bwd im Gespräch Markus Gangl über Schwerpunkte und Image der Ausbildung Netzwerker für Lehrlinge

Markus Gangl ist als Bundeslehrlingswart Mittler zwischen Berufsschulen, Wirtschaft und Bundesinnung. Im Interview zeigt er Möglichkeiten auf, wie das Bodenlegerhandwerk junge Menschen für eine Ausbildung begeistern kann.Bundeslehrlingswart Markus Gangl möchte talentierten Nachwuchs gewinnen und Junghandwerker bestmöglich fördern.Nachwuchsarbeit ist in allen Branchen ein Muss. Auch die Bodenleger bemühen sich, die besten Jugendlichen für das schöne Meisterhandwerk zu gewinnen. Die Verantwortung auf höchster Ebene hat Markus Gangl aus der Steiermark, der sich als Bundeslehrlingswart um alle Belange und Aspekte der Ausbildung des Bodenleger-Nachwuchs kümmert. Wie er es anlegt und welche Schwerpunkte er dabei setzt, beantwortet er bwd-Österreich bei einem ausführlichen Gespräch. bwd Sie sind seit einigen Jahren Bundeslehrlingswart. Wo liegen die Schwerpunkte Ihrer Tätigkeit? Gangl Bundeslehrlingswart bin ich jetzt seit 2013. Der Schwerpunkt liegt derzeit darin, den Kontakt zwischen den Berufsschulen und der Wirtschaft sowie der Bundesinnung zu verbessern. Auf Bundesebene versuchen wir nun weitestgehend alle Landesberufsschulen an einen Tisch mit den Vertretern der Bundesinnung zu bekommen. Sinn und Zweck ist, ein Netzwerk zwischen Schule und Wirtschaft entstehen zu lassen, da man in der Vergangenheit immer wieder mit unterschiedlichen Auffassungen konfrontiert war oder noch immer ist. Zusätzlich musste festgestellt werden, dass sich die Berufsschullehrer und Direktoren untereinander zum Teil gar nicht kannten oder noch immer nicht persönlich kennen. Diesen Umstand ändern zu wollen und aus einzelnen Landeseinrichtungen eine große bundesweite Einheit aus Schule und Wirtschaft zu schaffen, die an einem Strang zieht, ist ein großes Thema. bwd Wie ist die Zusammenarbeit mit den Berufsschulen und Landesinnungen? Gangl Auf Landesebene funktioniert die Zusammenarbeit bereits bestens. Oftmals auch durch den Umstand begründet, dass viele Landesfunktionäre als Prüfer bei den Lehrabschlussprüfungen fungieren. In der Regel werden die Prüfungen in den Räumlichkeiten der Schule abgehalten, alleine dadurch stellt sich schon der persönliche Kontakt zwischen dem Lehrpersonal und Direktionen sowie den Innungsvertretern ein. Zusätzlich unterstützen die Landesinnungen in unterschiedlicher Art und Weise die Schulen – sei es mit der Organisation und Bereitstellung von Arbeitsmitteln oder auch zum Beispiel durch die Finanzierung von Fachbüchern für den Unterricht. bwd Was kann man aus Ihrer Sicht machen, um das Image und damit das Interesse am Bodenlegerhandwerk weiter zu heben? Gangl Positiv Werbung machen. Klingt ganz einfach, ist aber ein komplexes Thema: Zum Beispiel bewerben die Landesinnungen seit geraumer Zeit auf diversen Berufsinformations-Veranstaltungen den Beruf des Bodenlegers und versuchen das möglichst attraktiv und auffallend zu gestalten. Damit soll erreicht werden, dem Beruf des Bodenlegers mehr Präsenz zu verschaffen – vielen Menschen in der Bevölkerung ist es beispielsweise gar nicht bewusst, dass der Bodenleger ein eigener Lehr-, ja sogar Meisterberuf ist. Ein gepflegtes Auftreten der Lehrlinge und Facharbeiter ist natürlich auch nötig. Zu diesem Zweck unterstützt die Bundesinnung die Lehrlinge, indem sie standesgemäße Berufsbekleidung zur Verfügung stellt, beginnend von der Bodenlegerhose, den Bodenlegerschuhen bis hin zu einem Satz persönlicher Schutzausrüstung – also die bekleidungstechnische Grundausstattung. Ganz wichtig ist natürlich auch die fundierte Ausbildung: Als Facharbeiter, und als Meister sowieso, muss man dem Kunden gegenüber natürlich immer einen kompetenten Eindruck hinterlassen können. Schafft man das vereinzelt nicht, schadet das dem ganzen Berufsstand. Ein weiterer wichtiger Punkt ist dann letztlich auch die Komponente Technik: Das Wissen über unter anderem Bauphysik, Bauchemie, Normen, Regeln