bwd im Gespräch Diplom-Ingenieur Karl Scheucher Erfolg auf internationalem Parkett

Er ist einer der großen Parkettproduzenten Österreichs. Diplom-Ingenieur Karl Scheucher, Geschäftsführer und Eigentümer der Karl Scheucher Holzindustrie, sprach über die Säulen seines Erfolgs und sein Herz für heimische Hölzer.Erfolg auf internationalem Parkett Beim steirischen Traditionsbetrieb Scheucher begann am 13. Juli 1996, also vor fast genau zehn Jahren, ein neues Zeitalter mit der Aufnahme der Produktion von 3-Schicht-Parkett. 76 Jahre nach der Firmengründung als Sägewerk, später als Produktion von Mehrschichtplatten, beschloss der heutige Inhaber Diplom-Ingenieur Karl Scheucher auf einen höheren Veredelungsgrad umzusteigen. Dieses Jubiläum und die Besichtigung der vor zwei Jahren in Betrieb genommenen 2-Schicht-Anlage waren der Anlass für einen Besuch durch die bwd-Fachredaktion im südsteirischen Mettersdorf. Mit Ingenieur Karl Scheucher sprachen Chefredakteur Stefan Heinze und Österreich-Redakteur Thomas Mayrhofer. bwdHerr Scheucher, erzählen Sie uns bitte, wie sie zum damaligen Entschluss kamen, eine Parkettproduktion zu starten! ScheucherNachdem die Produktion von Mehrschichtplatten immer mehr unter Kostendruck geriet, haben wir nach einer höheren Wertschöpfung gesucht. Durch unser gutes Holzwissen war der Schritt zur 3-Schicht-Parkettproduktion für uns ein logischer. Bemerkenswert damals war für mich allerdings die Größenordnung des finanziellen Risikos. Bei einem Jahresumsatz von damals 80 Millionen Schilling (knapp 6 Mio. Euro) galt es 100 Millionen Schilling (ca. 9 Mio. Euro) zu finanzieren. Dank unserer jahrzehntelangen Bankverbindung war dieser Riesenschritt möglich. Heute wäre das nicht mehr möglich, ich sage nur Basel II. bwdWo stehen Sie heute, hat sich das Risiko gelohnt? ScheucherWir sind heute mit 160 Mitarbeitern der zweitgrößte Arbeitgeber in der Region. Wir produzieren 1,25 Millionen Quadratmeter Parkett, das zu über 80 Prozent exportiert wird. Am Jahresumsatz von 30 Millionen Euro kann man durch einfache Division schon ersehen, dass wir sehr hochwertige Böden produzieren und verkaufen. bwdWo sind Ihre Hauptabsatzmärkte? ScheucherUnser wichtigster Markt ist Deutschland, gefolgt von Österreich und der Schweiz. Die anderen 27 Länder sind unregelmäßig verteilt und reichen von England, Spanien bis Norwegen sowie den aufstrebenden Märkten in Südosteuropa. Russland wird immer interessanter und auch nach China sind bereits die ersten Container unterwegs. bwdSie haben vor knapp zwei Jahren eine 2-Schicht-Anlage in Betrieb genommen, wie entwickelt sich diese Linie? ScheucherNach dem Erfolg unserer 3-Schicht-Produkte, die wir unter der Marke Steirer Parkett sehr erfolgreich am internationalen Markt platziert haben, war das ein logischer Schritt. Die 2-Schicht-Produktion, die wir unter dem Markennamen BILAflor vermarkten, ist planmäßig angelaufen und hat sehr starke Zuwachsraten. Im ersten vollen Produktionsjahr 2005 haben wir 100.000 Quadratmeter produziert und auch verkauft. Heuer werden wir bereits auf 250.000 Quadratmeter kommen. bwdWas steckt hinter diesen Erfolgen, die Sie in überbesetzten Märkten haben? ScheucherWir setzen auf drei Säulen. Erstens Facettenreichtum. Wir haben 25 Holzarten, davon seltene Laub-, Obst- oder Exotenhölzer als Schiffboden oder Landhausdiele in unzähligen Varianten von edel bis rustikal. Zweiter Vorteil ist unser Oberflächenangebot. Neben der klassischen Top-Versiegelung aus dem Hause Bona bieten wir auch geölt/gewachste Oberflächen mit natürlichen Ölen an. Bei den geölten Böden haben wir je nach Produkt einen Anteil zwischen 20 und 40 Prozent, was weit über dem Marktdurchschnitt ist. Als Besonderheit dabei trocknen wir nicht mit UV und haben daher eine viel schönere, eben natürliche Oberfläche ohne Schichtbildung. Darüber hinaus müssen unsere geölten Böden, im Gegensatz zu denen anderer Hersteller, nach der Verlegung nicht mehr nachgeölt werden, was wiederum ein klarer Wettbewerbsvorsprung ist. Unser dritter Vorteil sind unsere drei Marken. Das Original Steirer Parkett mit 3-Schicht-Aufbau in 3-Stab-Schiffboden oder 1-Stab-Landhausdiele, BILAflor mit 2-Schicht-Aufbau in vier Längen und Novoloc. Wir setzen bei allen Produkten auf 3,6 Millimeter Deckschichtstärke, während viele Mitbewerber bereits auf 3,2 oder gar 2,5 abgemagert haben. Diese deutlich höhere Qualität, die sich klarerweise in einer weitaus längeren Lebensdauer niederschlägt, kommt bei den Kunden besonders gut an. Ein weiterer wichtiger Punkt ist unsere klassische Nut/Feder-Verbindung. Zwar haben wir auch das sehr gute und wegen der Lizenzgebühren teure Novoloc als leimloses Verriegelungssystem anzubieten, die Hälfte unserer Kunden setzt aber