Ausbildung: Duales Modell voranbringen - Österreich zeigt, wie es geht"> Ausbildung: Duales Modell voranbringen Österreich zeigt, wie es geht

Österreich hat bei den Berufseuropameisterschaften 2012 sehr gut abgeschnitten und Delegationen aus ganz Europa kommen in das Land, um das duale Ausbildungssystem kennenzulernen. Aber warum ist das so?

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    Mehr junge Leute könnten das erreichen: Dem Silbermedaillengewinner Thomas Jais (re.), wird besondere Ehre zuteil - er trifft den Bundespräsidenten Dr. Heinz Fischer (2. v. li.).
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Österreich zeigt, wie es geht

Die Leistungen der jungen Facharbeiter bei der „Berufsolympiade“ 2012 können sich wirklich sehen lassen. Nicht weniger als 22 Medaillen und zwei Diplome standen am Ende für das rot-weiß-rote Team in der Bilanz. Das bedeutet nicht nur mit großen Abstand Platz eins in der Nationenwertung, sondern lässt im direkten Vergleich mit unserem großen Nachbarn Deutschland aufhorchen. Dieser hat trotz seiner zehnfachen Größe nur knapp mehr als ein Drittel (fünfmal Gold, dreimal Bronze) der heiß umkämpften Spitzenplätze belegt. Gemeinsam ist den Alpenländern bei allen regionalen Unterschieden, dass die duale Ausbildung in den Berufsschulen und sehr praxisnah in den Betrieben die Jugendlichen für internationale Spitzenleistungen fit macht. Ein weiteres wichtiges Indiz für das erfolgreiche Ausbildungssystem, das von vielen Ländern nun gerne übernommen werden soll, ist die niedrige Jugendarbeitslosigkeit. Während in den südlichen Ländern erschreckende 20 bis 50 Prozent der Jugendlichen keine Arbeit finden, sind es in Österreich nur 8,3 Prozent. Im europäischen Ranking bedeutet das den zweiten Platz hinter den Niederlanden.

Bessere Perspektiven als Akademiker

Während auch in Österreich die Arbeitslosigkeit bei Akademikern im letzten Jahr um sogar 26 Prozent angestiegen ist (vor allem bei Jus und Betriebswirtschaft), hat man mit einer guten Facharbeiterausbildung und einem gewissen Einsatzwillen praktisch eine Jobgarantie in der Tasche. Denn gut ausgebildete Facharbeiter werden praktisch überall gesucht.

Allein das für viele Bauberufe wie dem Bodenleger suboptimale Image verhindert einen deutlichen Lehrlingsboom, den diese internationalen Erfolge eigentlich auslösen sollten. Dabei kann man heute die Lehre mit der Matura (entweder vorher oder nachher) bestens kombinieren und auf diesem Weg wirklich zu einer Spitzenkraft und einem Leistungsträger heranreifen.

Innungen müssen noch mehr werben

Vieles liegt sicherlich am jeweilgen Elternhaus, das häufig ein Studium bevorzugt, nach dem Motto: „Meine Kinder sollen es einmal besser haben und müssen sich nicht mehr schmutzig machen, daher schicke ich sie auf eine höhere Schule.“ Die Eltern vergessen aber oft, die Interessen und Neigungen ihrer Söhne und Töchter entsprechend zu berücksichtigen. Nur wenn junge Menschen in Berufen ausgebildet werden, die sie wirklich interessieren, werden sie später Spitzenleistungen erbringen können.

Die meisten Jugendlichen und deren Eltern kennen die über 200 Lehrberufe nur zu einem geringen Teil. Deshalb sind sowohl die Ausbildungsbetriebe als auch die Innungen und Interessensvertretungen aufgerufen, noch mehr Werbung für die Lehrberufe zu machen. Wenn dies erfolgreich umgesetzt wird, müssen sich Handwerk und Gewerbe keine Sorgen über qualifizierten Nachwuchs mehr machen.

Und vielleicht heißt es eines Tages: „Was, du hast eine Lehre gemacht? Gratuliere, dann brauchst du dir über deine Zukunft keine Sorgen mehr machen.“ Große Ziele erreicht man nur schrittweise. Den nächsten Schritt gilt es bei den EuroSkills 2014 in Lille oder 2013 bei den Weltmeisterschaften in Leipzig zu machen.

Thomas Mayrhofer