der Technik, Materialkunde wird immer wichtiger – weil umfangreicher. Das gilt es dem Konsumenten bewusst zu machen. Leider gelingt das noch zu wenig, da man immer das Ergebnis sieht – nicht aber das Know-how. bwd Warum soll ein junger Mensch ein Handwerk lernen? Gangl In Zeiten wie diesen ist das relativ einfach mit einem alten Spruch zu beantworten: Handwerk hat goldenen Boden. In den letzten Jahren spielten viele Faktoren dem Handwerk zu. Zum einen die demografische Entwicklung (Stichwort: Geburtenrückgang), die es den Betrieben nunmehr erschwert, geeignete Lehrlinge zu akquirieren, zum anderen jedoch die Möglichkeit für willige Jugendliche, aus einer Vielzahl von Lehrberufen wählen zu können. In den Medien ist auch immer länger vom Facharbeitermangel zu hören und immer mehr von zunehmender Akademiker-Arbeitslosigkeit zu lesen. Es stellt sich daher für die Jugendlichen und speziell für die Eltern die Frage: Will ich ein gefragter Facharbeiter sein, oder soll mein Sohn/meine Tochter vielleicht doch ein arbeitsloser Akademiker werden? bwd Welche Funktion hat der Bundeslehrlingswettbewerb aus Ihrer Sicht und welche Auswirkungen ergeben sich daraus? Gangl Der BLW hat sich in den letzten Jahren sehr stark als Motor und Motivator für die gesamte Branche entwickelt. Er ist zum einen für die Lehrlinge bereits während ihrer Lehre und Berufsschulzeit ein Anreiz und Ziel, auf das sie hingeführt werden. Er ist aber zum anderen für die Berufsschulen auch Ansporn, immer wieder talentierte Lehrlinge zu fördern und auf den Wettbewerb einzustimmen. Nach außen ist der Bundeslehrlingswettbewerb natürlich auch ein PR-Element für den Berufsstand des Bodenlegers, zumal dieser bereits zweimal auf Publikumsmessen ausgetragen wurde und sich der Bodenleger-Beruf dadurch direkt dem Konsumenten präsentieren kann. bwd Wie sehen Sie die Bodenlegerausbildung in Österreich im internationalen Wettbewerb? Gangl Die Erfolge der letzten Jahre auf internationaler Ebene (Stichwort: EuroSkills) geben Österreich mit der dualen Ausbildung im Grunde immer wieder recht. Viele Länder beneiden uns um dieses System – es hat Österreich in den letzten Jahrzehnten ja auch eine Unzahl an hochqualifizierten Facharbeitern in allen Handwerksbranchen beschert. Wir dürfen uns jedoch nicht auf diesen Lorbeeren ausruhen: Veränderungen im Bildungssystem zwingen das Handwerk zu immer größeren Anstrengungen. Trotzdem befinden sich die österreichischen Bodenleger auf höchstem Niveau, das es weiter zu verbessern gilt. Nicht verschweigen darf man in diesem Zusammenhang das preisgekrönte Bodenleger-Camp in Admont, welches ja auch beim roomy 2014 ausgezeichnet wurde. Hier können Lehrlinge in vier Modulen ihre innerbetriebliche und schulische Ausbildung noch weiter ausbauen. Nachdem sich Bodenlegerbetriebe vielfach auf bestimmte Bereiche spezialisiert haben, können damit auch eventuelle Mankos in der betrieblichen Ausbildung ausgeglichen werden (zum Beispiel der Bereich Estrich). Die Resonanz der Teilnehmer ist überwältigend positiv, da es in diesen Camps auch soziale Rahmenprogramme gibt. Jeder Lehrbetrieb ist gut beraten, seine Lehrlinge auf diese Camps zu schicken, zumal top geschulte und motivierte Mitarbeiter aus diesen Camps zurückkommen. Nicht zu vergessen ist, dass die Kosten dafür förderbar sind. Hier gilt der Dank den Initiatoren und Organisatoren des Camps, Christian Reiböck und Anton Spiegel. bwd Was sollen Betriebe machen, die Bodenleger-Lehrlinge suchen? Gangl Eigentlich einfach – aber mühsam: um Talente werben. Ich kann den Kollegen nur den Tipp geben, keine Möglichkeit der Stellenausschreibung auszulassen: Geht in die umliegenden Schulen, bewerbt die Stelle in den Gemeinden (vielerorts gibt es Online-Lehrstellenbörsen) und sucht natürlich über den eigenen Betrieb (Stichwort: Aushang am Schaufenster, Werbung auf der firmeneigenen Homepage und Ähnliches). Und: ein gutes Vorbild sein. Als Leitbetrieb in seiner Region ist man auch als Lehrherr gefragt.