bwd im Gespräch Dr. Peter Hamberger und Michael Paringer sowie Gerold Schmidt, technischer und Österreich-Geschäftsführer von Hamberger - Fünf Generationen zündende Ideen"> bwd im Gespräch Dr. Peter Hamberger und Michael Paringer sowie Gerold Schmidt, technischer und Österreich-Geschäftsführer von Hamberger Fünf Generationen zündende Ideen

Wenn ein Familienunternehmen 150 Jahre alt wird, dann haben die bisherigen Generationen sicher einiges richtig gemacht. Wie sich Tradition mit Innovation verbinden lässt, zeigt das Beispiel von HARO im bayerischen Rosenheim.bwd Herr Dr. Hamberger, wie haben Sie es nach 150 Jahren und mittlerweile in der fünften Generation geschafft, sich so erfolgreich am Markt zu behaupten? Dr. Hamberger Wir haben eine lange Tradition und damit ein gutes Fundament für die Zukunft. Das gilt sowohl für unser Wissen um die Bedürfnisse unserer Kunden als auch für jene unserer Mitarbeiter. Wir sind ständig gefordert, uns nicht nur den veränderten Märkten anzupassen, sondern viel mehr diese Veränderung aktiv zu gestalten. Nur wenn wir besser bleiben als unsere Marktbegleiter, können wir uns weiterhin erfolgreich entwickeln. bwd Herr Paringer, wie kommen Sie als technischer Geschäftsführer auf Ihre Innovationen und wie setzen Sie diese konkret um? Paringer Ich komme ursprünglich aus der Automobilindustrie und war lange für Produktion und Logistik verantwortlich. Dabei habe ich gelernt, bei Innovationen systematisch und prozessorientiert vorzugehen. Unsere Mitarbeiter sind dabei natürlich ein wichtiger Faktor, da sie sehr viel Erfahrung mit unseren Rohstoffen und vor allem mit dem Material Holz sowie den verschiedensten Verfahrenstechniken haben, die für unsere Produktion relevant sind. bwd Wie gehen Sie nun bei Produktentwicklungen konkret vor? Paringer Wir verfolgen hier mehrere Ansätze. Erstens machen wir systematisch Markt- und Wettbewerbsanalysen und beobachten dabei generelle Entwicklungen nicht nur für den Bodensektor, sondern auch darüber hinaus. Zweitens sind unsere Vertriebsmitarbeiter ein wirkungsvolles Radar, das direkt und regional differenziert die Bedürfnisse und Wünsche des Marktes filtert und an uns heranträgt. Drittens sind wir in ständigem Kontakt mit unseren Lieferanten, Forschungseinrichtungen und Hochschulen, die ebenfalls wichtige Ideengeber sind. Aus diesen drei Informationsquellen stellen wir dann eine „Wunschliste“ zusammen und überprüfen, wie die Anforderungen und Wünsche konkret umgesetzt werden können. Dabei arbeiten wir eng mit unseren Partnern in internen und externen Workshops zusammen, um neue Ideen und Wege zu entwickeln und diese in einen systematischen Entwicklungsprozess zu geben. Wichtig ist dabei, neue Kombinationen von verschiedenen vorhandenen Rohstoffen und Verfahrensweisen zu einer neuen Problemlösung zu vereinen. Das klingt auf den ersten Blick einfach, ist aber in der Praxis nicht selten ein langwieriger und kostenintensiver Prozess. Nicht zuletzt deshalb ist das Know-how unserer Mitarbeiter eine wichtige Inspirationsquelle und die Innovation ein Grundwert unseres Leitbildes. Wir wollen eine Unternehmenskultur etablieren, die eine Atmosphäre für Innovationen und Ideen möglich macht. bwd Stichwort „teuer“. Wie lange dauert ein solcher Prozess und wie hoch sind die Kosten dafür tatsächlich? Paringer Wir haben eine Gruppe von Mitarbeitern, die sich nur um die Produktentwicklung kümmern. Bei Bedarf werden sie von Kollegen