Korrosionsschäden an Heizungsrohren Kein Freibrief für Bodenleger

Wenn innerhalb weniger Monate nach den Bodenbelagarbeiten Heizungsrohre korrodieren, können Planungs- oder Ausführungsfehler des Heizungsbauers vorliegen. Der Bodenleger haftet aber unter Umständen auch in solchen Fällen mit.Was haben Korrosionsschäden an Heizungsrohren in Fußbodenkonstruktionen mit Bodenbelagarbeiten zu tun? Einige Boden- und Parkettleger haben mit dieser Problematik sehr unangenehme Erfahrungen gemacht und dabei waren die Boden- und Parkettleger nicht ganz unschuldig. Grundsätzlich dürfen die Verlegewerkstoffe nicht in Kontakt mit allen aufgehenden Bauteilen kommen, dazu gehören auch die Heizungsrohre. Deshalb muss der Boden- und Parkettleger, bevor er mit seinen Arbeiten beginnt, das Vorhandensein von Randdämmstreifen an allen aufgehenden Bauteilen, auch an den Heizungsrohren, und den Überstand der Randdämmstreifen von ca. 10 mm überprüfen. Wenn die Randdämmstreifen bereits bündig mit Oberkante Estrich abgeschnitten wurden, muss der Bodenleger Bedenken anmelden. Man kann aber jedem Bodenleger nur raten, mit seinen Arbeiten nicht eher zu beginnen, bis die entfernten Randdämmstreifen wieder erneuert wurden. Wenn die Randdämmstreifen abgeschnitten wurden, wird zwangsläufig die Spachtelmasse in die Randbereiche aller aufgehenden Bauteile laufen, da kann sich der Bodenleger noch so viel Mühe geben. Und genau das ist häufig auch bei den Heizungsrohren passiert. Die Spachtelmasse ist zwischen Isolierummantelung und Heizungsrohr gelaufen. So lange das nicht bemerkt wird und auch kein Schaden entsteht, wird dies niemand reklamieren. Aber es ist einiges passiert. Innerhalb weniger Monate nach den Bodenbelag- bzw. den Parkettarbeiten war folgender Schaden an den Heizungsrohren entstanden: Die Rohre sind korrodiert, es zeigte sich Krustenbildung mit Lochfraß, bevorzugt an Rohrwinkeln oder gebogenen Rohrteilen nahe den Austrittstellen aus dem Fußboden. Sachverständige wurden zur Ursachenklärung eingeschaltet. Sie öffneten die kritischen Bereiche und stellten fest, dass in einem Teil dieser Bereiche die Heizungsrohre mit mineralischer Spachtelmasse ummantelt waren. Nun war für die meisten Bauherrn die Ursache gefunden. Denn der Fortlauf der Korrosion wird durch das Angebot von Feuchtigkeit und Sauerstoff bestimmt. Doch ganz so einfach ist die Sache nicht. Die Sachverständigen stellten fest, dass es sich hier in erster Linie um Planungsfehler, aber auch um Ausführungsfehler des Heizungsbauers handelt. Die Begründung lautet wie folgt: Es wurde fehlerhaftes Rohrmaterial eingebaut, das keinen ausreichenden Korrosionsschutz besitzt. Galvanische Verzinkung bietet nur einen Transport- und Lagerschutz. Rostet beispielsweise ein galvanisch verzinktes Stahlrohr durch den Kontakt mit einer mineralischen Spachtelmasse, dann ist das Rosten die Folge eines mangelhaften Korrosionsschutzes des Stahlrohrs.Verantwortlich können aber auch konstruktive Fehler sein, etwa falscher Einsatz von Rohrmanschetten oder anderer fehlender Abdichtungen.Korrosionsschäden können auch durch Kontakt des Rohrmaterials mit korrosiv wirkenden Reinigungsmitteln und/oder Baustoffen verursacht werden.Hier ist eindeutig der Planer gefordert. Der Planer muss geeignetes Rohrmaterial ausschreiben, das den Belastungen durch korrosive Einflüsse standhält, beispielsweise nichtrostender Stahl oder Kupfer. Der Planer muss weiterhin durch konstruktive Maßnahmen dafür sorgen, dass der Kontakt zu korrosionsfördernden Medien verhindert wird, beispielsweise durch geeignete Dichtmanschetten. Der Heizungsbauer muss Bedenken anmelden, wenn er ein fehlerhaftes Planen erkennt. Baut der Heizungsbauer beispielsweise aus Kostengründen eigenmächtig nur galvanisch verzinktes