Bundesverband Großhandel Heim & Farbe (GHF) Jahreshauptversammlung 2014 in Frankfurt - Im Grunde besser als „so lala“"> Bundesverband Großhandel Heim & Farbe (GHF) Jahreshauptversammlung 2014 in Frankfurt Im Grunde besser als „so lala“

Wie stellt sich die Situation im Großhandel für Bodenbeläge und Raumausstattung dar? Der GHF bilanzierte Ende September auf seiner Jahreshauptversammlung in Frankfurt Zahlen, die keine Euphorie, aber auch keinen Pessimismus, nahelegen.Nicht richtig gut, aber auch nicht richtig schlecht, „so lala eben“, beschreibt Jürgen Wagner, Geschäftsführer des GHF, die Stimmung im Großhandel Ende September. Nach einem guten Start ins Jahr drücken die letzten Wochen des Sommers aufs Gemüt. Gleichwohl gebe es für nachhaltigen Pessimismus noch keinen Grund. Dafür sind die Umsatzerwartungen für das deutsche Bauhauptgewerbe zu gut. Für 2014 liegen diese im Wohnungsbau fünf Prozent über Vorjahr. Öffentlicher Bau (+3,5 %) und Wirtschaftsbau (+2,5%) erwarten ebenfalls Umsatzzuwächse. Die Umsatzentwicklung im Fußbodensortiment spiegelt denn auch eine positive Halbjahresbilanz wider. Zwar verloren Textile Bodenbeläge gegenüber dem Vorjahresvergleichszeitraum erneut 6,0 Prozent. Allerdings lagen die Umsatzrückgänge um 0,7 Prozent niedriger als im ersten Halbjahr 2012/2013 (siehe Grafik). Der Umsatz mit elastischen Bodenbelägen legte um 8,2 Prozent zu, der Umsatz mit Parkett und Laminat erhöhte sich um 1,1 Prozent. Mit Klebern und Spachtelmassen erzielte der Großhandel ein Umsatzplus von 6,8 Prozent und der Umsatz mit Werkzeugen konnte ebenfalls um 5,6 Prozent zulegen. In den Jahren 2006 bis 2014 setzte sich der Strukturwandel im Großhandel fort. In acht Jahren sank die Anzahl an Zentralen/Hauptsitzen der ordentlichen GHF-Mitglieder von 121 auf 95. Gleichzeitig schnellte die Anzahl der Niederlassungen um 200 auf 587 hoch. Heute gibt es insgesamt 682 Vertriebsstellen (2006: 508) und damit weniger Entscheider, aber mehr Präsenz vor Ort. Unbeschadet haben die Jubilare die im Grunde Jahrzehnte andauernde Konsolidierung im Großhandel überstanden. 2014 feiert das Großhandelshaus Carl Magney sein 125-jähriges Bestehen. Farben-Demmler blickt auf 75 Jahre zurück und jeweils 50 Jahre am Markt bestehen die Copa, Hometrend Thomas und Fendal Farben. Maler nicht überschätzenInteressant ist, dass der klassische Bodenbelaggroßhandel als Einkaufsstätte für die Maler offenbar an Bedeutung verliert. Die aktuelle Konjunkturumfrage des Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz verzeichnet hier gegenüber 2012 einen Rückgang um vier Prozent auf 32,8 Prozent. Und auch das ergab die Umfrage im Frühjahr 2014: Bodenbeläge sind für den Maler nur ein „Auch-Geschäft“. Knapp 58 Prozent der Befragten gaben an, sich selten bis gar nicht mit Bodenbelägen zu beschäftigen. Der Maler sei, so Wagner, bis heute nicht der klassische Bodenleger. Statistisch gesehen muss sich der Großhandel in Deutschland keine Nachwuchssorgen machen. Im Beliebtheitsranking des Bundesinstituts für Berufsbildung liegt der Großhandelskaufmann noch vor dem Bankkaufmann auf Platz 6. Das Berufsbild Maler belegt immerhin Rang 22. Deutlich weiter hinten stehen die Raumausstatter auf Platz 101 vor den Parkettlegern (153), den Bodenlegern (222) und den Estrichlegern (250). In Vertretung des erkrankten GHF-Vorstandsvorsitzenden Eberhard Liebherr übernahm Vorstandsmitglied Martin Geiger auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung die Rolle des Gastgebers. Geiger informierte über das Ausscheiden von Bernhard Brand aus dem Vorstand. Für ihn wurde Frank Kühnel (Maler-Einkauf Ruhr-Essen) einstimmig in das Board gewählt. Man habe sich, so Geiger, einen Nachfolger gewünscht, der die Genossenschaften im Vorstand vertritt. In den Mittelpunkt seiner Rede stellte Geiger die unsinnige Preispolitik der Branche bei Bodenbelägen, namentlich den aktuellen Umsatzbringern, den LVT-Belägen. Die europaweit aufgestellten Zulieferer würden trotz Ausfall der südeuropäischen Absatzmärkte ihre Produktionskapazitäten nicht zurückfahren und damit erheblichen Druck auf den heimischen Absatzmarkt ausüben. Die Preise für LVT-Beläge würden inzwischen schneller nachgeben, als das seinerzeit bei Laminat der Fall war. Schuld sei, so Geiger, zu erheblichem Anteil die Industrie, die Handwerkern und Einzelhändlern Preise einräumen würde, die unter dem Großhandelspreis liegen. „Da werden Preise gemacht, die so nicht notwendig sind.“ Ähnliches beobachte er auch bei den Preislisten für Facheinzelhandelsverbände, die mitunter ebenfalls gleich auf oder sogar unter Großhandelniveau liegen würden. Geiger räumt ein, dass auch der Großhandel nicht ganz unschuldig am Preisverfall sei. Auch der Großhandel würde Preise aufrufen, die die Kosten nicht decken. Geiger forderte die Kollegen auf, künftig jene Preise zu verlangen, die nach vernünftiger kaufmännischer Kalkulation notwendig sind. Die GHF-Tagung lebt gerade davon, derartige Brennpunktthemen entlang der Wertschöpfungskette zu diskutieren. Die hohe Beteiligung (rund 255 Teilnehmer) an der diesjährigen Tagung belegt die Notwendigkeit einer solchen Plattform zum Austausch zwischen Handel und Industrie. Wenn dann noch inspirierende Vorträge dazukommen, umso besser. So referierten beispielsweise Dr. Axel Kallmayer über „Aktuelle kartellrechtliche Entwicklungen für Industrie und Großhandel“ und Sanjay Sauldie über den „Großhandel 2.0: Was Sie über die Veränderungen Ihrer Märkte im Internet wissen sollten“. Zu Recht prominent auf der Tagesordnung stand auch in diesem Jahr die Imagekampagne „Teppich & du“. Ralf Zürn, Inhaber der mit der Kampagne beauftragten Webeagentur, bilanzierte das erste Jahr der Teppichbodeninitiative und machte neugierig auf ein neues Maßnahmenbündel, das den Teppichboden nicht zuletzt beim Endverbraucher positiv ins Spiel bringen soll. Die Präsenz der Kampagne verdeutlichen unter anderem folgende Zahlen: 1.750.000 Flyer, 60.000 Postkarten, 22.500 Plakate, 40 Roll-ups, oder 50.000 Beileger in Medien. Für 2015 steht die Erschließung weiterer Zielgruppen wie Architekten, Objekteure, Bauträger oder Universitäten auf dem Programm. Die GHF-Tagung 2015 findet in Berlin statt.