Mein Ja zum Teppichboden

Stefan Heinze, Chefredakteur - © bwd

Jedes Mal, wenn wir uns wie in dieser Ausgabe schwerpunktmäßig mit textilen Bodenbelägen beschäftigen, fallen mir die Worte eines Münchener Teppichboden-Fachhändlers ein. Der sagte mir, und das ist immerhin auch schon einige Jahre her: „Sie haben ja die goldenen Teppichzeiten nicht mehr erlebt. Wir wussten damals nicht, wie wir das Geld wegtragen sollten.“  Irgendwann in den 70ern war das wohl. Seit ich 1996 zur Branche stieß, erlebe ich den Teppichboden als Sorgenkind. Wir wollen hier nicht die unterschiedlichen Gründe anführen, die dem textilen Produkt zugesetzt haben. Wir möchten in ­unsrem Sonderteil ab Seite 21 vielmehr eine Lanze brechen für einen Bodenbelag, dessen Eigenschaften einzigartig sind und die sich trotz aller Bemühungen nicht nachstellen lassen.

Vieles spricht dafür, dass sich der Markt im Jahr 2015 wieder mehr auf die textilen Vorteile besinnt. Von einer Teppichboden-Renaissance sprechen will dennoch keiner so richtig. Zu oft wurde in der Vergangenheit der Wunsch zum Vater des Gedanken. Vielleicht also eher eine „gefühlte Rückkehr des Textilen“. Wer einen Blick auf die Umsatzentwicklung des Großhandels wirft (vgl. hierzu den Beitrag ab Seite 12), kann darin eine deutliche Abschwächung des Abwärtstrends erkennen. Für die Industrie vermeldet der Heimtex-Verband im ersten Halbjahr 2015 immerhin ein – wenn auch marginales – Umsatzplus von 0,2 Prozent.  Man kann darüber spekulieren, ob die Imagekampagne „Teppich & du“, die seit 2013 am Start ist, um den textilen Bodenbelag wieder als gesundes und ästhetisches Produkt in der Raumgestaltung zu etablieren, hier bereits nachhaltig Wirkung zeigt. Die Erfahrung zeigt, dass sich Vorurteile nur sehr schwer und schon gar nicht über Nacht abbauen lassen. Gerade deshalb ist es wichtig, dass sich Handel und Industrie weiterhin für die Initiative engagieren (vgl. hierzu den Bericht auf Seite 26). Doch nicht zuletzt sollte das bodenlegende Handwerk die Chance ergreifen und sich mit hochwertigen Teppichböden profilieren. „Da wagen sich Anbieter, die nur klicken können, gar nicht heran“, sagt Raumausstattermeister Anton Westermaier. Die Renditen stimmen in diesem Fall sicher auch. Ans Geldwegtragen denkt eh schon lang keiner mehr.

Gute Lektüre wünscht wie immer Ihr