bwd im Gespräch: Dr. Norbert Arnold, Gründungsmitglied Initiative Bodenbeläge Kleben (IBK) und Sprecher der Initiative pik Kleben bedeutet Wertschöpfung

Gleichsam als Pendant zur Initiative „Parkett im Klebeverbund“ (pik) startete zu Jahresbeginn die „Initiative Bodenbeläge  Kleben“ (IBK). Dr. Norbert Arnold erläutert gegenüber bwd die damit verbundenen Erwartungen.

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    Dr. Norbert Arnold
    © Heinze
    Zu Jahresbeginn startete die "Initiative Bodenbeläge Kleben" (IBK). Gründungsmitglied Dr. Norbert Arnold erläuterte im Gespräch mit bwd die damit verbundenen Erwartungen.
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    © pik
    (Grafik Absatz Klebstoffe Absatz Parkett)

bwd Was gab eigentlich den Anstoß, die IBK zu gründen?

Dr. Arnold Wenn zunehmend lose verlegte Bodenbeläge beworben werden, damit meine ich sowohl sogenannte Loose-Lay-Bodenbeläge als auch schwimmend verlegte über Click-Systeme verbundene Bodenbeläge, zieht dies auch zwangsläufig Diskussionen zu den Vor- und Nachteilen der unterschiedlichen Verlegetechniken nach sich. Die Idee, Vorteile von geklebten Bodenbelägen verstärkt in die Öffentlichkeit zu tragen, lag damit irgendwie in der Luft. Aufgegriffen wurde sie von einigen Klebstoffherstellern, die bereits über die „Initiative pik – Parkett im Klebeverbund“ Erfahrung mit dieser Materie hatten. Auch von der GEV, die überwiegend von Klebstoffherstellern getragen wird, gab es Denkanstöße in diese Richtung. Der gesamte Prozess wurde von pik-Mitgliedern, sozusagen als Geburtshelfer, eng beleitet.

bwd Nach unserer Einschätzung ist die Gründung eine Reaktion auf die Tatsache, dass immer weniger Bodenbeläge verklebt werden und der Klebstoffindus­trie Umsatzeinbußen drohen. Nach dem Motto: „Es ist fünf vor 12, wir müssen handeln.“

Dr. Arnold Diese Einschätzung geht am Kern der Sache vorbei. Tatsächlich ist der Absatz an Parkettklebstoffen während der letzten Jahre kontinuierlich gestiegen und der Absatz an Klebstoffen für textile und elastische Beläge ist, bei leichten Schwankungen, konstant geblieben. Die Klebstoffindustrie stellt nicht nur Klebstoffe her, sondern in erheblichem Umfang auch weitere Verlegewerkstoffe, insbesondere Grundierungen und Spachtelmassen. Diese sind unverzichtbar für eine fachmännische Untergrundvorbereitung und – das wird manchmal vergessen – auch lose verlegte Bodenbeläge erfordern einen sorgfältig vorbereiteten Untergrund. Tendenziell ist der Aufwand dafür bei den lose verlegten Bodenbelägen sogar höher als bei den geklebten. In der Wahrnehmung der Verbraucher ist ein lose verlegter Bodenbelag eine weniger aufwändige Alternative zur geklebten Variante. Die für ein zufrieden­stellendes Ergebnis zwingend notwendige Untergrundvorbereitung wird dabei leider häufig, bewusst oder unbewusst, verdrängt und vom Belagshersteller vorgegebene Anwendungseinschränkungen werden übersehen. Hier wollen wir ansetzen und zeigen, welche Vorteile der Endkunde von einem geklebten Bodenbelag erwarten kann. Das Schlimmste für unsere Branche wäre eine steigende Anzahl unzufriedener Nutzer, was letztlich auf uns alle negativ zurückfiele.

bwd Wie haben sich die Anteile verklebt zu nicht verklebt in den letzten Jahren verschoben?

Dr. Arnold Für Parkett liegen relativ zuverlässige Zahlen vor. Danach dürfte sich der Anteil des geklebten Parketts in den letzten zehn Jahren von etwa 50 – 60 % auf heute ca. 70 % erhöht haben. Bei textilen und elastischen Bodenbelägen deuten die Klebstoffabsatzmengen darauf hin, dass der Gesamtanteil an geklebten Bodenbelägen über die letzten Jahre in etwa konstant geblieben ist. Allerdings gab es erhebliche Verschiebungen zwischen den Bodenbelagarten. Designbeläge sind geradezu explodiert, während Textilbeläge und Laminat teilweise zweistellig verloren haben. Etwa drei Viertel aller Designbeläge werden geklebt – das wird bei der Euphorie für lose verlegte Beläge manchmal vergessen. Laminat wird praktisch immer schwimmend verlegt und Textilbeläge werden zu weniger als der Hälfte vollflächig geklebt. Daher resultiert aus der Entwicklung insgesamt ein Gewinn für den geklebten Boden. Ich glaube, diese Tatsache ist selbst manchen Fachleuten kaum bewusst.

bwd Warum hat die Bekanntheit der klassischen Verlegeart eigentlich abgenommen?

