Massives Eiche-Stabparkett löst sich trotz Verklebung vom Untergrund Fatale Wechselwirkung

Bei dieser Bodenverlegung schien auf den ersten Blick alles bestens. Doch am Ende gab es eine vom Bauherrn gewünschte Grundierung zu viel und ein verklebtes Parkett, das auf und davon schwamm.Ein Bauherr wollte bei der Aufstockung seines Einfamilienhauses kostenbewusst vorgehen. Daher sparte er sich das Geld für die Bauleitung und übernahm diese selbst. Außerdem besorgte er sich das benötigte Material im Großhandel und holte sich für die geplante Verarbeitung die passenden Handwerker. Auch das Stabparkett für die Bodenverlegung beschaffte er selbst. Dieses stellte er dem Handwerker, der ihm vom Händler empfohlen worden war, für die Verlegung zur Verfügung. Zunächst schien auch alles zu klappen und der Parkettboden wurde zur Zufriedenheit des Bauherrn verlegt. Doch bereits nach zwei Monaten stellte dieser mit Entsetzen fest, dass der Parkettboden offensichtlich eine Rigipswand herausdrückte, sodass es zu auffälligen Rissen kam. Mit der Situation konfrontiert, erklärte der Verleger, dass er seine Arbeit ordnungsgemäß erledigt hätte und wohl ein feuchtes Raumklima den Schaden verursacht hätte. Der Bauherr vermutete jedoch eine nicht genügend durchgetrocknete Spachtelung. Deshalb leitete er ein selbständiges Beweisverfahren ein, in dem der vom Gericht beauftragte Parkettsachverständige Ursache und Verantwortlichkeit des Schadens ermitteln sollte. Schadensbild Der Sachverständige stellte beim Ortstermin fest, dass der Parkettboden auf den ersten Blick einen sehr ordentlichen Eindruck machte. Es handelte sich um ein Stabparkett mit den klassischen Maßen 500 x 70 x 22 mm, das im Schiffsverband verlegt worden war. Die Oberflächenbehandlung war mit Schleifen und Ölen beanstandungsfrei erbracht worden. Die Untergrundvorbereitung erfolgte nach Angabe der Beteiligten durch eine bauseits gestellte Grundierung und eine ebenso bauseits gestellte Spachtelmasse. Das Stabparkett war mit einem weich-elastischen Parkettklebstoff auf Polyurethan-Basis verklebt worden. In einer Prüföffnung konnte der Sachverständige feststellen, dass tatsächlich eine fünf bis sieben Millimeter dicke Spachtelung des Estrichs erfolgt war. Nach Angabe des Bauherrn wurde das Parkett weitestgehend am Tag nach der Spachtelung verlegt. Der Handwerker konnte keine genaueren Angaben machen, aber war sich sicher, dass die Spachtelmasse bei der Parkettverlegung ausreichend trocken gewesen war. Der Sachverständige ließ die Angaben erst einmal so stehen und führte seine obligatorischen Messungen bezüglich des Raumklimas und der Holzfeuchte durch. Das Raumklima war unauffällig, aber die Holzfeuchte lag mit circa elf Prozent im erhöhten Bereich. In Anbetracht der sommerlichen Klimaverhältnisse war dieser Wert jedoch zu erwarten. Im nächsten Prüfungsschritt wurde die Breite von 20 Elementen übermessen und ermittelt, dass die Fuge nach diesen 20 Elementen bei 140,7 Zentimetern lag. Mit einer Schieblehre wurden daraufhin noch mehrere Einzelelemente übermessen und es bestätigte sich, dass jeder einzelne Parkettstab statt 70 Millimetern Einbaumaß auf 70,35 Millimeter Istbreite gequollen war. Mit diesem Breitenwachstum war jetzt nachvollziehbar, warum das Parkett über den Wandabstand hinaus die angrenzende Rigipswand eingedrückt hatte. Es fehlte bei diesem Schadensbild aber die typische Schüsselung der Einzelelemente, welche bei dem Quelldruck zu erwarten gewesen wären. Daher kontrollierte der Sachverständige im nächsten Schritt mit einem Resonanzfühler die Parkettfläche. Obwohl er schon etwas ahnte, war er dann doch überrascht, dass fast die gesamte Parkettfläche wie eine einzige, große Hohlstelle klang. Zur Sicherheit klopfte er noch einmal mit einem Gummihammer die Fläche ab und kam wiederum zum selben Ergebnis: Die ganze Fläche klang hohl!Das massive Stabparkett lag auf dem Estrich, als wäre es wie eine Mehrschichtdiele schwimmend verlegt worden. Der Sachverständige hatte bereits eine Idee zu diesem Schadensbild und hakte deswegen noch einmal gezielt nach, mit welchen Produkten, in welcher Abfolge und mit welchen zeitlichen Abständen die Verlegung durchgeführt worden war. Sowohl der Bauherr als auch der Handwerker gaben übereinstimmend an, dass zunächst mit der Grundierdispersion, die der Bauherr zur Verfügung gestellt hatte, der Estrich vorbehandelt worden war. Auch bezüglich der nachfolgenden Spachtelung mit der – ebenfalls bauseits gestellten – Spachtelmasse waren sie sich einig. Auf die Nachfrage des Sachverständigen, ob sie mit der Grundierung auch