bwd im Gespräch Designerin Birgit Lorenzen von Vorwerk über den kreativen Prozess vor der Produktion - Geheimnis Teppichboden-Design"> bwd im Gespräch Designerin Birgit Lorenzen von Vorwerk über den kreativen Prozess vor der Produktion Geheimnis Teppichboden-Design

Wie kann man sich den Prozess vor der Produktion von Teppichböden vorstellen? Um dieses „Geheimnis“ zu lüften, hat bwd-Redakteur Thomas Mayrhofer mit Designerin Birgit Lorenzen vom Vorwerk-Atelier in Hameln im Wiener Showroom gesprochen.Ungleiches Team: Das Vorwerk-Designer-Duo Birgit Lorenzen und Giulio Ridolfo.Beim Kennenlernen von Birgit Lorenzen, Designerin bei Vorwerk, und dem freischaffenden Designer Giulio Ridolfo aus Udine fällt sofort der Kontrast des eingespielten Teams auf. Auf der einen Seite die junge Designerin aus Deutschland, die feinfühlig und analytisch an den Design-Prozess herangeht, auf der anderen der charismatische Grandseigneur des Designs. Was beide vereint, ist die Leidenschaft für ihre Arbeit. bwd Frau Lorenzen, wie kann sich ein Laie die Arbeit eines Designers vorstellen? Wie viele und welche Personen sind an einem Planungsprozess beteiligt? Lorenzen Bei der gesamten Kollektionsentwicklung arbeiten wir in einem Team, das sich aus unterschiedlichen Abteilungen, die sowohl innerhalb wie auch außerhalb des Unternehmens liegen, zusammensetzt: Mit dabei sind die Design- und Entwicklungsabteilung, die Produktion, die Färberei, das Farblabor, der Vertrieb und schließlich das Marketing, welches hier insbesondere für die Gestaltung und Umsetzung von Präsentationsmedien und Fotoshootings zuständig ist. Für die Produkt- und Farbenentwicklung erfolgt die Konzeption, welche die Zielrichtungen einerseits sowie die Trend- und Stilströmungen andererseits aufzeigt. Um eine gemeinsame Sprache zu sprechen, visualisieren wir diese Konzeption vor allem durch Bilder und Materialcollagen, welche auf aktuellen Strömungen in der Mode, der Architektur und der Gesellschaft im Allgemeinen basieren. Bei diesem Entwicklungsprozess müssen wir immer ein bis zwei Jahre im Voraus denken, da der Entstehungsprozess seine Zeit braucht, bis das Produkt tatsächlich beim Endkunden ankommt. Für die Farbentwicklung der einzelnen Produkte diskutieren wir im Vorfeld daher gemeinsam die Eigenarten des Produktes, basierend auf der Zielvorgabe, um dann die richtige Farbgebung hinsichtlich des Produkttypus zu finden. Im Anschluss werden darauf aufbauend Farbpaletten mit Textil-, Papier- sowie Materialmustern erstellt und anschließend bei uns im Labor direkt auf dem Produkt umgesetzt. Im Falle der Kollektion „Fascination“ (siehe Produktmeldungen) sind wir an Designer Giulio Ridolfo herangetreten, der im Modebereich sowie im hochwertigen Interior-Segment über langjährige Erfahrungen und ein gutes Gespür für Farben, Strukturen und Materialien verfügt. bwd Wie lange dauert der Entstehungsprozess in der Regel und wie oft wird dabei korrigiert? Lorenzen Für die Produktentwicklung arbeiten wir sehr eng mit den Garnherstellern zusammen und brauchen von der Idee bis zum Abschluss einer Kollektion ein bis eineinhalb Jahre. Man muss beachten, dass jeder Entwicklungsschritt ein eigener Prozess ist, der einige Wochen andauert. Bei der neuen „Fascination“-Kollektion hat beispielsweise die gesamte Entwicklung, von der Analyse über die Erstellung eines übergeordneten Farbkonzeptes bis hin zur Fertigstellung der finalen Auskolorierung, mehr als neun Monate gedauert. bwd Wie und woran messen Sie Ihre Erfolge? Lorenzen Vor Herangehen an eine neue Produktlinie analysieren wir selbstverständlich immer die aktuell laufende Kollektion auf Produkt- und Farbebene. Aufgrund dieser umfangreichen Informationen, welche wir auch durch die Kollegen aus dem Vertrieb erhalten, können wir auf den Erfolg einer Kollektion schließen. Darüber hinaus fragen wir bei unseren Kunden nach und schauen uns die Absatzzahlen an, die uns ganz klar sagen, ob wir mit einer Kollektion den Marktnerv getroffen haben. bwd Bringen Sie die Kollektionen in ganz Europa einheitlich auf die verschiedenen Märkte oder gibt es bei Farben oder Aufmachungen Unterschiede? Lorenzen Unsere Kollektionen haben selbstverständlich ein einheitliches Erscheinungsbild. Es gibt jedoch für einige Märkte eigene Schwerpunkte mit bestimmten Zusammenstellungen bei Farben oder Oberflächen. Unsere Kollektionen wie beispielsweise „Textiles SL“, „Fascination“ und „Projection“ werden dabei mit einheitlichen Formaten im Musterkoffer präsentiert. Im Fall von Architekten und Planern arbeiten wir darüber hinaus mit Architektenkarten – im Großhandel und bei der direkten Kundenberatung mit sogenannten Wasserfallständern. bwd Wie funktioniert die Zusammenarbeit im Team, wer gibt den Ton an? Lorenzen Der Trend gibt den Ton an! Die Arbeit in der Produktentwicklung selbst ist aber stark vom Teamgedanken geprägt. Ob mit Giulio Ridolfo im Falle der „Fascination“ oder intern im Kreise des Vorwerk-Ateliers – uns geht es um das gemeinschaftliche Eintauchen in Details und das Erleben des Gestaltens als einen Prozess mit vielen Variablen, die am Ende in ein Gesamtergebnis münden. bwd Was macht für Sie die Marke Vorwerk aus? Lorenzen Vorwerk ist ein international agierendes Unternehmen mit einem hohen Anspruch an die Wertigkeit seiner Produkte – auch hinsichtlich des Nachhaltigkeitsaspektes. Hier sehe ich eine grundlegende und zukunftsweisende Bedeutung für das Design, da nachhaltiges Handeln eine der Grundfesten guten Gestaltens darstellt. Außerdem arbeiten wir bei Vorwerk immer wieder mit unterschiedlichen renommierten Designern und Architekten zusammen, wie beim Projekt „Fascination“ mit Giulio Ridolfo. Diese Form der Zusammenarbeit ermöglicht es, auch regelmäßig einen Blick von außen auf unser Schaffen zu bekommen, der für uns als Vorwerk-Kreativteam neue interessante Aspekte aufwirft und die Diskussion zum Thema Teppich und Teppichboden lebendig hält. bwd Vielen Dank für das aufschlussreiche und interessante Gespräch. Mit Birgit Lorenzen sprach bwd-Redakteur Thomas Mayrhofer im Vorwerk-Showroom in Wien.