Der interessante Schadensfall: Parkett so ungeeignet wie der Unterboden Letzte Chance Totalausbau

Der Unterboden uneben wie ein Hügelfeld, das Parkett ungeeignet und konvex verformt und zu allem Überfluss noch ein Wasserschaden. In diesem Schadensfall kam einiges zusammen – die Schuld war nicht nur bei einem zu suchen.Letzte Chance Totalausbau Nicht immer gibt es nur eine Ursache, wenn es zu einem Parkettschaden kommt. Wichtig ist aber, dass der Verleger seinen Prüfungspflichten nachkommt, nicht nur dem Unterboden, sondern auch dem Material gegenüber. Schadensbild Das Buchenlamparkett, massiv, stumpf gestoßen, noch herkömmlich verklebt mit Lösemittelkunstharzklebstoff, zeigte konische Fugen mit fast 2 mm breiten Spalten an der offenen Seite und konvexe Verformungen, die in den Stoßbereichen der Einzelstäbe Überstände von fast 2 mm zur Folge hatten. Kein Wunder, dass der Bauherr unzufrieden war. Dabei hatte der Parkettboden im Frühjahr kurz nach der Verlegung so schön ausgesehen. Wie so oft hatte der zirka drei bis vier Monate später herbeigerufene Verleger zunächst mit den Achseln gezuckt. Das Bild kam ihm zwar bekannt vor und erinnerte ihn in Teilbereichen unmittelbar an einen Wasserschaden. Verfärbungen bzw. leichte Aufplatzungen im Kopfbereich, die mit solchen Schäden zumeist einhergehen, waren nicht erkennbar. Zum Zeitpunkt der Besichtigung gemessene Werte von zirka 8,2 Prozent Holzfeuchte und 58 Prozent relativer Luftfeuchte halfen auch nicht weiter. Also versuchte der Auftragnehmer, den Bauherren zu beruhigen: „Wenn ich im Winter wiederkomme, liegt sicherlich alles plan und Sie werden ihre Freude am neuen Parkettboden genießen können.“ Er setzte darauf, dass sich die Verformungen durch die niedrige Luftfeuchtigkeit in der kommenden Heizperiode etwas reduzieren und für ein günstigeres Erscheinungsbild sorgen würden. Doch die Wirklichkeit holte ihn im nächsten Frühjahr ein. Das Bild hatte sich verschlimmert, nicht unbedingt, was die Verformungen betraf, sondern vor allem, was die konischen Fugenverläufe anbelangte. Verschlechtert hatte sich auch die Laune des Auftraggebers. Nichtsdestotrotz einigte man sich auf einen Gutachter, der die Angelegenheit beurteilen sollte.Die beiden vereinbarten, sich nach dem Vorbild eines Schiedsgutachtens dessen Feststellungen zu unterwerfen. Der herbeigeholte Sachverständige nahm zunächst seine Untersuchungen vor. Schadensanalyse Dieser bestätigte die konvexen Verformungen des Parketts, und zwar in der gesamten Fläche des etwa 35 m2 großen Wohnzimmers. Die konischen Verformungen bezogen sich jedoch auf einzelne herausgehobene Bereiche und waren nicht flächendeckend anzutreffen. Gemeinhin entstehen derartige Schadensbilder, wenn ein sehr hoher Quelldruck im Holz, zumeist durch direkten Wassereinfluss, auftritt. Das zeigt sich vorzugsweise im Kopfbereich der Stäbe, da hier die Feuchteaufnahme besonders schnell und intensiv stattfindet. Daraus resultiert eine auf diesen Bereich bezogene Holzstauchung durch die ebenfalls drückenden Nachbarstäbe. Typisch für diese Erscheinungsbilder sind überlaufende Blumenvasen bzw. Unachtsamkeiten beim Gießen. Jetzt nahm der Gutachter einige Stäbe auf und schaute sich das Schadensbild genauer an. Eine Spachtelung des ehemals mit einem lose verlegten Teppichboden abgedeckten Zementestrichs hatte nicht stattgefunden. Das schien sich auch durch die Klebstoffstruktur zu bestätigen. Teilweise noch intakte Riefenstände bzw. fast unbenetzte Elementrückseiten lagen nebeneinander und schienen die Auffassung zu bestätigen, dass der Unterboden erhebliche Unebenheiten zum Zeitpunkt der Verlegung aufgewiesen haben musste. Einige Stäbe ergaben ein Bild, das entsteht, wenn sich der starre Stab unmittelbar nach der Verklebung wieder vom unebenen Unterboden löst. Und noch eine zweite Eigenheit stach dem Gutachter ins Auge: Das Profil der nur 8 mm dicken und etwa 55 mm breiten, sehr sensiblen Lamparkettelemente. Es zeigte auf beiden Längsseiten eine unterseitige Einfräsung, die für die Arretierung und Führung des Klebstoffes zum Parkettstab sorgen sollte, aber sehr stark dimensioniert war. Sie war zirka 6 mm tief und ließ nach oben nur noch Platz für eine etwa 3 mm dicke Oberwange. Schadensbeseitigung Die Sache war klar: Der Unterboden war derart uneben, dass sich die Parkettelemente aufgrund teilweise nicht vorhandener Arretierung widerstandsfrei den raumklimatischen Bedingungen anpassen konnten. Die unmittelbare Folge waren konvexe Verformungen. Verbunden mit der unfachgerechten Profilierung war deren großes Ausmaß nur folgerichtig. Ein nachträglicher Wasserschaden in einigen kleinen Teilflächen war ebenfalls nicht zu verleugnen. Verfärbungen schienen deshalb kaum sichtbar, weil anscheinend eine relativ rasche Austrocknung des Parketts nach dem Schadensereignis stattgefunden hatte. Die Verantwortung für das Schadensbild trugen also der Nutzer und der beauftragte bodenlegende Handwerker. Schließlich hatte der Auftragnehmer Fehler bei der Pflege begangen. Und der Verleger war für die mangelhafte Vorbereitung des Bodens sowie für die Wahl des Parketts verantwortlich. Denn das Parkett war konstruktiv keineswegs geeignet, dauerhaft schadensfrei auf dem Boden liegen zu bleiben. Die vom Gutachter abverlangte Quotelung betrug 75 : 25 zuungunsten des Verlegers. Dem Gutachter blieb letztendlich nichts anderes übrig, als folgende Empfehlung auszusprechen: den Totalausbau als Sanierungsmaßnahme. -