Berufsgruppen-Ausschuss der Bundesinnung Lehrlingscamps vor dem Aus?

Im Vorfeld der Bodenlegertage in Schladming Mitte Mai 2019 traf sich der Berufs-gruppen-Ausschuss der Bodenleger zu seiner traditionellen Arbeitssitzung. Unter ­anderem auf dem Plan: Wie kann das Berufsbild „Bodenleger“ moderner werden?

Es gibt weiter viel zu tun für die Innungen und die Obergruppe im Bauhilfsgewerbe (v. li.): Heinz Hofer (Berufsgruppen-Sprecher LI ­Wien), Ing. Georg Mayrhofer ­(BIM), Josef Hofer (LIM OÖ), Mag. Franz Stefan Huemer (Geschäftsführer Bundesinnung), Ing. Michael Gitterle (MBA, LIM Tirol), Sepp ­Eberhard (LIM Steiermark), Ing. Markus Gangl (Bundeslehrlingswart) sowie KommR Otto Mayr­hofer (Experte im Ruhestand). - © Mayrhofer

Bundesinnungsmeister Ing. Georg Mayrhofer fasste im BerufsgruppenAusschuss der Bodenleger Mitte Mai 2019 in Schladming die wichtigsten Inhalte der Sachverständigentagung, die am Vortag der Bodenlegertage stattgefunden hatte, zusammen. Bei dem Expertentreffen habe unter anderem das Thema „Feuchtemessung“ erneut eine lebhafte Diskussion über die Vor- und Nachteile von CM- ­gegenüber der KRL-Methode entfacht. Herausgekommen ist bei diesem heiklen Thema, dass eine einjährige Nachdenkpause eingelegt wird, in der alle Sachverständigen und Bodenleger aufgerufen seien, beide Methoden parallel anzuwenden, um auf diese ­­Weise Erfahrungswerte aus der Praxis zu sammeln.

Tarif für 2. Lehrjahr erhöht

Bundesberufsgruppen-Geschäftsführer Mag. Franz Stefan Huemer berichtete im Anschluss des Treffens über die abgeschlossenen Kollektiv-Vertragsverhandlungen, die zwar einen relativ hohen Abschluss gebracht hätten (Verbraucherpreisindex +0,35 % für 2019 und VPI +1,3 % für 2020), dafür aber eine Gleichstellung von Arbeitern und Angestellten verhindert werden konnte. Dies hätte in der Praxis eine Verschlechterung bei der Kündigung eines Arbeiters von bis zu 13.000 Euro pro Fall bedeuten können, da sich die Kündigungsfristen stark verlängert hätten. Das neue Lehrlingsentgelt (der Begriff „Lehrlingsentschädigung“ wurde vor kurzem modernisiert) für Lehrlinge, die mit oder nach dem 18. Lebensjahr beginnen, wurde auf den Tarif für das zweite Lehrjahr erhöht, was dafür sorgen solle, den Lehrberuf für Bodenleger beispielsweise auch für Schulabbrecher oder Quereinsteiger attraktiv zu machen.

Berufsbild modernisieren

Einen breiten Raum nahmen Gespräche über die Aktualisierung des Berufsbildes der Bodenleger ein. Durch neue gesetzliche Bestimmungen muss dieses nun alle fünf Jahre überarbeitet werden. Das Thema wird jetzt in Angriff genommen, um den modernen Materialien und Arbeitstechniken Rechnung zu tragen. Dazu wurden alle Bundesländervertreter aufgefordert, ihre Stellungnahmen einzureichen.

2021 BLW in Innsbruck

Der Bundesinnungsmeister bedankte sich bei LIM Josef Hofer aus Oberösterreich für die sehr gelungene Ausrichtung des Bundeslehrlingswettbewerbes in Wels. Danach wurde beschlossen, die Bundeslehrlingswettbewerbe 2021 in Innsbruck und 2023 in Niederösterreich abzuhalten.

Unterricht am Wochenende

Bei den Berichten aus den Ländern informierte Niederösterreich über seinen Meisterkurs mit sechs Teilnehmern, die alle bestanden hätten.

