Der interessante Schadensfall Trockenestrich auf Stahlträgerkonstruktion und Fußbodenheizung Lastverteilung Fehlanzeige

In einer Penthousewohnung mit Stahlträgerkonstruktion wurde auf Trockenestrichelementen eine Fußbodenheizung verlegt. Kurz darauf zeigten sich breite Randfugen und Bewegungen beim Begehen des Fußbodens.Die Randfugen wurden zu breit ausgeführt.Lastverteilung Fehlanzeige Der Eigentümer eines Einfamilienhauses hatte sich dazu entschlossen, das gesamte Dachgeschoss seines Hauses zu entfernen und durch eine äußerst exklusive, zweistöckige Penthousewohnung als Altersruhesitz zu ersetzen. Ab der ersten Etage wurden auf einer Gesamtgrundrissfläche von jeweils zirka 85 Quadratmeter auf einer neu errichteten Stahlträgerkonstruktion 3,2 Zentimeter dicke OSB-Platten verlegt. Die Stahlträger sowie die gesamte Unterkonstruktion wurde mit Hilfe aufwändiger Messtechnik lotrecht und waagerecht ausgerichtet und montiert. Der Auftragnehmer für Heizungsarbeiten verlegte auf dieser Unterkonstruktion ein spezielles Fußbodenheizungssystem vom Typ „Rotex – System 70 secco“. Dabei wurden auf „Rotex-System-Platten“ aus Styropor die Wärmeleitelemente (Metall) ausgelegt. Erforderlich war ein absolut trockener und ebener Untergrund. Die vorhandenen OSB-Platten und die plane Stahlträgerkonstruktion erfüllten diese Grundvoraussetzungen für das Fußbodenheizungssystem. Die Befestigung der Platten untereinander erfolgte mit sechs Schwalbenschwanzhalterungen. Die Rotex-Wärmeleitelemente aus verzinktem Stahlblech wurden sofort, nachdem die erste Reihe Systemplatten verlegt worden war, in die Styropor-Platten eingedrückt. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass die Noppen der Systemplatten durch Begehen nicht beschädigt werden und somit eine optimale Auflagefläche für die Wärmeleitelemente gewährleistet ist. Beim „Rotex – System 70 secco“ werden die Heizungsrohre generell mäanderförmig in den Wärmeleitelementen verlegt. Im Randbereich, in denen keine Wärmeleitbleche verlegt werden konnten, wurden gemäß Aufbauempfehlung der Herstellerin glatte Stahlbleche auf die Noppenstruktur der Styroporplatten zwecks besserer Wärmeleitung/-verteilung und als Abdeckung gelegt. Der Auftragnehmer für Trockenestricharbeiten verlegte auf den so vorbereiteten Untergrund Trockenestrichelemente vom Typ „Perlcon – TE“ der Herstellerin Deutsche Perlitte GmbH in einer Dicke von 25 Millimeter schwimmend. Nach Beendigung der Verlegemaßnahmen in der Penthousewohnung rügte die Bauleitung wippende Bewegungen beim Begehen der Fußbodenkonstruktion. Darüber hinaus monierte die Bauleitung Beschädigungen, zu breite Randfugen innerhalb der Trockenestrichfußbodenebene sowie die unzähligen Stückelungen der Trockenestrichelemente. Zwangsläufig uneben Im Rahmen des Gutachtertermins wurden die zwei neu errichteten Etagen der Penthousewohnung durch den Sachverständigen überprüft. In der obersten Etage, in dem neu hergestellten Staffelgeschoss, war zum Zeitpunkt des Gutachtertermins das bereits zuvor beschriebene System „Rotex – System 70 secco“, inklusive der Heizleitungen, verlegt worden. In den Randbereichen sowie in den Übergangsbereichen zwischen den einzelnen Räumen waren die Styropordämmplatten sowie die Warmwasser-Fußbodenheizungsrohre lediglich mit glatten und ebenen Stahlblechen in einer Dicke von 0,63 Millimeter abgedeckt. Partiell waren diese zuvor genannten