauses von entscheidender Bedeutung. Dabei ist eine systematische Lufterneuerung unabdingbar, da man nicht im herkömmlichen Sinne „lüften“ kann, weil damit zu viel Wärme verloren gehen würde. Trotzdem müssen die anfallende Feuchtigkeit und die Schadstoffe abgeführt werden, was mit einer sogenannten „kontrollierten Wohnraumlüftung“ passiert. Dabei werden Wärmetauscher eingesetzt, die die zugeführte Luft (ca. 90 Prozent alte und nur 10 Prozent neue Luft werden zusammengeführt) auf die richtige Temperatur aufwärmen. Wichtig dabei sind die Feinstaubfilter, die alle zwölf Monate ausgetauscht werden müssen, damit das System funktioniert. Die Kosten für diese Art der Heizung bewegen sich deutlich über denen herkömmlicher Heizsysteme. Experten kalkulieren mit 10.000 bis 20.000 Euro Mehrkosten. Diese rentieren sich nach Aussagen von Bernhard Lysser bei Einsparungen von manchmal lediglich 140 Euro pro Jahr erst nach einhundert Jahren, was völlig unwirtschaftlich sei. Auch der Begriff „Komfortheizung“ ist aus Sicht des Sachverständigen falsch gewählt, da die Bau- und Heizweise für den Menschen alles andere als komfortabel sein kann. Das Problem beim Erwärmen von Luft ist, dass dabei die relative Luftfeuchtigkeit sehr stark sinkt und dabei bezogen auf die Schweiz Werte erreicht werden, die außerhalb des in der SIA-Norm 180 „zum Schutz organischer Materialien vor zu großen Formveränderungen“ vorgeschriebenen Bereiches von 30 bis 70 Prozent relativer Feuchtigkeit liegen. Der Grund dafür ist das einfache physikalische Phänomen, dass kalte Luft nicht so viel Feuchtigkeit tragen kann wie warme (siehe hierzu die Charts 1, 2 und 3). So kann ein Kubikmeter Luft bei null Grad Celsius nur fünf Gramm Wasser aufnehmen und hätte dann 100 Prozent relative Feuchtigkeit. Erwärmt man nun die Luft bei realistischen 50 Prozent Luftfeuchtigkeit außen im Winter (circa drei Gramm Wasser pro Kubikmeter) auf 20 Grad, dann hat die so erwärmte Luft plötzlich im Innenraum nur mehr eine relative Luftfeuchtigkeit von zwölf (!) Prozent, was sowohl für den Parkettboden als auch für den Menschen äußerst schädlich ist. Während der Mensch zu husten beginnt und seine Schleimhäute austrocknen, so entstehen beim Parkettboden breite Fugen, da die Holzfeuchte von den ursprünglich eingebauten neun Prozent in Extremfällen auf bis zu 3,5 Gewichtsprozent fallen kann. Schweizer BesonderheitDamit die Schweizer mit ihren alpinen Umweltbedingungen in allen Höhenlagen gut umgehen können, sieht die Norm SIA 180 allerdings vor, dass die relative Luftfeuchte nur bei Höhenlagen bis 800 m ü.M. zwischen 30 und 70 Prozent stehen muss. In Höhenlagen über 800 m ü.M. reduzieren sich laut Norm die Untergrenze und die Obergrenze pro 100 m um ein Prozent rel. F. Damit darf die relative Feuchtigkeit auf 1.800 Meter Seehöhe somit 30 Prozent minus zehn (ergibt sich aus 10 mal 100 Meter für Höhen ab 800 Meter), also ein Minimalwert von 20 Prozent relative Luftfeuchtigkeit, haben. Wie aber soll es bei einem solch niedrigen Wert zu einem schadensfreien und dauerhaften fugenarmen Erscheinungsbild des Parkettbodens kommen? Nun, die Schweizer haben eine einfache pragmatische Lösung gefunden: Sie untertrocknen ihr Parkett für diese extremen Einsatzverhältnisse einfach auf fünf bis sechs Prozent Holzfeuchte. Damit können bei den vorgegebenen Bedingungen von 15 bis 30 Grad Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeiten von 30 bis 70 Prozent (in Höhenlagen eben entsprechend weniger) sowie bei einer maximalen Oberflächentemperatur des Parketts von 27 Grad in der Praxis schadenfreie Holzböden durchgehend eingehalten werden. Es zeigt sich auf den Charts 4 und 5, dass bei den vorgegebenen Bedingungen das Parkett immer im „grünen Bereich“ bleibt. Wenn es im Winter allerdings zu trocken wird, wie der Experte mit seinen Praxismessungen festgestellt hat, dann sinken die Werte in den Wintermonaten Jänner bis Ende März meist unter die vorgeschriebenen 30 Prozent. Wie man auf Chart 6 und 7 sieht, sinkt damit auch die Ausgleichsfeuchte des Parketts unter den vorgeschriebenen Mindestwert von 5,5 Gewichtsprozent, teilweise bis auf 3,5 Prozent. Das kann zu erheblicher Fugenbildung und auch zu anderen Schäden wie Deckschichtablösungen führen. LösungsansätzeUm die Luftfeuchtigkeit auch in den Wintermonaten nicht unter 30 Prozent sinken zu lassen, gibt es einige Möglichkeiten, die letztlich auch der Bodenleger seinem Kunden nach dem Einbau des Parketts empfehlen kann: Hängen Sie Ihre Wäsche zum Trocknen nicht ins Freie, sondern im Haus oder in der Wohnung auf.Kochen Sie möglichst viel, dabei entsteht gesunder Wasserdampf.Lassen Sie nach einem Bad das Wasser nicht aus, es heizt und befeuchtet Ihre Wohnräume.Installieren Sie wirksame Luftbefeuchtungsgeräte, die mehrere Liter Wasser pro Tag an die Luft abgeben müssen.Stellen Sie Ihre Heizung auf eine nicht zu hohe Temperatur ein, 21 Grad gelten als Richtwert.Stellen Sie Ihre Lüftungsanlage so ein, dass möglichst wenige Luftwechsel stattfinden, da sonst die Luft stark austrocknet. Erst die niedrigste Einstellung wählen und im Bedarfsfall stufenweise steigern.Weil viele Konsumenten den Bezug zu Echtholz mit all seinen positiven, aber auch sonstigen natürlichen Eigenschaften wie Quellen und Schwinden durch die Werbung weitgehend verloren haben, empfiehlt es sich für den versierten Bodenleger, schon im Beratungsgespräch alle diese Punkte anzusprechen, schriftlich zu fixieren und dem Kunden nachweislich zu übergeben.