vor der Parkettverlegung die Spachtelmasse grundiert hätten, waren sie sich zunächst unsicher, konnten sich aber dann doch soweit erinnern, dass der Verleger die Spachtelmasse "sicherheitshalber" grundiert hatte, um die Oberfläche für die Verklebung zu optimieren. Letztlich erinnerten sie sich dann, dass der Bauherr diese Grundierung ausdrücklich angewiesen hatte und der Handwerker dieser Weisung widerspruchslos gefolgt war. Der Sachverständige hatte jetzt alle Informationen zur Beurteilung des Schadensbildes und konnte den Ortstermin beenden. Allerdings nahm er noch eine Probe des verlegten Parketts und ließ sich die vorhandenen Restmengen der Grundierung und des Klebstoffs aushändigen. In den eigenen Räumlichkeiten sah sich der Sachverständige das mitgenommene Parkett unter dem Mikroskop an. Der Klebstoff haftete zu einhundert Prozent an der Unterseite des Stabes und war fachgerecht und in ausreichender Menge aufgetragen worden. Was sich aber nicht feststellen ließ, waren irgendwelche mineralischen Reste auf der Unterseite des Klebstoffs. SchadensanalyseDie Parkettunterseite sah aus, als wäre sie mit ausreichender Klebstoffmenge auf eine eingefettete Glasplatte geklebt worden.Der Grund hierfür lag aber nicht etwa in einem Materialfehler des Klebstoffs begründet, sondern wurde von einer negativen Wechselwirkung mit der eingesetzten Grundierung verursacht. Wie auch ein Blick in das Datenblatt der Grundierung ergab, war diese auf Basis dispergierter Acrylate aufgebaut. Die Grundierung dient sowohl der Staubbindung, Haftvermittlung wie auch der Verfestigung von mineralischen Gefügen. Sie ist also dazu da, Estriche für die Aufnahme von Spachtelmassen fachgerecht vorzubereiten. Wenn sie aber, wie im vorliegenden Fall, als Grundierung vor dem Klebstoffauftrag eingesetzt wird, ist mit negativen Wechselwirkungen und schlimmstenfalls mit einem Totalschaden zu rechnen. Dieser Effekt tritt aber zeitlich verzögert auf und ist nicht während der Verlegung oder kurz nach der Verlegung erkennbar. Erst Wochen oder Monate später destabilisiert sich der hauchdünne Grundierungsfilm auf dem mineralischen Untergrund. Die Adhäsion des Klebstoffs zum Untergrund hin wird schwächer bis hin zum vollkommenen Funktionsverlust. Damit war auch nachvollziehbar, dass der Parkettboden nicht durch Schüsselungen, Verwerfungen oder Ähnliches auffällig geworden war. Jeder Parkettstab konnte seine Dimensionsvergrößerung durch die fehlende Verbindung zum Untergrund an das Nachbarelement ungehindert weitergeben. Der Gegendruck, der bei einer Parkettverklebung dazu führt, dass sich die Schubkräfte gegenseitig an den Elementflanken abarbeiten und sich in Bezug auf die Gesamtfläche nahezu neutralisieren, konnte hier nicht erfolgen. Die Parkettfläche hatte sich also wie eine Platte entsprechend der jahreszeitlich unvermeidlichen Feuchteaufnahme vergrößert und die Wandabstände aufgebraucht. Daher kam es neben der Ablösung vom Unterboden noch zusätzlich zu der Beschädigung der umliegenden Rigipskonstruktionen. Schadensbeseitigung Die Verantwortung für den Schaden musste in diesem Fall der Bauherr auf seine Kappe nehmen, denn er hatte die verhängnisvolle Grundierung der Spachtelmasse in seiner Funktion als Bauleiter und Planer angeordnet. Der Verleger hätte jedoch als Fachmann um die schädlichen Wechselwirkungen wissen müssen. In diesem Fall handelte es sich aber um einen Universalhandwerker, der vor allem mit Halbwissen glänzte. Der Bodenbelag musste komplett ausgetauscht werden, die Kosten gingen voll zu Lasten des Bauherrn. Hätte er ein qualifiziertes Fachunternehmen beauftragt, hätte dieses einen Teil des Aufwandes übernehmen müssen.So machen Sie nicht die gleichen FehlerStellen Sie bei einem Mix aus verschiedenen Bauprodukten sicher, dass diese untereinander verträglich sind. Auf der sicheren Seite befinden Sie sich, wenn Sie im System arbeiten, da die Hersteller die einzelnen Produkte aufeinander abstimmen.Kombinieren Sie in der Regel nicht Acrylatdispersionen mit Polyurethanen. Achten Sie darauf, dass die im Zuge von Malerarbeiten versprühten Dispersionsgrundierungen an Wandflächen keine Estrichflächen verunreinigen. Diese Verunreinigungen sind für den Verleger zunächst nicht zu erkennen, können aber bei vielen gängigen Klebersystemen zu Belagablösungen führen.Der beste Schutz für den Verleger gegen schädliche Verunreinigungen des Untergrunds mit Acrylaten ist immer noch die vollflächige Spachtelung in ausreichender Schichtstärke, weil dadurch ein definierter Untergrund entsteht, der zu einer sicheren Haftung der Belagkleber führt.