bwd im Gespräch mit Benjamin Schindelars, Vize-Europameister der Bodenleger Hineinknien bringt Silber

Benjamin Schindelars aus Niederösterreich hat bei den „EuroSkills 2018“ in Budapest die Silbermedaille im Bodenlegen geholt. bwd hat den Sieger in seinem Heimatdorf Rabenstein an der Pielach besucht und zum Bewerb sowie weiteren Plänen befragt.

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    © Bild: EuroSkills 2018 Budapest / Gergely Máté Oláh
    Bodenlegermeister Benjamin Schindelars aus Rabenstein bei den „EuroSkills 2018“. In dem europäischen Wettbewerb der Berufe schaffte es Schindelars auf den zweiten Platz.
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    © Bild: EuroSkills 2018 Budapest / László Mudra
    Schindelars bei der Abschlussfeier und Siegerehrung der „EuroSkills 2018“.
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    © Bild: Schindelars
    Insgesamt zehn Tage übte Schinde­lars an der Berufsschule Lilienfeld mit Coach und Experten, um fit für den Wettbewerb zu sein.
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    © Bild: Mayrhofer
    Schindelars ist seit 2017 selbstständig. Bereits sein Vater war Handwerksunternehmer.

Benjamin Schindelars hat bei den EuroSkills 2018 in Budapest die Silber-Medaille im Bodenlegen geholt. bwd hat den Sieger in seinem Heimatdorf Rabenstein an der Pielach besucht und ihn zum Wettbewerb, seiner Verantwortung als Unternehmer und seinen weiteren Lebensplänen befragt.

bwd: Herr Schindelars, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem tollen Abschneiden bei den „EuroSkills“ in Budapest. Wie ist der Bewerb für Sie verlaufen?

Schindelars Ich habe mich intensiv auf die Aufgaben vorbereitet und hatte schon vor dem Wettkampf ein gutes Gefühl. Am ersten Tag habe ich beim Parkettbrett zwar einige kleine Fehler gemacht, aber am zweiten Tag habe ich bei meinen elastischen Lieblingsbelägen meine Routine voll ausspielen können. Es war aber immer ein Auf und Ab der Gefühle und eine gewisse Anspannung. Schließlich haben tausende Zuschauer für eine tolle Kulisse in den Hallen gesorgt.

bwd: Wie lief die Vorbereitung ab und wie war die Siegerehrung für Sie?

Schindelars Ich habe mich in der Landesberufsschule Lilienfeld zehn Tage lang vorbereitet und viele Probetafeln gemacht, damit ich fit für den Bewerb bin. Ich bedanke mich ganz herzlich bei meinem Coach und Experten Toni Spiegel, Fachlehrer Klaus Ebner, der mich für den Bewerb angesprochen und motiviert hat. Außerdem den Materialsponsoren „Weitzer“, „Murexin“, „Forbo“ und „Würth“ für die Werkzeuge und der Innung für die perfekte Unterstützung. Bei der Siegerehrung war ich nur überglücklich, dass ich so einen Moment erleben darf. Das ist schon einzigartig gewesen.

bwd: Gab es bei Ihrer Rückkehr dann nochmal einen „großen Bahnhof“ in der Wirtschaftskammer Wien?

Schindelars Ja, das war auch noch ganz toll. Das war am Montag nach dem Wett­bewerb. Wir hatten zum Glück den Sonntag zum Regenerieren nach den langen Feiern. Anwesend waren der neue Wirtschaftskammer-Präsident Dr. Harald Mahrer, unsere Wirtschaftskammer-Präsidentin Sonja ­Zwazl und viele andere Prominente. Jeder hat feierlich ein Zertifikat überreicht bekommen und ich durfte sogar dem „ORF“ ein kleines Interview geben – dann wurde wieder gefeiert. Ich war schon ein wenig froh, als alles vorbei war und ich wieder nach Hause konnte.

bwd : Können Sie einen kurzen Rückblick auf Ihre Berufsausbildung geben und warum Sie den Beruf als Bodenleger gewählt haben?

