Der interessante Schadensfall: Geöltes Mosaikparkett zerreißt die gesamte Konstruktion Man muss schon genau hinschauen

Die Estrichdicke sollte nicht allzu sehr variieren, sonst treten Schadensbilder zu Tage, die mit unzulänglich vorgenommener Unterbodenprüfung zu tun haben können.Der international renommierte Sachverständige Heinz-Dieter Altmann berichtete auf dem Zukunftsforum roomy 2014 in München von einem Fall, wo ein geöltes Mosaikparkett die gesamte Konstruktion zerriss. AusgangslageIn einem Altstadtbau, dessen komplette Sanierung in der Hand eines Bauunternehmens lag, war in einem der oberen Geschosse 8 mm dickes Mosaikparkett verlegt worden. Das geschah noch mit einem Lösemittelkunstharzkleber und wurde von einem Spezialisten ausgeführt. Der Boden war oberflächlich geölt. Unter dem Mosaikparkett befand sich ein 40 mm bis 45 mm dicker Calciumsulfatestrich auf Wärme- und Trittschalldämmung mit Schrenzlage. Der Fließestricheinbau aus dem Fahrmischer war eine Eigenleistung des Bauunternehmers und geschah in guter Mörtelqualität, was auch durch den Lieferschein, der ein Ausbreitmaß von 24 cm dokumentierte, nachgewiesen werden konnte. Das wiederum deutete auf eine gute Konsistenz hin. SchadensbildDer Boden zeigte schon nach relativ kurzer Zeit Schäden. Ein Gutachter wurde gerufen.Beim Ortstermin fand er folgendes Bild vor: Das Mosaikparkett hatte sich stellenweise vom Estrich gelöst und wies im Fugenbild Verschiebungen von 3 mm bis 6 mm auf. Stellenweise war es noch fest mit dem Unterboden verbunden. Die darunter im Estrich befindlichen Risse wurden mit 0,2 mm bis 0,4 mm Breite gemessen. Das Parkett hatte noch keinen Wandkontakt, obwohl die Randstreifen vor der Verlegung abgeschnitten waren und der Estrich erheblich zerrissen vorlag. Die Verbindung von Mosaikparkett und Calciumsulfatestrich war sehr fest, der Riss zwischen den aufzubringenden Materialien fand in der Estrichrandzone statt. Prüfprotokolle des Estrichs wiesen Feuchtewerte unter o,5 CM-Prozent auf. Außerdem war der über den Querschnitt in seiner Konsistenz sehr gleichmäßige Calciumsulfatfließestrich vor der Verlegung des Parketts angeschliffen worden. Die bauklimatischen Bedingungen mit 62 Prozent bis 67 Prozent ergaben trotz der offenporigen Oberflächenölung des Parketts bei Raumtemperaturen von 26 °C keine besonderen Hinweise. Bei der Öffnung des Estrichs zeigte sich, dass dessen Schicht stellenweise 7 cm bis 8 cm Dicke aufwies. Schadensanalyse Nachdem Teilflächen des Parketts aufgenommen wurden, fand man eine ehemalige Messstelle einer Feuchteprüfung, die aufgrund der nachträglich eingebrachten Verfüllung mit einer Spachtelmasse darauf hinwies, dass nur bis zu einer Tiefe von 35 mm der Estrich aufgestemmt und das Prüfgut aus diesem oberen Bereich entnommen wurde. Man hatte nur die obere Hälfte des Estrichs geprüft und daraus Rückschlüsse auf den Feuchtigkeitsgehalt gezogen, wobei die Dicken insgesamt zwischen 51 mm und 83 mm variierten. Die Festigkeitswerte mit 3,9 N/mm² und 5,0 N/mm², gemessen im Prüflabor des Sachverständigen, waren hervorragend, die per Darrprüfung bei 40 °C ermittelten Feuchtewerte betrugen etwa 0,9 CM-Prozent bis 1,4 CM-Prozent in den verschiedenen Räumen. Die durchaus aussagefähige, aber selten herangezogene zentrische Zugfestigkeit war ausreichend. Die Holzfeuchte wahllos aufgenommener Lamellen wies gegenüber der nachgewiesenen Einbaufeuchte von ca. 9,1 Prozent Holzfeuchtewerte von 13,8 Prozent bis 14,3 Prozent auf. Gemessen wurden diese Werte ebenfalls per Darrprüfung im Labor des Sachverständigen. Als Grund für den Schaden wurde zunächst einmal die zu stark variierende Gesamtdicke des Estrichs ausgemacht. Das wiederum hatte Folgen. Zwar war die Tatsache, dass die Randstreifen auf der obersten Lage der Dämmung auflagen und der Höhenausgleich zwischen den Rohren und Leitungen mit der Trittschalldämmung ausgeführt war, ebenfalls förderlich, aber die Hauptursache der Risse und Ablösungen war eine andere. Der Estrich war zum Zeitpunkt der Verlegung keineswegs trocken, was allerdings bei der pflichtgemäßen Probennahme unmittelbar vor der Verlegung, die in nur 35 mm Tiefe stattfand, nicht festgestellt werden konnte. Eindeutig zeigte dieser Fall, dass man als Sachverständiger immer Ursache und Wirkung im Auge haben muss und dass erst die Bewertung der Gesamtheit aller Einflüsse zu einer aussagefähigen Schadensbegründung führt.