bwd im Gespräch mit Mag. (FH) Clara Wiltschke, Category-Managerin für Lifestyle bei Reed Exhibitions Messe als Jahreshöhepunkt

Nach drei Jahrzehnten wird sich der Category-Manager bei Reed Exhibitions, Mag. ­Wilfried Antlinger, im Juni in den Ruhestand begeben. Lesen Sie, was seine Nachfolgerin Clara Wiltschke für die Messe Casa beibehalten will und welche Änderungen sie plant.

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    Clara Wiltschke verantwortet künftig als Category-Managerin für ­Lifestyle bei Reed ­Exhibitions auch die Messe Casa mit der Timba+ (hier ein Bild von 2018), die im Jänner 2020 wieder in Salzburg stattfinden wird.
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    Clara Wiltschke, Category-Managerin für Life­style, sagt: „Wir müssen noch mehr Ideenwelten inszenieren, um Trends und Strömungen in ihrer Gesamtheit abbilden zu können.“

bwd Frau Wiltschke, Sie werden demnächst auch die Verantwortung für die Messe Casa übernehmen. Bitte schildern Sie uns kurz Ihren bisherigen Werdegang.

Wiltschke Ich habe nach meinem FH-Studium über Unternehmensführung in Wien im Eventbereich gearbeitet und bin dann durch Zufall Ende 2015 zu Reed Exhibitions gekommen. Ich war zuerst in der Eventkoordination tätig und habe 2017 für die ­Creativ-Messe in Salzburg die Verantwortung übernommen. Heute bin ­ich ­Category-­Managerin für Lifestyle, in der verschiedene Messen zusammengefasst sind, unter anderem die Casa mit der Timba+. Durch die fast zweijährige Übergangszeit, in der ich mit Wilfried Antlinger gemeinsam intensiv gearbeitet habe, fühle ich mich fit für diese Herausforderung.

bwd Wir sind heute in Wien, wo sind Sie hauptsächlich anzutreffen?

Wiltschke Ich pendle jede Woche nach Salzburg, wo ich zwei bis drei Tage verbringe. Die andere Hälfte bin ich in Wien, wo ich auch wohne.

bwd Die Casa ist die Leitmesse der Einrichtungs- und Ausstattungsbranche in Österreich. Was werden Sie beibehalten, was wollen Sie ändern?

Wiltschke Ich kann mit meinem kleinen, aber schlagkräftigen Team auf eine exzellente Basis setzen, die wir ständig anpassen. Eine Messe zu organisieren, ist jedes Jahr eine neue Herausforderung, der wir uns stellen.

Schließlich sehen wir uns auch als Dienstleister der gesamten Branche und müssen alle Interessen, sowohl der Aussteller als auch der Besucher, berücksichtigen. Nur wenn das gelingt, hat eine Messe Bestand. Veränderungen gehören zum täglichen Geschäft.

bwd Wie groß ist Ihr Team und wie ist der Jahresablauf in der Vorbereitung?

Wiltschke Ich habe drei Vollzeitkräfte in meinem unmittelbaren Team, kann aber auf die Zentralressourcen von Reed, zum Beispiel für Marketing oder IT, zurückgreifen. Insgesamt sind an die 20 Köpfe direkt von Reed an der Messe beteiligt, mit externen Kräften kommen wir schon auf 60 zusätzliche. Das macht uns leistungsfähig und kompetent wie auch effizient und schnell.

Für mich ist es wichtig, dass wir das ganze Jahr über in den Köpfen unserer Aussteller präsent sind, damit wir bei der Budgetplanung unserer Kunden berücksichtigt werden. Das ist bei einem Zwei-Jahres-Rhythmus wie bei der Casa gar nicht so einfach. Ich bin daher viel bei den Kunden unterwegs und bemühe mich neben unseren Stammausstellern auch neue, kleinere Anbieter für eine Messebeteiligung zu gewinnen. Nur wenn die Besucher neben ihren Stammlieferanten Neues sehen, werden sie auch dauerhaft zur Messe kommen.Wir müssen auch noch mehr Ideenwelten inszenieren, um Trends und Strömungen in ihrer Gesamtheit abbilden zu können. Ein Jahr vor der Messe gehen wir in die Ausschreibungs- und Buchungsphase und im Fall der Casa im Herbst in die Standeinteilung und die Eventplanung.

bwd Wie wichtig sind Messe-Events?

