bwd im Gespräch mit Roland Simmer (MBA), Geschäftsführer bei Besko Gut aufgestellt in die Zukunft

Die Besko-Einkaufsgemeinschaft feierte Ende März ihr 30-jähriges Bestandsjubiläum mit 320 Teilnehmern in Salzburg. bwd tauchte in die Vergangenheit der Einkaufs-gemeinschaft ein und wollte wissen, welche Herausforderungen die Zukunft bestimmen.

Links: Besko-Geschäftsführer Roland Simmer (MBA) setzt auf sein Team und den guten Umgang mit Mitgliedern und Lieferanten. - © verenaschierl

bwd Herr Simmer, 30 Jahre sind in der Branche eine lange Zeit. Was war der Grund für die Gründung der Besko-Einkaufsgemeinschaft?

Simmer Mein Vater Walter war damals Vertriebsleiter bei einem großen Teppichbodenhersteller und hat gesehen, dass es für viele Betriebe schwierig war, direkt bei den Herstellern zu kaufen, weil der Großhandel in Österreich eine marktdominierende Stellung hatte und dieser selbstverständlich keinen neuen Mitbewerber wollte. Viele haben der neuen Einkaufsgemeinschaft nur ein kurzes Leben vorausgesagt, es ist aber dann ganz anders gekommen. Viele Großhändler sind nicht mehr am Markt und es freut uns sehr, dass es der Besko-Gruppe gelungen ist, sich am Markt weiterzu­entwickeln.

bwd Wie verlief diese Entwicklung?

Simmer Es hat mit 24 Mitgliedsfirmen und einem Umsatz von umgerechnet 1,5 Millionen Euro begonnen. Heute stehen wir bei 170 Mitgliedern und 46 Millionen Einkaufsumsatz. Damals waren die Abwicklung und der Zugang zu neuen Lieferanten wichtig, heute sind es eher die Sicherstellung von strukturierten Warenflüssen und die Unterstützung der Mitglieder im Marketing und in der Weiterbildung. Eines aber ändert sich nie: Die Bedürfnisse unserer Mitglieder stehen bei uns immer im Mittelpunkt unseres Handelns.

bwd Wie war Ihr Einstieg bei der Besko?

Simmer Ich war als selbstständiger ­Konstrukteur im Sondermaschinenbau tätig und habe vollautomatische Produktionsmaschinen entwickelt. In dieser Zeit war ich mit sehr strukturierten Organisationsformen konfrontiert, die ich dann bei meinem Einstieg im Juni 2000 für Besko einbringen konnte. Ich habe dann alle Bereiche von der Pike auf gelernt und 2008 die Verantwortung von meinem Vater übernommen.

bwd Das hört sich ja nach einem harmonischen Übergang an. Fiel es Ihrem Vater leicht, alles loszulassen?

Simmer Da darf ich meinem Vater ein ganz großes Kompliment aussprechen und auch meinen Dank für seine Aufbauarbeit nochmals betonen. Er hat Besko nicht nur aufgebaut und mich alles gelehrt, sondern hat auch nach einer harmonischen Übergangsphase ab dem Stichtag wirklich völlig losgelassen und mich mit meinem Team den Weg weitergehen lassen. Dafür bin ich ihm sehr dankbar, weil ich weiß, dass dies nicht selbstverständlich ist.

bwd Stichwort Team. Sie sind ja sehr schlank aufgestellt, wie geht das in der Praxis?

Simmer Wir sind in der Tat mit neun Mitarbeitern sehr schlank aufgestellt und das trotz unseres permanenten Wachstums. Das ist einerseits nur möglich, weil wir ständig in die IT investieren und jeder Mitarbeiter selbstständig arbeitet und sein Bestes gibt. Wir haben ausschließlich langjährige Mitarbeiter, die ihre Aufgaben im Sinne unserer Partner und des gesamten Teams sehr gerne machen und viel persönlichen Einsatz zeigen. Jeder bringt sich ein und sieht zu, dass wir uns jedes Jahr verbessern. Eigenverantwortung wird bei uns groß­geschrieben.

bwd Wie ist das Verhältnis zu den Lieferanten? Suchen Sie ständig neue?

