24-Stunden-Reportage Michael Rose ist begeisterter Karateka - Estrichprofi mit schwarzem Gürtel"> 24-Stunden-Reportage Michael Rose ist begeisterter Karateka Estrichprofi mit schwarzem Gürtel

Als Estrichexperte, Sachverständiger und technischer Geschäftsführer von Wellhöfer Fußböden ist Michael Rose in der Branche bekannt. Abstand vom Arbeitsalltag gewinnt der 48-Jährige mit Karate.Barfuß, in geschnürten blitzweißen Hosen und Jacken stehen sie sich gegenüber. Michael Roses Lippen sind aufeinandergepresst. Die Augen blicken stur nach vorn. Er atmet schnell. Die linke Hand zur Faust geballt, holt er aus. Seine Faust fliegt durch die Luft. Nur noch der Bruchteil einer Sekunde, dann wird sie die Nase von Ronald Repp treffen. Da schnellt Repps rechter Arm nach oben. Er trifft den Unterarm von Michael Rose mit einem heftigen Schlag. Die Faust schlingert und gleitet an Repps Gesicht vorbei. Keine Zeit durchzuatmen. Der Gegenangriff folgt sofort. Repps linkes Bein schießt nach oben, sein Körper liegt fast waagerecht in der Luft. Rose dreht sich nach rechts, um seinen Kopf zu schützen, mit der Fläche seiner linken Hand stoppt er den Tritt seines Gegners. Die Luft in der Sporthalle ist aufgeheizt. Durch die großen, trüben Glasfenster scheint die Sonne auf den abgenutzten Hallenboden. Michael Rose, Estrichexperte, Sachverständiger und seit 2012 technischer Geschäftsführer von Wellhöfer Fußböden, trägt den schwarzen Gürtel im Karate. Seit 11 Jahren trainiert er zweimal in der Woche. Der Kampfsport ist für ihn zu einer Leidenschaft geworden. „Bewegungen sind im Karate die Zutaten, wie bei einem Rezept – oder beim Estrich“, sagt Karatetrainer Ronald Repp. Er ist Nachbar und ein guter Freund von Michael Rose. Aber das zählt heute nicht. Im Training gelten strenge Hierarchien: „Der Ranghöchste hat das Sagen“, erklärt Rose vor dem Training. Das ist immer der mit dem höchsten Gürtel. Wer im Karate den schwarzen Gürtel erworben hat, kann noch verschiedene Meistergrade, sogenannte Dan, erreichen. Michael Rose hat den 1. Dan erworben, Ronald Repp den 6. Dan. Beim Training gibt es keine Diskussionen: „Was der Trainer sagt, wird nicht in Frage gestellt.“ Für Michael Rose ist das eine willkommene Abwechslung zum Berufsleben: „Ich diskutiere ja in meinem Job laufend mit Leuten und muss Leute überzeugen“, sagt er und lacht. Um seine Augen bilden sich kleine Fältchen. Er schiebt die Sonnenbrille in die Stirn, wirkt entspannt. „Diese Coolness oder Ruhe, die man im Karate einfach braucht, die hilft einem auch im Job.“ Mit Karate aus dem Alltag aussteigen Beim Karate kann er abschalten, Abstand nehmen von der Arbeit. Mit dem meditativen Angrüßen, mit dem jedes Training beginnt, steigt er für eineinhalb Stunden aus seinem Alltag aus: „Man denkt dann nicht mehr drüber nach, wie der Tag war, sondern konzentriert sich auf den Sport.“ Das Besondere am Karate ist, dass jeder mit jedem trainieren kann, ein Anfänger mit einem Profi, ein 16-Jähriger mit einem 60-Jährigen. „Im Prinzip kann den Sport jeder ausführen“, erklärt Michael Rose. Nur Ausdauer, die sei wichtig beim Karate: „Das kann man nicht innerhalb eines Jahres oder innerhalb von zehn Jahren lernen, das ist eine lebensbegleitende Sache.