Gestörter Bauablauf, Behinderungen und die Folgen Kaleidoskop des Schreckens

Oftmals werden Schäden am Oberboden alleinig auf handwerkliche Fehler des Auftragnehmers für Bodenbelagarbeiten zurückgeführt. Aber: Auch ein gestörter Bauablauf und Behinderungen durch andere Ausbaugewerke können Auslöser solcher Schäden sein.Bei manchen Objekten ist der Ärger programmiert – ob der Statiker mit den Berechnungen länger braucht oder die Erdarbeiten auf Probleme im Baugrund stoßen. Gründe gibt es viele, warum das Bauen mancherorts Monate später als geplant beginnt. Selbstverständlich darf das am Fertigstellungstermin und an der Übergabe an den Bauherren nichts ändern: Der Terminplan steht! Schließlich sind Umzug und Einzug schon geplant, alte Mietverträge sind gekündigt und nicht selten kündigen vorzeitig geschaltete Werbespots oder Pressemitteilungen den neuen Standort bereits an. Nun gibt es kein Zurück, das Objekt muss fertig werden. Daher gilt es Zeit zu sparen: Kaum dass der Stahlbeton der Geschosse ausgeschalt wurde, wird der Ausbau begonnen. Denn: Nun kann man durch die offene Gebäudehülle problemlos die Baumaterialien mit dem Kran an die jeweilige Ebene anliefern.Ob Paletten mit Gipsplatten für die Wände der Räume oder den Hohlboden, Bauelemente für abgehängte Decken oder Installationen – gelagert wird, was die Deckenplatte hält! Zulässige Punkt- und Flächenlasten spielen keine Rolle mehr. Fragliches Raumklima der offenen Bauweise ist auch egal. So können Baustoffe für den Ausbau, wie z.B. Gipsplatten, über lange Zeit Feuchte aufnehmen. Bei solchen Bedingungen wird dann der Estrich eingebracht, wenn Fenster und Türen am Gebäude lokal noch nicht montiert sind, die Heizung noch nicht läuft – oder Luft-Luft-Wärmepumpen wegen Staubbelastung aus der Baumaßnahme erst gar nicht in Betrieb sind, um Filter nicht zu verschmutzen. In der Winterzeit bedeutet dies oftmals, der Estrich wird bei tiefen Temperaturen nicht trocknen. Den Termindruck im Rücken sollen es Sperrgrundierungen richten. Schließlich wird der Oberboden eingebracht, bevor der Ausbau fertiggestellt ist. Die nachfolgenden Fallbeispiele belegen exemplarisch, welches Risikopotential mit solchen Vorgehensweisen für das bodenlegende Handwerk verbunden ist. Fallbeispiel 1: Schäden an einem PVC-BodenbelagIn einem neu errichteten Krankenhaus wurde ein konventioneller, schwimmender Zementestrich auf Betondecken eingebracht – zur Temperierung der Räumlichkeiten ist in verschiedenen Geschossen dabei eine Betonkernaktivierung bzw. Betonkerntemperierung vorhanden. Durch den Bodenleger und/oder dessen Klebstofflieferanten wurden Feuchtigkeitsmessungen an der Estrichkonstruktion durchgeführt: Die CM-Prüfung erbrachte Messergebnisse von > 1,8 CM-% bis < 2,0 CM-%. Die Belegreife war also gegeben. Schließlich wurde der Estrich grundiert, gespachtelt und ein bahnenförmiger PVC-Bodenbelag mit verschiedenen Eigenschaften (Rutschhemmung, Leitfähigkeit u.a.) auf dem Untergrund vollflächig verklebt. Die Nahtkanten wurden thermisch mit Schweißschnur abgedichtet bzw. verschweißt. Die Bodenbelagarbeiten waren nach Bauzeitenplan im März des Jahres fertiggestellt, bevor der weitere Ausbau begonnen wurde. Daher erfolgte auf Anweisung der Bauleitung gegen Vergütung in den Bettenzimmern eine Schutzabdeckung des Oberbodens mit Tretra-Pak-Folie