bwd im Gespräch mit Philipp Utz, Vorstand Uzin Utz AG Mit Volldampf voran

Seit Januar ist Philipp Utz Teil des Vorstands der Uzin Utz AG. Im Interview berichtet er über seinen Einstieg in das Ulmer Familienunternehmen, Zukunftspläne und das 25-jährige Jubiläum der Tochtergesellschaft in Österreich.

Philipp Utz
Philipp Utz hat im Januar gemeinsam mit ­seinem Bruder Julian Utz die Verantwortung bei Uzin Utz übernommen. - © Uzin

bwd Herr Utz , Sie sind im Januar gemeinsam mit Ihrem Bruder Julian in den Vorstand der Uzin Utz AG eingetreten. Was ist Ihr beruflicher Hintergrund?

Utz Ich war nach meiner Ausbildung zum Diplom-Kaufmann im Jahre 2007 an der Universität Regensburg für vier Jahre in einer mittelständischen Strategieberatung im Bereich Supply-Chain-Management als Projektleiter tätig. Im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums von Uzin Utz im Jahr 2011 haben wir im Familienrat entschieden, dass mein Bruder Julian und ich ins Unternehmen einsteigen werden. Mit der Perspektive, irgendwann die Gesamtverantwortung zu übernehmen.

bwd In welcher Position sind Sie eingestiegen?

Utz Ich wollte das Unternehmen von innen heraus aus den verschiedensten Blickwinkeln kennenlernen und bin damals nach England gegangen, um die dortige Tochtergesellschaft auszubauen. Nach einem Jahr bin ich für sechs Monate ins Stammhaus nach Ulm gewechselt, wo ich den Aufbau unseres ersten Produktionsstandorts in den USA vorbereitet habe. Ende 2012 übersiedelte ich für vier Jahre mit meiner Familie nach Amerika und habe dort die Standortanalyse, Lieferantenselektion und Konzeption sowie Realisierung unserer Produktionsstätte für Trockenmörtelprodukte verantwortet. Heute haben wir in den Staaten über 70 Mitarbeiter in unserer Vertriebsorganisation und über 30 Mitarbeiter in unserem Produktionswerk und erwirtschaften einen Umsatz von über 20 Millionen Euro mit stark steigender Tendenz.

bwd Wie haben Sie es geschafft, in den USA erfolgreich zu sein?

Utz Ich hatte den Vorteil, dass ich bereits ein halbes Jahr für Siemens in Amerika gelebt und gearbeitet hatte und daher die Mentalität der Menschen dort gut verstehe. Der Markt ist in der Tat riesig und das Geschäft lokal ganz verschieden. Wir haben zuerst einen Grundstock an Großhändlern gewonnen und nach dem Erreichen einer kritischen Größe die Produktion vor Ort im Bundesstaat Delaware gegründet. Hier war die wichtige Rohstoffversorgung optimal gewährleistet. Wir haben dafür über 14 Millionen Dollar investiert.

bwd Wie organisierten Sie den Vertrieb?

Utz Seit 2007 sind wir mit einer eigenen Vertriebsorganisation in den USA vertreten. Ab 2010 hatten wir den Vorteil, dass nach der Wirtschaftskrise viele Bauherren substanziell besser bauen wollten oder mussten. Mit unseren Qualitätsprodukten, die es in dieser Form damals in Amerika noch nicht gab, konnten wir genau in diese Lücke stoßen. Wir beliefern heute in den USA ein Netz an namhaften Großhändlern, diese verfügen wiederum über bis zu 20 Niederlassungen. Unsere Differenzierung liegt in der konsequenten Schulung ihrer Außendienstmitarbeiter, welche die lokalen Verhältnisse und die Marktteilnehmer kennen. Weil für die Untergrundnivellierung oft eine Ausgleichsschicht von bis zu zehn Millimetern notwendig ist, fließen in ein größeres Objekt nicht selten mehrere hundert Tonnen Spachtelmasse – eine für uns sehr erfreuliche Absatzsituation.

bwd Sie sind vor zwei Jahren nach Deutschland zurückgekehrt und waren Geschäftsführer von Pallmann. Was waren Ihre Hauptaufgaben?