Edelstahlbleche mehrfach übereinander gelegt, so dass hierdurch zwangsläufig eine Unebenheit beim Abdecken mit den Trockenestrichelementen entstehen musste. Die Breite der Abdeckungen im Randbereich entsprach ebenfalls nicht den Herstellervorgaben. Die Bleche waren teilweise mehrfach überlappend verlegt. Da die Metallblechabdeckungen zum einen zur Lastverteilung und zum anderen als Wärmeleitbleche eingesetzt wurden, war es von besonderer Wichtigkeit, dass diese gemäß Herstellervorgaben verlegt wurden. Was war passiert? Der Sachverständige fand eine Situation vor, die auf den heutigen Baustellen gang und gäbe ist: Da die Ausbaumaßnahmen in beiden Etagen gleichzeitig erfolgten, gaben sich die Handwerker die Klinke in die Hand. In der neu errichteten obersten Etage waren die Innenausbauarbeiten im vollen Gange und in der darunter befindlichen Etage lag lediglich das Fußbodenheizungssystem vor. In diesen Bereichen waren die Trockenestrichelemente noch nicht verlegt worden. Um in die oberste Etage zu gelangen, mussten die Handwerker über das neu verlegte Heizungsrohrsystem gehen. Als Abdeckung und als Lastverteilung diente lediglich eine Schaltafel beziehungsweise ein Holzbrett. Das Problem: Diese „Lastverteilungsplatten“ wurden seitens der Handwerker kurzfristig für andere Einsatzgebiete zweckentfremdet, so dass die Wärmeleitbleche wieder ungeschützt vom Handwerker begangen wurden. Im Rahmen des Gutachtertermins waren bereits – insbesondere an den Hauptlaufzonen – Absenkungen der Stahlestrichkonstruktionen/Dämmschichtkonstruktionen von drei Millimeter, auf 50 Zentimeter Messstrecke bezogen, feststellbar. Beim Begehen der glatten Stahlbleche kam es zwangsläufig zu einer Verschiebung derselbigen, so dass teilweise gar keine Bleche mehr vorhanden waren beziehungsweise an einer anderen Stelle die Bleche mehrfach übereinander lagen. In der obersten Etage waren, wie beschrieben, die Innenausbauarbeiten nahezu abgeschlossen. Die Trockenestrichelemente waren auf der gesamten obersten Etage bereits schwimmend verlegt worden. Beim Begehen, insbesondere der Eck- und Randbereiche, kam es teilweise zu Absenkungen und zu gegenläufigen, wippenden Bewegungen. Eine Überprüfung der Konstruktion in den sich absenkenden Teilflächenbereichen bei Belastung ergab, dass sich teilweise die Stahlbleche, die als Lastverteilung beziehungsweise als Wärmeleitbleche eingesetzt wurden, erheblich verschoben hatten. Stellenweise lagen vier bis fünf Stahlbleche übereinander. Im direkt angrenzenden Bereich war kein einziges Stahlabdeckblech vorhanden. Diese Unebenheiten verursachten die gegenläufigen Bewegungen bei Belastung der einzelnen Trockenestrichelemente. In weiteren Teilflächenbereichen, in denen ebenfalls gegenläufige wippende Bewegungen bei Belastung feststellbar waren, wurden die Trockenestrichelemente und die Stahlbleche auch vom Untergrund entfernt. Hierbei war feststellbar, dass unterhalb dieser Erhöhungen teilweise Klammern der Warmwasser-Fußbodenheizungsrohre deutlich über der Oberkante der Auflagefläche der Styroporplatten für die Stahlbleche vorlagen. Die Folgeauftragnehmer, Boden-, Parkett,- und Fliesenleger, haben angesichts der beschriebenen Sachverhalte allesamt Bedenken angemeldet. Auch rügten sie die teilweise als extrem zu bezeichnenden Stückelungen der Trockenestrichelemente gegenüber dem Auftraggeber. Der Trockenestrichbauer hatte