Neue Serie Problemzone Beschichtungen bei Linoleumbelägen Heiß verfugt, heiß diskutiert

Entfernbare Polymerdispersionen verursachen regelmäßig Kosten für Reinigung und Erneuerung. Polyurethanbeschichtungen sind langlebig und müssen nur selten erneuert werden. Ihr Nachteil: Die Fugen zwischen den Teilen schmutzen schneller an.Heiß verfugt, heiß diskutiert Immer wieder führen Beschichtungen bei Linoleumbelägen zu Problemen. Früher waren diese Bodenbeläge relativ offenporig, so dass eine Beschichtung mit so genannten Polymerdispersionen werkseitig notwendig war. Nach dem Verlegen wurde eine weitere Schicht Polymerdispersion auf den inzwischen gereinigten Belag aufgebracht. Diese Erstpflege sollte die Poren füllen, um eine möglichst dichte und geschlossene Oberfläche des Belages zu erhalten, in die der Schmutz möglichst wenig oder gar nicht eindringen kann. Außerdem bildete diese Beschichtung eine zusätzliche Verschleißschicht und verlängerte damit die Gebrauchsoptik und Lebensdauer des Belages deutlich. Aufwändig und teuer Diese entfernbare Polymerdispersion, die je nach Begehfrequenz und Schmutzeintrag unterschiedlich oft grundgereinigt werden muss, hatte jedoch einen entscheidenden Nachteil. Das ganze System mit regelmäßigen Grundreinigungen und Neubeschichtungen war relativ aufwändig und damit teuer. Die Belagsindustrie ersann daraufhin eine echte Innovation: die werkseitig aufgebrachte Beschichtung. Diese besteht meist aus Polyurethan (PUR). Bei einem bekannten Hersteller ist die Basis nicht näher definiert. Nach inoffiziellen Angaben handelt es sich dabei um Polymere. Diese Innovation war beim Verkaufsgespräch mit dem Bauherrn ein überzeugendes Argument. Ihm wurden geringe Kosten von zwei bis drei Euro pro Quadratmeter in Aussicht gestellt, weil eine bauseitige Beschichtung nicht mehr notwendig war. Dazu kamen meist noch nicht näher definierte Einsparungen in der Unterhaltsreinigung. Zwei Denkschulen Nach gründlichen Studien der einzelnen Reinigungs- und Pflegeanweisungen gibt es zwei Denkschulen. Die Hersteller mit der PUR-Oberfläche geben an, dass eine Beschichtung nicht mehr notwendig ist. Falls gewünscht, ist diese jedoch nach einer entsprechenden Reinigung machbar. Wie in der Praxis festzustellen ist, wird damit die Erwartungshaltung beim Bauherrn geweckt, dass das Linoleum während der gesamten Lebensdauer nicht mehr beschichtet werden muss. Es ist jedoch zu beobachten, dass je nach Begehfrequenz und Schmutzeintrag früher oder später auf den Hauptverkehrsflächen doch Gehstraßen, das heißt optische Veränderungen der Belagsoberfläche, entstehen. Diese können dann eben nur mehr mit einer Neubeschichtung beseitigt werden. Beruft sich der Bauherr auf die beim Verkauf getätigte Aussage, dass keine Beschichtung notwendig ist, hat der verantwortliche Verleger, vor allem, wenn die dreijährige Haftungszeit noch nicht vorbei ist, schlechte Karten. Beim anderen Belaghersteller mit der Polymerbeschichtung ist der Fall anders gelagert. Während sich die Mitbewerber mit der PUR-Oberfläche mit nass wischen als Bauschlussreinigung begnügen, müssen jene Böden nach der gründlichen Reinigung noch zusätzlich nach dem Auftrocknen mit der Einscheibenmaschine mit einem roten oder beigen Pad aufpoliert werden und Staub bindend nachgewischt werden. Diese zusätzlichen Arbeitsschritte sind ähnlich aufwändig wie früher die Einpflege, sodass unter dem Strich kein Vorteil zu erkennen ist. Dunkle Nähte Die neuen PUR-Beschichtungen, die auch mit Grundreinigungen nicht zu entfernen sind, haben aber auch Nachteile. In den vergangenen Monaten haben sich Reklamationen der Bauherrn angehäuft. Sie bemängelten, dass die Heißverfugung mit der Thermoschnur, landläufig falsch als Verschweißung bezeichnet (das nur zutrifft, wenn zwei Stücke mit demselben Material verbunden werden), mehr Schmutz annimmt als der benachbarte Belag. Dieses Erscheinungsbild einer meist dunkleren verschmutzten Fuge kann je nach Farbstellung, Marmorierung, Benutzung, Verschmutzung, Frequenz, Reinigung, Zeit und gefordertem optischen Standard innerhalb weniger Wochen oder erst nach einigen Monaten entstehen. Das Phänomen ist leicht zu erklären. Weil die Thermoschnur eben aus einem anderen Material besteht als die Oberfläche des Belages und auch nicht im Gegensatz zu früher mit einer bauseits aufgetragenen Pflegeschicht die technischen (andere Porigkeit) und optischen Unterschiede ausgeglichen werden, sind die Beanstandungen beinahe vorprogrammiert. Weil die Beschichtung im Schweißnahtbereich fehlt, schmutzt sie stärker an. Je heller der Belag, je höher der Schmutzeintrag und je heikler der Bauherr ist, desto wahrscheinlicher ist eine Reklamation. Hinweispflicht bleibt Der Bodenleger muss in diesem Fall beweisen, dass er alle Reinigungsanweisungen genau übergeben und alle vorgegebenen Schritte eingehalten hat, was daher in seinem eigenen Baustellenakt zu dokumentieren ist. Selbst wenn ihm dies gelingt, bleibt für den findigen Bauherrn noch das Argument der Hinweispflicht, dass eben die Fugen stärker anschmutzen. Manche behaupten, wenn sie diesen Nachteil der optischen Beeinträchtigung im Fugenbereich vor dem Kauf gewusst hätten, hätten sie sich für einen anderen Belag entschieden. Für den Verleger ist also guter Rat teuer. Die Industrie verhält sich in diesen Fällen oft abwartend oder neutral. Die dann vorgeschlagene Lösung, auf Kosten des Bodenlegers eine Grundreinigung mit anschließender Beschichtung durchzuführen, bedeutet nichts anderes, als dass ein Unschuldiger in die Pflicht genommen wird, der eigentlich für die Reklamation nichts kann und dennoch auf den Kosten sitzen bleiben soll. Was soll man also mit diesen oberflächenbeschichteten Böden machen? Soll die fälschlicherweise so bezeichnete Schweißnaht nachträglich ebenfalls mit einer flüssigen PUR-Schicht versehen werden? Und wie soll das genau gehen? Müssen beide Ränder abgeklebt werden, oder wird vom Belagshersteller eine andere Lösung des punktgenauen nachträglichen Auftrages (Filzstift o. ä.) entwickelt? Diese Fragen zu beantworten, dazu ist die Industrie hiermit ausdrücklich aufgefordert. Wenn Sie auch diese oder ähnliche Probleme in Ihrer Praxis gehabt haben oder einfach Ihre Meinung zu diesem Thema haben, schreiben Sie an t.mayrhofer@deta.at oder rufen Sie an unter Tel. 02243/3580912. Wir freuen uns über jede Stellungnahme, insbesonders der Industrie. ◇