Druckstellen, Farbunterschiede und Bläschen im Dielenboden

Ein massiver Dielenboden in der Holzart Wengé zeigte bereits kurz nach der Verlegung Druckstellen, Farbunterschiede und Bläschen.

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    Nach dem Entfernen der Abdeckung zeigten sich auf dem massiven Dielenboden in der Holzart Wengé deutliche Druckstellen.
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    Der Auftraggeber bemängelte die Farbunterschiede, denn einzelne Elemente des Bodenbelags aus Wengé zeigten statt der kaffeebraunen Färbung einen eher rötlich-braunen Ton.
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    An den Elementkanten hatten sich Bläschen und Pickel gebildet.

Die großformatigen Dielen sollten vollkommen ast- und splintfrei sein und ein möglichst einheitliches und dekoratives Erscheinungsbild ergeben. Der Verlegebetrieb, der den Auftrag realisierte, legte viel Sorgfalt auf die Materialauswahl und war mit dem Ergebnis der Verlegung sehr zufrieden.

Schadensbild: Farbunterschiede, Einkerbungen und Bläschen

Dem Auftraggeber allerdings waren bei seinen Besuchen auf der Baustelle Elemente aufgefallen, die statt der kaffeebraunen Färbung − wie sie für Wengé typisch ist − durch einen eher rötlich-braunen Ton auffielen und seiner Meinung nach das Erscheinungsbild störten. Er beauftragte daher einen Sachverständigen, die Situation nach dem Abnehmen der Abdeckung, die nach dem Einölen der bau­seits geschliffenen Dielen seitens des Auftraggebers mit Wellpappe vorgenommen wurde, zu beurteilen.

Beim Hochnehmen der Wellpappe offenbarte sich für die Anwesenden allerdings eine böse Überraschung: Der Parkettboden zeigte eine Vielzahl kleiner Einkerbungen, welche die gesamte Parkettfläche beeinträchtigten. Außerdem wiesen die Elementkanten zahlreiche Bläschen auf, die auch im Stehen gut sichtbar waren. Bezüglich der Farbunterschiede konnte der Sachverständige darauf hinweisen, dass Wengé die dunkle Farbe erst im Laufe der Trocknung annimmt und dabei sorgfältig gedämpft wird.

Schadensanalyse: Kamineffekt und fehlerhafte Rollen

Auch die Einwirkung von Licht führt zu farblichen Veränderungen. Die Bläschen an den Elementkanten hatten ihren Ursprung darin, dass durch Kamineffekte das Öl in den Fugenbereichen, in denen es nicht mit Sauerstoff ausreichend reagieren kann, kapillar an die Oberfläche transportiert wird und sich dort neben den Fugen ablagert. Gerade bei tropischen Hölzern mit hoher Dichte und eigenen öligen Inhaltsstoffen sind solche Effekte abzusehen und müssen gegebenenfalls durch stetes Nachpadden minimiert werden.

Eine besondere Rolle spielt dabei das Verfahren, mit dem das Öl aufgetragen wird. Wenn mit einer Spachteltechnik gearbeitet wird, werden die Fugen zwangsläufig mit Öl übersättigt. Dieses in die Fugen gedrückte Öl kann nicht mit Sauerstoff reagieren und bleibt auch dann noch frisch und flüssig, wenn das auf dem Holz oben aufliegende Öl bereits mit der Raumluft reagieren und dadurch trocknen konnte. Es bilden sich daher stunden- und tagelang Ölablagerungen an den Fugenkanten, die wie Bläschen aussehen. Mit dem Sauerstoffkontakt an der Oberfläche trocknen sie aus. Wenn sie nicht rechtzeitig durch Bearbeitung − beispielsweise mit Pads − verteilt werden, bleiben sicht- und spürbare Pickel zurück.

Zuletzt widmete sich der Sachverständige den Einkerbungen. Der "Hauptverdächtige" war schnell ausgemacht: die Wellpappe. Die Wellenstruktur der Pappe korrespondierte millimetergenau mit den Eindrücken, die das Parkett perforiert hatten. Als weitere "Tatbeteiligte" ließen sich sofort die Transportwägen ausmachen, mit denen die Spedition die Möbel und Akten an Ort und Stelle gebracht hatte. Die zentnerschweren Lasten wurden durch Rollen, die ihre besten Tage schon hinter sich hatten, auf den Boden gebracht. Entsprechend war die Auflagefläche der Rollen unter den Palettenwägen ungleichmäßig verteilt und eine erhöhte Druckbelastung unvermeidlich. Überraschend war jedoch, mit welcher Härte die Rippen der Pappe sich in das eben auch nicht minder harte Wengénholz hineingedrückt hatten.

