Baustellenreport (Teil 2): Mondscheinzimmer, Schloss Wildenfels im Erzgebirge – Restaurierung eines Tafelparketts aus dem 18. Jahrhundert Im Mondschein im Schlafzimmer

Parkettlegermeister und Restaurator Gerd Kleditzsch war gefragt, als die Restauration des Mondscheinzimmers auf Schloss Wildenfels anstand. Stück für Stück versetzten die Fachleute den Boden wieder in den Originalzustand.Nach dem chinesischen Kabinett (Teil 1, bwd 6/7) stellte sich das Restauratorenteam rund um Gerd Kleditzsch der Herausforderung, das Mondscheinzimmer auf Schloss Wildenfels wieder auf Vordermann zu bringen. Der Raum, der im zweiten Geschoss des Südflügels zu finden ist, gehörte ursprünglich zu den Wohnräumen der gräflichen Familie und wurde als Schlafzimmer genutzt. Das dort verlegte Tafelparkett besteht aus einer massiven, 920 x 920 Millimeter großen Mustertafel aus Rotbuche sowie einer Flechttafel mit vier diagonal innenliegenden Qua-draten. Das Verlegemuster wird auch als „kleine Versailler Tafel“ bezeichnet. Massive Wandfriese aus Rotbuche schließen den Raum ab. Der Zustand der Tafeln, die verwendeten Materialien sowie die Befestigung der Tafeln mit handgeschmiedeten Nägeln sprachen nach Einschätzung Kleditzschs dafür, dass die Originalverlegung etwa aus dem Jahr 1780 stammt. Der Boden hing durchKleditzsch und sein Team stellten weiter fest, dass der Boden über eine geölte Oberfläche verfügte, aber durch die vorangegangenen Bauarbeiten sehr verdreckt wurde. Über die gesamte Fläche fanden sich offene, teils mit Dreck verfüllte und ausgespänte Fugen. Es existierten zwei verschiedene Arten von Parketttafeln mit einer Stärke von 20 bis 25 Millimetern – mit wechselnden Faserrichtungen, deren Verlegung im Raum aber willkürlich und nicht musterbildend erfolgt war. Die Tafeln waren ineinander mit angehobelten Federn und Warmleim verbunden worden. Auf der Unterseite waren die Tafeln sehr uneben und teilweise mit der Hand grob überhobelt worden. Zusätzlich befanden sich unter jeder Tafel je fünf aufgeklebte Holzleisten zum Ausgleich der darunterliegenden Dielung. Handgeschmiedete Nägel verbanden die Tafeln durch die Nut mit der darunterliegenden Dielung. Die Friese waren teilweise von oben genagelt worden. Unter dem Dielenboden befand sich ein Blindboden aus Nadelholz, bei dem es sich wahrscheinlich um den Originaleinbau handelte. Durch die durchhängende Balkendecke hing auch der Blindboden in der Raummitte durch – mit teilweise konkav und konvex verformten Dielenbrettern. Bevor die Fachleute von Kleditzsch mit den Restaurierungsarbeiten begannen, erstellten sie einen Verlegeplan. Zuerst wurden die Raumwinkel und die Rastermaße der Tafelverlegung ausgemessen. Der Ausbau des Bodens erfolgte entgegengesetzt zum Einbau durch das Absägen der Nägel. Die Tafeln und Friese wurden nummeriert und in den vorbereiteten Verlegeplan eingezeichnet. Danach wurden die Tafeln und Friese entnagelt und die „gesammelten Werke“ in die Werkstatt des Auftragnehmers gebracht. Dort wurden die eingeklebten Nadelholzfedern ausgefräst und die entstandene Nut durch Einkleben einer Langholzleiste aus Rotbuche mit Weißleim aufgefüllt – und zwar entlang der Tafeln und der Friese. Im Anschluss wurden die Tafeln und Friese an den Schmalseiten ringsum sauber beschnitten und eine Buchenholzleiste mit Fischleim aufgeklebt. Die Fugen in den Parketttafeln wurden manuell gereinigt, Späne aus Rotbuche zugeschnitten und ebenfalls mit Fischleim eingeklebt. Beim anschließenden Sauberschleifen der Oberflächen des Tafelparketts und der Friese setzten die Restauratoren substanzschonend auf einen Exzenterschleifer. Zuletzt wurden die Tafeln und Friese rückseitig mit der Breitbandschleifmaschine auf 23 Millimeter egalisiert. Objektfakten Objekt: Schloss Wildenfels im Erzgebirge, Mondscheinzimmer Auftraggeber: Freundeskreis Schloss Wildenfels e. V.Restaurator: Parkett Kleditzsch, PockauSituation: Tafelparkett, etwa um 1780Produkt: Oberflächenbehandlung mit Premium-Hartwachsöl von SaicosVerlegen nach ZahlenDann ging es mit den Einzelteilen wieder zurück aufs Schloss und der Wiedereinbau begann. Das Raster der Verlegung musste auf den Blindboden übertragen werden, bevor die Handwerker den Unterboden nivellierten. Sodann klebten die Restauratoren Leisten aus Tannenholz – der Dielung angepasst – mit PU-Kleber im Raster auf den Unterboden und schraubten die Profile zusätzlich mit Edelstahlschrauben an. Die Parketttafeln wurden entlang der angeklebten Holzleisten an das Verlegeraster einzeln eingepasst, beschnitten und danach ringsum genutet. Die Fachleute befestigten Fremdfedern aus Nadelholz und Dribo-V4A-Schrauben auf dem Unterboden. Gleichermaßen verfuhren die Experten mit den Friesen. Nach einem Ausspänen noch auffälliger Fugen wurde die Oberfläche mit einem Exzenterschleifer schonend bis Körnung 120 feingeschliffen und das Schleifbild mit einem Schleifpad egalisiert. Die Oberflächenbehandlung erfolgte durch zweimaliges Einlassen mit Premium-Hartwachsöl, die Einpflege des Bodens mit Saicos-Pflegewachs. Nun können die Besucher im Mondscheinzimmer wieder auf den Spuren der Vergangenheit wandeln.