Der interessante Schadensfall Helle Flecken im Exotenholz

Vorgeölte 2-Schicht-Jatoba-Riemen wiesen wenige Monate nach dem Einbau in einer Villa eine helle Fleckenbildung auf. Wurde der Parkettboden falsch gepflegt oder sind natürliche, exotenholztypische Eigenschaften für das Phänomen ursächlich?Die Bauherrschaft hat bei Freunden ein rötliches Exotenholzparkett gesehen, welches ihnen sehr gefiel und sie auch in ihrer neuen Villa haben möchten. Sie holten Informationen über mögliche Parkettverlegebetriebe ein und nach der Auswahl eines ihnen genehmen Handwerkers besuchten sie zusätzlich seine Ausstellung und konnten genau dieses Parkett auf einer Musterfläche besichtigen. In der Beratung erhielten die Interessenten Hinweise zu gelegentlich auftretenden kleinen gelben oder weißlichen Einschlüssen in den Holzporen von Exotenholz. Das Parkett sollte in einer Ausführung mit geölter Oberfläche eingebaut und nach dem Verlegen nochmals behandelt werden. Die 2-Schicht-Jatoba-Riemen gelangten somit vorgeölt auf die Baustelle und wurden vollflächig auf neue Estriche, mit integrierter Bodenheizung, aufgeklebt. Zur großen Parkettfläche konnte auch eine Betontreppe mit demselben Produkt verkleidet werden. Nach Abschluss der Verlegearbeiten erfolgte eine Erstbehandlung aller Parkettflächen vor Ort mit Pflegeöl durch den Parkettverleger. Abschlüsse gegen Wände und dergleichen hin sind überall mit Sichtanschlussfugen, ausgefüllt mit einem Fugenkitt, erstellt. Für die Unterhaltsarbeiten stellte der Fachbetrieb dem Öl entsprechende Holzbodenseife und ein Pflegeöl zur Verfügung. Schadensbild Die Bauherrschaft setzte anfänglich nur die Holzbodenseife ein. Nachgeölt wurde das Parkett nie. Bereits nach wenigen Monaten Nutzung stellten die Villeninhaber intensive, helle Fleckenbildungen bei vereinzelten Parkettelementen fest. Andere Riemen wiesen graue Streifen, oft mehrere über die Elementbreite verteilt sowie in der Regel über die ganze Riemenlänge verlaufend, auf. Vom Experten wurde beim Augenschein vor Ort zusätzlich eine stark ausgetrocknete, stumpfe und matte Oberflächenerscheinung erkannt, welche ebenso über alle freien Flächen, inkl. der Treppentritte, vorlag. Der Experte bekam vom Parkettverlegebetrieb einige Parkettriemen aus dem Reservematerial für zusätzliche Kontrollen im Labor. Diese ab Werk vorgeölten Elemente erhielten im Labor zum Teil Nachbehandlungen, wurden aber auch aufgetrennt, um den Holzquerschnitt analysieren zu können. Ein zugestellter Musterriemen wies bereits die erkennbaren, grauen Streifen auf, welche aber noch eher grünlich vorlagen. Die hellen Flecken konnten bei einem anderen Riemen ebenso festgestellt werden. Auch die gelblichen Poreneinschlüsse traten auf, wurden aber erst durch das Nachbehandeln des Parketts intensiver sichtbar. Im Querschnitt der Decklagen wurden mit dem Mikroskop helle Porenfüllungen über die ganze Nutzholzstärke erkennbar. Diese lagen seitlich deutlich abgegrenzt in kleinen Bereichen vor. Mehrheitlich erschienen die Poren jedoch regelmäßig hellbraun und ohne weiße Füllungen. Beurteilungsgrundlagen Wissenschaftliche Studien, zum Beispiel von Dr. habil. Gerald Koch und Dr. Uwe Schmitt, berichteten bereits im Jahre 2008 im Holz-Zentralblatt über die Eigenschaften von unnatürlichen Verfärbungen bei Tropenhölzern. Zur Zeit dieser Veröffentlichungen wurden jedoch vermehrt Parkettoberflächen versiegelt und die Studie befasste sich vor allem mit filmbildenden Beschichtungen. Zu den Öloberflächen liegen weniger Erkenntnisse vor, können aber abgeleitet werden, da die Erscheinungen absolut identisch auftreten. Auch das ISP-Merkblatt Nr. 28 „Holzeigenschaften“ weist auf mögliche Fleckenbildungen bei Tropenhölzern im verbauten Zustand hin. Darin steht: „Im Trend der dunklen Parkettböden gelangen vermehrt Exotenhölzer auf den Markt. In anderen Kontinenten und auf anderem Boden gewachsen, können dunkle Hölzer, wie z.B. Doussié, Merbau, Jatoba oder Wengé, Einschlüsse von Mineralien aufweisen. Diese werden als gelbe oder weiße Porenfüllungen auf dem dunklen Grundmaterial deutlich sichtbar und können bei einigen Oberflächenbehandlungsarten, durch chemische Reaktionen, auch zu Flecken führen. Es handelt sich um natürliche und nicht voraussehbare Einschlüsse ohne technischen Mangel am Produkt.