Stahlrohr ein, muss er diese Reklamation verantworten. In der Regel folgen die Gerichte diesen Argumenten. Diese Fakten sind jedoch kein Freibrief für den Boden- und Parkettleger. Der Boden bzw. der Parkettleger setzt sich dem Vorwurf des fahrlässigen Handelns aus, wenn er feststellt, dass Spachtelmasse zwischen Isolierummantelung und Heizungsrohr laufen kann. Hier könnte das Gericht den Bodenleger mit in Haftung nehmen. Wenn Spachtelmasse zwischen Isolierummantelung und Heizungsrohr läuft, wird der Trittschallschutz beeinträchtigt. Diese Tatsache haben Gerichte zum Anlass genommen, den Bodenleger aufzufordern, die Spachtelmasse zwischen Isolierummantelung und Heizungsrohr zu entfernen. Viel Aufwand, hohe Kosten Das würde beispielsweise folgende Vorgehensweise bedeuten. Der Oberbelag, die Verlegewerkstoffe, der Estrich, die Isolierummantelung und die eingedrungene Spachtelmasse müssten in den betroffenen Bereichen entfernt werden. Die korrodierten Rohre müssten ausgebaut und durch neue Rohre ersetzt werden. Anschließend sind die so entstandenen Fehlstellen fachgerecht wieder zu schließen und ein neuer Oberbelag ist zu verlegen – ein enormer Aufwand, der mit hohen Kosten verbunden ist. In dieser Vorgehensweise liegt allerdings die große Chance für den Bodenleger. Da die verrosteten Rohre sowieso erneuert werden müssen, ist es volkswirtschaftlich nicht vertretbar, ein separates Entfernen der Spachtelmasse zu verlangen. Im Zuge der Erneuerung der verrosteten Heizungsrohre wird die eingedrungene Spachtelmasse mit entfernt. Der Rechtsanwalt spricht in einem solchen Fall von den sogenannten „Sowieso-Leistungen“ bzw. „Sowieso-Kosten“. Zusätzlich gilt es zu berücksichtigen, dass es mit sehr geringem Kostenaufwand möglich ist, den Austritt des Heizungsvorlaufs und des Heizungsrücklaufs aus dem Estrich zu verhindern. Die Heizungsindustrie bietet vorgefertigte Montagesätze an, die in die Wand eingelassen und dort auf dem Fußboden der Vor- und Rücklauf angeschlossen werden. Im Anschluss kommen der Vor- und Rücklauf aus der Wand heraus. Das spart Reinigungskosten bei der täglichen Oberbelagunterhaltung und führt dazu, dass die Spachtelmasse nicht in Kontakt kommt mit Vor- und Rücklauf. Zusammenfassend kann man jedem Boden- und Parkettleger nur dringend raten, die hier gemachten Ausführungen unbedingt zu beachten. Auch wenn manche Boden- und Parkettleger aus dieser Reklamation mit Hilfe eines Rechtsanwaltes und einem kompetenten Sachverständigen mit eines blauen Auge davongekommen sind, der Ärger und die Aufwendungen, aus dieser Reklamation einigermaßen heil herauszukommen, waren immens groß. Wolfram Steinhäuser Schäden aus der BodenlegerpraxisProbleme erkennen, verhindern, bewerten. Unter diesem Motto zeigt dieses Buch nicht nur mögliche Schäden und Mängel aus der Bodenlegerpraxis auf, es will auch vor Schäden und Mängeln warnen und Hinweise zur Vermeidung geben. Denn: Jeder Mangel beschädigt das Image der Fußbodenfirma, und langes Streiten kostet meist ein Vielfaches der Mängelbeseitigungskosten. Auch für den Sachverständigen ist es wichtig, zu wissen, welche Unregelmäßigkeiten bei den Arbeiten noch im Rahmen der Hinnehmbarkeit liegen und welche einen Mangel darstellen. In diesem Buch werden in strukturierten Übersichten das korrekte Vorgehen bei Bodenbelagarbeiten entsprechend den jeweiligen Normen und Merkblättern beschrieben, aber auch die möglichen Schadensursachen, die durch nicht korrektes Arbeiten entstehen können. Außerdem werden in einem abschließenden Kapitel Hinweise zur Bewertung der Unregelmäßigkeiten und Schäden gegeben. Wolfram Steinhäuser, Mängel und Schäden aus der Bodenlegerpraxis, 1. Auflage 2016, 180 Seiten, Softcover, Preis: 39,00 Euro, Holzmann Medien, www.holzmann-medienshop.de