nach wie vor auf das klassische Verleimen. bwdDas verwundert ein wenig, ist es doch gegen den allgemeinen Markttrend. ScheucherNun, das ist relativ einfach zu erklären. Da wir keine Baumärkte beliefern, sondern nur den Fachhandel und das verlegende Handwerk ansprechen, sind viele Kunden eben noch für das Verleimen. bwdStichwort Exotenhölzer. Haben Sie Probleme mit der ganzen Zertifizierungsdiskussion? ScheucherIch halte von der ganzen Diskussion wenig. Wir kaufen den Großteil über Agenturen, wobei wir oft nicht einmal das Herkunftsland erfahren. Als ich einmal von einem Architekten nach einer Zertifizierung gefragt wurde und gesagt habe, dies kostet einen Euro pro Quadratmeter mehr, war das Thema gleich wieder erledigt. Ich glaube, die Zertifizierung ist eher ein Geschäft für die Gutachter. Sicher für mich ist, dass unsere heimischen Forstgesetze mit der Wiederaufforstung viel strenger sind. bwdSie sind für Ihre seltenen heimischen Hölzer bekannt. Bekommen Sie dafür ausreichend Rohmaterial? ScheucherAn den heimischen Hölzern hängt wirklich mein Herz. Es ist ein deutlicher Hell-Dunkeltrend zu bemerken. Während Eiche immer noch sehr stark ist, wurde Buche viel schwächer. Es gehen dunkle Böden wie Nuss ebenso gut wie etwa Kanadischer Ahorn. Besonders stolz aber sind wir auf Spezialitäten wie Apfel, Birne oder die ausdrucksstarke Zwetschge. Sicher sind diese Rohstoffe gefragt und haben ihren Preis. Wir können aber sofort 4.000 Quadratmeter Zwetschge liefern. Nachschubprobleme gibt es eher bei der Fichtemittellage. Dort kommen ebenso wie bei Eiche oder den Exotenhölzer Preissteigerungen bis 20 Prozent vor, so dass wir mit der neuen Jahrespreisliste ebenfalls Erhöhungen der Verkaufspreise vornehmen müssen. bwdWas sind Ihre weiteren Erfolgsfaktoren? ScheucherWir setzen auf Technik und Mensch. So haben wir für die 2-Schicht-Produktion einen speziellen Roboter, der innerhalb von wenigen Sekunden die Verpressung der neuen durch Licht aktivierten Klebstoffe ermöglicht. Diese Anlage gibt es erst dreimal auf der ganzen Welt. Neben der modernsten Technik, die allerdings schon bald nach der Installierung überholt ist, leisten wir uns auch jede Menge Manpower. Neben der intensiven Bearbeitung der Exportmärkte durch eigene Spezialisten haben wir auch eine eigene Forschung und Entwicklung. Klaus Bauer, ein diplomierter Holzwirt, macht nicht nur eigene Versuche und Entwicklungen wie unseren neuen Sportboden oder Öloberflächen, sondern beobachtet auch den Wettbewerb. Weil viele Hersteller ihre Produktionskosten nach unten drücken wollen, sieht man heute wirklich wieder minderwertige Qualitäten am Markt. Darauf weisen wir unsere Kunden bei Schulungen immer wieder hin. Auch das Nachdunkeln der Hölzer ist ein wichtiges Thema, um das wir uns intensiv kümmern. bwdIst ihre geografische Lage ein Vor- oder Nachteil? ScheucherEher ein Vorteil. Wir liegen zwar sehr idyllisch und ein wenig abseits, haben es jedoch zur Autobahn nicht weit. Durch unsere grüne Umgebung haben wir sogar im Sommer so viel Feuchtigkeit in unserer überdachten Außentrocknung, dass viel weniger Risse im Rohholz auftreten. Der Rest ist einfach perfekte Logistik, die aber ständig optimiert werden muss. Wir stellen daher bald einen eigenen Disponenten ein, der unsere Speditionen koordiniert, um eine noch bessere Lieferzeit zu erreichen. bwdWie schnell können Sie liefern? ScheucherWir haben ständig 200.000 Quadratmeter Fertigprodukte auf Lager. Wir haben aber auch ein eigenes Deckschichtlager, so dass wir je nach Nachfrage auch bei Spezialitäten rasch produzieren und innerhalb einer Woche ausliefern können. bwdWie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus? ScheucherWir müssen ständig weiterarbeiten, um am Ball zu bleiben. Wenn wir wie vor zehn Jahren produzieren würden, wären wir schon tot. Man muss ständig weiterentwickeln und auch wachsen. Nach der Errichtung unseres neuen 1.500 Quadratmeter großen Verwaltungsgebäudes mit großem Schauraum im Vorjahr steht nächstes Jahr der Bau einer weiteren Halle auf dem Plan. Zum Glück haben wir noch Reserveflächen, so dass das zehn Hektar große Firmengelände weiter wachsen kann. bwdWo wollen Sie in zehn Jahren stehen? ScheucherSo weit voraus kann man in einer sich sehr schnell ändernden Zeit nicht planen. Ich gehe aber davon aus, dass wir nach heutiger Sicht auch noch in fünf Jahren in Österreich hochwertiges Parkett konkurrenzfähig produzieren können. Wir wollen unsere Position unter den vier großen inländischen Herstellern noch weiter ausbauen. Innerhalb von zwei Jahren sollten wir einen Umsatz von 35 Millionen erreichen. Ich bin überzeugt, dass unser gutes Team das schaffen wird. bwd Gratulation zum Jubiläum und vielen Dank für das Gespräch.