die Trockenestrichelemente zum Teil in einer Breite von drei bis sieben Zentimeter verlegt. Bereits bei geringfügiger Belastung waren diese zerstört worden. Von Lastverteilungsplatten konnte man in diesem Zusammenhang nicht mehr sprechen. Auch die teilweise konisch zulaufenden Randfugen waren bemerkenswert. Randfugen sind zwingend erforderlich, allerdings sollten sie nahezu gleich bleibend breit ausgeführt werden. Wenn sich, wie im vorliegenden Fall, die Randfugen auf einer Messstrecke von rund einem Meter von 1,0 Millimeter auf 27 Millimeter weiten, hat der anschließende Auftragnehmer für Bodenbelagarbeiten in diesem Bereich ein erhebliches Problem, da vor den Bodenbelagarbeiten die gesamte Fußbodenebene nochmals gespachtelt werden muss und die Sockelleisten diese Löcher nicht abdecken können. Die Sockelleisten müssten die 27 Millimeter breiten Fehlstellen und den 8 Millimeter breiten PE-Randdämmstreifen abdecken, also insgesamt 35 Millimeter. Geplant waren allerdings herkömmliche Teppichbodeneinschubsockelleisten. Daher waren viele zusätzliche Maßnahmen notwendig, bevor die Auftragnehmer für Bodenbelagarbeiten, Fliesen-/Plattenarbeiten sowie Parkettarbeiten mit ihren „normalen“ Arbeiten beginnen konnten. Fazit Der Planer sowie die Bauleitung haben alle erdenklichen Sanierungsmaßnahmen getroffen, um einen optimalen Verlegeuntergrund zu schaffen. In diesem Fall wurde die gesamte Stahlträgerkonstruktion lot- und waagerecht ausgerichtet, so dass das gesamte Fußbodenheizungssystem optimal eingebaut werden konnte. Unebenheiten waren somit nahezu vollständig ausgeschlossen worden. Hätte der Auftragnehmer für Trockenestricharbeiten mehr Sorgfalt in Bezug auf die Verlegung der Trockenestrichelemente und auf die darunter befindliche Sonderkonstruktion, also das Fußbodenheizungssystem, geachtet, wäre es nicht zu Verschiebungen der Wärmeleitbleche und somit auch nicht zu den wippenden/gegenläufigen Bewegungen bei Belastungen gekommen. Die Bauleitung wurde im vorliegenden Fall auch mit in die Verantwortung genommen, da sie dafür Sorge zu tragen hat, dass ein reibungsloser Arbeitsablauf und eine optimale Koordination auf der Baustelle sichergestellt ist. Hierzu zählt auch, dass, wenn das neu verlegte Fußbodenheizungssystem durch Fremdhandwerker begangen werden muss, um die weiteren Ausbaumaßnahmen in der darüber befindlichen Etage fortführen zu können, das Gewerk entsprechend geschützt wird. Beispielsweise durch Lastverteilungsplatten. Selbstverständlich ist sicherzustellen, dass die Lastverteilungsplatten auch ihrem eigentlichen Nutzungszweck dienen und nicht von anderen Handwerkern zweckentfremdet werden. An dieser Stelle sei nochmals darauf hingewiesen, dass es sich bei dem hier in Rede stehenden Fußbodenaufbau um eine Sonderkonstruktion handelt, die nicht von den aktuellen Normen und Richtlinien berücksichtigt wird. Auch in einem solchen Fall sind die Auftragnehmer nicht von ihrer Prüf- und Hinweispflicht am Untergrund und am Material gemäß VOB entbunden. Vor Durchführung der Arbeiten müssen die entsprechenden Auftragnehmer sich über diese Sonderkonstruktion informieren, und die Bauleitung muss den Folgehandwerkern entsprechende Informationen zur Verfügung stellen. Bei dem beschriebenen Projekt konnte durch frühzeitige Maßnahmen der gesamte weitere Innenausbau sichergestellt werden. Die Arbeiten wurden termingerecht abgeschlossen.