Der interessante Schadensfall aus Österreich Estrichmängel in einer Wohnhausanlage Hand in Hand zum guten Ergebnis

In einer neuerbauten Wohnhausanlage reklamierte der Bodenleger die nicht von ihm ausgeführten Zementestriche, auf die Teppichböden, Linoleum, Schaumpolsterbeläge und Parkettböden verklebt werden sollten.Hand in Hand zum guten Ergebnis Weil die reklamierten Mängel nach Ansicht des Estrichlegers „unbedeutend“ wären, kamen beide Parteien überein, einen Sachverständigen hinzuzuziehen. Dieser besah sich zunächst den Fußbodenaufbau: Auf einer Deckenkonstruktion ist ein schwimmender Zementestrich auf einer Trittschalldämmung eingebaut. Der Estrich ist vor allem in den Vorzimmern wundgelaufen. Bei der Gitterritzprobe mit dem Stahlstift und dem Riri-Gerät auf der ersten Einstellungsstufe sind Einkerbungen und Ausbrüche bis zirka 1,5 Millimeter feststellbar. Vor allem neben wundgelaufenen Stellen, bei denen die Oberfläche intakt ist, kann durch Reiben mit der Schuhsohle die Oberfläche leicht aufgerissen werden. Hinter den Heizkörperrohren sind in einigen Bereichen Fehlstellen beim Estrich feststellbar. Beim Abfahren mit dem Ebenheitsprüfgerät wurden an einigen Stellen Unebenheiten bis 5 Millimeter auf 1,2 Meter festgestellt. Die Randdämmstreifen sind an vielen Stellen bereits vor der Spachtelung abgeschnitten. Gutachten: Für die Beurteilung der Eignung des Estrichs für die Verklebung von Bodenbelägen sind die Vertragsbedingungen und die einschlägigen Önormen heranzuziehen. Nach Aussage des Bodenlegers ist (laut Ausschreibung) der Teppichboden direkt, ohne Vorarbeiten, auf den Estrich zu verkleben. Die CV-Beläge werden auf die einmal gespachtelte Estrichoberfläche (ohne Vorstrich) verklebt. Die ÖNORM B 2236/1 Klebearbeiten sagt folgendes aus: E 2.3. Ausführung e 2.3.1. Bauseitige Voraussetzungen für die Ausführung e 2.3.1.3. Die Trennung von anderen Bauteilen gemäß ÖNORM B 2232:1989-06, Abschnitt 2.3.7.1. muß sichergestellt sein. E 2.3.2. Anforderungen an den Untergrund: Sie muß voll ausgeglättet und geschlossen sein und darf keinesfalls abkreiden oder unter leichtem Fußgängerverkehr absanden. Ihre Festigkeit muß für den vorgesehenen Verwendungszweck (Bodenbelag) ausreichend sein (siehe 2.6.2.). e 2.3.2.2. Die jeweils erforderliche Saugfähigkeit muß auf der gesamten Fläche gleichmäßig gegeben sein. e 2.3.2.5. Die Abweichung von der Ebenheit darf, gemessen mit 1,20 m langer Meßlatte aus Metall, 3 mm nicht überschreiten. Sind Randbereiche von 20 cm Breite entlang aufgehender Bauteile in die Messung einbezogen, darf die Abweichung 5 mm nicht überschreiten. Die Abweichungen dürfen nur flachverlaufend sein. Im Schwenkbereich von Türen darf der Untergrund keinesfalls vom Türanschlag weg ansteigen. e 2.3.2.9 Der Untergrund ist dem Auftragnehmer in dem in 2.3.2.1 bis 2.3.2.8 beschriebenen Zustand zu übergeben. E 2.3.3 Prüfung des Untergrundes e 2.3.3.1 Prüfpflicht Die Prüfung bezüglich erkennbarer Mängel hat mit branchenüblichen, einfachen Methoden (z.B. Augenschein, Ritzen, Messen) zu erfolgen. Zu prüfen sind: – (3) ausreichende Oberflächenfestigkeit; – (4) erforderliche Glätte und mechanische Beschädigung; – (5) Saugfähigkeit und deren Gleichmäßigkeit; – (6) Ebenheit; – (9) Trennung von anderen Bauteilen. E 2.3.4 Durchführung der Verlegearbeiten e 2.3.4.1 Allgemeines (1) Der Untergrund muß den Anforderungen gemäß 2.3.2 entsprechen. Bewertung: Die notwendige Oberflächenfestigkeit ist in mindestens 50 Prozent der Fläche nicht gegeben und damit für die Verlegung von Bodenbelägen in diesem Zustand nicht geeignet. An diesen Stellen ist eine weichere labile Schicht in einer Dicke von zirka zwei Millimetern vorhanden. Bei den Fehlstellen hinter den Heizkörperrohren kann eine Verlegung von Bodenbelägen erst nach dem Verschließen durchgeführt werden. An den wundgelaufenen Stellen ist die notwendige Glätte für das Verkleben von Bodenbelägen (auch für Teppichböden) nicht geeignet. Die notwendige, gleichmäßige Saugfähigkeit ist an den wundgelaufenen und rauhen Stellen nicht gegeben. Vor einer Spachtelung ist die Randfuge so zu verschließen, daß keine Spachtelmasse in die Randfuge eindringen kann, um Schallbrücken zu verhindern. Sanierung: Die minderfesten Schichten an der Oberfläche müssen entfernt (abgeschliffen, abgebürstet) werden. Danach ist mit einem Tiefengrund vorzustreichen, um eine Verfestigung und einen Saugausgleich zu erzielen. Da durch das Abschleifen der oberen Estrichrandzone eine erhebliche Rauhigkeit entsteht, müssen diese Flächen mit zementgebundener Ausgleichsmasse nivelliert werden. Werden auf diese Flächen CV-Beläge verlegt, ist neben dem Nivellieren eine Spachtelung auszuführen. Die fehlenden Estrichstellen hinter den Heizkörperrohren sind zu ergänzen. Je nach Gegebenheit sind unebene Stellen aufzuspachteln oder abzuschleifen. Die abgeschnittenen Randdämmstreifen bei den Randfugen können mit elastischer Acrylmasse oder mit PU-Montageschaum etc. vor der Spachtelung geschlossen werden. Die vorgeschlagenen Sanierungsarbeiten wurden durchgeführt. Die darauf verlegten Bodenbeläge wurden ohne Beanstandungen vom Auftraggeber abgenommen. Diese Vorgangsweise zeigt, daß bei vernünftigem Vorgehen von beiden Seiten Probleme effizient gelöst werden können.