und im Flurbereich mit Hartfaserplatte und Vliesabdeckung. Diese Schutzabdeckung wurde von April bis Oktober vorgehalten. Dann wurden Baumaterialien gelagert, teilweise mit Gabelstaplern oder Handhubwagen transportiert, Ausbaugewerke wurden tätig mit Leitern und Rollgerüste, Zwischenwände wurden montiert, Decken abgehangen, Einbaumöbel und medizinische Einrichtungen montiert. Dabei herrschten zeitweise Lufttemperaturen von > +35 °C bis < +40 °C im Außenbereich vor, die über großflächige Verglasungen auf die Bodenbelagebene einwirken konnten. Zwischenzeitlich erfolgte auch die versuchsweise Inbetriebnahme der Betonkernaktivierung, um dessen Funktionstauglichkeit später sicherstellen zu können. Die Bauphysik blieb unbeachtet. Offene Nähte und Fugenflankenabrisse Nach Fertigstellung der Ausbaugewerke erfolgte im Oktober das Aufnehmen der Schutzabdeckungen – das Erstaunen war groß: verschiedenen Bereichen (Betten-/Stationszimmer, Flure) hatten sich unabhängig voneinander und zeitversetzt Nähte im Oberboden geöffnet. Das mit Planung und Bauleitung involvierte Architekturbüro rügte die Mängel gegenüber dem Auftragnehmer. Zunächst erfolgten mehrere Nachbesserungen durch den Bodenleger. Erfolglos: Kaum waren die Nähte in einem Raum erneut verschweißt, sind in anderen Räumen zeitversetzt offene Nähte bzw. Fugenflankenabrisse im Oberboden entstanden. Der Bodenleger war nicht mehr bereit, den bahnenförmigen PVC-Bodenbelag immer wieder in anderen Räumen kostenlos nachzuarbeiten. Der Auftraggeber drängte auf Mangelbeseitigung: Die Hygiene im Krankenhaus war in Gefahr! Also war Handlungsbedarf geboten, denn der Auftragnehmer war in der Erfüllungspflicht, sein Werk mangelfrei herzustellen, was vor Ort offensichtlich Probleme bereitete. Fallbeispiel 2: Schäden am Massivholz-Dielenparkett In einem neu errichteten Krankenhaus wurde ein konventioneller, schwimmender Zementestrich auf Betondecken eingebracht – die Temperierung der Räumlichkeiten erfolgte teilweise mit Fußbodenheizung, teilweise über Heizkörper oder teilweise mittels Heiz-/Kühldecke. Als Oberböden wurden neben einer bahnenförmigen PVC-Bodenbelagqualität (Bettenzimmer, Flurbereiche) und/oder einer Kunstharzbeschichtung (Foyer/Eingangsbereich) in der Cafeteria auf der Empore, der Gastronomie und der Personalkantine mit Casino schließlich nach dem Grundieren und Spachteln des Estrichs Massivholz-Landhausdielen (Eiche) auf dem Untergrund vollflächig verklebt und lackiert. Bedenkliche VorgeschichteDer Parkettleger hatte Feuchtigkeitsmessungen am Estrich in der Cafeteria und/oder Personalkantine/Casino durchgeführt: Die CM-Prüfung erbrachte Messergebnisse von > 1,8 CM-% bis < 2,0 CM-%. Die Belegreife war also gegeben. In der Gastronomie in der Eingangshalle (EG) zeigte ein Messwert von 2,8 CM-% erhöhte Restfeuchte. Daher wurde gegen aufsteigende Feuchtigkeit eine 2K-EP-Grundierung eingebaut. Zuvor hatte der Parkettleger das Raumklima und den Feuchtegehalt der Landhausdielen (7,5 %) ermittelt. Eingebaut wurden die Massivholz-Landhausdielen von August bis Oktober. Zum Zeitpunkt der Parkettarbeiten in der Cafeteria auf der Empore (2. OG) waren die Ausbaugewerke noch nicht abgeschlossen. Daher habe in der Cafeteria ein ungeeignetes Raumklima vorgelegen, so dass sich das bis dahin verlegte, aber noch nicht versiegelte Parkett