Gerflor-Gruppe übernimmt Linoleum-Geschäft der DLW Flooring

Die Gerflor-Gruppe übernimmt wesentliche Vermögenswerte von DLW Flooring, darunter den Standort Delmenhorst mit allen 270 Beschäftigten. Sanierungs-Geschäftsführer der DLW, Hans-Norbert Topp, kann mit dem Verkauf etwa 50 Prozent der Arbeitsplätze sichern.

Die weltweit tätige Gerflor-Gruppe übernimmt wesentliche Vermögenswerte der insolventen DLW Flooring GmbH. Zur Übernahme zählen der Produktionsstandort sowie alle 270 Beschäftigte in Delmenhorst. Zudem übernimmt der Investor 42 Beschäftigte der DLW in Bietigheim-Bissingen und weitere Beschäftigte in den Auslandsgesellschaften. Einen entsprechenden Kaufvertrag haben Hans-Norbert Topp, Vorsitzender der Geschäftsführung der DLW Flooring, sowie Bertrand Chammas, Vorstandsvorsitzender der Gerflor-Gruppe, nun unterschrieben. Über den Kaufpreis haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart. Der Verkauf steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden.

Gerflor-Gruppe setzt sich im Investorenprozess durch

"Ich freue mich, dass wir trotz schwieriger Gesamtumstände das Unternehmen und einen Großteil der Arbeitsplätze der DLW Flooring sichern konnten", sagt Topp. Der Verkauf an den strategischen Investor Gerflor sei für das Linoleum-Werk in Delmenhorst eine optimale Lösung.

Die bei Lyon ansässige Gerflor-Gruppe setzte sich laut DLW Flooring in einem Investorenprozess gegen verschiedene Mitbewerber durch. Geschäftsführer Topp hatte dabei insbesondere die Zukunft der Beschäftigten im Fokus. Vor zwei Wochen musste Topp allerdings mitteilen, dass der Standort in Bietigheim-Bissingen geschlossen werden muss, da kein Investor für diesen Standort gefunden werden konnte. 190 Beschäftigte mussten somit aus insolvenzrechtlichen Gründen zum 15. Januar freigestellt werden.

Übergangslösung für Mitarbeiter

Mit dem Verkauf an die Gerflor-Gruppe ist Topp nun in der Lage, den Beschäftigten in Bietigheim-Bissingen den Wechsel in eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft (BQG) anzubieten. "Seitdem feststeht, dass mangels Investoreninteresse der Standort leider abgewickelt werden muss, haben wir uns bei allen Beteiligten dafür eingesetzt, den Beschäftigten in Bietigheim-Bissingen eine BQG-Lösung anbieten zu können. Durch den Kaufpreis sind wir nun in der Lage, unseren Finanzbeitrag dafür zu leisten", sagt er.

Auch die Agentur für Arbeit und der Gläubigerausschuss haben dieser Lösung bereits zugestimmt. Die Beschäftigten erhalten demnach das Angebot, bei 80 Prozent ihrer letzten Bezüge für rund fünf Monate in die BQG zu wechseln, in der sie auf neue berufliche Herausforderungen vorbereitet werden.

Für die Verantwortlichen der DLW Flooring gehe es jetzt weiter darum, vorhandene Werte der DLW Flooring bestmöglich zu vermarkten. Dazu zählt unter anderem das Grundstück in Bietigheim-Bissingen. Hierzu läuft derzeit ebenfalls ein Investorenprozess.

Über die Sanierung

Die DLW Flooring befindet sich seit über einem Jahr in einem umfangreichen Sanierungsprozess. Der Prozess kam nach Unternehmensangaben gut voran und zeigte Erfolge, insbesondere in der Effizienz, bei optimierten Produkten sowie im Vertrieb. Die Geschäftsführung hatte Mitte Oktober 2017 beim zuständigen Amtsgericht ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragt, da ein kurzfristig aufgetretener Liquiditätsengpass nicht ausgeglichen werden konnte.

Die Verantwortlichen nutzten so die vom Gesetzgeber geschaffenen Möglichkeiten, den eingeschlagenen Sanierungsweg zu verstärken. Aufgrund des initiierten Verfahrens beauftragte das Unternehmen zudem für die Eigenverwaltung die auf Sanierungen spezialisierte Sozietät Wellensiek. Dies vor allem, um den berechtigten Belangen der Gläubiger Rechnung zu tragen und ihnen mit dem Partner Patric Naumann einen Sanierungsexperten als Ansprechpartner zur Verfügung zu stellen.