“ Schadensanalyse Die Ursache der hellen Flecken in einigen Riemenoberflächen ist also auf flavonoide Inhaltstoffe im Holz resp. in den Gefäßen (Poren) zurückzuführen, welche sodann, zusammen mit der Oberflächenbehandlung, zu örtlich weißlichen Stellen führen. Die lokalen Anreicherungen natürlich eingelagerter Inhaltstoffe im Holzgewebe reagieren fotochemisch durch die Einwirkung des UV-Lichtes und erzeugen helle Flecken. Das Holz selber wird mit dem Tageslicht dunkler, sodass ein noch verstärkterer Kontrast zwischen der dunklen Holzgrundfarbe und den hellen Flecken resultiert. Die hellen Flecken verlaufen immer auch in der Faserrichtung und können mehrere Millimeter breit wirken. Es handelt sich also dabei um eine natürliche Holzeigenschaft, welche, je nach Herkunft des Rohmaterials, unterschiedlich intensiv vorhanden ist, aber nie vermieden werden kann. Zudem ist auch die Sichtbarkeit im Rohmaterial kaum bis gar nicht möglich, außer die Elemente würden zuvor aufgetrennt und im Querschnitt begutachtet. Die grauen Streifen, im unverlegten Material eher grünlich vorliegend, sind auf unterschiedliche Aufnahmevermögen des Holzes respektive unterschiedliche Sättigungsgrade der Oberfläche mit Behandlungsmittel zurückzuführen. In den dunkleren Streifen drang das Öl tiefer ins Holz ein, sodass die Oberfläche noch kaum behandelt vorlag. Auch das Nachölen bei der Erstbehandlung führte nicht zu einer Sättigung des Holzes wie angrenzend. Mit den Seifenreinigungen konnte, trotz der rückfettenden Wirkung, ebenso keine Sättigung erzielt werden, sodass die Holzfasern mit der Zeit gräulich wurden. Begünstigt wurde die Sichtbarkeit durch das Nachdunkeln des Parketts mit dem Tageslicht respektive der UV-Strahlung. Die Unterschiede wurden dadurch größer, was die Erkennbarkeit verstärkte. Ähnlich wie bei einigen einheimischen Holzarten, z.B. Kirschbaum, weist das Parkett also Bereiche auf, welche mehr Nachbehandlungen erfordern, um anschließend die gleiche Ölsättigung zu erfahren wie die angrenzenden Holzbereiche. Schadensbehebung Bei den vereinzelten Riemen mit den intensiv hellen und großen Flecken, welche vorliegend als „störend“ wirkten, konnte nur ein Ersatz in Betracht gezogen werden. Auch nach einer anfälligen Oberflächenüberarbeitung würden die gefüllten Holzporen erneut zu den hellen Flecken führen. Das neu einzusetzende Material musste zuvor, soweit und so gut als möglich, kontrolliert werden, und falls bereits erkennbare Bereiche mit hellen Flecken vorlagen, durften diese Riemen nicht zum Einsatz gelangen. Nach dem Austausch der fleckigen Riemen erforderte die ganze Parkettfläche eine Intensivreinigung und ein Nachölen, wobei nicht nur ein Pflegeöl, sondern ein Holzbodenöl mit höherem Festkörpergehalt eingesetzt wurde, was schlussendlich zu einer schön regelmäßigen und einheitlichen Erscheinung führte. Gelegentliche Nachbehandlungen mit Pflegeöl, im Rahmen der Unterhaltsarbeiten, können künftig nun mithelfen, die grauen Streifen nicht mehr oder wesentlich weniger stark sichtbar zu erhalten. Verantwortungen In diesem Reklamationsfall liegen Verantwortungen zum einen beim beratenden Parkettverlegebetrieb vor, welcher zwar auf die kleinen, gelblichen Porenfüllungen hinwies, nicht aber auf mögliche Fleckenbildungen aus größeren Ablagerungen/Ansammlungen von mineralischen Einschlüssen. Seit der boomenden Exotenholzperiode ist dieses Phänomen bekannt und erfordert entsprechende Informationen an die interessierten Bauherren. Zum anderen wurde das Parkett nie nachgeölt, sondern lediglich mit der Holzbodenseife behandelt, was die Sichtbarkeit der grauen Streifen förderte, wogegen gelegentliche Nachölungen zu einer Verminderung geführt hätten. Eine kleine Mitverantwortung liegt also auch bei der Bauherrschaft vor. Ordentliche Informationen sind heute umso wichtiger, da die Bauherrschaft als „Laie“ gilt, aber sehr anspruchsvoll auftritt und auch das Recht besitzt, sachdienliche Holzeigenschaften zu kennen und sich damit auch auseinandersetzen zu können. Bernhard Lysser Bernhard Lysser ist Experte ISP undMitglied von Swiss Experts, derschweizerischen Kammer technischer und wissenschaftlicher Gerichtsexperten.