Simmer Wir haben ein sehr partnerschaftliches Verhältnis zu unseren Lieferanten und sehr stabile Strukturen. Wir sind sehr treu und haben in den Hauptbereichen seit vielen Jahren oder Jahrzehnten sehr wenige Wechsel zu verzeichnen. Wir suchen nur in neuen Bereichen, wie zum Beispiel dem Sonnenschutz, neue Lieferanten, um unsere Mitglieder noch besser unterstützen zu können.

bwd Was hat sich im Laufe der Jahre noch alles verändert?

Simmer Die Kommunikation wird natürlich immer schneller und muss in der ganzen Informationslawine noch besser kanalisiert werden, um Wichtiges nicht untergehen zu lassen. So ist der Facharbeitermangel für unsere Mitglieder sicher das brennendste Thema. Wir unterstützen mit unserer Besko-­Akademie die Weiterbildung und auch im Marketing sind wir sehr stark. Das wird von den Mitgliedern sehr begrüßt und stark genützt. Schließlich ist es unsere Aufgabe, Lösungen bereitzustellen, damit wir die Gruppensynergien optimal nutzen ­können.

bwd Wie sehen Sie die Herausforderungen der Digitalisierung und was raten Sie Ihren Mitgliedern?

Simmer Die Digitalisierung ist nicht aufzuhalten und wir müssen uns kontinuierlich weiterentwickeln, um als attraktive Anbieter am Markt wahrgenommen zu werden. Man muss einfach die Megatrends mitmachen und in neue Prozesse investieren. So ist Multichannel-Marketing kein leeres Schlagwort, das beginnt mit einer tollen Homepage und endet mit Google-Adwords-Marketing noch lange nicht. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass auch trotz der Digitalisierung das Handwerk immer die Basis vom Erfolg darstellt, da es genügend Kunden am Markt gibt, die das Besondere wollen und auch bereit sind, dafür entsprechend zu investieren. Leider sinkt das generelle Niveau in allen Handwerken, weil es zu wenig gut ausgebildeten Nachwuchs gibt. Das ist aber gerade die Chance für gute Betriebe, zu denen ich alle unsere Mitglieder zähle.

bwd Wie haben Sie die Feierlichkeiten zum 30. Geburtstag erlebt?

Simmer Ich war wirklich überwältigt vom Besuch, der Stimmung und dem guten Gefühl, dass wir wie eine große Familie sind. Wir haben bei unserer Zwei-Tages-Veranstaltung wieder den Nutzen für unsere Mitglieder in den Vordergrund gestellt und tolle Referenten engagiert, die unsere Gedanken und Handlungen beflügeln. Dieser Spirit ist für mich einzigartig und der wird auch in Zukunft von uns weiter so gelebt.

bwd Wie entspannen Sie sich?

Simmer Ich liebe Skifahren, mache Skitouren und bewege mich gerne in der Natur. Ich bin sehr gerne im Kreis meiner Familie und bedanke mich an dieser Stelle bei meiner Frau Susi für die Unterstützung und den Rückhalt. Am Schönsten ist es, wenn wir uns alle einmal in der Woche bei meinen Eltern zum Essen treffen und wir uns gemeinsam freuen, dass alle gesund und aktiv sind. Es ist einfach wichtig, geerdet zu bleiben und neben dem Geschäft auch noch einen tieferen Sinn zu spüren. Soziales Engagement und die laufende Persönlichkeitsentwicklung haben für mich einen sehr hohen Stellenwert.

Mit Roland Simmer sprach bwd-Redakteur Thomas Mayrhofer am Rande der ­Jubiläumsfeier zum 30-jährigen Bestehen von Besko in Salzburg.