Hochkantlamellenparkett:
7 Ursachen für Reklamationen

Klassisches Hochkantlamellenparkett wird zwar heute nur noch selten verbaut. Dafür liegen lange Massivholzklötzchen mit weniger Dicke als das ursprüngliche Hochkant im Trend. Im Gegensatz zum Klassiker sind diese anfälliger für Reklamationen. Hier zeigen wir die 7 häufigsten Ursachen.

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    Hochkantlamellenparkett Räuchereiche geölt.
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    Hochkantlamellenparkett Räuchereiche geölt.
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    Leimnassbruch, entstanden unmittelbar nach der Verlegung.
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    Ungenügende Verklebung wegen Klebband sowie zu geringer Leimmenge.
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    Teilgelöste Lamelle mit Aufwölbung stirnseitig.
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    Mehrere Klötzchen mit Verformungen und Höhedifferenzen.
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    In der Mitte gelöste und verformte Lamelle.
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    Ungenügend aufgetragene Leimmenge.
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    Windrisse mit Absplitterungen und Verletzungsgefahren.
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    Loch nach Holzausbruch.
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    Seitliche Verklebung von Stäbchen aus Versiegelung.
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    Unregelmäßige Fugen wegen Seitenkantenverklebungen.
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    Verfärbungen über hochgepresstem Klebstoff.

Früher wurde Hochkantlamellenparkett aus nicht verwertbaren 8 mm dicken sowie 23 oder 24 mm breiten Klebeparkettlamellen hergestellt, in Längen von 120 oder 160 mm. Dies ergab sodann durch das Aufstellen der Stäbchen Holzböden von 23 oder 24 mm Stärke -– typische Industrieböden. Dazu spielte die Stäbchengenauigkeit kaum eine wichtige Rolle. Robustheit war gefragt.

Heute werden Hochkantlamellen meist auf Bestellung extra hergestellt und stammen nicht mehr aus Abfall. Die Lamellenlängen können schon mal 20 cm oder mehr betragen. Im Querschnitt messen diese „dünnen“ Stäbchen in der Regel 10 x 10 oder 8 x 10 mm. Stumpf gestoßen liegen die Rohholzböden nach dem Einbau sägeroh vor und erfordern für die Fertigstellung ein Schleifen und Oberflächenbehandeln .

Da derartige Parkette einem Trend folgend in Wohnungen und anderen hoch repräsentativen Räumen eingesetzt werden, resultieren hinsichtlich der Optik auch ganz andere Erwartungen. Fugen, fehlende Holzspreißel, ungenaue Dicken und daraus kleine Höhendifferenzen, das wird nicht mehr akzeptiert. Dennoch ist ein Hochkantlamellenparkett immer noch als Industrieboden einzustufen !

Zu Gutachten über verlegte und fertiggestellte Hochkantböden führen verschiedenste Gründe. Oftmals steht eine falsche Erwartungshaltung seitens Nutzer und Endverbraucher im Vordergrund. Auch ein Architekt oder eine Bauleiterin können von falschen Voraussetzungen ausgehen. Nicht selten jedoch stehen der Handwerker und der Verarbeiter des Holzes auf der Baustelle im Mittelpunkt von Reklamationen, auch wenn er dies meist nicht sofort wahrhaben will. Woran kann’s liegen?

1 Mangelhafte Untergrundvorbereitung


Grenzwerte zur Restfeuchte in Untergründen sind einzuhalten, wie für den Einbau von anderen Parkettarten auch. Hierzu vermag auch ein Industrieholzboden nicht mehr zu erleiden.

Die Festigkeit eines Mörtelestrichs sollte ebenso ordentliche Werte aufweisen. Die Anforderungen treten zwar nicht so extrem auf, wie dies für Hirnholz- oder Holzpflasterböden verlangt wird, welche ebenso als Industrieböden einzustufen sind. Dennoch darf an der Festigkeit nichts fehlen. Bei Renovationsarbeiten und dem Einbau von Hochkantlamellen auf einen alten Estrich verlangt der Untergrund ganz genaue Abklärungen und Prüfungen hinsichtlich der Eignung. Schubfest aufgeklebtes Massivholz erzeugt nämlich wesentlich größere Kräfte aus Schwind-/Quellprozessen als Mehrschichtprodukte. Diese Kräfte müssen vom Untergrund schadenfrei aufgenommen werden können.

