Bildungsgleichstellung Meister stark aufgewertet

Um die oft zitierte „Karriere mit Lehre“ attraktiver zu machen, hat sich die neue Bundesregierung in Österreich eine Aufwertung der beruflichen Aus- und Weiterbildung im neuen Regierungsprogramm vorgenommen. Nicht allen ist das recht.Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen: Die Aufwertung im Nationalen-Qualifikations-Register soll dem dualen Ausbildungssystem einen neuen Schub geben.Im Land der Titel geht es kaum ohne. Damit mehr Jugendliche den Weg zur Lehre und zum Meister einschlagen, hat sich die neue Bundesregierung vorgenommen, diese Abschlüsse für den Arbeitsmarkt qualitativ aufzuwerten. Möglich macht dies der Nationale Qualifikationsrahmen (NQR), der die unterschiedlichsten Ausbildungen und Kompetenzen auf einer achtstufigen Skala darstellt, um sie damit EU-weit vergleichbar zu machen (siehe Kasten). Diese Maßnahme soll Österreich zu einem „Land der Meister“ machen und dem dualen Ausbildungssystem neuen Schwung verleihen. Die Zuordnung berücksichtigt dabei auch die Bedeutung der einzelnen Bereiche für den Arbeitsmarkt. Nach einer Initiative der Wirtschaftskammer Österreich wurde bereits im Vorjahr der HTL-Ingenieur auf die Stufe 6 hochgestuft und damit dem akademischen Bachelor gleichgestellt. Noch im heurigen Jahr sollen auch der Meister und weitere berufliche Befähigungsprüfungen dem Bachelor ebenbürtig werden. Der Baumeister soll sogar noch eine Stufe über den Master gelegt werden. Weiters plant die Bundesregierung, die berufsrelevanten Abschlüsse finanziell stärker zu fördern. In welcher Form, ist allerdings noch offen. Die Wirtschaftskammer spricht sich für eine rasche Neueinstufung aus, weil über zwei Drittel der Meister angestellt sind und damit eine internationale Vergleichbarkeit notwendig ist. Diese Aufwertung erfolgte in Deutschland bereits vor einigen Jahren. Dort kann mit vielen Meister- und Befähigungsprüfungen sogar die Hochschulreife erlangt werden. Der Qualifizierungseifer stößt aber nicht auf allgemeine Zustimmung, es gibt auch kritische Stimmen. Meister und Master auf einer Stufe zu nennen, stößt vielen akademischen Vertretern sauer auf. Sie befürchten, dass es durch die geplante Durchlässigkeit der Bildung zu einer willkürlichen Vermischung kommt. Dabei bleibt Studium aber Studium. So wird der Meister zwar wie der Ingenieur nach der neuen NQR auf derselben Stufe wie der Bachelor positioniert, das bedeutet aber für beide Ausbildungsabsolventen weder eine Zugangsberechtigung zu einem Masterstudium noch das Recht, den akademischen Titel „Bachelor“ führen zu dürfen. Vertreter der Universitätenkonferenz wollen die Qualifikationen streng von der Berechtigungslogik trennen und argumentierten deshalb mit der unterschiedlichen Dauer und den unterschiedlichen Anforderungen bei den jeweiligen Ausbildungen sowie der Prüfungslänge. Umstrittene BerufsakademienEin weiteres Problem sehen viele Universitäten in den kammereigenen Berufsakademien des Wirtschaftsförderungsinstituts (Wifi), für deren Besuch eine Lehrabschlussprüfung genügt. Obwohl dort nach den Studienlehrgängen der Titel „Master of Science“ erlangt wird, ist dieser Titel kein akademischer Masterabschluss im Sinne der Bologna-Kriterien. Weil viele Menschen aber einen Titel aufweisen wollen, haben diese Studienlehrgänge starken Zulauf. Die Wirtschaftskammer kämpft darüber hinaus für die Anerkennung von nichtformalen Qualifikationen, die keine gesetzliche Grundlage haben, in den Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR) zu kommen. Davon würden wiederum die Wifis stark profitieren und weiter aufgewertet werden, da diese die unterschiedlichsten Ausbildungsmöglichkeiten anbieten. Insgesamt werden in Österreich jedes Jahr über 43.000 Abschlüsse an den Unis und Fachhochschulen verzeichnet. Dem gegenüber stehen über 240.000 Kurse in der Erwachsenenbildung und in mehr als 200 Lehrberufen. Dabei sind Lehre, Meisterprüfung, HTL- oder Wifi-Abschlüsse rein österreichische Spezifika. Viele andere Länder legen ihr Augenmerk auf Ausbildungen an den Hochschulen, was ebenfalls den unterschiedlichen Anteil der Akademiker im Bezug auf die Gesamtbevölkerung erklärt. Nationaler Qualifikationsrahmen für ÖsterreichEinordnung der Qualifikationen des österreichischen Bildungssystems auf Basis von EU-Empfehlungen (Stand Jänner 2018): Stufe 8: PhD (Doktorat)Stufe 7: Master (Ziviltechniker, Baumeister, beratender Ingenieur, klinischer Psychologe)Stufe 6: Bachelor (Ingenieur, Meister)Stufe 5: Berufsbildende Höhere Schule (Handelsakademie, HTL), Reifeprüfung und DiplomStufe 4: AHS-Matura, Berufsreifeprüfung, Berufsbildende Mittlere Schule, LehrabschlussStufe 3: HauswirtschaftsschuleStufe 2: Mittelschule, Polytechnische SchuleStufe 1: Elementarbildung