bwd im Gespräch mit DI Josef Stoppacher, Geschäftsführer Weitzer Parkett Noch näher ran an den Verleger

Mehr als sieben Millionen Euro will Österreichs marktführender Parketthersteller in die Neuorganisation seiner Produktion investieren. Über dies und weitere ambitionierte Ziele sprach bwd anlässlich eines Betriebsbesuches mit Geschäfstführer DI Josef Stoppacher.Nach dem Ausscheiden der Familie Wesonig hält die Familie Weitzer über ihre Familienstiftung die gesamten Anteile am steirischen Parkettboden- und Stiegenhersteller. Vor kurzem wurde auch das Management neu aufgestellt. Im Februar übernahm DI Josef Stoppacher die Geschäftsführung. Mit 1. September erhielt er in der Person von DI (FH) Martin Karner, der seit 19 Jahren bei Weitzer Parkett tätig ist und den Bereich Produktion/Technik leitet, eine kompetente Unterstützung. Er wird für den technischen Part der Geschäftsführung verantwortlich sein. Wie sich der Familienbetrieb als Marktführer in Österreich aufstellen will, hat die bwd bei einem Betriebsbesuch in Weiz gefragt. bwd Herr DI Stoppacher, Sie sind der zweite Geschäftsführer bei Weitzer, der nicht aus der Familie stammt. Was war der Grund für Ihre Bestellung und wie sind Sie zu diesem Job gekommen? Stoppacher Das Unternehmen Weitzer Parkett will sich für die Zukunft neu aufstellen und auf einem soliden Fundament international expandieren. Als gebürtiger Weizer kenne ich das Unternehmen schon sehr lange, Wilfried Weitzer kenne ich schon aus meiner Kindheit. Er hat mich gefragt, ob mich die Geschäftsführung reizen würde. Ich war lange Jahre international tätig und habe diese neue Herausforderung sehr gerne angenommen. bwd Schildern Sie uns bitte Ihren bisherigen beruflichen Werdegang. Stoppacher Ich war nach meinem Wirtschaftsingenieur-Studium in Graz neun Jahre lang in der Unternehmensberatung tätig, fünf Jahre bei Accenture und vier Jahre bei Roland Berger in Düsseldorf, wo ich sehr viel, vor allem in der Grundstoffindustrie, gelernt habe. Dann war ich fünf Jahre für den MOL-Konzern in verschiedenen Positionen tätig, zuletzt als Senior Vice President Production & Projects, Ich habe unter anderem in den Bereichen Investitionen, Produktion und Beschaffung gearbeitet, war Landesgeschäftsführer und habe bereits in 35 Ländern Berufserfahrung gesammelt. Ich kann mich daher auf neue Herausforderungen gut einstellen. bwd Was unterscheidet einen Holzfußbodenhersteller von einem Rohstoffkonzern? Stoppacher Die Unterschiede sind natürlich groß und ich muss im Schnellgang noch viel lernen. Es gibt aber auch viele Parallelen, wenn man genau nachdenkt. bwd Können Sie das näher erläutern? Stoppacher Da wie dort geht es um die Verfügbarkeit des Rohstoffes. Für die Parkettproduktion braucht es Rohholz, welches ein Jahr im Voraus beschafft werden muss. Dafür ist viel Erfahrung, aber auch ein großes Netzwerk wichtig. Ohne den richtigen qualitativen Rohstoff, zum richtigen Preis und entsprechender Verfügbarkeit, geht gar nichts. Aber auch die Kuppelproduktion ist eine Gemeinsamkeit mit anderen Grundstoffindustrien. bwd Die Preise für Holz sind im letzten Jahr sehr stark gestiegen. Wie hoch war dieser Anstieg und wie geht es mit den Preisen weiter? Stoppacher Wir haben sicher um 20 bis 30 Prozent höhere Rohstoffkosten akzeptieren müssen, die wir nur zum Teil weitergeben konnten. Derzeit hat sich die Situation wieder beruhigt, wir haben eine stabile Versorgungslage und auch stabile Preise. Ich hoffe, dass dies so bleibt. bwd Worin besteht die größte Herausforderung in Ihrer neuen Aufgabe? Stoppacher Wir müssen an mehreren Rädern gleichzeitig drehen. Zum einen stellen wir das Management-Team neu auf, zum anderen werden wir die Produktion völlig neu organisieren und dafür viel Geld, über sieben Millionen Euro, in die Hand nehmen. Wir wollen aber nicht nur den gesamten Materialfluss, sondern auch unseren Produktmix optimieren, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Gleichzeitig investieren wir