aus der Produktion und Anwendungstechnik unterstützt. So kommen schon einige tausend Mannstunden pro Jahr zusammen, bis es von einem Prototypen über eine Kleinserie bis hin zur industriellen Großserie kommt. So manche Idee funktioniert anfangs nur im Labor oder in der Vorserie. Die Umsetzung in die Großserie ist aber der wesentliche Schritt für den Markterfolg eines Produktes. Für eine marktfähige Innovation braucht es deshalb eine Vorlaufzeit von ein bis zwei Jahren. bwd Welchen Megatrend gibt es aus Ihrer Sicht bei der Oberflächengestaltung? Paringer Die Nachfrage geht sicher hin zu strapazierfähigen Oberflächen, die die Haptik und Optik einer geölten Oberfläche haben. Auch die strukturierte Oberfläche mit 3-D-Wirkung liegt voll im Trend. bwd Wie sieht es bei Ihnen mit dem Thema Rohstoffversorgung und Nachhaltigkeit aus? Dr. Hamberger Wir nutzen für unsere Produktion zu 100 Prozent PEFC-zertifiziertes Holz, sodass wir Nachhaltigkeit garantieren können. Eine Herausforderung in der Beschaffung ist seit der Trendwende von der Buche zur Eiche vor circa zehn Jahren, dass wir uns beim Rohstoffeinkauf immer schwerer tun: Der Wachstumszyklus der Eiche dauert 80 bis 100 Jahre und kann nicht beschleunigt werden. Gute Qualität zu vernünftigen Preisen zu bekommen, wird immer schwieriger, zumal wir beim Rohholzeinkauf für ein Jahr vorausplanen müssen. In der letzten Dekade mussten wir deutliche, zweistellige Preissteigerungen beim Holzeinkauf verkraften. Dieser Trend wird sich aus meiner Sicht sicher fortsetzen, auch wenn es immer wieder Trends und Gegentrends gibt. Der Markt gleicht es wieder aus. bwd Sie erzeugen neben Holzböden auch wohngesunden Designboden – frei von PVC und Weichmachern. Warum haben Sie sich dafür entschieden? Dr. Hamberger Als Parkett- und Laminatbodenhersteller ist das für uns eine ganz klare Sache: Obwohl sich der Markt in diesem Bereich sehr dynamisch entwickelt, haben wir uns bewusst dafür entschieden, nicht auf den allgemeinen Vinylboden-„Zug“ aufspringen. Die Verwendung von PVC und Weichmachern ist keine nachhaltige Technologie und entspricht deshalb nicht unserer Unternehmensphilosophie. Da war es nur konsequent, dass wir mit einer komplett eigenen Produktentwicklung eine gute und nachhaltige Lösung für dieses Wachstumssegment im Markt gefunden haben. Natürlich wird das nie ein Massenmarkt sein, aber auch in der Nische kann man viele hunderttausende Quadratmeter verkaufen. bwd Wie sehen Sie die Zukunft für Hamberger? Dr. Hamberger In einem sich verändernden Marktumfeld mit immer wieder neuen Herausforderungen stärken wir mit Investitionen und Innovationen kontinuierlich unsere Wettbewerbsfähigkeit über alle Produktbereiche hinweg. Auch hier ist die Nachhaltigkeit Richtschnur unseres Handelns. Bereits seit 1972 produzieren wir selbst Strom und Wärme – der Umweltschutz ist uns nicht nur ein Anliegen, sondern muss auch in allen Bereichen gelebt werden. bwd Herr Schmidt, wie wird Österreich das Jubiläum mitfeiern? Schmidt Wir werden mit großem Engagement die Verkaufs- und Marketingaktivitäten der Jubiläumsaktion in Österreich umsetzen und mit unseren Kunden bei den Jubiläumsveranstaltungen im Juni 2016 vertreten sein. Bayern ist eben nicht mehr Österreich, aber für uns auch noch kein Ausland. Wir verstehen uns mit der bayerischen Mentalität bestens. Das ist sicher auch ein Grund unseres gemeinsamen Erfolges. bwd Vielen Dank für das ausführliche Gespräch.