ZVPF/Fachgruppe Holz Hersteller sind mit im Boot

Mit silanmodifizierten Klebstoffen verlegte Parkettböden hielten in der Vergangenheit nicht immer das, was sie laut Hersteller versprachen. Über den aktuellen Stand sprach Hans-Ludwig Schuster von Wakol bei der Herbsttagung des ZVPF in Pirmasens.Vor acht bis neun Jahren traten demnach die ersten Schäden im Zusammenhang mit silanmodifizierten Klebstoffen auf, erläuterte Hans-Ludwig Schuster, Anwendungstechniker und Leiter Technischer Service bei Klebstoffproduzent Wakol. Einige Hersteller waren von einem Phänomen betroffen, das sich derart äußerte, dass die Klebstoffe sich in einem Zeitraum von mehreren Monaten beziehungsweise Jahren unter dem Parkett langsam zersetzten, so Schuster. In zwei Phasen wurden die Kleber zunächst weich und kittig, anschließend pulverisierten oder verkreideten sie und letztendlich waren sie in ihrer Funktion zerstört. Intensive UntersuchungenDie Schadensbilder traten bei Dreischichtdielen langsam auf, mit den ganz typischen Geräuschentwicklungen, Zweischichtparkett machte etwas rascher auf die fehlerhafte Verklebung aufmerksam. Nicht abgesperrtes, einschichtiges Massivparkett wie Mosaikparkett reagierte vergleichsweise intensiv. Zunächst schienen vor allem Parkettböden auf Calciumsulfat-Fließestrichen betroffen zu sein, seltener modifizierte Zementestriche oder Holzwerkstoffplatten. Die Schadensursachen und ihre Mechanismen wurden in der Folge intensiv in den Unternehmen der Klebstoffindustrie untersucht und alle erdenklichen Ursachen mit in Erwägung gezogen. Speziell in der Altbaurenovierung spielten laut Schuster Wechselwirkungen eine Rolle, wenn alte Klebstoffreste mit den aufgebrachten Silanklebern reagierten und weich wurden. Schäden kamen auf alten Gussasphaltuntergründen vor, aber vor allem auch bei ungeeigneten Dispersionsvorstrichen. Schuster erinnerte in seinem Vortrag auch an Wechselwirkungen der Silanklebstoffe mit Fußbodenlacken, die weich wurden und schwarze Fugen speziell bei stumpf gestoßenen Parkettelementen offenbarten. Eine schwedische Diplomarbeit mit dem Titel „Oxidative Degradiation of Polyether in Contact with Minerals“ von Sandra Dabbagh hatte außerdem bereits vor sechs Jahren über den oxidativen Abbau der Polymere (Bindemittel) in Verbindung mit Calciumsulfatestrichen berichtet. „Es kommt immer darauf an, mit welchen Materialien die Silane in Verbindung stehen“, sagte Schuster und wies darauf hin, dass sie im frei bewitterten Hochbau schon jahrzehntelang erfolgreich im Einsatz seien. Ohne Test geht nichts raus„Die Schadenshäufigkeit hat gegenüber der Zeit um 2008/2009 merklich abgenommen“, erläuterte der fachkundige Anwendungstechniker. Schuster führte diesen Umstand darauf zurück, dass man in der herstellenden Industrie hinsichtlich der Alterungsbeständigkeit der Silanklebstoffe die richtigen Schlüsse gezogen habe. In diesem Zusammenhang verwies der Experte auch auf die „RGT-Faustregel“, auch „van t‘Hoff‘sche Regel“ genannt, die in der chemischen Kinetik eingesetzt wird und die die Abschätzung vieler Phänomene der Chemie erlaubt. Sie besagt, dass chemische Reaktionen bei einer um 10 °C erhöhten Temperatur doppelt bis dreimal so schnell ablaufen. Damit könne man in überschaubaren Zeiträumen von etwa 40 Wochen eine Lebensdauer von mehr als 30 Jahren bei Raumtemperatur simulieren. „Entsprechend lange wurden die Klebstoffe in unserem Unternehmen bei hohen Temperaturen in speziellen Kammern gelagert, ohne dass sie Zersetzungserscheinungen zeigten“, versicherte Hans-Ludwig Schuster, „kein MS-Klebstoffsystem, das nicht einer solchen Prozedur unterworfen war, verlässst das Werk.“ Die Hersteller hätten die Problematik aufgegriffen und seien mit im Boot. Arbeiten im SystemWegen möglicher Wechselwirkungen sei es aber genauso wichtig, nicht den Untergrund zu vernachlässigen, sondern die Prüfungen mit verklebten Parkettstäbchen auf verschiedenen Estrichen vorzunehmen. Die Vielzahl der unterschiedlichen Zemente, der eingesetzten Beschleuniger mit ihren Einflüssen auf die Wassereinbindung sowie des Verhaltens der silanbasierten Klebstoffe selbst seien zu beachten. Aus diesem Grunde brach Schuster eine Lanze für die Verarbeitung im System. Nicht alles ist kompatibelEs sei wichtig, den Silanklebstoff auf den jeweiligen Reaktionspartner genau abzustimmen oder vor unerwünschten „Angriffen“ zu schützen. Das geschehe zum Beispiel bei Gussasphaltestrichen mit bestimmten Reaktionsharzvoranstrichen oder durch die direkte Verklebung geeigneter MS-Klebstoffe. Gleichermaßen könne man bei alten Klebstoffresten verfahren, wobei mittlerweile auch Vorstriche auf Silanbasis eingesetzt werden können. Aktuell gebe es eine Reihe von ungeeigneten Dispersionsvorstrichen, die zwar der Reststaubbindung und dem leichteren Klebstoffauftrag auf einem weitestgehend definierten Untergrund entgegenkämen, aber nicht immer funktionierten. Hier sei die Wahl des richtigen Produktes zwingend notwendig. Die nicht funktionierenden Dispersionsvoranstriche befänden sich oftmals unter den in der Sanierung zu spachtelnden Flächen. Die Ausgleichsmasse muss diesen dann auch zusätzlichen Schutz bieten. Eine im System geprüfte Spachtelmasse in der geforderten Mindestschichtdicke würde die darin formulierten Anforderungen erfüllen. Auch zur Gewährleistung gab Schuster noch einige Hinweise. Grundsätzlich gelte für Parkettklebstoffe eine Gewährleistung von fünf Jahren, die Großhändler über ihre allgemeinen Geschäftsbedingungen auf zwei Jahre verkürzen könnten. Andererseits gäbe es aber auch erweiterte Hersteller-Gewährleistungen von zehn Jahren. Auf die Eingangsfrage „Wie kann man einen sicheren Klebstoff von einem unsicheren unterscheiden?“ antwortete Schuster: „Arbeiten Sie mit einem verlässlichen Systemanbieter und sehen Sie ihn als Ihren technischen Partner an.“ Walter Pitt walter.pitt@holzmann-medien.de