bwd im Gespräch Gerhard Hausegger, Geschäftsführer von Gerflor Österreich - „Lokales Denken ist die Zukunft“"> bwd im Gespräch Gerhard Hausegger, Geschäftsführer von Gerflor Österreich „Lokales Denken ist die Zukunft“

Die Nachfrage nach innovativen und nachhaltigen Bodenbelägen hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Wie Gerflor mit diesem Thema umgeht und welche Weiterentwicklungen geplant sind, verrät Gerflor Geschäftsführer Gerhard Hausegger.Gerhard Hausegger hat in Österreich mit Gerflor noch viel vor.„Lokales Denken ist die Zukunft“ Gerflor gehört zu den weltweit führenden Produzenten von Bodenbelägen (siehe auch Kasten). Weil ein elastischer Bodenbelag längst kein Lowtechprodukt mehr ist, sondern ein intelligent und nachhaltig produziertes Bauteil, setzt der Markenhersteller voll auf Innovationen. Welche Neuerungen der österreichische Verleger noch erwarten kann und was alles in der Entwicklung dahintersteckt, hat bwd-Österreich-Redakteur Thomas Mayrhofer den Geschäftsführer von Gerflor Österreich, Gerhard Hausegger gefragt. bwd Herr Hausegger, Sie sind seit über 17 Jahren für Gerflor in führender Position unterwegs und haben bis vor kurzem neben Österreich und der Schweiz auch die Vertriebsverantwortung für Deutschland gehabt. Was sind die Unterschiede zwischen Österreich und Deutschland? Hausegger Ich war einige Jahre sehr viel in Deutschland unterwegs und freue mich, dass ich mich jetzt ganz intensiv um Österreich und die Schweiz kümmern kann. Neben den Mentalitätsunterschieden und dem Nord-Süd-Gefälle sind auch die Märkte unterschiedlich zu bearbeiten, was sich aus der Historie erklärt. Während wir in Deutschland traditionell besonders stark mit dem Großhandel zusammenarbeiten, anteilsmäßig sicher über 50 Prozent, sind wir in Österreich anders aufgestellt. Neben dem Direktgeschäft mit den Objekteuren und der Zusammenarbeit mit den beiden Einkaufsverbänden Besko und Wohnunion ist unser Großhandelsanteil in Österreich deutlich geringer. bwd Sie sind in vielen Segmenten tätig. Können Sie uns sagen, wo die Schwerpunkte in Österreich liegen? Hausegger Wir bearbeiten alle potentiellen Kunden intensiv. Besonders sind wir im Ladenbau, im Gesundheitswesen, in der Industrie und auch im Sportsektor sehr aktiv. Ein ganz klares Zukunftsthema ist die Gesundheit. Ob Krankenhaus oder Pflegeeinrichtungen, unsere innovativen Bodenlösungen bieten für jeden Bedarf eine optimale Auswahl. Heutzutage sind einfach hochwertige, innovative Produkte gefragt, die für den Nutzer einen echten Mehrwert bieten und nachweislich dem Prinzip der Nachhaltigkeit entsprechen. »Lange Transportwege belasten die Umwelt unnötig.« bwd Welche Mehrwert können Ihre Innovationen bieten und was steht für Sie hinter dem Begriff „Nachhaltigkeit“? Hausegger Mit diesem Begriff wird in der Tat in der täglichen Praxis oftmals sehr locker umgegangen. Wir als Gerflor sind schon seit über zehn Jahren unter anderem auch für den Umweltbereich nach ISO 14001 zertifiziert und legen sehr großen Wert darauf, woher die Rohstoffe kommen. Als Mehrwert können wir unseren Kunden mit unseren Lösungen, z.B. mit der neuen Mipolam Symbioz Kollektion, einen hundertprozentig recyclebaren Bodenbelag der nächsten Generation bieten. Er besteht zu 75 Prozent aus nachhaltigen oder erneuerbaren Ressourcen, die Weichmacher sind vollständig aus biologischen Rohstoffen hergestellt. Diese kommen aus einem Umkreis von maximal 350 Kilometern. Dieses lokale Denken ist einfach die Zukunft, da lange Transportwege die Umwelt unnötig belasten. bwd Wie kann man sich das vorstellen, was ist die konkrete Basis? Hausegger Dieser biologische Weichmacher besteht aus pflanzlicher Basis, Getreidestoffe aus Abfällen landwirtschaflicher Nutzung, die ähnlich wie bei der Biospriterzeugung verestert werden. Wir haben dafür allerdings alle Rezepturen komplett ändern müssen. Mipolam Symbioz hat aber auch weitere, wesentliche Vorteile. So ist diese Qualität nebenbei auch der einzige Bodenbelag am Markt, welcher neben der Verwendung eines biologischen Weichmachers gleichzeitig auch in der höchsten Verwendungsklasse „T“ eingestuft ist. Mipolam Symbioz ist somit äußerst strapazierbar und verfügt mit Evercare über die aktuell beste Oberflächenvergütung am Markt. Selbst Verfleckungen von färbenden Desinfektionsmittelsubstanzen (Betadine) oder Haarfärbemitteln sind dadurch einfach zu beseitigen. bwd Sie sind auch mit den Designbelägen