“ Trainer Ronald Repp war es auch, der Michael Rose zum Karatetraining überredete. Der Estrichexperte erzählt die Anekdote gerne: Auf einer Party sei „Ronny“, wie er ihn nennt, aufgestanden und mit den Worten „Ich mache seit 25 Jahren Sport und guck mal, wie gut das mir tut“ in den Spagat gegangen. „Ich guck mir das mal an“, war die Antwort von Michael Rose. Seither ist er dabei. Karate, so findet er, ist ein berechnender Sport. Es geht um die Technik, die Art der Ausführung. „Im Karate ist es unheimlich wichtig, zu agieren und zu reagieren.“ Wenn ein Angriff nicht geklappt hat, bleibt keine Zeit zu überlegen. Dann heißt es neu angreifen oder neu abwehren. „Das ist im Job im Prinzip ganz genauso“, sagt er: „Wenn ich einen Schaden verursacht habe, muss ich sofort wieder umdenken und das Positive suchen.“ Durchhalten, wieder aufstehen, wenn mal etwas schiefgeht: Nach diesem Prinzip handelt der Sachverständige. Dabei ist bei ihm vieles richtig gut gelaufen. Bei Wellhöfer Fußböden arbeitet er schon seit fast 30 Jahren, eigentlich seit er den Führerschein hat. Neben seiner Elektrikerlehre half er dort aus, im Urlaub oder am Wochenende. Sein Vater verschaffte ihm den Kontakt. Er war bei Wellhöfer über 40 Jahre Bauleiter. Nach seiner Ausbildung entschied sich Michael Rose dann zunächst für ein Eletrotechnik-Studium. „Das war mir aber einfach zu schwer“, gibt er zu. Vom Azubi zum Geschäftsführer Es folgte eine Ausbildung zum Estrichleger bei Wellhöfer. Rose nutzte die Chance, gleich die Zwischenprüfung abzulegen und ins dritte Lehrjahr zu wechseln. Nach der Ausbildung kamen dann Meisterprüfung und Betriebswirt. Seit 2002 betreibt er ein Sachverständigenbüro für Fußbodentechnik – und das neben seiner Tätigkeit als technischer Geschäftsführer. „Ich bin schon ehrgeizig“, ist sein Kommentar. Das gilt für den Beruf genauso wie für den Sport. „Man hat da schon einen Mindestanspruch an sich selbst.“ Der Sachverständige ist ein emotionaler Mensch, einer der sich nicht verbiegen kann: „Man sieht mir sofort an, wenn mir etwas nicht passt.“ Der Sport hilft ihm, die psychische Belastung abzubauen. Das schafft er nicht nur durch das Karatetraining: Tauchen, Laufen, Spinning und Fitnessstudio – der 48-Jährige macht fünfmal in der Woche Sport. Seit kurzem gibt er auch selber Spinning-Kurse. „Sport ist für mich schon zu einer Droge geworden.“ Das war nicht immer so. Lange Jahre hat Rose bis zu 80 Zigaretten am Tag geraucht, kaum Sport getrieben. „Ich konnte am Anfang nicht mehr als 100 Meter laufen“, erzählt er. Mittlerweile war schon der ein oder andere Halbmarathon dabei. Hingabe, Ehrgeiz und Spaß an dem, was er tut: Michael Rose verfolgt das im Berufs- und Privatleben. „Mein Job macht mir einfach Spaß.“ Er ist gerne auf Baustellen und findet es spannend, mit vielen verschiedenen Menschen zu tun zu haben. Nach 20 Jahren ist er in der Branche bekannt und als Sachverständiger gefragt. Viele Schäden ließen sich vermeiden, wenn die Angebote auf echte Schlüssigkeit geprüft würden, meint er. Sein Blick schweift herum, wenn er über die Arbeit spricht. Die Stimme wird lauter, er gestikuliert, lehnt sich vor. Es ärgert ihn, wenn niemand Verantwortung übernimmt. Vielleicht auch, weil er das so selbstverständlich tut. Im Bundesverband Estrich und Belag (BEB) ist er Obmann des Arbeitskreises Schall – den hat er selbst gegründet. Während des Karatetrainings denkt Rose über all das nicht nach. Sein Blick ist fokussiert. Er setzt den rechten Fuß vor, der rechte Arm schießt nach vorne. Seine Handfläche schneidet die Luft. Der rechte Arm seines Gegners, die Hand zur Faust geballt, kreuzt seinen Arm. Keine Zeit durchzuatmen. Er greift sofort wieder an.