Wiltschke Aus meiner Sicht sehr wichtig, das gehört einfach dazu. So ist der Besko-Abend ebenso wenig von der Casa wegzudenken wie auch der Bodenlegerabend der Innung am Freitag. Wir wollen noch mehr Zusammentreff-Möglichkeiten schaffen, denn die persönliche Kommunikation und das Netzwerken sind ganz wichtige Aspekte eines Messebesuches.

bwd Wie wichtig ist Ihnen das Zusammenarbeiten mit der Fachpresse?

Wiltschke Auch diese Partnerschaften sind für uns eminent wichtig und werden dementsprechend gepflegt. Wir sehen die einzelnen Medien als wichtige Botschafter für unsere Themen und schätzen auch eine kritische Begleitung, die uns hilft, immer besser zu werden. Wir sind dafür auch Plattform für unsere Mediapartner, die oft Informationsstände auf den Messen haben. Das ist dann eine typische Win-win-Situation für beide Partner.

bwd Wie stehen Sie zur Digitalisierung und was ändert diese am Messewesen?

Wiltschke Die Digitalisierung ist nicht unser Feind, sondern unser Partner, der uns viel helfen kann. Der Versuch von reinen Digitalmessen ist schon vor über 15 Jahren gescheitert, die Leute wollen einmal im Jahr persönlich zusammenkommen und auch die Produkte angreifen und Inszenierungen erleben. Wir nutzen die Digitalisierung zum Beispiel für eine noch genauere Zielgruppenansprache und bieten unseren Ausstellern mit dem Erfassen der persönlichen Besucherdaten mittels QR-Code eine einfache und sichere Nachbearbeitungsmöglichkeit der vielschichtigen Messekontakte. So geht kein wichtiger Kontakt und damit auch keine Geschäftsmöglichkeit verloren. Wir können dank der digitalen Medien das ganze Jahr über bei unseren Partnern präsent sein und sehen die Messe als Jahreshöhepunkt. Es geht also nur digital mit analog, diese Verschränkung ist am erfolgreichsten.

bwd Stichwort Synergien. 2018 gab es erstmals die Casa gemeinsam mit der Timba+. Hat sich das Konzept bewährt und wie geht es da im nächsten Jahr weiter?

Wiltschke Die Erstveranstaltung der Casa gemeinsam mit der Timba+, die ja aus der BWS-Messe entstanden ist, war ein Erfolg und lässt uns an diesem Konzept weiterarbeiten. Bei einer Erstmesse sind viele potenzielle Aussteller noch vorsichtig und warten mit einer Beteiligung ab. Wir hatten aber schon beim ersten Mal viele namhafte Aussteller und werden für das nächste Jahr noch weitere gewinnen, die Gespräche laufen sehr vielversprechend. Wir werden die Hallenaufteilung noch intensiv diskutieren, vielleicht gibt es dabei größere Änderungen. Ansonsten wird das gemeinsame ­Konzept gut angenommen, es gibt viele ­Synergien.

bwd Wie sehen Sie die Zukunft des Messewesens allgemein?

Wiltschke Ich bin der festen Überzeugung, dass es auch noch in 50 Jahren Fachmessen geben wird, auch und gerade mit nationalem beziehungsweise interregionalem Einzugsgebiet, wie wir sie veranstalten, da wir die Bedürfnisse der Marktteilnehmer bestens befriedigen können. Durch ständigen Austausch mit allen Beteiligten sind wir aber bei jeder Messe neu gefordert, das Optimum für alle Beteiligten zu schaffen. An diesem Anspruch wollen wir uns weiter messen lassen, das wird sich auch in Zukunft nicht ändern.

Mit Clara Wiltschke sprach bwd-Redakteur Thomas Mayrhofer im Reed-Messe­tower in Wien.