Weiter erfordern die Estrichoberflächen mindestens die Ebenheit, wie sie in Normen vorgegeben ist. Dies speziell auch in Randzonen. Die langen, massiven Holzstäbchen können sich allzu großen Unebenheiten nie anpassen, wie dies bei einem dünnen Mehrschichtparkett durch Belasten mit Beschwerungseisen möglich ist. Die Lamellen bilden „Brücken“ über Vertiefungen in der Untergrundoberfläche oder liegen als „Schaukel“ über Buckeln vor. Leimnassbrüche lassen sich nicht vermeiden. Und mit Bestimmtheit kleben die Hölzchen nur teilweise ordentlich, die restlichen Zonen bilden mehr oder weniger grosse Hohlstellen zwischen Parkett und Estrich. Mit einer vorgängig aufgetragenen, speziell zum Einsatz unter Massivparkett hergestellten Ausebnungsmasse kann diesem Problem vorgebeugt werden.

2 Unzureichende Verklebung

Die gemäß Produzenten vorgegebenen Leimmengen für die Verklebung von Hochkantlamellenparkett auf einen Estrich sind einzuhalten sowie die Offenzeiten zu berücksichtigen. In der Praxis werden nach einigen verlegten Quadratmeter Parkett die Zähne der Leimspachtel immer kleiner und die Auftragsmengen nehmen stetig ab. Bis zum Abend können mit einer am Morgen neuen, ordentlichen Spachtelzahnung gut und gerne nur noch 50 Prozent einer Vorgabe erfüllt werden. Aus den zu geringen Klebstoffmengen resultieren früher oder später ebenso Hohlstellen, welche oft unmittelbar nach dem Einbau des Holzbodens noch nicht feststellbar auftreten. Erst durch das Arbeiten des Holzes lösen sich schwache Verbindungen in Leimfäden oder -gräten. Sodann vergrößern sich die losen Zonen , da in der Peripherie der Hohlstellen immer mehr Brüche entstehen.

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Ungenügende Verklebung wegen Klebband sowie zu geringer Leimmenge. - © Lysser

Viele Parketthersteller binden die Verlegeeinheiten mit einem oder gar zwei breiten Klebbändern zusammen. Diese verlaufen quer über die Lamellen. Da das Klebband vom Parkettverleger nicht entfernt wird, lediglich auf der Oberfläche durch das Schleifen verschwindet, resultieren unterseitig mehrere Zentimeter breite Streifen ohne Benetzung des Holzes mit Parkettleim. Nur das Klebeband liegt im Leim vor. Dadurch können bereits aus der normalen Verlegepraxis bis zu 20 Prozent oder mehr der Lamellenunterseiten ohne feste Verbindung auf den Untergrund auftreten.

3 Problematische Materialeigenschaften


Weitere Beanstandungen umfassen oft abgesenkte oder aufstehende Teilbereiche von Einzellamellen. Im Industrieparkett können vereinzelte Klötze nach der Herstellung nicht über die ganze Länge die volle Stärke aufweisen. Derartige Lamellensind beim Einbau kaum erkennbar, da die fehlerhafte Seite respektive der zu dünne Bereich des Stäbchens beim Zusammenstellen der Verlegeplatten im Werk nach unten gekehrt werden. Durch Feuchteveränderungen entstehen sodann Spannungen im Holz, und die ungenügend oder nicht verklebten Enden senken sich ab oder wölben auf und stehen der übrigen Bodenfläche vor. Nutzungseinschränkungen wie Stolpergefahren, unmögliches Reinigen des Parketts oder erschwertes Verschieben von Stühlen und dergleichensind die Folgen davon. Über zu großen Unebenheiten in der Untergrundoberfläche, oftmals in Randzonen von neuen Estrichen oder über Buckeln im Estrich, entstehen dieselben Erscheinungen und Mängel .

4 Seitliche Verklebung

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Verfärbungen über hochgepresstem Klebstoff. - © Lysser

Grobe Fehler unterlaufen vielen unerfahrenen Parkettlegern mit einem Einschieben des Parketts in den auf den Untergrund aufgetragenen Leim, statt einem vertikalen Einlegen ohne Verschiebung. Beim Schieben werden Leimmengen seitlich, längs oder stirnseitig zwischen den Lamellen hochgepresst und diese verkleben das Holz auch noch in den Seitenflächen.

Im Winter können die Lamellen nicht mehr einzeln austrocknen und überall kleine Fugen bilden. Ganze Holzpakete schwinden und die Fugen liegen sehr unregelmäßig und lediglich in kleiner Anzahl, dafür breit, vor. Die Fugensummen entsprechen dem Schwinden aller dazwischen seitlich zusammengeklebten Klötzchen.

Gelangen einkomponentige Elastklebstoffe mit Weichmacheranteilen zum Einsatz und gelangen diese durch das Zusammenschieben der Verlegeelemente bis an die Parkettoberfläche, entstehen mit der Zeit aus der Nutzung/Reinigung Verfärbungen in Stoßbereichen. Der weiche Kleber schmutzt an und wird dunkel. Diese Zonen können zwar durch Abschaben der Verfärbung gereinigt werden, bilden aber nach kurzer Nutzungsdauer erneut dieselben unansehnlichen Verfärbungen .

