Kautschukbeläge: Vier typische Schadensbilder

Spitznähte, Fugenbildung, Kellenschläge oder Verformungen: Vor allem bei Kautschuk­belägen kommen diese Schadensbilder immer wieder vor. Lesen Sie, welche Verlege­fehler häufig ursächlich sind und wie sie sich vermeiden lassen.

  • Bild 1 von 5
    Schadensbilder bei Bodenbelägen aus Kautschuk
    © Steinhäuser
    In den Fensterbereichen wurde die Ablüftezeit des Dispersionsklebers überschritten, dadurch haben die Kautschukfliesen keine ausreichende Haftung zur Spachtelmasse.
  • Bild 2 von 5
    Schadensbilder bei Bodenbelägen aus Kautschuk
    © Steinhäuser
    In den Fensterbereichen wurde die Ablüftezeit des Dispersionsklebers überschritten, dadurch haben die Kautschukfliesen keine ausreichende Haftung zur Spachtelmasse.
  • Bild 3 von 5
    Schadensbilder bei Bodenbelägen aus Kautschuk
    © Steinhäuser
    Stippnähte und sich im Kautschukbelag abzeichnende Sandkörner unter dem Belag.
  • Bild 4 von 5
    Schadensbilder bei Bodenbelägen aus Kautschuk
    © Steinhäuser
    Blasen und Beulen sowie offene Nähte im Kautschukbelag.
  • Bild 5 von 5
    Schadensbilder bei Bodenbelägen aus Kautschuk
    © Steinhäuser
    Belagsverformung durch überhöhte Rollenbelastung eines Transportmittels.

1 Spitznähte und Fugenbildung

Am häufigsten werden bei der Verlegung von Kautschukbelägen Spitznähte und Fugenbildungen reklamiert. Zu Spitznaht- und Fugenbildungen kommt es in Kautschukbelägen, wenn die zu verlegenden Beläge nicht oder nicht genügend akklimatisiert wurden und/oder starke Temperaturschwankungen in der Abbindephase des Klebstoffes auftreten. Die noch zu kalten Kautschukfliesen dehnen sich beispielsweise im anziehenden Klebstoffbett langsam aus und erzeugen einen Pressdruck. Die Beläge sind deshalb durch vorheriges Auslegen dem Raumklima anzupassen.

Die Ausliegezeit sollte sicherheitshalber beim Hersteller nachgefragt werden. Das unerwartete Ein- und Ausschalten der Heizung sowie die direkte Sonneneinstrahlung auf die frisch verlegten Beläge sollten ebenso vermieden werden. Generell sollte man bei Klebstoffarbeiten an Fensterfronten besonderes Augenmerk auf die Ablüftezeit des Dispersionsklebers richten. In den Fensterbereichen lüften die Dispersionskleber durch die Wärmestrahlung wesentlich schneller ab als auf der übrigen Fläche. Die Ablüftezeit ist dann oft in den Fensterbereichen überschritten und es kommt nur zu einer leichten Anhaftung des Kautschukbelages an den Untergrund, die sich bei raumklimatischen Veränderungen sehr schnell löst. Die Folge ist dann schon kurze Zeit nach der Verlegung eine erhebliche Blasen- und Beulenbildung im Fensterbereich. Am sichersten ist bei solchen Flächen der Einsatz eines Reaktionsharzklebers .

Grundsätzlich müssen bei Kautschukbelägen die Nähte mit einem geeigneten Nahtschneider oder einer Trapezklinge entsprechend den Angaben der Hersteller geschnitten werden. Werden die Nähte entlang der unteren Bahnenkante geschnitten (sogenannter Unterkantenschnitt), treten ebenfalls stellenweise Spitznahtbildungen auf. Die Belagskanten sind entsprechend der Verlegeanleitung des Belagsherstellers trocken zu schneiden. Ansonsten ist keine ausreichende Klebung in den Nahtbereichen möglich. Bei den hier beschriebenen Mängeln muss der Bodenleger nacharbeiten, beispielsweise durch Nachkleben und nachträgliche Verfugung mit einer Thermoschnur .

2 Ablösung der Thermoschnur in den Fugen

Wird das Ablösen der Thermoschnur in den Fugen zwischen den Kautschukbelägen reklamiert, kann es sein, dass zu schnell verfugt wurde. Der Schmelzdraht und der Belag wurden zu gering erwärmt oder es wurde bei Belägen mit Schaum­unterteil beim Auffräsen in den Schaum­unterteil gefräst. Dabei kommt es zu einer ungenügenden Flankenhaftung und somit zu einer Ablösung der Thermoschnur. Zur Beseitigung dieses Schadens muss die ­alte Thermoschnur entfernt und eine neue Thermoschnur fachgerecht eingebaut werden.

3 Sandkörner und Kellenschläge

Schadensbilder bei Bodenbelägen aus Kautschuk
Stippnähte und sich im Kautschukbelag abzeichnende Sandkörner unter dem Belag. - © Steinhäuser

Besonders bei Kautschukbelägen zeichnet sich jeder Kellenschlag, jede Unebenheit, jede Verschmutzung und jedes Sandkorn in der Belagsoberfläche ab. Sandkörner können nach der Belagsverlegung auch nicht mehr durch einen Schlag mit dem Hammer zertrümmert und beseitigt werden, dafür ist der Belag zu weich.

Die Oberflächenoptik wird dadurch entscheidend beeinträchtigt, vor allem bei unifarbenen und hochglänzend eingepflegten Belägen führt das in der Regel zur Mängelrüge. Kellenschläge sind nach Meinung der Sachverständigen kein Kavaliersdelikt . Deshalb muss unter Kautschukbelägen immer ausreichend dick gespachtelt werden, in der Regel mindestens 3 mm dick. Von namhaften Kautschukherstellern wird eine 3 mm dicke Spachtelung zwingend gefordert. Die gespachtelte Fläche sollte unmittelbar vor der Verlegung mit einer feinen Körnung überschliffen und anschließend mit einem Industriesauger abgesaugt werden, besonders wenn Verschmutzungen der gespachtelten Fläche vorhanden sind. Um dieses Schadensbild – sich in der Belagsoberfläche abzeichnende Sandkörner und/oder Kellenschläge – zu beseitigen, muss der verlegte Kautschukbelag in den meisten Fällen vollflächig entfernt werden. Der alte Klebstoff ist abzuschleifen, die vorhandene Spachtelmasse abzusaugen und mit einem Dispersionsvorstrich zu grundieren. Anschließend ist 3 mm dick zu spachteln und der Kautschukbelag mit einem geeigneten Kleber zu verlegen.

4 Massive Belagsverformungen

Schadensbilder bei Bodenbelägen aus Kautschuk
Belagsverformung durch überhöhte Rollenbelastung eines Transportmittels. - © Steinhäuser

Zu Belagsverformungen kann es kommen, wenn der auftretende Druck bei der Nutzung/Belastung des Belages die Festigkeit des Kautschukbelages übersteigt. Das tritt dann auf, wenn Rollen oder Füße von Ausrüstungsgegenständen beispielsweise in Labors oder Produktionseinrichtung enorme Druckbelastungen ausüben oder für solche Beläge nicht geeignet sind. Deshalb muss die Nutzung der Kautschukbeläge im Vorfeld vom Bauherrn/Auftraggeber klar definiert sein. Darauf sollte jeder Bodenleger achten.

Wolfram Steinhäuser