Dr. Arnold Zahlen oder Wahrnehmungen zur Bekanntheit der klassischen Verlegeart Kleben liegen mir nicht vor. Allerdings glaube ich, dass viele Endverbraucher geklebte Bodenbeläge, im Vergleich zu lose verlegten, mit erheblichem Mehraufwand und damit auch höheren Kosten assoziieren. Designbeläge zum Beispiel, die die einfache, sprich lose Verlegung mit sehr attraktiven Oberflächen und Formaten verbinden, wirken auf Endverbraucher sehr reizvoll und bestimmen damit deren Vorstellung von Bodenbelägen überproportional.

bwd Warum sollte das Umsatzpotenzial der Belaghersteller wie von der IBK behauptet steigen, wenn wieder mehr verklebt wird? Die Bemühungen der Belagindustrie gehen doch im Gegenteil dahin, das Verlegen von Bodenbelägen noch weiter zu vereinfachen.

Dr. Arnold Das ist auch mein Eindruck. Ich wage allerdings die Aussage, dass tendenziell der geklebte Anteil der Bodenbeläge mit deren Wertigkeit zunimmt. Einen hochwertigen gewebten Teppichboden wird kaum jemand mit doppelseitigem Klebeband fixieren. Kautschuk- und Linoleum-Bodenbeläge werden praktisch alle geklebt, während bei CV-Belägen ein erheblicher Anteil alternativ verlegt wird. Der Vertrieb an Endverbraucher wird durch die Möglichkeit zur losen Verlegung sicherlich erleichtert, die Preissensibilität dürfte allerdings auch zunehmen.

bwd Wie wird die Aufklärungskampagne über die Vorzüge des vollflächigen Verklebens konkret aussehen?

Dr. Arnold Die Initiative Bodenbeläge Kleben kann hier massiv von der mittlerweile 15-jährigen Erfahrung von pik profitieren. Die bewährten Instrumente werden auch von der IBK genutzt werden. Dazu zählen in erster Linie die redaktionellen Beiträge in der Tagespresse, Informationen auf der Homepage, Videos und auch Materialien zur Unterstützung des Handwerks bei der Kundenakquise. Aufgrund der ähnlich gelagerten Interessen beider Initiativen, personeller Verknüpfungen und nicht zuletzt der Zusammenarbeit mit derselben Agentur sind hier maximale Synergien möglich.

bwd Wie steht das Handwerk aus Ihrer Sicht der vollflächigen Verklebung gegenüber?

Dr. Arnold Uneingeschränkt positiv! Bodenbeläge zu kleben ist eine Aufgabe für den Fachhandwerker, auch wenn sich viele Angelernte oder Heimwerker daran versuchen. Welche Probleme daraus entstehen, ist uns allen bekannt. Folgerichtig weisen wir in allen pik-Presseberichten darauf hin, dass das Kleben von Parkett in die Hände des Fachhandwerkers gehört. Das Parkettlegerhandwerk, sprich der ZVPF, war vom Start weg Mitglied der Initiative pik und ist in alle Aktivitäten von pik eingebunden. Bei IBK werden wir dies aufgrund der größeren Bodenbelagvielfalt weiterentwickeln. Mit dem Zentralverband Raum und Ausstattung (ZVR), also dem Bundesinnungsverband der Raumausstatter, werden wir neben dem ZVPF einen weiteren Handwerksverband mit im Boot haben. Die Stimme des Handwerks gewinnt damit nochmals an Gewicht.

bwd Bedeutet vollflächiges Verkleben automatisch mehr Wertschöpfung für den Bodenleger?

Dr. Arnold Definitiv! Die Untergrundvorbereitung ist bei allen Verlegearten notwendig. Danach eine Unterlage auszulegen und einen Bodenbelag lose darauf zu verlegen, erfordert weder großes Geschick noch einen hohen Zeitbedarf. Beim Kleben gilt es, weit mehr Bedingungen einzuhalten und Zeit zu veranschlagen, was sich ganz klar im Auftragsvolumen niederschlägt. Dies gilt allerdings nur, wenn wirklich ein geklebter Belag durch einen lose verlegten gleichwertig ersetzt werden kann. In vielen Situationen dürfte dies gar nicht möglich sein. Gründe können zum Beispiel sein: uneingeschränkte Fußbodenheizung, Materialkombinationen, Friese/Intarsien, direkte Sonneneinstrahlung. Hier Aufklärungsarbeit beim Endverwender zu leisten und den Qualitätsgewinn sowie Zusatznutzen zu kommunizieren, wird die Kernaufgabe der Initiative Bodenbeläge Kleben, IBK sein.

Die Fragen stellte bwd-Redakteur ­Stefan Heinze.