Austrofloor 2016 Fachleute zu Fachthemen

Beim Fachkongress für Anwendungstechnik „Austrofloor 2016“ in Wien ging es umtechnische Neuerungen und Problemstellungen zu vier verschiedenen Themen.Das zahlreich erschienene Fachpublikum diskutierte auf hohem Niveau.Die Berufsgruppe der Bodenleger der Bundesinnung der Bauhilfsgewerbe organisierte im November 2016 gemeinsam mit dem Institut für Ökologie, Technik und Innovation (ÖTI) den anwendungstechnischen Fachkongress „Austrofloor 2016“. Das aktuelle Fachprogramm auf hohem technischem Niveau wurde von nationalen und internationalen Fachleuten präsentiert. Zu Beginn der Veranstaltung referierte Ing. Robert Tucheslau, technischer Referent im VÖEH (Verband der österreichischen Estrichhersteller) und Experte bei Austrian Standards (ASI) zum Thema „Der Fußbodenaufbau als Komplettplanung: Planung und Ausführung inklusive Fußbodenheizung.“ Am 1. April 2016 wurde der Entwurf ÖNORM B 3732 „Estriche – Planung, Ausführung, Produkte und deren Anforderungen – Ergänzende Anforderungen zur ÖNORM EN 13813“ veröffentlicht, welcher eine technische Überarbeitung der Ausgabe 2013 darstellt. Diese ÖNORM enthält Regeln für die Planung und Ausführung von Estricharbeiten in Innenräumen (ohne Frostbeanspruchung) und regelt ergänzend zur ÖNORM EN 13813 Anforderungen an Schnellestriche für die Bindemittelarten Zement (CT) und Calciumsulfat (CA) hinsichtlich der Begehbarkeit, der Belastbarkeit und der Belegreife. Der Vortrag beschäftigte sich mit den wesentlichen Änderungen und Neuerungen, vor allem bezüglich der Einarbeitung der ÖNORM B2242 „Warmwasser-Fußbodenheizung“ und der daraus resultierenden Auswirkungen für den Estrich- und Bodenleger. Der gestandene Praktiker Tucheslau brachte einmal mehr die Grundlagen der Estrichplanung, die Vor- und Nachteile der verschiedenen Bindemittelsysteme vor und verwies besonders auf die Notwendigkeit des gemeinsamen Koordinationssystems aller Beteiligten vor dem Einbau einer Fußbodenheizung. Ein weiteres wichtiges Thema waren die machbaren Ebenheiten sowie die Austrocknungsbedingungen auf der Baustelle, die immer wieder zu Problemen führen, für die der Estrichhersteller dann verantwortlich gemacht wird, obwohl er nach dem Erstellen seines Gewerkes keinen Einfluss mehr nehmen kann. Eine wichtige Faustformel für die Austrocknung des Estrichs lautet: Estrichdicke zum Quadrat mal 1,6 ergibt die Austrocknungsdauer in Tagen. Ein Zementestrich mit fünf Zentimetern Dicke braucht danach 40 Tage (5 mal 5 mal 1,6), aber nur bei optimalen Bedingungen der Lüftung (dreimal am Tag stoßlüften, damit die gesättigte Luft abgeführt werden kann). Jeder Tag ohne die optimale Lüftung verlängert die Austrocknung des Estrichs um einen weiteren Tag. Viele Fotos aus der Praxis zeigten den Zuhörern abschreckende Beispiele, wie man es nicht machen sollte. Beschichtete IndustriebödenBeim zweiten Vortrag des Vormittags beschäftigte sich Helmut Schada, Produktmanager der Sto Ges.m.b.H. Wien, mit dem Thema Anforderungen an Industrieböden und darauf abgestimmte Beschichtungssysteme. Neben der Vorstellung der verschiedenen Untergründe wurde besonders darauf hingewiesen, dass jeder Einsatzbereich die dafür geeignete Beschichtung benötigt, um auf Dauer schadensfrei funktionstüchtig zu bleiben. Weil fugenlos aufgebrachte Dünn- und Dickbeschichtungen in den letzten