Das Amtsgericht stellte dem Unternehmen ergänzend mit Rechtsanwalt Dr. Tibor Braun aus Stuttgart zunächst einen vorläufigen Sachwalter zur Seite, der mit Verfahrenseröffnung zum 1. Januar 2018 zum Sachwalter bestellt wurde, mit dem die Geschäftsführung und die Wellensiek-Partner eng zusammenarbeiten. Darüber hinaus wurde die Beratung Goetzpartners in München, mit der Investorensuche beauftragt.

Nachdem sich ein potenzieller Investor für den Standort Bietigheim-Bissingen Ende 2017 überraschend zurückzog und es keine weiteren Interessenten mehr gab, hatte dieser Standort keine Perspektive mehr. Da das Unternehmen dort im operativen Geschäft deutliche Verluste schrieb, wäre eine Fortführung des Geschäftsbetriebs zu Lasten aller Gläubiger gegangen, was aus rechtlicher Sicht nicht zulässig ist.

Als wesentliche Gründe für das mangelnde Investoreninteresse nannte Topp das fehlende Grundvertrauen in das Unternehmen, nachdem es vor knapp 2,5 Jahren schon einmal in der Insolvenz war. Zwar zeigten die erst vor etwa einem Jahr eingeleiteten Sanierungsmaßnahmen Erfolge, kamen nach Unternehmensangaben aber zu spät. Die notwendigen Investitionen an diesem Standort waren den Investoren zu riskant, eine Gesamtlösung somit nicht möglich.  

Über die Eigenverwaltung

Ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung wurde mit dem Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen (ESUG) 2012 in der InsO stärker in den Vordergrund gerückt. Mit diesem Verfahren will der Gesetzgeber die Sanierungschancen von Unternehmen in der Krise steigern und die Verantwortlichen in einem Unternehmen dazu bringen, einen notwendigen Antrag frühzeitig zu stellen.

Die Geschäftsführung wird durch insolvenz-/eigenverwaltungserfahrene Sanierungsexperten ergänzt, um vor allem eine Gleichbehandlung der Gläubiger sicherzustellen und die Fortführung und Sanierung des Unternehmens in diesem Verfahrensstadium zu unterstützen. Damit erhöhen sich die Sanierungsoptionen. Bei einem Verfahren in Eigenverwaltung bleibt die Geschäftsführung im Amt und bekommt vom zuständigen Amtsgericht einen "vorläufigen Sachwalter" zur Seite gestellt, der bestimmte Rechtsgeschäfte genehmigt. Auch in diesem Verfahren gibt das Gesetz vor, dass das Gericht nach einem entsprechenden Gutachten des vorläufigen Sachwalters das Verfahren eröffnet und den Sachwalter bestellt.

Über DLW Flooring

Die DLW Flooring GmbH hat ihren Stammsitz im süddeutschen Bietigheim-Bissingen. Das Unternehmen produziert seit mehr als 130 Jahren Bodenbeläge für Bauvorhaben, zum Beispiel im Gesundheits- oder Bildungswesen, für den Ladenbau, Büros oder Hotels. Unter der Muttergesellschaft Armstrong ging das Unternehmen 2014 in die Insolvenz und wurde anschließend an den niederländischen Investor Fields verkauft.

Mit etwa 730 Beschäftigten erwirtschaftete das Unternehmen zuletzt einen Jahresumsatz von rund 133 Millionen Euro. Während in dem Werk am Stammsitz vor allem PVC und Vinyl produziert wurde, stellt DLW in Delmenhorst Linoleum her. Es ist das einzige Linoleum-Werk in Deutschland.

Über die Gerflor-Gruppe

Die französische Gerflor-Guppe ist Spezialist und Marktführer im Bereich Komplettlösungen für elastische Böden, Wandverkleidungen und Systeme für die barrierefreie Gestaltung. Die weltweit tätige Gruppe mit Stammsitz in Lyon, Frankreich erwirtschaftete 2017 mit 3700 Beschäftigten einen Jahresumsatz von 860 Millionen Euro.

Über die Sozietät Wellensiek

Die Sozietät Wellensiek ist eine auf Unternehmenssanierungen spezialisierte bundesweit tätige Partnergesellschaft. Die Experten der Kanzlei besitzen langjährige Erfahrung in der Bewältigung von Krisen national und international tätiger Unternehmen. Die Kernkompetenz liegt in der Insolvenzverwaltung und der Krisenberatung. Weitere Schwerpunkte sind die Beratung der Organe von Gesellschaften und Treuhandlösungen für mittelständische und große Unternehmen.