Workcamp Parquet 2020 Handwerkskunst ohne Maschinen

Wenn es um die Renovierung eines über 100 Jahre alten Parkettbodens in einem Schloss geht, dann müssen Spezialisten ran. Zum Workcamp Parquet 2020 reisten 17 Handwerker nach Teschechien, um gemeinsam ein besonderes Projekt umzusetzen.Vom 29. August bis 5. September begrüßten Projektleiter Rene Caran und seine Projektkoordinatorin Michaela Reichlova hochmotivierte Parketthandwerker aus ganz Europa zum Workcamp Parquet im Schloss Vizovice in Tschechien (siehe auch Bericht in bwd 9/10 ab Seite 14). Einer, der bereits zum dritten Mal dabei war, ist der Vorarlberger Bodenlegermeister Georg Spiegel. Gemeinsam mit seinem Gesellen Nico Fenkhart stellte er sich mit Feuereifer den besonderen Herausforderungen der alten Handwerkstechniken ohne Maschinen. Im malerischen Schloss Vizovice galt es, den Tafelparkettboden in einem der Prunksäle mittels alter Handwerkstechniken zu erneuern. Dazu mussten die Workcamp-Teilnehmer aus dem getrockneten Rohholz eines 165 Jahre alten Eichenstammes zwei Arten von Schlossparkett selbst anfertigen. Dazu verwendeten sie japanische und europäische Handsägen, mit denen die Elemente fein säuberlich geschnitten wurden. „Das war zu Beginn für mich sehr ungewohnt, nach ein paar Dutzend Schnitten ist es aber immer besser gegangen. Ich habe mich dann für die japanische Handsäge, die auf Zug geht, entschieden, weil ich damit besser zurechtgekommen bin“, erzählt Georg Spiegel im Gespräch mit bwd-Redakteur Thomas Mayrhofer. Nach dem Zusammenleimen mit dem früher üblichen Knochenleim, der natürlich vor Ort frisch hergestellt wurde und laut Spiegel „eine ziemliche Sauerei war“, wurden die Elemente auf einen frisch hergestellten Unterboden aus Fichtenholz befestigt und anschließend mit Ziehklingen händisch abgezogen. „Die Kollegen aus Belgien machen das oft und haben uns alles super gezeigt. Wenn man einmal die Technik heraushat, dann ist es gar nicht so schwer. Es ist allerdings logischerweise viel zeitaufwändiger als mit der Schleifmaschine. Normalerweise müsste man dafür einen sehr hohen Preis verlangen“, meint der Vorarlberger Unternehmer dazu. Schönes MiteinanderAber nicht nur die Arbeit an sich stand im Vordergrund des Projekts, sondern auch der Erfahrungsaustausch unter Kollegen und die Techniken, die in den verschiedensten Ländern angewendet werden. Die anfänglichen Sprachbarrieren waren bald überwunden, man verständigte sich nicht nur auf Englisch, sondern auch auf Italienisch oder Spanisch. Weil Georg Spiegel selbst fünf Sprachen spricht, tat er sich dabei leicht, doch auch sein 22-jähriger Geselle konnte sich gut verständigen. Es gab auch einige Freizeit-Aktivitäten, die die arbeitsreiche Woche noch kurzweiliger machten. So kochten an einem Abend die Italiener köstliche Spaghetti, während man an einem anderen Tag den nahen Kurort Donawitz besichtigte. Positives ResumeeNach sieben arbeitsreichen Tagen zog Georg Spiegel eine mehr als positive Bilanz: „Wir haben zu Hause viel Arbeit liegen gelassen, aber man muss sich einfach Zeit für solche Weiterbildungen nehmen, bei denen man über den eigenen Tellerrand sehen kann. Da bleibt für unsere tägliche Arbeit immer etwas hängen. Ich kann nur jedem Kollegen in Österreich und in den anderen Ländern empfehlen, nicht nur selbst zum nächsten Workcamp zu fahren, sondern auch die eigenen Mitarbeiter zu motivieren, mitzukommen. Ich bin nächstes Jahr sicher wieder mit einem Mitarbeiter dabei.“ Die Kosten sind dank vieler Sponsoren überschaubar, die Teilnehmer müssen sich nur die Anreise finanzieren und einen Kostenbeitrag von 75 Euro für Unterkunft und Verpflegung leisten. Das nächste Workcamp Parquet findet im Mai 2021 in Belgien und im September 2021 in Russland statt. Anmeldungen sind unter workcamp-parquet.cz/registration/ möglich. Thomas Mayrhofer Die PartnerDie Organisatoren des Workcamp Parquet bedanken sich bei den diesjährigen Partnern, die das Projekt trotz der schwierigen Situation unterstützt haben: NPÚ (Nationaldenkmalamt, Regionalbüro in Kroměříž (CZ), NMP – Nationalmuseum in der Natur, Methodisches Zentrum des Museums (CZ), NWFA – National Wood Flooring Association (US), iProffi (CZ), Bundesdenkmalamt (AT), Schloss Vizovice (CZ), NTM – National Technical Museum (CZ), Domotex (DE), Petrograd Tools (RU), Tischler E.C.E Werkzeug (DE), Město Vizovice (CZ), ESCO Podlahy (CZ), KPP – Kratochvíl Parket Profi (CZ), Murexin (DE), KOMA Modular (CZ), Fischer Parkett (AT), Chimiver (IT), Weingut Volařík Mikulov (CZ), Amsterdamsche Fijnhout (NL), James Hardie (CZ), WoodCube (CZ), Parquet Renspol (CZ), Zlín Region (CZ).