geschüsselt hatte. Demzufolge ist hier im November des gleichen Jahres zu etwa 70 % der Oberboden wieder ausgetauscht worden. Nach Fertigstellung der Parkettböden war der Innenausbau immer noch nicht fertiggestellt: Es erfolgte eine Schutzabdeckung mittels Malervlies. Die Schutzabdeckung verblieb von Mitte Oktober bis Mitte November des gleichen Jahres. Nach dem Aufnehmen der Schutzabdeckung zeigte sich, dass lokal und/oder partiell Schüsselungen und Formänderungen des Parketts eingetreten waren – vor allem im Bereich der Längsfuge in der Personalkantine/Casino (3. OG). Auch zeigten sich lokal offene Fugen zwischen den einzelnen Landhausdielen. Hierzu hatte ein ungeeignetes Raumklima beigetragen, da die Ausbaugewerke noch nicht abgeschlossen waren. Daher vermochte sich die Raumluftfeuchte anzureichern, weil durch Trocknungsprozesse bestimmter Baustoffe (Zementestriche, Spachtelmassen, Kleber, Tapezierungen, Wandfarben u.a.) flüchtiges Wasser dampfförmig in Abhängigkeit der Raumtemperatur in die umgebene Raumluft abgegeben wird. Parkett neigt je nach Raumklima und Luftfeuchte zur Feuchteaufnahme, so dass ein Quellen der Massivholz-Landhausdielen zu Schüsselungen führte. Aus diesem Grunde musste bereits damals das Parkett teilflächig überarbeitet werden, noch bevor eine Abnahme stattfinden konnte – so z.B. im Bereich der Cafeteria auf der Empore im 2. OG und/oder im Bereich der Personalkantine im 3. OG. Schließlich wurde Anfang Dezember des gleichen Jahres mit der Klimatisierung des Gebäudes begonnen: Inbetriebnahme Lüftungsanlage, Beheizen durch Heizkörper oder Heizdecke, Trenddaten für das Raumklima +22 °C bis +24 °C – eine Regulierung der Luftfeuchte erfolgt nicht. Die Schutzabdeckung wurde vollständig entfernt. Im Rahmen einer Begehung wurden nach kurzer Zeit bis zur Eröffnung des Klinikums (Januar des folgenden Jahres) erneute Formänderungen des Parkettbodens gerügt, die sich bis Ende Dezember weiter ausbildeten. Im Casino (3. OG) wurde der Parkettboden lokal aufgenommen, ganzflächig geschliffen und nochmals versiegelt (Fertigstellung Ende Dezember). SchadensbildNach der Fertigstellung der Ausbaugewerke erfolgte die Eröffnung Mitte Januar – das Erstaunen war groß: Erneut waren an den Massivholz-Landhausdielen wiederum Schüsselungen und Fugenbildungen entstanden. Daher erteilte der Bauherr/Auftraggeber eine Mängelrüge für die Gastronomie in der Eingangshalle (EG) und/oder für die Cafeteria (2. OG) – bis dahin waren im Bereich der Personalkantine/im Casino (3. OG) Formveränderungen des Parkettbodens noch nicht (wieder) entstanden. Allerdings sind in der Folge bis zum März des Jahres weiterhin derartige Formänderungen zwischenzeitlich im Casino/in der Personalkantine im 3. OG für den Parkettboden ebenso entstanden (Aufschüsselungen), so dass eine erneute Mängelrüge erfolgte. Der Parkettleger war nicht mehr bereit, die aufgetretenen Schäden an den Massivholz-Landhausdielen kostenlos nachzuarbeiten. Der Auftraggeber drängte auf Mangelbeseitigung: Die Verkehrssicherheit im Krankenhaus war in Gefahr! Also war Handlungsbedarf geboten, denn der Auftragnehmer war auch im Rahmen der Gewährleistung verpflichtet, Mängel zu beseitigen, wenn sein Werk fehlerhaft ausgeführt worden wäre. Fallbeispiel 3: Schäden an einem Linoleum-BodenbelagEin durch den Investor neu errichtetes