Seitliche Verklebungen können jedoch ebenso aus einer unsachgemäßen Oberflächenbehandlung entstehen. Fehlt vor dem Versiegeln der Auftrag einer Seitenkanten-Verklebung vermindernden Grundierung , führt die Versiegelung zu Verklebungen. Im Winter schwindet das Holz und Fugen treten ebenso nur in den am schwächsten verklebten Bereichen ein. Unregelmäßig auftretende, aber entsprechend breite Öffnungensind das Resultat daraus.

5 Unliebsame Windrisse


Nicht selten liegen in einem Hochkantlamellenparkett Klötzchen mit Windrissen vor. Derartige Rissbildungen verlaufen flach oder nur leicht schräg zur Holzoberseite und führen zu schieferartigen Ablösungen und Holzfladern mit aufstehenden, scharfen Kanten. Von einer Barfußtauglichkeit in einer Wohnung kann sodann niemand mehr sprechen. Dazu brechen viele Ecken oder Kantenbereiche weg und es verbleiben Löcher im Boden. Holzausbrüche von Schiefer- oder eben Windrissen können auch innerhalb von Stäbchenoberflächen auftreten.

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Windrisse mit Absplitterungen und Verletzungsgefahren. - © Lysser

Zu beachten ist, dass Windrisse in der Parkettherstellung, aber auch beim Verlegen des Holzes, kaum bis gar nicht erkennbar vorliegen. Erst durch jahreszeitlich bedingte, natürliche Feuchteveränderungen im Holz kommen solche unliebsamen Brüche zum Vorschein. Die fiesen Risse können auch erst nach ein oder zwei Jahren Nutzung auftreten, gelten aber immer noch als Materialmangel in der Verantwortung des Parkettherstellers/-lieferanten.

Windrisse mit resultierenden Verletzungsgefahren sind nie tolerierbar und erfordern ein sofortiges Auswechseln der betroffenen Lamellen.

6 Fehlende Oberflächenbehandlung


Grundsätzlich werden Industrieholzböden nach dem Schleifen durch Abspachteln mit plastischem Holz kaum verfeinert. Fehlende Ecken und dergleichen gehören dazu und stören in der Nutzung niemanden.

Anders schaut das im Büro- oder Wohnbereich aus. Hier werden abgespachtelte, verschlossene und feine, homogene Oberflächen erwartet. Das bedeutet, dass dem Finish speziell Achtung geschenkt werden muss und zusätzliche Mehraufwendungen anfallen. Diesesind jedoch dem Unternehmer in Auftrag zu geben sowie zu vergüten und gelten nicht als inbegriffene Leistungen . Im Winter, insbesondere noch verlegt über einer Bodenheizung, darf das Massiv­parkett kleine Fugen erhalten und aufweisen. Diesesind zu tolerieren, solange die Öffnungen am Ende der Feuchtwetterphase/des Sommers wieder weitestgehend verschlossen vorliegen. Damit das kleinstmögliche Fugenbild erzielt werden kann, soll die relative Raumluftfeuchte während der ganzen Heizperiode immer mindestens 30 Prozent betragen und die Bodenheizung darf nie und nirgends Oberflächentemperaturen von mehr als 27 °C erzeugen.

7 Unzureichende Nutzerinformation


Der Besteller und spätere Eigentümer eines Hochkantlamellenparketts muss informiert sein, dass er einen „Industrieboden“ kauft und kein Parkett aus dem Hochpreissegment . Fugen, kleine fehlende Ecken oder Spreißel, ungenaue Längen sowie Breiten der Klötzchensind normal und stellen meist keinen Reklamationsgrund dar. Wünscht die Bauherrschaft einen glatten, verschlossenen Hochkantparkettboden, erfordert dies ein vollflächiges Abspachteln mit plastischem Holz .

Schwind- und Quelleigenschaften treten bei Massivholzböden ausgeprägter auf als bei Mehrschichtkonstruktionen. Geringe Unebenheiten sowie schmale Fugenbildungen im Wintersind zu akzeptieren.

Hohlstellen bei vollflächig aufgeklebtem Parkettsind ebenso normal und können nie ganz vermieden werden. Bei stumpf ge­stoßenen Massivholzlamellen dürfen jedoch die Hohlstellen nicht zu Höhendifferenzen im Boden führen. In der Praxis bedeutet das, dass maximal etwa 10 bis 20 Prozent einer Lamelle lose sein dürfen. Größere Hohlzonen/längere Bereiche von Klötzchen ohne Verbindung auf den Untergrund führen immer zu aufstehenden Par­tien undsind nicht zu akzeptieren.
Bernhard Lysser
Bernhard Lysser ist Experte ISP und
Mitglied von Swiss Experts, der
schweizerischen Kammer technischer
und wissenschaftlicher Gerichtsexperten.