Jahren einen enormen Anteil zum Schutz von Untergründen, der Umwelt, der Bodensubstanz, Wasser und der Luft eingenommen haben, hat das Thema eine besondere Bedeutung. So vielfältig die Herausforderungen an derartige Beschichtungen sind, so zahlreich sind auch die angewandten und weiterentwickelten Beschichtungssysteme. Diese fugenlosen Oberflächenfilme müssen nicht nur Tausenden von Chemikalien standhalten, sondern auch oftmals antistatisch, ableitfähig, elastisch, abriebfest, schlagfest, aber auch ökologisch vertretbar sein. Immer mehr werden Substanzen zur Verwendung in solchen Beschichtungen aus ökologischen Gründen verboten, wodurch ein hoher Anspruch an die Weiterentwicklung derartiger Systeme besteht. Der Produktmanager machte besonders auf die Probleme mit den Rollen der Flurförderfahrzeuge aufmerksam, deren Einsatz auf die Lebensdauer der verschiedenen Beschichtungen einen hohen Einfluss haben. Dies im Vorfeld bei der Planung zu berücksichtigen, sei unbedingt notwendig. Anschauliche Fotos rundeten den Beitrag ab. Öl oder Lack, das ist die FrageIm Anschluss an das Mittagsbuffet folgte der Vortrag von Dr. Gerhard Grüll, Leiter der Abteilung Holzschutz und Bioenergie der Holzforschung Austria (HFA), zum Thema „Öl oder Lack?“. Es ging dabei um die Definitionen und die Qualitätsbeurteilung von Oberflächenbehandlungen von Holzfußböden. Weil für die Oberflächen von Holzfußböden zahlreiche nicht filmbildende Behandlungen, wie Öle, Wachse oder Seifen als Alternative zu filmbildenden Lacken zur Verfügung stehen, ist eine genaue Definition darüber, was filmbildend ist und was nicht, von Bedeutung. Wo liegen aber die Grenzen zwischen Lack und Öl und wie können diese definiert werden? Wie kann man die Qualität der nicht filmbildenden Systeme beurteilen? In dem Vortrag wurden Erkenntnisse aus dem CORNET-Projekt „Europarquet“ zusammengefasst, in dem in einer Europäischen Herstellerplattform Definitionen von Produktgruppen für die Oberflächenbehandlung von Holzfußböden und Methoden zur Qualitätsbeurteilung von nicht filmbildenden Systemen auf Holz erarbeitet wurden. Dies war unter anderem die Definition, dass die Filmbildung bei einer Dicke von 20 Mikrometer beginne. Interessant war die Untersuchung, ob sich geölte Holzböden bei speziellen Verschmutzungen leichter partiell sanieren lassen, was bestätigt wurde. Ein Rotweinfleck könne aber nur vom Fachmann mit Hilfe von Wissen und Werkzeugen entfernt werden, ein Laie sei damit überfordert. Eine generelle Auffrischung von geölten Böden sei wesentlich leichter als bei lackierten Flächen, was mit Fotos des Referenten unterlegt wurde. Anschließend wurde in kurzer Form noch von den Ergebnissen aus dem Projektteil zur Verklebung von Deckschichtlamellen bei Mehrschichtparkett berichtet, bei dem es neue und interessante Erkenntnisse gibt. Zum Abschluss der Veranstaltung berichten Gert F. Hausmann, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Estriche und das Bodenlegergewerbe aus Wendelstein und Ing. Georg Mayrhofer, Bundesinnungsmeister der Bodenleger, über elastische Klebstoffe für Parkett. Dabei ging es um das aktuell brisante Thema der Auflösung von silanbasierenden Klebstoffen nach nur wenigen Jahren und die damit zusammenhängenden Schadensfälle. Dieses brisante Thema lesen Sie ausführlich in der April-Ausgabe der bwd. Thomas Mayrhofer