TKB 32. Tagung des Industrieverbands Klebstoffe e. V. in Köln - Künstlerische Freiheit"> TKB 32. Tagung des Industrieverbands Klebstoffe e. V. in Köln Künstlerische Freiheit

Einen bunten Themenstrauß hatten die Verantwortlichen der diesjährigen 32. TKB-Fachtagung zusammengestellt. Die Beurteilung der Estrichfeuchte mit der KRL-Methode kam wieder ein Schrittchen voran.200 intersssierte Fußbodenexperten waren ins Maternushaus gekommen. Das Tagungszentrum des Erzbistums Köln scheint sich als Veranstaltungs-Austragungsort der TKB (Technische Kommission Bauklebstoffe) zu etablieren, nachdem es zunächst nur als Ausweichmöglichkeit während aktueller Bauarbeiten am Frankfurter Börsenplatz gedacht war. Tagungsleiter Dr. Frank Gahlmann, Geschäftsführer der Stauf Klebstoffwerke, berichtete zunächst von dem massiven Ungemach, das wieder einmal durch das DIBt droht, weil es nach dem Rückschlag durch das EuGH-Urteil seinerseits neue Ideen entwickelt hat. Es sei geplant, die bauaufsichtliche Zulassung auf ganze Gebäude auszudehnen, was in der Konsequenz hieße, die Zulassungspflicht würde sich auf alle Bauprodukte, so auch auf Grundierungen und Spachtelmassen, erstrecken. Weiterhin wies Gahlmann auf das neue TKB-Merkblatt 16 „Anerkannte Regeln der Technik bei der CM-Messung“ hin, das den Verlegern Unterstützung bei der technisch richtigen Durchführung der CM-Messung und der Beurteilung der Belegreife eines Zement- und Calciumsulfat- estrichs in Bezug auf seinen Feuchtezustand gewähren soll (siehe Kasten S. 25). Am bisherigen Richtwert von 0,3 CM-% für die Belegreife von beheizten Calciumsufatestrichen wird festgehalten – auch weil das Risiko eines Feuchteschadens für den Bauherrn und den Verleger mit einer Anhebung auf 0,5 CM-% signifikant erhöht würde, heißt es in dem Merkblatt sinngemäß. Dr. Thomas Brokamp, Geschäftsführer von Bona Deutschland, übernahm es, einen Untersuchungsbericht zu geeigneten Messgräten für die Estrich-KRL-Prüfmethode (korrespondierende relative Luftfeuchte) vorzutragen, den die TU Hamburg-Harburg im Auftrag der TKB angefertigt hatte und auf einem Projekt basierte, das bereits bei der vergangenen Fachtagung vorgetragen worden war. Im Sinne von „Was lange währt, wird endlich gut“ beschäftigt sich die TKB schon seit vielen Jahren mit der Messung der relativen Luftfeuchte im Bauteil. Dabei tastete sich die Kommission „step by step“ an zunehmend immer besser gesicherte Daten zur Belegreife und deren Messmethoden beziehungsweise an die dazu notwendigen Messgeräte heran. Mit Luftfeuchtestandards, die in kleinformatigen Klimakammern über gesättigten Salzlösungen entsprechend der DIN EN ISO 483 eingestellt wurden, kam die TKB durch die Prüfung von neun Geräten von fünf verschiedenen Herstellern zu Bewertungen, die in einem Bericht zusammengetragen wurden und auch auf andere Prüfapparaturen erweitert werden können. Kurz vor dem FinaleEs ist geplant, so Brokamp, in einem weiteren Prüfbericht insbesondere noch einmal die De- und Adsorptionsisotherme zur exakteren Beurteilung des Feuchtezustandes zu ermitteln, um dann Grenzwerte für die Methode final festlegen zu können. Basierend auf dem europäischen Forschungsprojekt „Nanocem. Transcend“ kann – mathematisch aufbereitet– zwischen freiem und kristallin gebundenem Wasser unterschieden werden, berichtete Dr. Frank Radtke, Geschäftsführer von Radtke Messtechnik. Damit wird nebenbei auch eine Begründung geliefert, warum der immer wieder angeführte Unterschied von 1–1,5 Prozent zwischen Darr- und CM-Wert besteht, erklärte Radtke. Der verdunstbare Wasseranteil setzt sich nach der Nanocem-Studie aus den unterschiedlich mobilen Wasseranteilen zusammen und enthält als einen Teil auch den freien Wasseranteil. Von