mehrgeschossiges Gebäude sollte nach der Abnahme an eine Behörde zur Nutzung übergeben werden. Während der Baumaßnahme erfolgten mehrmals Änderungen im Bauablauf: Entweder hatte der Generalübernehmer die Notwendigkeiten der Nutzung verkannt (z.B. Schallschutz) oder neue Vorstellungen des Mieters waren Anlass für erforderliche Umplanungen. Der ursprüngliche Terminplan war in Gefahr: Also mussten die Ausbaugewerke teilweise parallel arbeiten! Der Bodenleger begann den Estrich zu spachteln, als noch Rollgerüste für Trockenbau nötig waren. Der Schreiner legte los mit Montage von Türzargen und der Maler war bereits mit dem Tapezieren und Beschichten der Wände befasst, währenddessen der Linoleum-Bodenbelag verklebt wurde. Kaum fertig, begann der Nutzer zu möblieren: Das Umzugsunternehmen hatte schließlich auch Terminvorgaben und das alte Gebäude war zu räumen. SchadensbildNach der Fertigstellung der Ausbaugewerke war das Erstaunen groß: Kratz- und Schleifspuren auf dem Bodenbelag, Einrücke und Dellen sowie Fremdkörper (Pickel) im Oberboden. Fallbeispiel 4: Schäden an Synthese-Kautschuk-BodenbelagEin durch den Bauherrn neu errichtetes mehrgeschossigen Gebäude für überbetriebliche Ausbildung sollte nach der Abnahme zur Nutzung übergeben werden. Während der Bodenbelagarbeiten waren die Ausbaugewerke noch nicht fertiggestellt. Der ursprüngliche Terminplan war in Gefahr: Also mussten die Ausbaugewerke teilweise parallel arbeiten! Der Bodenleger wurde nach Fertigstellung des Oberbodens angewiesen, den gerade neu verlegten Bodenbelag mit Tetrapak-Folie abzudecken, als noch Rollgerüste für abgehängte Decken nötig und Elektriker tätig waren. SchadensbildNach der Fertigstellung der Ausbaugewerke war das Erstaunen groß: Nach Aufnehmen der Schutzabdeckung zeigte der plattenförmige Bodenbelag auf allen Ebenen umlaufend Aufstippungen, lokal bis zu 7 mm! Fallbeispiel 5: Schäden an einem Nadelvlies-BodenbelagEin neu errichtetes Gebäude für gewerbliche Nutzung sollte nach der Fertigstellung übergeben werden. Der ursprüngliche Terminplan war in Gefahr: Also mussten die Ausbaugewerke teilweise parallel arbeiten! Der Bodenleger wurde nach Fertigstellung des Oberbodens angewiesen, den gerade neu verlegten Bodenbelag mit PE-Folie (zweilagig) abzudecken, als noch Elektriker, Schreiner und Maler tätig waren. SchadensbildNach der Fertigstellung der Ausbaugewerke war das Erstaunen groß: Nach Aufnehmen der Schutzabdeckung zeigte der textile Bodenbelag offene Nähte, lokal bis zu 2 mm Breite! Gutachten klären auf! Zur Klärung des Schadens und der Verursacherfrage wurde jeweils ein Sachverständiger vom iba-Institut Gottfried & Rolof, Koblenz, beauftragt. Zur Ursachenforschung der Schäden an den Oberböden wurden die Fußböden in den Gebäuden in unterschiedlichen Ebenen und verschiedenen Räumen an Prüfstellen näher in Augenschein genommen und untersucht. Folgende Schlussfolgerungen waren zu ziehen: Die Bodenbelagarbeiten wurden jeweils unter grenzwertigen Bedingungen ausgeführt (kritische Grenze der Restfeuchte neuer Estriche, fragliches Raumklima).Regelmäßig waren die Bodenbelagarbeiten auf Anweisung der Bauleitung ohne die notwendige Baufreiheit auszuführen. Dies bei gleichzeitiger Tätigkeit anderer Ausbaugewerke.Daher wurde regelmäßig auf Anweisung der Bauleitung eine Schutzabdeckung unmittelbar nach