Utz Ich konnte auf ein sehr gutes Fundament aufbauen und habe festgestellt, dass wir in der engeren Zusammenarbeit der Vertriebsmannschaften unserer sechs Konzernmarken noch erfolgreicher am Markt agieren können. Dies habe ich vorangetrieben und mit meinem Team auch erfolgreich umgesetzt.

bwd Sie haben heuer das 25-jährige Gründungsjubiläum Ihrer österreichischen Tochtergesellschaft. Wie feiern Sie dies? 

Utz Wir haben wirklich allen Grund zu feiern, weil sich die Zahlen in Österreich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt haben und der Markt trotz eines sehr kompetitiven Umfelds für uns weiterhin sehr wichtig ist. Wir werden im Herbst mit dem „Uzin Campus“ ein neuartiges Veranstaltungsformat mit über 700 Gästen im Ulm starten, zu welchem wir selbstverständlich auch unsere Kunden aus Österreich einladen werden. Das wird ein Topevent, auf das ich mich persönlich schon sehr freue.

bwd Wie ist die Zusammenarbeit mit Ihrem Bruder Julian im Vorstand und Ihrem Vater im Aufsichtsrat?

Utz Mit meinem Zwillingsbruder verstehe ich mich blind. Wir sind uns in manchen Bereichen sehr ähnlich, in anderen sind wir wiederrum komplett verschieden, sodass wir uns sehr gut ergänzen. Unser Vater ist durch seine jahrzehntelange Erfahrung im Unternehmen natürlich weiterhin ein ganz wichtiger Sparringspartner für uns. Die dadurch geschaffene Kontinuität im Familienunternehmen ist nicht nur für unsere Mitarbeiter, sondern auch für unsere Kunden ganz wichtig, weil wir vertrauensvolle und langjährige Partnerschaften anstreben. Wir sind und bleiben berechenbar.

bwd Sie und Ihre Familie leben aber nicht in Ulm am Firmensitz, sondern in München. Warum?

Utz Unser derzeitiger Wohnsitz in München hat mit unseren Kindern zu tun. Sie sind mit ihren dreieinhalb und fünfeinhalb Jahren noch im Kindergarten, aber sie wachsen mehrsprachig auf und dafür haben wir in der Isarmetropole die besten Voraussetzungen, um diese Talente zu fördern. Man weiß schließlich nicht, welche Märkte wir in 30 Jahren noch erschließen wollen.

bwd Wie entspannen Sie sich von Ihren anstrengenden Tagen im Geschäft?

Utz Ich verbringe natürlich so viel Zeit wie möglich mit meiner Familie. Daneben schaue ich, dass der Sport als Ausgleich nicht zu kurz kommt. Ich liebe den Ausdauersport Laufen, weil das Durchhaltevermögen auch im Geschäftsleben eine große Rolle spielt. Ich bin früher zwar Marathon gelaufen, aber heute freue ich mich, wenn ich beim Halbmarathon für unser Parkett-Profi-Team von Pallmann eine Zeit von unter 1,45 Stunden erreiche.

bwd Was sind Ihre Zukunftspläne?

Utz Wir arbeiten derzeit mit Volldampf an der Umsetzung unseres Strategieprogramms „Gold“, mit dem wir bis Ende 2019 die Umsatzmarke von 400 Millionen Euro erreichen wollen. Das ist sehr ambitioniert, aber mit unserem engagierten Team, das wie ich sehr viel Freude an unserer Arbeit hat, durchaus realisierbar. Parallel dazu beginnen wir unsere Strategie „2020+“ zu entwickeln, die unter anderem die Digitalisierung als Leitbild haben wird. Die Wege zum Kunden ändern sich ebenso, wie sich die Kundenlandschaft insgesamt verändert. Wer seine zukünftigen Kundengruppen rechtzeitig identifiziert und auch aktiv anspricht, der wird auch und gerade in Zeiten von disruptiven Märkten weiter erfolgreich sein. Diesen Anspruch haben wir und werden wir umsetzen.