Parkettspezialist Martin Kranl: Warum sich Weiterbildungen lohnen

Lebenslanges Lernen - Wenn es jemanden gibt, der diese Maxime in seinem Berufsleben beherzigt hat, dann ist es der Bodenleger und Parkettspezialist Martin Kranl, denn er hat eine Weiterbildung zum Sachverständigen, Restaurator und Mediator absolviert. Dass dabei der Schlaf häufig zu kurz kam, bereut der Wiener Qualifizierungssammler nicht.

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    Martin Kranl, Parkettspezialist aus Wien
    © Kranl
    Martin Kranl bei der Überreichung der Master-Urkunde in Wien.
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    Martin Kranl, Parkettspezialist aus Wien
    © Kranl
    Restaurieren ist Millimeter-Arbeit, manchmal auch mit Lupe.

bwd Herr Kranl, Sie sind ein gefragter Parkettspezialist. Wo genau liegen Ihre Betätigungsfelder?

Kranl Ich bin in Vollzeit angestellter Bauleiter bei der Firma Mikulecky & Söhne, was ca. 80 Prozent meiner Tätigkeit ausmacht. Dort wickle ich hauptsächlich hochwertige Parkettbaustellen wie z. B. das Hotel Sacher in Wien oder Salzburg ab. Daneben berate ich Bauherren bei schwierigen Parkettrestaurierungen im historischen Bereich, erstelle Privat- und Gerichtsgutachten und bin als Mediator bei Parkettschäden tätig.

bwd Sie haben in den letzten Jahren sehr viele Zusatzausbildungen gemacht. Wie aufwändig waren die?

Meister, Master, Restaurator und Sachverständiger

Kranl Die Ausbildungen waren in der Tat nicht ohne, weil sich alles zusammengeschoben hat. Meine Meisterprüfung im Bodenlegerhandwerk habe ich bereits 2006 abgelegt, seit 2007 bin ich eingetragener Sachverständiger. 2014 habe ich mit meiner Ausbildung zum Mediator begonnen. Das war mit 400 Stunden noch überschaubar.

Zwei Jahre später habe ich dann plötzlich einen Platz beim Parkettrestauratorenkurs in Deutschland bekommen, den es nur alle fünf Jahre gibt. Das war ganz schön hart, musste ich doch jede zweite Woche – nach einer harten Lernwoche – über 700 Kilometer hin- und auch wieder zurückfahren, was über ein halbes Jahr doch eine kräftige Belastung war.

Dann habe ich ab September 2016 mit meinem Master of Science für Marketing und Sales begonnen, den ich nach acht Monaten mit einem Zeitaufwand von ca. 400 Stunden abgeschlossen habe. Genauso viele Stunden habe ich dann noch für meine Masterarbeit über die Auswirkung der Digitalisierung auf das Kaufverhalten im Parkettleger-Handwerk aufgewendet.

Da ich gleichzeitig das Großprojekt Umbau Hotel Sacher in Wien abzuschließen hatte, bin ich zu dieser Zeit nur zu sehr wenig Schlaf gekommen. Aber: Ich wollte mir zu meinem 50. Geburtstag noch einmal beweisen, was ich alles schaffen kann.

Weiterbildungen helfen im beruflichen Alltag

bwd Wo hilft Ihnen Ihr Weiterbildungsmarathon in Ihrem beruflichen Alltag besonders?

Kranl Beispielsweise bei Streifällen. Ich sehe jetzt die Probleme ganz anders, nämlich von mehreren Seiten, und bemühe mich, Lösungen in der Mitte zu finden, mit denen alle leben können. Oft braucht es einen neutralen Schiedsrichter, der es versteht, die Streitparteien einen Schritt zurücktreten zu lassen, um dann mit weniger Emotionen an einem tragfähigen Kompromiss zu arbeiten. Ich bin neben anderen für die Firma Weitzer tätig und habe in den letzten drei Jahren über 50 Fälle betreut, mit einer Einigungsquote von über 90 Prozent. Das spart beiden Parteien viel Zeit und noch mehr Geld. Streiten vor Gericht ist oft teurer als der eigentliche Schaden.

bwd Was war die Conclusio Ihrer Masterarbeit und wie setzen Sie diese in der Praxis um?