Fertigstellung der Bodenbelagarbeiten auf die Oberböden ausgelegt (teilweise Hartfaserplatten mit Vliesabdeckung, teilweise Tetrapak-Folie oder PE-Folie).Dann erfolgten Ausbaugewerke über Wochen, teilweise Monate, bis die Schutzabdeckung wieder aufgenommen wurde. Es zeigten sich: offene Nähte bei Nadelvlies-Oberböden und/oder PVC-Oberböden – bis hin zu Stippnahtbildungen beim plattenförmigen Synthesekautschuk-Bodenbelag. Nicht selten: nach Aufnehmen der Schutzabdeckung dann Kratz- und Schleifspuren, lokal Dellen – partiell Eindrücke. Diese Schäden resultierten regelmäßig aus frühzeitiger mechanischer Beanspruchung der Bodenbelagebene durch Montage von Einrichtungen, Transport von Möbeln, (Zwischen-)Lagerung von vielzähligen Möbeln vor der Einrichtung der einzelnen Räume mit Tischen und Stühlen und sonstigen Tätigkeiten des Bauherrn (z.B. Umzugsunternehmen mit Paletten und Kisten sowie Rollwagen). Vorsicht FalleDer Auftragnehmer für Bodenbelagarbeiten hat sein Gewerk bis zur Abnahme zu schützen. Hierzu heißt es in der VOB, Teil B, ATV DIN 1961 unter Abschnitt „(…) § 4 Ausführung […] (5) Der Auftragnehmer hat die von ihm ausgeführten Leistungen und die ihm zur Ausführung übergebenen Gegenstände bis zur Abnahme vor Beschädigung und Diebstahl zu schützen (…)“. Es empfiehlt sich daher dringend, unmittelbar nach Fertigstellung von Werkleistungen eine Abnahme vom Bauherrn/Auftraggeber zu erwirken. Nur mit einer Abnahme kann der Gefahrenübergang der Sache an den Bauherrn/Auftraggeber erreicht werden – andernfalls verbleibt das Risiko für Beschädigungen am Oberboden durch Dritte (Ausbaugewerke, Möbelspediteure u.a.) beim Auftragnehmer für Bodenbelagarbeiten, mit allen daraus resultierenden Konsequenzen. FazitBaufreiheit und Raumklima vor Aufnahme der Bodenbelagarbeiten einfordern! Es ist daher als Schlussfolgerung festzustellen und auszusagen, dass im Neubau zunächst übliche Untergrundeigenschaften für die Geschossdecke aus Stahlbeton (PE-Folie unter der Dämmung auf der Rohbetondecke, Beton mit Restfeuchte 15 °C Lufttemperatur, < 65 % relative Luftfeuchte u.a.) während der Bodenbelagarbeiten. Hierzu wird hingewiesen auf die in den technischen Merkblättern der Hersteller von Kleber und/oder Bodenbelag zu entnehmenden Voraussetzungen für erfolgreiche Bodenbelagarbeiten. Aus dem technischen Merkblatt des Herstellers für den verwendeten Kleber ist zu entnehmen: „(…) WICHTIGE HINWEISE Beste Verarbeitungsbedingungen bei +15 °C bis +35 °C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von < 65 % (…)“,„(…) ANWENDUNGSRICHTLINIEN Untergrundvorbereitung: Der Untergrund muss hinsichtlich der Verlegereife den Anforderungen der jeweiligen Normen entsprechen. Die Restfeuchte muss den normativen Vorschriften bzw. dem jeweiligen Stand der Technik entsprechen. Ferner muss sichergestellt sein, dass keine aufsteigende Feuchtigkeit wirksam werden kann. Schwimmende Estriche und erdreichangrenzende Untergründe müssen bauseitig normgerecht gegen aufsteigende Feuchtigkeit abgedichtet sein (…).