in neue Produkte und setzen dabei auf unsere Forschungs- und Entwicklungsabteilung, in der fünf Personen tätig sind. Wir geben zwei bis drei Prozent des Umsatzes für diesen Bereich aus. bwd Auf welche neuen Produkte dürfen wir gespannt sein und wann werden diese kommen? Stoppacher Wir wollen den Holzboden mit Zusatzfunktionen ausstatten. Ein Beispiel dafür ist der Renovierungsbereich, wo wir noch effizientere Produkte entwickeln wollen, die noch leichter zu verlegen sind. Darüber hinaus gilt es, völlig neue Märkte anzudenken. Wir sind gerade dabei, die Grundlagenforschung für den Einsatz von Holz im Automobil-Bau als Teil eines größeren Konsortiums aufzustellen. Dies ist jedoch ein Zukunftsthema, das sich über ein Jahrzehnt bis zur Marktreife ziehen wird. bwd In welchen Märkten wollen Sie kurzfristig wachsen? Stoppacher Wir sind Marktführer in Österreich, haben aber zuletzt Marktanteile verloren, die wir wieder zurückholen wollen. Einen großen Fokus haben wir in Deutschland, wo unser Marktpotential noch sehr hoch ist. Der drittwichtigste Markt ist dann schon China, wo wir mit einem lokalen und exzellenten Partner ebenfalls riesige Expansionsmöglichkeiten haben. Aber auch in „Nordwest-Europa“ haben wir noch jede Menge Potential für unsere Produkte. bwd Welche Größenordnung schwebt Ihnen für die Expansion vor? Stoppacher Wir produzieren derzeit etwa 2,4 Millionen Quadratmeter pro Jahr. Dies will ich innerhalb von zwei bis drei Jahren auf drei Millionen steigern. Wir werden die Exportquote von derzeit 50 Prozent signifikant erhöhen. Wichtig aber ist dabei, nicht nur einen Mehrumsatz zu erzielen, sondern auch Gewinne zu machen. Quadratmeter alleine sind uninteressant, nur profitables Wachstum ist nachhaltig. bwd Wird sich bei den Partnern und beim Vertrieb etwas ändern? Stoppacher Wir haben derzeit 250 bis 300 Partner. Diese Zahl wollen wir natürlich ausweiten. Wir wollen aber näher an den Verleger heran, sodass wir sehen, wie wir mit dem Großhandel in Deutschland und anderswo zusammenarbeiten können, um bessere Erfolge zu erzielen. Wir überprüfen gerade alle bisherigen Partnerschaften und sind offen für Vertiefungen oder Erweiterungen. Letztendlich ist es immer eine Frage von Risiko und der Ertragserwartung. Wir werden uns im nächsten Jahr auch im Internet modernisieren und unser Partnerportal ausbauen. Wir bieten auch Webinare für die Verleger an, was in Zukunft immer wichtiger wird, da unser Produkte eben perfekt verlegt werden müssen. Dafür sind neue Schulungsmaßnahmen ein Gebot der Stunde. bwd Planen Sie auch Zukäufe ein? Stoppacher Wir haben derzeit intern genug zu tun, um uns für die Zukunft aufzustellen. Ich sehe in den nächsten drei Jahren keine Firmenübernahmen, die uns etwas bringen könnten. Was danach ist, kann man jetzt noch nicht sagen. bwd Wir danken für das Gespräch. Modernisierung betrifft 90 Prozent der ProduktionMit der Neuaufstellung des Familienbetriebes Weitzer Parkett im Dezember 2016, der neuen operativen Doppelgeschäftsführung sowie der Modernisierung der Produktion investiert man nach eigener Aussage klar in die Zukunft des Firmenhauptsitzes in Weiz.. Die Parkettfertigung erfolgt zu 100 Prozent in Austria. Bereits seit April dieses Jahres werden nahezu 90 Prozent des Produktionsbereiches auf den aktuellsten Stand der Technik gebracht und das bei laufendem Vollbetrieb. Ziele der umfangreichen Modernisierung sind unter anderem die Optimierung des Produktionsflusses zur Sicherstellung eines wirtschaftlichen Fertigungsablaufs, eine flexiblere Gestaltung des Fertigungsflusses, um noch rascher auf individuelle Kundenwünsche reagieren zu können, sowie die Schaffung neuer Produktionskapazitäten für ein nachhaltiges Wachstum am Standort Weiz. Wie das Unternehmen mitteilt, will sich die Inhaberfamilie, Wilfried Weitzer gemeinsam mit den Töchtern Dr. Nicola Weitzer und Mag. Alexandra Decker-Weitzer, der erfolgreichen Weiterentwicklung aller Standorte in der Unternehmensgruppe widmen.