Schindelars Ich habe eigentlich die Handelsakademie besucht und wollte Anwalt werden. Als ich Geld für den Führerschein brauchte, habe ich einen Sommer bei einem großen Malerbetrieb, bei dem mein Bruder und meine Tante arbeiten, als Bodenleger gearbeitet. Das hat mir so gut gefallen, dass ich die Schule abgebrochen und die Bodenlegerlehre begonnen habe. Das ist neun Jahre her. Nach meiner Doppellehre mit dem Malerhandwerk habe ich beim Bodenlegen mit Auszeichnung abgeschlossen und 2017 die Meisterprüfung abgelegt. Ich bin mit meiner Berufswahl auch heute noch zufrieden und habe viel vor.

bwd: Sie haben sich vor einem Jahr selbständig gemacht. Wie ist das gelaufen und wie sind Sie jetzt tätig?

Schindelars Ich wollte mich schon immer selbständig machen, da auch mein Vater Handwerksunternehmer war. Das habe ich zu Beginn 2017 umgesetzt. Ich habe mit meinem früheren Arbeitgeber immer noch ein sehr gutes Einvernehmen und er setzt mich immer noch auf selbständiger Basis für heikle Arbeiten ein. Zum Beispiel für die Verlegung von ableitfähigen Belägen in OP-Sälen. Durch meine guten Kontakte zu Architekten und meinen guten Ruf habe ich schon in den ersten Monaten meiner Selbständigkeit viele Aufträge bekommen, sodass ich gut ausgelastet bin. Ich arbeite auch mit anderen größeren Firmen wie „Trapa“ und „Josko“ zusammen. Daneben baue ich das Privatkundengeschäft in meiner Umgebung auf. Das läuft auch sehr gut, schließlich bin ich neben einem Kollegen der einzige Bodenleger im ganzen Pielachtal mit 50.000 Einwohnern. Ich arbeite aber auch im nahen St. Pölten oder in Wien.

bwd: Was ist der Unterschied zwischen einem Angestellten und einem Unternehmer?

Schindelars Als Unternehmer muss man ganz anders agieren als ein Angestellter. Man muss alles selber machen, von der Auftragsakquise, über die Materialberechnung, die Bestellung, die Einteilung und die Koordinierung bis hin zur Abrechnung. Die Vielfalt macht mir aber viel Spass und ich spreche viel mit anderen Unternehmern, um zu lernen.

bwd: Welchen Rat würden Sie einem jungen Bodenleger im Hinblick auf die „EuroSkills“ und die Selbständigkeit geben?

Schindelars Ich kann nur sagen, dass jeder eine solche Chance ergreifen sollte, wenn sie sich bietet. Ich habe eine Menge gelernt, unvergessliche Eindrücke bekommen und viele neue Freundschaften mit anderen Handwerkern aus ganz Österreich und international geschlossen. Das bringt jeden weiter. Ich kann also nicht nur die Teilnahme an solchen Wettbewerben empfehlen, sondern auch die Selbständigkeit, die man als Bodenleger mit überschaubaren Investitionen bewältigen kann. Man muss sich einfach trauen und dann geht es schon, auch wenn man jung ist. Ich bin ja erst 24 Jahre alt.

bwd: Wie stellen Sie sich Ihre berufliche Zukunft vor?

Schindelars Ich möchte noch heuer im Herbst einen Lehrling aufnehmen und in fünf bis zehn Jahren drei Angestellte haben. Dann konzentriere ich mich auf die heiklen Arbeiten, die ich sehr gerne mache. Ich will auf keinen Fall zu groß werden, da verliert man leicht den Überblick.

bwd: Die nächsten „EuroSkills“ sind in Graz. Sind Sie wieder dabei?

Schindelars Ich möchte auf jeden Fall, allerdings habe ich dann das maximale Alter von 25 schon überschritten. Ich werde daher meinen Kollegen Thomas Hofmacher als Experten trainieren und coachen, sodass wir vielleicht die Goldmedaille nach Österreich holen. Man muss sich schließlich hohe Ziele setzen, dann geht am meisten.Mit Benjamin Schindelars sprach Thomas Mayrhofer.