Calciumsulfatestrichen ist bekannt, dass diese bei einer Temperatur von 40 °C getrocknet werden, um zu vermeiden, dass kristallin gebundenes Wasser entweicht. Geheimnis gelüftetSchaut man sich die Trocknungsbedingungen in einem Trockenschrank bei 40 °C an, so herrscht dort insbesondere im Sommer eine ähnliche relative Luftfeuchtigkeit, wie sie in der Studie als Definition für den freien Wasseranteil gefunden worden ist. Unabhängig von dieser Definition ist aber klar, dass der nicht freie Wasseranteil einer mineralischen Probe in engem Zusammenhang mit dem hydratisierten Zementanteil steht. Je mehr Zement eine Probe enthält, desto größer ist also auch der Anteil nicht freien Wassers. Darin liegt der variable Unterschied zwischen Darrwert und dem CM-Wert, so Radtke. Mit weiteren Einflussfaktoren auf das Ergebnis einer CM-Prüfung, insbesondere die Feinkörnigkeit des Carbids, schloss Radkte, der die KRL-Methode insbesondere dann für angebracht hält, wenn die Zusammensetzung oder das Trocknungsverhalten des Estrichs unklar ist. IBK vorgestelltDr. Norbert Arnold, Leiter der technischen Sortimentsentwicklung bei Uzin, übernahm es, die neue Initiative IBK (Initiative Bodenbeläge Kleben) vorzustellen, die sich analog zur Initiative PIK (Parkett im Klebstoff) für die Verklebung von Bodenbelägen als bessere Methode gegenüber der schwimmenden beziehungsweise losen Verlegung starkmacht. Die Marktanteile der Bodenbeläge würden sich derzeit verschieben – mit dem Trend, dass der Anteil der schwimmend und lose verlegten Design- und MMF-Beläge weiter steige. Diese Beläge würden derzeit von der Industrie zunehmend beworben. Fachfremde Verlegung und DIY- sowie E-Commerce-Handel seien weitere Entwicklungen. „Dieser Situation müssen wir entgegentreten, denn die Vorteile geklebter Bodenbeläge äußern sich in so wichtigen Kriterien wie Lebensdauer, Belastbarkeit, Schalldämmung, Gestaltung oder auch der Klimawechselbeständigkeit“, sagte Arnold und brachte damit die Botschaft der Interessengruppe auf den Punkt. Kunst oder Handwerk?Möglichkeiten und Grenzen von Sicht-/Designspachtelungen beleuchtete Dr. Jörg Sierksmeier, Leiter Forschung und Entwicklung bei Ardex. Bei der Herstellung solcher Fußböden bewege man sich im Spannungsfeld von Emotion, Kunst, Technik und Handwerk. Der Auftraggeber interessiere sich in diesem Fall nicht für die Einhaltung von DIN-Vorschriften, denn das technische Know-how werde vorausgesetzt. Der Kunde hat ausschließlich eine Erwartungshaltung an das Ergebnis und diese gelte es zu erfüllen. Für den Beurteilenden bestehe allerdings die Schwierigkeit, wie er eine zum Teil künstlerische Leistung zu bewerten habe. Die technische Bewertung orientiert sich an bekannten Maßgaben wie fachgerechter Untergrundvorbereitung, Fugenausbildung, offensichtlichen Ausführungsmängeln, die optische Bewertung gilt Mustern, Glanzgrad, Farbe oder Porigkeit. Für die Bewertung von Abweichungen entwarf Sierksmeier einen Anforderungskatalog, der vier Klassen von DS1 bis DS4 unterscheidet – von der gewerblichen Werkstattfläche bis hin zum repräsentativen Foyer mit jeweils steigender Wertigkeit des optischen Nutzens. Die Freiheit der handwerklichen Kunst und die Schwierigkeit, Unikate beziehungsweise Zufallsprodukte überhaupt zu beurteilen, waren Kritikpunkte, die auch ganz praktische Gutachterfragen wie die der Tagesansätze oder der klimatischen Einflüsse auf das Ergebnis nicht unberücksichtigt ließen. Wenig PraxisbezugMit dem Norm-/ISO-Standard 16000-28 beziehungsweise der dort niedergelegten sensorischen Bewertung der Bauprodukte beschäftigte sich Prof. Dr. Tunga Salthammer, stellvertretender Leiter am Fraunhofer-Institut für Holzforschung (WKI) in Braunschweig, in einer