“Weiterhin wird von führenden Herstellern elastischer Bodenbeläge in den Verlegerichtlinien beispielsweise ausgeführt: „(…) 1 Untergrund: Geeignet zur Verlegung von Bodenbelägen sind alle Untergründe, die eben, fest, rissfrei und trocken sind und bleiben (siehe auch VOB Teil C, DIN 18365 Bodenbelagarbeiten, BEB Merkblatt Beurteilen und Vorbereiten von Untergründen im Alt- und Neubau, sowie die jeweils einschlägigen Vorschriften). […] Für die Restfeuchte der verschiedenen Estriche gelten bei normaler Estrichdicke, d. h. nicht wesentlich über den Mindestforderungen der DIN 18 560, Erfahrungswerte […] Zementestrich < 2,0 CM-%, Heizestrich < 1,8 CM-% (…).“Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wäre es dann bei den aufgezeigten Bauvorhaben nicht zu den Schadensereignissen an den Oberböden gekommen. Hans-Joachim Rolof Fachliche und rechtliche GrundlagenAnmeldung von Behinderung oder Unterbrechung der Ausführung nach VOB, Teil B, DIN 1961, § 6, Abs. 1, wegen unzureichender Baustellenbedingungen (Klima), fehlender Außenwände oder unzureichender Leistungen anderer Unternehmer bzw. Beschaffenheit der Fußbodenkonstruktionen sowie fehlender Sicherung gegenüber vorhandenen Unfallgefahren (u.a.). Es hat nach den Vorgaben der VOB, Teil B, DIN 1961, § 4, Abs. 3, gegebenenfalls „(…) der Auftragnehmer Bedenken gegen die vorgesehene Art der Ausführung (auch wegen der Sicherung gegen Unfallgefahren), gegen die Güte der vom Auftraggeber gelieferten Stoffe oder Bauteile oder gegen die Leistungen anderer Unternehmer (…)“ vorzubringen und diese „(…) dem Auftraggeber unverzüglich – möglichst schon vor Beginn der Arbeiten – schriftlich mitzuteilen (…)“. Analog der VOB, Teil C, ATV DIN 18365, Abschnitt 3, hat der Auftragnehmer auch etwaige Bedenken nach VOB, Teil B, § 4, Abs. 3, geltend zu machen bei „(…) ungeeigneten klimatischen Bedingungen (…)“. Die Ausführung von Bodenbelagarbeiten mit dispersionsgebundenen Vorstrichsystemen, mineralischen Spachtelmassen und Dispersionskleber für Oberböden sind nicht für andauernde Einwirkung des Außenklimas vorgesehen und können bei ungeeignetem Raumklima in Abhängigkeit der Luftfeuchtigkeit und Lufttemperatur (Kondensatbildung bei Taupunktunterschreitung) eine Wasseraufnahme und dadurch bedingtes Quellen und/oder durch thermische und hygrische Beanspruchung weitere Schädigungen auch am verklebten Oberboden hervorgerufen. Für derartige Risiken kann das bodenlegende Handwerk keine Haftung übernehmen und muss daher schriftliche Bedenken dem Bauherrn mitteilen. Auch hat der Auftragnehmer dem Auftraggeber mitzuteilen, dass wegen der Tätigkeit anderer Ausbaugewerke (Montage von Unterkonstruktion für Trockenbauwände, Verlegen von [Rohr-]Leitungen auf Rohbeton u.a.) vor Ort eine Behinderung der ausführenden Mitarbeiter gegeben ist und daher auch Unfallgefahren drohen. Architekt und/oder Bauleiter müssen auf einen koordinierten Bauablauf hinwirken, wodurch die Auftragnehmer für Bodenbelagarbeiten in deren Leistungen nicht behindert werden und deren Mitarbeiter nicht gefährdet sind. Hierzu wird hingewiesen auf die Vorgaben nach VOB, Teil C, DIN 18299, Pos. „(…) 0.1.22 Arbeiten anderer Unternehmer auf der Baustelle (…)“ und/oder nach VOB, Teil B, DIN 1961, § 4 „(…) Ausführung (…)“ unter (1) unter „(…) 1. Der Auftraggeber hat für die Aufrechterhaltung der allgemeinen Ordnung auf der Baustelle zu sorgen und das Zusammenwirken der verschiedenen Unternehmer zu regeln (…)“. Bezüglich des Bauablaufs ist in der Leistungsbeschreibung vom Planer darauf hinzuweisen, ob und welche anderen Firmen gleichzeitig auf der Baustelle tätig sind. Nach VOB/B, DIN 1961, § 