Der interessante Schadensfall: Knarrgeräusche bei leimlos schwimmend verlegtem Mehrschichtparkett Erst knackt’s leise, dann knarrt’s laut

Bei einem leimlos schwimmend verlegten Mehrschichtparkettboden wurden im Laufe der Jahre beim Begehen die Knarrgeräusche immer lauter. Hat der Hausherr beim Verlegen Fehler gemacht? Ein Gutachter ging dem Problem auf den Grund.Erst knackt’s leise, dann knarrt’s laut „Den Boden aus wertvollem Nussbaumholz hat mein Mann ganz alleine verlegt, ohne irgendeine fachliche Unterstützung“, erzählte die Hausherrin stolz. Der Parkettboden sah nicht nur gut aus, sondern gab dem Wohnzimmer genau den exklusiven Touch, den sie sich immer gewünscht hat. Der Hausherr hat die dreischichtigen Parkettdielen beim örtlichen Holzhändler eingekauft und sich dann sogar entschieden, die Verlegung selbst vorzunehmen. Die vom Holzhändler ausführlich erläuterten Vorteile eines leimlosen Klicksystems hatten den handwerklich geschickten Metallarbeiter überzeugt. Den Hinweis, der Unterboden müsse eben sein und eine Spachtelung sei nötig, wischte er gedanklich weg, denn unter dem ehemals lose verlegten Teppichboden war seinerzeit genau eben diese Maßnahme erfolgt. Der Zuschnitt war nicht kompliziert, die Verlegung auf der 2 mm starken PE-Folie gelang nahezu perfekt. Insbesondere der Anfang war „easy“, denn die Dielen richteten sich selbst aus. Auch sonst klappte das Einwinkeln ganz gut, zumal sein 15-jähriger Sohn bei der Handhabung der schwimmenden Verlegung der 2,20 m langen Elemente hilfreich zur Seite stand. Zwei Jahre später: Als der Sohn sich eines nachts auf leisen Sohlen durchs Wohnzimmer schleichen wollte, wurden die Eltern durch vereinzelte Knack- und Knarrgeräusche im Parkett auf ihn aufmerksam. Schon seit einiger Zeit hatte der Hausherr das Gefühl, dass das Parkett mit zunehmender Tendenz knarrt. Ein Jahr später: Die Knarr- und Knackgeräusche waren nun bei jedem Schritt deutlich zu hören. Ein Privatgutachter sollte den Grund für die mittlerweile erheblichen Knarrgeräusche an dem Parkettboden herausfinden. Der Sachverständige nahm zunächst optische und akustische Untersuchungen vor, bei denen er das laute Knarren ebenfalls registrierte. Ebenheitsmessungen waren der nächste Schritt. Eine mühelose Aufnahme der Parkettdielen am Rand des Raumes ließ auch einen Blick in die Konstruktion zu. Ergebnis der Untersuchung: Der Unterboden schien tolerierbar, weil die Spachtelung unter dem vormals liegenden Teppichboden so gut bemessen war, dass der Experte keine nennenswerten und unfachgerechten Nachgiebigkeiten der Parkettfläche feststellen konnte. Bei Dielenböden sind Knarrgeräusche konstruktionsbedingt nahezu charakteristisch. Auch bei herkömmlich schwimmend verlegten Mehrschichtdielen taucht das Problem ebenfalls gelegentlich auf – allerdings nicht in der vorgefundenen Intensität, erläuterte der Parkettsachverständige, der erklärend hinzufügte, dass bei verleimten Elementen anfängliche Knarrgeräusche im Laufe der Nutzung eher abnehmen. Fazit Der Gutachter kam zu folgenden Schlussfolgerungen: Bei schwimmenden Holzfußbodenkonstruktionen sind Knarrgeräusche niemals vollständig zu vermeiden. Der Unterboden hat aufgrund seiner Ebenheit, die zwangsläufig lediglich oberflächlich festgestellt worden ist, nicht zu den Knarrgeräuschen beigetragen. Die Funktion der leimlosen Verbindung zwischen den Elementen ist mitentscheidend für die Knarrgeräusche. Die Profilierung zeigt sehr breite Mittellagenelemente mit vorwiegend liegenden, aber auch nahezu stehenden Jahresringen im Wechsel. Dies hat unterschiedliche Spannungen über die Länge der Parkettdielen zur Folge. Zeitlich bedingte Veränderungen, hervorgerufen durch Luftfeuchtewechsel, sind mitursächlich für dieses Erscheinungsbild. Die Spannungen werden durch das Belasten der Nut-Feder-Verbindung unter Knack- und Knarrgeräusche frei. Sie sind dadurch auffällig, dass das Holz der nebeneinanderliegenden Dielen „widerstandslos“ aneinanderreiben kann. Eine Sanierung ist möglich. Um das Problem zu lösen, empfiehlt der Sachverständige eine vollflächige Verklebung der aufzunehmenden Parkettelemente, die auch weitgehend wiederverwendet werden können.◇