kritischen Betrachtung zur Methodik. Er hält die aktuelle Fassung für fehleranfällig, wenig robust und insgesamt nicht praxistauglich. Gründe dafür seien, dass kleine Veränderungen der Versuchsparameter große Veränderungen des Ergebnisses bewirken könnten beziehungsweise verfahrensbedingte Verbesserungen wie die Trichtergeometrie des Prüfgeräts Verbesserungspotentiale böten genauso wie die Genauigkeit des Analysenprinzips. Die zur sensorischen Prüfung herangezogenen Probandenkollektive seien nur in Grenzen objektiv und würden durch einseitige Produktprüfungen beeinflusst, wobei die Hedonik, die in der Bewertung Parameter wie angenehm, neutral und unangenehm heranziehe, zur Prüfung von Bauprodukten keine ernst zu nehmenden Kriterien liefere. Erst eine dringend nötige und gründliche Überarbeitung der ISO 16000-28 könne dazu dienen, Bauprodukte besser einzuschätzen. Scharfe Kritik gab es auch an der geplanten Geruchsprüfung. Die Prüfung könne die Gefahr einer Verbrauchertäuschung in sich bergen, hieß es in der anschließenden Diskussion, denn nicht riechende Einzelprodukte würden noch lange nicht bedeuten, dass sie sich im Wechselspiel ähnlich verhielten. Rund um die TreppeNorbert Böhm, Anwendungstechniker bei Uzin Utz, stellte in einem praktisch angelegten Vortrag die Herausforderungen der Bodenverlegung auf einer Treppe in den Vordergrund. Da ging es um grundsätzliche Eignungen der Bodenbeläge, um Unterschiede zwischen privaten und gewerblichen Treppen, Florrichtungen bei Teppichböden, Rutschfestigkeiten, Antirutschstreifen und Treppenkantenprofile. Hinsichtlich der Bedingungen stellten sich bei der Verlegung auf Treppen ebenfalls spezielle Anforderungen. Die klimatischen Bedingungen in Treppenhäusern seien von niedrigen Temperaturen, Zugluft und häufig auch Sonneneinstrahlung geprägt. Die Arbeit finde oftmals in räumlicher Enge bei eingeschränkter Bewegungsfreiheit, dazu unter Umständen noch bei Publikumsverkehr und unter Berücksichtigung von besonderen Brandschutzanforderungen statt. All dies müsse berücksichtigt werden und die Arbeiten dennoch mit größter Sorgfalt und passendem Werkzeug wie beispielsweise einem besonders hilfreichen Standventilator vorgenommen werden. Da allerdings Treppenhäuser im Allgemeinen keine Aufenthaltsräume seien, gelte auch keine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung, schloss Böhm seine Ausführungen ab. Mit der Regelwerksetzung im Rahmen der EU-Bauproduktenverordnung setzte sich Dipl.-Ing.Martin Glöckner von der Deutschen Bauchemie auseinander. Die Anforderungen an Bauwerke seien nicht europaweit harmonisiert. Die Mitgliedstaaten könnten damit auf Bauwerksebene nationale Anforderungen festlegen, sagte Glöckner. Madrid ist nicht BerlinEs könne jeweils eine Auswahl an wesentlichen Merkmalen mit unterschiedlichen Anforderungen wie Druck-, Verbund-, Zugfestigkeit oder Brandverhalten – je nachdem, ob es sich um Produkte für innen oder außen handele – relevant sein. Glöckner benannte im Übrigen die aktuelle Reaktion auf das EuGH-Urteil – nachdem die deutsche Praxis der bauaufsichtlichen Zulassung gegen EU-Recht verstößt – als den Wunsch, das bestehende Schutzniveau nicht abzusenken und die geltenden Anforderungen auf Gebäudeebene anzuheben. In der Konsequenz sieht er aber die Gefahr, dass zwischen CE-Kennzeichnung und den deutschen Anforderungen durchaus Differenzen entstehen könnten. Das könnte bedeuten: Der für das Gebäude Verantwortliche muss die zusätzlich zu erfüllenden Produktanforderungen ausschreiben, die wiederum vom Hersteller nachzuweisen wären und damit als vertragsrechtlich vereinbart gelten. Damit würden die Zusatzanforderungen vom öffentlichen Bauordnungsrecht ins private Vertragsrecht abwandern.