Der interessante Schadensfall: Verformung und Wellenbildung bei Stabparkett trotz Austrocknung Muß der Bodenleger auf vorhandene Feuchtigkeit prüfen?

Was war geschehen? Nach einem Wasserschaden war ein erst neun Monate alter Parkettboden entfernt und durch einen neuen Fertigparkettboden ersetzt worden. Zuvor hatte eine Spezialfirma den nassen Untergrund getrocknet. Nach rund sechs Monaten traten konkave Verformungen und Wellenbildungen auf. Ein Sachverständiger stellte daraufhin eine nicht fachgerechte Verlegung fest, außerdem hätte der Bodenleger die Restfeuchte des Bodens prüfen sollen. Daraufhin verklagte der Auftraggeber den Bodenleger.Muß der Bodenleger auf vorhandene Feuchtigkeit prüfen? Sachverhalt Der verklagte Bodenleger hatte 1992 auf einem Zementestrich mit integrierter Fußbodenheizung, auf dem ein etwa fünf Jahre alter Bodenbelag verlegt war, rund 75 m2 Stabparkett vollflächig verklebt. Nach neun Monaten traten an diesem bis dahin schadensfreien Parkettboden bei zirka 40 m2 der Fläche starke Wölbungen auf. Daneben zeigten sich am aufgehenden Mauerwerk starke Ausblühungen. Ein Installateur stellte daraufhin einen Wasserschaden fest, dessen Ursprung zu diesem Zeitpunkt noch unbekannt war. Die Ursache stellte sich aber schnell heraus: Im Zuge der Renovierungsarbeiten war ein Geschirrspüler gegen ein neues Gerät mit Sicherheitsventil (Wasserstoppeinrichtung) ausgetauscht worden. Nach einer Überprüfung des neuen Gerätes stellte sich heraus, daß das Sicherheitsventil nie funktioniert hatte. Somit war ständig Wasser ausgetreten, zumal der Geschirrspüler täglich benutzt wurde. Die Hausratversicherung beauftragte einen Sachverständigen für Bauwesen mit der Schadensaufnahme. Ausgerüstet mit Fotoapparat und Notizblock kam der Sachverständige zu dem Urteil: Der erst neun Monate alte Boden ist ganz zu entfernen und durch einen neu verlegten Belag zu ersetzen. Nach dieser Befundaufnahme wurde im Auftrag der Versicherung eine Bautrocknungsfirma beauftragt, die Fußbodenkonstruktion auszutrocknen. Die Firma stellte zwei Trocknungsgeräte auf, an drei Stellen wurde auch in die Fußbodenkonstruktion Warmluft eingeblasen und wieder abgesaugt. Nach acht Tagen und einer täglichen Betriebszeit von 6 bis 20 Uhr stellte die Firma die Geräte ab, da sie der Meinung war, daß die Fußbodenkonstruktion trocken sei und die Neuverlegung erfolgen könne. Im Winter 1993/94 wurde der beklagte Bodenleger mit dem Entfernen des Stabparketts und einer Neuverlegung beauftragt. Wegen des geringeren Arbeitsaufwandes und der schnelleren Nutzbarkeit hatten sich Auftraggeber und Bodenleger dazu entschlossen, ein dreischichtig verleimtes Fertigparkett mit Ahorn-Verschleißauflage schwimmend diagonal zu verlegen. Als Unterlage wurde laut Angabe ein Vlies verwendet. Vor dem Auslegen des Vlieses wurde die Estrichfeuchtigkeit mit einem elektrischen Feuchtigkeitsmeßgerät und dem CM-Gerät gemessen. Der Feuchtigkeitswert lag dabei zwischen 1,6 und 2,2 Prozent Estrichfeuchte. Von seiten des Verlegers bestanden keine Bedenken gegen eine Verlegung des neuen Fertigparketts, dessen Neuverlegung im März 1994 erfolgte. Erneute Schäden Schon im Spätherbst 1994 traten die ersten sichtbaren Mängel durch konkave Verformung und Wellenbildung auf. Im weiteren Verlauf der Heizperiode nahm das Schadensausmaß soweit zu, daß sich eine Schiebetür, die rund sechs Meter vom Ort des Schadenseintritts entfernt lag, nicht mehr schließen ließ. Zudem zeigten Schränke, Tisch und Stühle eine sichtbare Neigung. Daraufhin wurde ein Privatgutachten eines Sachverständigen für Fußbodenbeläge erstellt. Dieser stellte unter anderem fest: Über die gesamte Fläche ist eine überdurchschnittliche Schüsselung der Dielen festzustellen. Teilweise treten Überkanten bis zu 2,3 mm auf. An den Längsstößen der Parkettdielen sind häufig Fugen zwischen 1 bis 3 mm festzustellen. Beim Stirnholzversatz an den einzelnen Dielen wurde der Mindestversatz in der Größe von zirka 50 cm nicht eingehalten, und im Anschlußbereich zu den keramischen Fliesen (Kachelofen) wurde keine Übergangsschiene für schwimmende Verlegung montiert. Darüber hinaus hatte der Verleger dem Auftraggeber keine Pflegeanleitung übergeben und auch das Feuchtemeßprotokoll nicht ausgehändigt. Gutachten Im Gutachten kommt der Sachverständige zu folgender Schlußfolgerung: Die aufgezeigten Mangelerscheinungen des schwimmend verlegten Fertigparketts sind auf nicht fachgerechte Verlegung zurückzuführen. Nach dem Entfernen des Bodens hätte ein Ausheizen des Estrichs erfolgen müssen, damit die Restfeuchtigkeit aus dem Estrich nach dem Wasserschaden hätte austrocknen können. Dieser Ausheizvorgang ist seitens des Auftragnehmers vom Auftraggeber zu fordern und bestätigen zu lassen. In diesem Punkt wird speziell auf die Ö-Norm B 2242 Teil 7 und die Ö-Norm B 3000 Holzfußböden verwiesen. Die stark auftretende Schüsselung und in weiterer Folge die Fugen, welche durch die Rücktrocknung des Holzes entstanden sind, wurden durch Feuchtigkeit aus dem Estrich hervorgerufen. Die Instabilität der einzelnen Parkettdielen ist auf die Nichteinhaltung eines Mindestversatzes der Stirnholzstöße von 50 cm zurückzuführen. Die Nutzung ist damit nicht mehr gegeben und der Mangel gilt als unbehebbar. Auf Grund dieses Privatgutachtens wurde dem Verleger der Streit verkündet. Im Zuge der Befundaufnahme durch den vom Gericht bestellten Sachverständigen wurden vom Unterfertigten ähnlich gelagerte Fälle, wo die Trocknungsfirma den Boden zur Neuverlegung freigegeben hat und Nachfolgeschäden aufgetreten sind, aufgezeigt. Daraufhin stellte der Anwalt der klagenden Partei an den Sachverständigen folgende Sachfrage: Seiner Meinung nach ist jeder Bodenleger bei Wasserschäden verpflichtet, seine Warn- und Prüfungspflicht soweit auszudehnen, daß er über die Prüfung des Estrichs hinaus die Feuchtigkeit des Dämmstoffes, des Deckenausgleichsmaterials und der Rohdecke vor Aufbringung des neuen Bodenbelages zu prüfen hat. Stellt der Bodenleger erhöhte Feuchtigkeit fest, ist dem Auftraggeber ein entsprechender Verbesserungsvorschlag zu unterbreiten.