Für Wien berichtete Berufsgruppensprecher Heinz Hofer über einen erfolgreichen Meisterkurs sowie den Start eines neuen Kurses im September. Interessant für die Teilnehmer der Arbeitssitzung dürfte dabei die Information gewesen sein, dass in Wien an nur einem Wochenende pro Monat von Donnerstag bis Samstag unterrichtet werde, was den Kursteilnehmern, die fast alle einen weiten Anfahrtsweg in Kauf nehmen müssten, sehr entgegenkomme.

Übersicht Meisterkurse

Es wurde angeregt, eine gemeinsame Übersicht über alle Meisterkurse in ganz Österreich aufzulegen, damit sich die Aspiranten schon im Vorfeld umfangreich informieren könnten. Die Berufsschule in Wien ist mit 36 Schülern gut ausgelastet, der Anteil der Doppellehren sei aber rückläufig. Im Herbst gibt es wieder einen Orientierungslehrgang für Jugendliche, die bis dahin keinen Lehrplatz gefunden hätten. Dafür seien 40 Plätze vorgesehen.

Mehr Reichweite für BLW

Für Tirol berichtete LIM Ing. Michael ­Gitterle (MBA) über die neue Direktorin der Berufsschule und über seine Idee, bei der Ausrichtung des Bundeslehrlingswettbewerbes 2021 in Innsbruck, der im Rahmen einer Publikumsmesse stattfinden soll, ein noch breiteres Publikum anzusprechen.

In Oberösterreich, so LIM Josef Hofer, habe ebenfalls ein Meisterkurs stattgefunden, der von Montag bis Freitag über drei Monate ging.

Steigende Lehrlingszahlen

Auch hier konnte eine „weiße Fahne“ gehisst werden. Die Lehrlingszahlen seien steigend. Ein Problem stelle allerdings der zu leichte Gewerbezugang für neue Firmen mit eingeschränkten Berechtigungen dar, die die Bezirkshauptmannschaften aus seiner Sicht zu leichtfertig vergeben ­würden.

Für die Steiermark berichtete LIM Sepp Eberhard über Betriebsbesuche und einen Stammtisch mit 32 Teilnehmern.

Für viel Diskussionsstoff sorgte das Thema „Lehrlingscamps“. Weil heuer die Anmeldungen sehr spärlich eingegangen sind, wurde gemeinsam beschlossen, aktive Informationsarbeit in den einzelnen Bundesländern und besonders in den Berufsschulen zu betreiben. Wenn bis Oktober nicht die Hälfte der verfügbaren Plätze vorreserviert sei, würden die Camps für 2020 abgesagt und nicht mehr durchgeführt.

Euroskills Graz

Lehrlingswart Markus Gangl berichtete über die Vorbereitungsarbeiten für die ­EuroSkills in Graz, bei denen der öster­reichische Teilnehmer Julian Enzelsberger von Branchen­experte Georg Spiegel betreut werde, der damit in die Fußstapfen seines Vaters Toni Spiegel tritt. Im November findet ein Seminar für Lehrabschlussprüfer statt, das zum Ziel habe, die Bewertungen bei Musterprüfungen − sowohl bei den Lehrabschlussprüfungen als auch beim Bundeslehrlingswettbewerb − zu vereinheitlichen sowie einen Austausch unter den Kollegen zu diesem Thema zu fördern.

Schuhe künftig kostenlos

Zum Abschluss der Arbeitstagung wurde beschlossen, dass sich die Berufsschüler ab sofort die Bodenlegerschuhe aus vier Modellvorschlägen selbst aussuchen dürften und über die Berufsschule kostenlos bestellen könnten. So sei es möglich, dass jeder seine geschmacklichen Vorlieben ausleben könne und keiner zu einem Einheitsmodell gezwungen werde. BIM Ing. Georg Mayrhofer bedankte sich am Ende der Veranstaltung bei allen Kollegen aus der Sammel­innung sowie bei der Obergruppe im Bauhilfsgewerbe für die gute Zusammenarbeit.

Thomas Mayrhofer