sehr erfolgreich unterwegs. Läuft das Geschäft weiter so gut oder gibt es bereits Abschwächungstendenzen? Hausegger Mit unserem Creation Click System, welches in Österreich im Großhandel exklusiv von Landegger eingelagert wird, sind wir tatsächlich sehr erfolgreich und haben weiter gute Zuwachsraten. Wir produzieren in Frankreich und haben dadurch kurze Transportwege und eine gute Warenverfügbarkeit. Außerdem können wir, im Gegensatz zu den Produzenten aus Fernost, eine garantierte Qualität mit überprüften Inhaltsstoffen vorweisen. Das wird von unseren Kunden geschätzt. Auch unser Eigenpatent für die vertikale Verriegelung bringt einen klaren Nutzen für die noch einfachere Verlegung genauso wie die erhöhte Feuchtigkeitsbeständigkeit oder die einfache Reparaturmöglichkeit durch Einzeldielenaustausch. Der Fachmann sieht den Qualitätsunterschied sofort, damit können wir uns auch bei einem verstärkten Preisdruck am Markt gut behaupten. »In Österreich gehen die Uhren ein wenig anders.« bwd Sie betreuen die Architekten sehr intensiv. Lohnt sich dies überhaupt? Hausegger Die Architektenbetreuung ist sicher aufwändig, aber aus unserer Sicht als industrieller Hersteller unbedingt notwendig. Denn durch diese Betreuung können wir unsere Innovationen und Möglichkeiten schnell in die Märkte kommunizieren und in die Ausschreibungen kommen. Sowohl die Architekten als auch die Bauherren sind von unseren neuen Produkten und Möglichkeiten begeistert. Besonders die selbst gestalteten MyTaralay-Böden, mit dem der Planer ab 2.000 Quadratmetern einen eigenen Boden mit über 400.000 Möglichkeiten entwerfen kann, werden in Zeiten der Individualisierung gut aufgenommen. bwd Sie sind am Sportsektor weltweit führend. Ist dies in Österreich auch so? Hausegger In Österreich gehen die Uhren ein wenig anders. Bisher waren wir durch die nationalen Usancen und durch spezielle lokale Gegebenheiten etwas gehandicapt. Während überall auf der Welt die punktelastischen Systeme Standard sind, dominieren im Alpenraum noch immer flächenelastische Schwingbodenkonstruktionen. Durch die neuen europäischen Normen, welche auch in Österreich Gesetzeskraft haben, sowie durch unsere führende Marktstellung besonders bei den Sportgroßereignissen wie Olympiaden und Welt- und Europameisterschaften erwarten wir weiteren Rückenwind auch für die Renovierung und Ausstattung der österreichischen Sporthallen. »(...) unterm Strich ist die hochwertige Lösung einfach günstiger.« bwd Welche Marketinginstrumente setzen Sie sonst für die Absatzförderung ein? Hausegger Wir setzen voll auf Spezialmessen im Ladenbau, für den Reinraum, den Sport, die Industrie oder das Gesundheitswesen, weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass wir dort die spezialisierten Architekten gezielt ansprechen können. bwd Für den Nutzer sind die entstehenden Folgekosten ein entscheidender Faktor, den viele Architekten aber nicht immer ausreichend berücksichtigen. Wie sehen Sie diese Herausforderung? Hausegger Bei uns gibt es keinen Gegensatz zwischen Optik und technischem Gebrauchsnutzen. Durch unsere neuartigen Oberflächen wie beispielsweise Protecsol oder Evercare brauchen unsere Bodenbeläge der Kollektionen Taralay Premium oder Mipolam Homogen selbst im Objekt keine Pflegeschichten mehr. Durch diese PU-Beschichtung der neuesten Generation entstehen keine Gehstraßen mehr. So erspart sich der Nutzer hohe Folgekosten, unterm Strich ist die hochwertige Lösung einfach günstiger. bwd Herr Hausegger, zum Schluss noch ein kurzer Zukunftsausblick. Wo wollen Sie in fünf Jahren stehen? Hausegger Wir werden auch weiterhin unsere guten Partnerschaften mit allen Marktteilnehmern im guten und qualitätsorientierten Fachhandel vertiefen. Darüber hinaus werden wir aber auch die Beratung bei den Architekten und Bauherrn noch intensivieren. Wir bringen ständig viele Innovationen auf den Markt, sodass wir heute bereits etwa 50 Prozent unseres Umsatzes mit Produkten machen, die jünger als drei Jahre sind. Weil diese Innovationen aber erst am Markt umgesetzt werden müssen, was immer eine gewisse Zeit dauert, haben wir noch viel vor. Auch werden wir für den Wandbereich etwas komplett Neues bringen, um unsere Stellung im Objekt noch weiter zu verbessern. Das ganze Team ist mit großer Freude und Begeisterung bei der Arbeit, Erfolg zieht eben automatisch noch mehr Erfolge nach sich. bwd Herr Hausegger, wir bedanken uns recht herzlich für das Gespräch.