5, (1), hat der Auftragnehmer die Ausführung seiner Leistung nach den festgelegten Vertragsfristen zu beginnen, angemessen zu fördern und zu vollenden. Dies setzt voraus, dass der Auftragnehmer seine Leistungen ohne Behinderung erbringen kann. Was damit alles schieflaufen kannDer Begriff für ein Abdeckmaterial aus Tetrapak ist nicht in technischen Regelwerken und/oder mit normativen Anforderungen geregelt. Unter einem Abdeckmaterial aus „Tetrapak-Papier“ werden verschiedene Materialien beworben und von unterschiedlichen Anbietern vertrieben. Dabei kann festgestellt und ausgesagt werden, dass Tetrapak-Papier aus Milchtütenpapier oder Milchkarton bzw. Milchtütenkarton und zusätzlich PE-Folie oder zusätzlich integrierter Aluminiumkaschierung besteht. Dabei handelt es sich nicht um Fehlproduktionen oder Fehldrucke aus der Herstellung solcher Verpackungen für z.B. Getränke u.a., sondern um speziell einsetzbares Abdeckmaterial zum Schutz von Fußböden. Dabei kann wie folgt unterschieden werden: Milchtütenpapier aus Tetrapak-Papier mit einem Gewicht von 250 g/m² als Abdeckmaterial für Böden, Rollenmaße 1.000 mm x 55 m,dito wie vor, jedoch Rollenmaße 1.300 mm x 42 m, Milchtütenpapier (Milchkarton) aus Tetrapak-Papier als Abdeckmaterial für Böden mit einem Gewicht von 300 g/m² schwere Qualität, Rolle: Breite ca. 1.150 mm, Fläche 50 m²,Milchtütenpapier als Abdeckmaterial robust III, unbedruckte, PE-beschichtete, formstabile und hochfeste Schutzabdeckung mit hoher Druckstoßfestigkeit zum Abdecken von Böden. Rollenmaße 1.000 mm x 50 m, Milchtütenpapier (Milchkarton), beidseitig grau/alulaminiert, 48 m² auf Rolle (Sonderposten). Weiterhin werden z.B. noch folgende Produkte als Abdeckmaterial unter der Bezeichnung Tetrapak von verschiedenen Anbietern gehandelt: Milchtütenabdeck-Karton, 100 % wasserdicht, beidseitig PE-beschichtetes Milchtütenpapier, 350 g/m², Rolle 58 m x 1,30 m, Milchtütenabdeck-Karton, 100 % wasserdicht mit Alu, beidseitig PE-beschichtet + eine Seite Alu, Gewicht ca. 350 g/m², 75 m² per Rolle. Dies sind nur wenige von den Beispielen, die man bei einer Recherche für Tetrapak-Abdeckmaterial finden kann. Vorsicht Falle: Bei frühzeitigem Abdecken von Oberböden mit PE-Folie oder Milchtütenpapier (Tetrapak) unmittelbar nach Fertigstellung der Bodenbelagarbeiten kann es zu Schäden kommen. Der in PVC-Bodenbelagqualitäten enthaltende Weichmacher ist unter normalen Gegebenheiten (trockener Untergrund bzw. übliche Restfeuchte mineralischer Fußbodenkonstruktionen) stabil gegenüber äußeren Einflüssen wie durch z.B. Hydrolyse – bei erhöhten Temperaturen und (sehr) hoher Alkalität kann jedoch eine Verseifungsreaktion nicht ausgeschlossen werden, wofür sich im Labormaßstab Hinweise gefunden haben. Dabei ist zu beachten, dass derartige Reaktionsprodukte nicht stabil und daher grundsätzlich flüchtig sind und vor Ort nach Aufnehmen der Schutzabdeckung (Tetrapak, Milchtütenpapier) aus der Bodenbelagebene durch Lösungsdiffusion entweichen können. Auch kann das Maßänderungsverhalten von textilen Bodenbelägen nachhaltig beeinflusst werden – der solchermaßen erweichte Dispersionskleber vermag dem Maßänderungsverhalten von z.B. Nadelvlies durch Erweichung und Quellen des Klebers unter der (dampfdichten) Schutzabdeckung mehr entgegenzuwirken – offene Nähte sind die Folge, wenn die