Kranl Ich habe bei meiner Masterarbeit durch aufwändige Interviews mit vielen Marktteilnehmern erhoben, dass ein Großteil der Endkunden den Parkettkauf immer noch persönlich und damit offline abschließen will. Davor informiert sich der potentielle Käufer aber fast immer im Internet. Damit ist ein Auftritt dort und besonders in den sozialen Medien ein Muss, um überhaupt gefunden zu werden. Online-Vertrieb und der stationäre Handel werden aber wie in anderen Branchen immer mehr zusammenwachsen. Ich selbst werde daher mein Netzwerk ausbauen und meinen Auftritt in den sozialen Medien verstärken. Ich will meine Erkenntnisse in der Praxis bestmöglich umsetzen.

Vernetzung ist ein wichtiger Bestandteil

bwd Sie sind ja auch Schauraumpartner bei Weitzer. Wie funktioniert das?

Kranl Die Schauraumpartnerschaft, in deren Rahmen ich an drei bis vier Tagen pro Monat inzwischen bis zu 15 Kunden berate, ist ein wichtiger Bestandteil der Vernetzung. Als Einzelkämpfer ist man heutzutage in jeder Branche verloren, man muss sich zusammenschließen, um einen schönen und großen Schauraum wie bei Weitzer in Wien optimal zu nutzen und zu bespielen. Das wäre für einen Einzelnen nicht zu bewäl­tigen.

bwd Haben Sie noch weitere Ziele?

Kranl Vorerst freue ich mich, dass ich durch meine Zusatzausbildungen ruhiger und sicherer geworden bin. Vor allem aber kann ich meine Kunden nun in technischer und praktischer Hinsicht noch fundierter beraten. Ich kann bei komplizierten Projekten bessere Lösungen finden und diese auch auf der Baustelle umsetzen.

Dank meines Netzwerks, zu dem beispielsweise auch Hans Hug, ein Urgestein der Branche, zählt, werde ich für Sonderlösungen angefragt, die für andere eher schwierig werden. Das schafft mir Befriedigung und meinen Kunden die Sicherheit, die beste Lösung aller Aufgaben rund um das Parkett zu bekommen. In den nächsten fünf Jahren werde ich allerdings wieder leiser treten, auf eine bessere Work-Life-Balance achten und sicher keine Zusatzausbildungen machen.

Bodenleger und Parkettspezialist Martin Kranl: Beruflicher Werdegang

Martin Kranl wurde am 13. Mai 1967 in Mödling geboren, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Berufspraxis:

  • 1986–1990 Kaufmännischer Angestellter und Abteilungsleiter, Konsum Einrichtungshaus Vösendorf
  • 1990–1991 Außendienstmitarbeiter Niederösterreich, Inku AG
  • 1991–1992 Objektberater, Backhausen & Söhne GmbH
  • 1992–1998 Außendienstmitarbeiter Wien, Bauwerk Parkett GmbH
  • 1998–2000 Außendienstmitarbeiter Wien, Meyer Parkett GmbH
  • 2000–2002 Gesellschafter/Bauleiter, Puchegger & Beisteiner GmbH
  • 2002–2004 Community Manager, Krone Multimedia GesmbH
  • 2004–2007 Leiter Parkettabteilug, Slavonia BaubedarfsgesmbH
  • 2007–2010 Geschäftsführer, Parketteria GesmbH
  • 2010–dzt. Leiter Parkettabteilung, Mikulecky & Söhne GmbH

Schul- und Berufsausbildung:

  • 1973–1977 Volksschule Pfaffstätten
  • 1977–1982 Bundesrealgymnasium Baden
  • 1982–1983 Handelsakademie Baden
  • 1983–1986 Lehre zum Einzelhandelskaufmann, Konsum Einrichtungshaus Vösendorf, Abschluss: Einzelhandelskaufmann
  • 1992–1995 Fachakademie Marketing, WIFI St. Pölten, Abschluss: Fachwirt für ­Marketing
  • 2005–2006 Meisterkurs Bodenleger, Wirtschaftskammer Wien, Abschluss: Bodenlegermeister
  • 2013–2014 Lehrgang Mediation, ARGE Bildungsmanagement Wien
  • 2016 Ausbildung zum Parkettrestaurator, Neustandt/Aisch (D)
  • 2018 Master of Science, Marketing und Sales, Wien