Wengé weist Werte bezüglich der Holzhärte auf, die der Härte von Eiche und Buche mindestens gleichkommen. So kommen Eiche und Buche auf eine Brinellhärte von circa 34 N/mm², Wengé hingegen auf etwa 44 N/mm². Dass man aber nun mit Pappe Eindrücke in Hartholz machen kann, bewies dieser Schadensfall anschaulich. Von den Beteiligten wurde auch der Verdacht geäußert, dass eine falsche Oberflächenbehandlung für die Eindrücke verantwortlich sein könnte.

Dazu führte der Sachverständige aus, dass die Härte einer Parkettoberfläche im Wesentlichen durch das Holz bedingt sei und nicht durch die Oberflächenbehandlung. Punktuelle Belastungen müssten durch die Härte des Holzes aufgefangen werden. Eine Versiegelung oder eine Ölimprägnierung sind nicht in der Lage, diese Belastung zu neutralisieren.

Schadensbeseitigung: Vollflächiges Schleifen, nochmaliges Ölen

Der Sachverständige empfahl, eine endgültige Beurteilung der farblichen Stimmigkeit erst vorzunehmen, wenn die Wengédielen ein bis zwei Monate ohne Abdeckung gelegen wären. Für die gleichmäßige Färbung seien wahrscheinlich Licht und Luft ausreichend. Die Pickel und Bläschen an den Elementkanten könnte man zum Beispiel durch eine Ziehklinge beseitigen und die Fläche mit Pflegeöl oder einer Pflegedispersion gleichmäßig überarbeiten. Die Eindrücke, die die Wellpappe hinterlassen hatte, könnten allerdings nicht mehr durch oberflächliche Maßnahmen behoben werden, sondern nur durch vollflächiges Schleifen und nochmaliges Ölen.

Die Blasen an den Elementkanten sind zunächst vom Parkettleger zu verantworten, weil sie aus einem ungeeigneten Auftragsverfahren des Öls resultierten. Da es natürlich nicht in jedem Fall möglich ist, alle Bedingungen für eine gute Trocknung eines Öls auf einer Baustelle herzustellen und aufrechtzuerhalten, stehen auch die Bauleitung und die Bauplanung in der Verantwortung.

Fazit: Zeitfenster und Arbeitsbedingungen im Vorfeld richtig einschätzen

Im vorliegenden Fall hatten eingeschränkte Lüftungsmöglichkeiten und der Zeitdruck, über das Wochenende die beiden Ölaufträge zu erledigen, dem Verleger Probleme bereitet. Der Erfolg der Arbeit hängt also davon ab, wie gut der Parkett- und Bodenleger im Vorfeld die zu erwartenden Bedingungen abschätzen und auf welche Weise er auf den Zeitrahmen seines Vertragspartners einwirken kann.

Bei den Eindrücken durch die Wellpappe stehen sowohl der Auftraggeber, seine Bauleitung und natürlich auch der Speditionsunternehmer in der Verantwortung. Für den Einzug wäre eine lastverteilende Abdeckung in Form von Sperrholzplatten oder Ähnlichem erforderlich gewesen. Dem Parkettleger war dieser Planungsfehler nach Einschätzung des Sachverständigen nicht anzukreiden.

So machen Sie nicht die gleichen Fehler

  • Die Farbwirkung des fertigen Bodens kann durch Vorlage geeigneter Muster oder Musterflächen besser bestimmt werden als durch mündliche oder schriftliche Beschreibungen. Bei einer späteren Kontrolle der optischen Wirkung können solche Muster überzogene Erwartungshaltungen relativieren.
  • Der Spachtelauftrag von Öl kann zu Pickelbildung von Öl an den Elementkanten führen. Bei ungünstigen Bedingungen kann durch das Sprühen, Rollen oder Padden das Risiko von kapillar nachstoßendem Öl reduziert werden.
  • Die Oberflächenbehandlungen für Parkettböden müssen immer so flexibel und elastisch sein, dass sie gegebenenfalls mit den Holzverformungen mitgehen und dadurch der Schutz des Holzes aufrechterhalten bleibt, auch wenn das Holz durch die übliche Nutzung eingedellt wird. Eine harte Schale als Beschichtung würde abplatzen oder abschuppen und das Holz ungeschützt den weiteren Belastungen aussetzen.
  • Der Schutz fertig verlegter Flächen bis zur Abnahme bzw. bis zum Nutzungsbeginn ist auf die zu erwartenden Belastungen anzupassen und bedarf der sorgfältigen Planung.