Schutzabdeckung aufgenommen wird. Ebenso können sich Stippnähte bei plattenförmigem Bodenbelag aus Synthesekautschuk bilden – bei frühzeitiger Schutzabdeckung vermag Restfeuchte aus Bodenplatte/Estrich/Spachtelung und Kleber unter dampfdichter Abdeckung zusätzlich Schaden anrichten – durch die umlaufenden Fugen wird der Wasserdampf nun am Abtransport unterhalb der Schutzabdeckung gehindert, die Nähte bzw. umlaufenden Nahtkanten können sich aufstellen. Diese Risiken sollten Sie kennenAls Lösung für viele Feuchtigkeitsprobleme empfehlen verschiedene Hersteller die zweikomponentigen Epoxydharzgrundierungen als Absperrschicht für Feuchtigkeit. Was sind die Vorteile, aber auch die Nachteile, dieser Grundierungen und welche Gefahren birgt deren Verwendung? Wenn nach der Untergrundprüfung feststeht, dass z.B. ein Zementestrich noch eine zu hohe Restfeuchte aufzeigt, werden manchmal Reaktionsharzgrundierungen verwendet. Dies ist in aller Regel dann möglich, wenn die Restfeuchte zwischen 4 CM-% bis 5 CM-% beträgt. Auch hier muss der Hersteller der Reaktionsharzgrundierung vorgeben, wann sein System verwendet werden kann. Dabei ist jedoch zu beachten: Die erhöhte Restfeuchte im Estrich ist auch nach der Verwendung dieser speziellen absperrenden Reaktionsharzgrundierungen ja immer noch vorhanden! Bei schwimmenden Estrichen kann dies dazu führen, dass im Laufe der Zeit die noch unterhalb der wasserdampfbremsenden Reaktionsharzgrundierung vorhandene Feuchtigkeit über die Randfugen entweichen kann. Vorsicht Falle: Hier besteht zum Außenmauerwerk bzw. Wandbildner dann eine Wärmebrücke. Feuchtwarme Luft kann kondensieren und sich abkühlen, so dass Kondensat bzw. Tauwasser entsteht. Mithin ist die latente Gefahr des Wachsens von Schimmelpilzen gegeben. Wird dies nicht beachtet, kann sich über einen Zeitraum von 3 bis 5 Jahren hinter der Fußleiste schließlich der Schimmel anreichern und es stellen sich erhebliche Probleme ein. Daher ist der Auftragnehmer für Bodenbelagarbeiten gut beraten, auf solche Wechselwirkungen hinzuweisen und sich dieses Risiko gegenüber dem Bauherrn/Auftraggeber freizeichnen zu lassen (schriftliche Anmeldungen von Bedenken reichen nicht aus – es bedarf einer technischen Freistellungserklärung). Auch kann sonst feuchtwarme Luft aus der schwimmenden Estrichkonstruktion über die Randfuge in die Sockelleiste einwirken – Formänderungen bei Hartkern-Sockelleisten durch Quellen des HDF-Kerns sind die Folge! Auch ist zu beachten, dass nach der Verwendung solcher absperrenden Reaktionsharzgrundierungen dann in der Folge die mineralische Spachtelmasse ihr Anmachwasser nicht mehr an den Untergrund abgeben kann. Daher ist ein gutes Raumklima für die Trocknung der Spachtelmasse unabdingbar erforderlich. Meistens suggeriert die frühe Begehbarkeit der Spachtelung dem Verarbeiter die ausreichende Oberflächenfestigkeit – dies ist häufig ein Trugschluss! Dort, wo sich in Bereichen lokaler Unebenheiten im Estrich dann Schichtdicken von > 3,0 mm bis < 5,0 mm einstellen, ist der Restfeuchtegehalt der Spachtelmasse 24 Stunden nach der Spachtelung noch relativ hoch. Wird nun ein dampfdichter Oberboden verlegt, kommt noch die Feuchtigkeit aus dem Dispersionskleber hinzu. Nach dem Verlegen des Oberbodens kann es dann nach kurzer Zeit der Nutzung zu Blasen- und Beulenbildungen kommen.