bwd im Gespräch mit Robert Löcker, MBA, Geschäftsführer OETI Komplex und global

Vor Kurzem feierte das OETI (Institut für Ökologie, Technik und Innovation) sein50. Jubiläum. bwd Österreich hat Geschäftsführer Robert Löcker am Firmensitz in Wien zu seinen Plänen befragt. Auch in Zukunft will das Unternehmen international agieren.Robert Löcker, Geschäftsführer von OETI, will im Ausland weiter expandieren.bwd Herr Löcker, Sie sind seit vier Jahren bei OETI und haben das Unternehmen stark umgestaltet. Welche Situation haben Sie 2013 vorgefunden? Löcker Ich wurde als externer Kandidat geholt, um das Traditionsinstitut in die Zukunft zu führen. Ich habe einen Stab von ausgezeichneten Technikern vorgefunden, die alle geblieben sind. Wir haben nicht nur die internen Abläufe optimiert, sondern auch neue Märkte im Ausland erschlossen. So konnten wir den Mitarbeiterstand von 35 auf derzeit 47 ausbauen. Ich habe gemeinsam mit den Abteilungsleitern ein Management von zehn Personen aufgebaut, die nun das Institut führen und gestalten. Das ist in der Diskussionsphase von neuen Projekten zwar etwas mühsamer, in der Umsetzungsphase sind dann aber alle voll dabei, weil sie sich eben vorher schon einbringen konnten. bwd Wie sind Sie heute aufgestellt? Löcker Wir sind deutlich internationaler geworden in den letzten vier Jahren. Es ist uns gelungen, die Umsätze unserer Auslands-niederlassungen zu verdoppeln. Wir erzielen heute über 70 Prozent unseres Umsatzes im Ausland. In Österreich ist ein Wachstum aufgrund des engen Marktes nicht möglich. Wir sind zu dieser internationalen Ausrichtung gezwungen. bwd Welche Märkte sind heute amwichtigsten? Löcker Neben dem Inlandsmarkt, auf dem wir natürlich Marktführer sind, konzentrieren wir uns auf große Länder mit einer großen Textilindustrie, wie beispielsweise Deutschland, Ägypten oder die Türkei. Hier haben wir viele Stammkunden mit laufenden Aufträgen. Wir sind aber auch in Korea oder den USA fallweise aktiv, sodass wir mit den anderen Ländern eine breite Streuung haben. bwd Wie steht es mit der Konkurrenz und wie ist die Preissituation? Löcker Wir stehen natürlich wie jeder in einem harten internationalen Wettbewerb, dem wir uns gerne stellen. Manchmal ist es unangenehm, wenn ein Mitbewerber kein Gesamtpaket anbietet, sondern zu Dumpingpreisen einen Prüfauftrag ergattert, den er dann erweitern muss. Im Endeffekt kommt dann ein viel höherer Preis heraus. Unsere Kunden schätzen an uns, dass wir fair kalkulieren, weil wir an langfristigen Partnerschaften interessiert sind. Die Preise konnten wir in den letzten vier Jahren nicht einmal um den Index erhöhen. Also waren wir gezwungen, die Effizienz und auch die Laborauslastung zu erhöhen. Dank unserer neuen Muttergesellschaft Testex, die uns mit Aufträgen versorgt, ist unsere Laborauslastung von unter 50 auf deutlich über 70 Prozent gestiegen. Deswegen können wir auch mit den harten Preisvorgaben leben. bwd Sie planen, weiter zu expandieren. Woher bekommen Sie dafür geeignete Mitarbeiter? Löcker Wir schauen ganz genau, dass wir alle unsere Mitarbeiter halten können, weil wir hier sehr spezielle Jobs machen. Leider gibt es in Ostösterreich keine Textilschule mehr. Also können wir auch keine einschlägig ausgebildeten Absolventen beschäftigen. Wenn wir Labortechniker suchen, dann sind diese am Markt aber gut verfügbar. Viel schwieriger ist es aber, im Bodenbelagsektor gute Leute zu finden, weil es dafür sehr viel Anwendungstechnikwissen braucht, für das man viele Jahre Erfahrung in der Praxis benötigt. Insgesamt ist unsere Mitarbeitersituation sehr gut, weil sich alle wohlfühlen und für unser gemeinsames Ziel an einem Strang ziehen. bwd Sie haben Ihren neuen Eigentümer, die Schweizer Testex AG, angesprochen. Sie hat das OETI im Jahr 2013 übernommen. Was bringt die neue Besitzerin für Sie? Löcker Es ist schon angenehm, wenn man ein Unternehmen mit einer über 170-jährigen Tradition im Rücken hat. Neben den Laboraufträgen und dem internationalen Netzwerk mit 22 Niederlassungen bis nach Neuseeland konnten wir deutlich in unsere Laborausstattung investieren, damit wir heute noch konkurrenzfähiger sind. Wir können mehr und effizienter arbeiten. Wir verdienen aber nun selbst wieder ordentlich Geld und haben eine zweistellige Marge. Das war bei meinem Eintritt bei weitem nicht der Fall. bwd Wie ändern sich die Anforderungen für Ihre Tätigkeiten und welche Auswirkungen wird das auf die Zukunft haben? Löcker Da die Tendenz zur Deregulierung geht, werden in Zukunft immer weniger gesetzliche Prüfungen notwendig sein. Das wird unsere Märkte beschneiden. Wir müssen daher selbst neue Dienstleistungen entwickeln, mit denen sich unsere Kunden von ihrem Mitbewerb abheben können. Dazu gehört immer mehr, dass nicht nur das Produkt und seine Eigenschaften geprüft und zertifiziert werden, sondern die gesamte Lieferkette international zurückverfolgt und dokumentiert wird. Das ist für uns eine ganz neue Herausforderung, der wir uns aber gerne stellen. Die „Oeko-Tex Gemeinschaft“, die von uns mitbegründet wurde, hat dafür die Marke „made in green“ by Oeko-Tex geschaffen, bei der jedes Produkt eine individuelle Produktidentifizierung mit einem QR-Code bekommt. Damit kann der Konsument mit seinem Handy feststellen, woher jeder einzelne Bestandteil kommt und wie dieser verarbeitet wurde. Das schafft Vertrauen und bringt damit unseren Kunden einen echten Mehrwert. bwd Wie schätzen Sie die Zukunft ein und welche Pläne haben Sie konkret für die nächsten fünf Jahre? Löcker Wir wollen unseren Marktstand in Österreich halten und im Ausland weiter wachsen. Ziel ist es, die Umsätze unserer Auslandsniederlassungen in den nächsten fünf Jahren nochmals zu verdoppeln. Gemeinsam werden wir dieses hochgesteckte Ziel sicher schaffen, weil wir die Möglichkeiten und den Willen dazu haben. Mit Robert Löcker sprach Thomas Mayrhofer.