bwd im Gespräch Anton Spiegel, Landesinnungsmeister - Engagement mit Hürden"> bwd im Gespräch Anton Spiegel, Landesinnungsmeister Engagement mit Hürden

Der rasante Anstieg des Schweizer Franken kurbelt durch einen Dienstleistungsexport die Wirtschaft auch in Österreich an. Viele Bodenleger aus Vorarlberg werden häufiger im Nachbarland aktiv und schließen dort gute Geschäfte ab.Engagement mit Hürden Viele Vorarlberger Bodenlegerbetriebe machen seit dem rasanten Anstieg des Schweizer Franken gute Geschäfte beim Nachbarn. bwd-Österreich-Redakteur Thomas Mayrhofer hat den Vorarlberger Landesinnungsmeister Anton Spiegel zur aktuellen Situation und den Unterschieden zwischen Österreich und der Schweiz befragt. bwd Wie war die Situation für die Vorarlberger Bodenleger vor dem Anstieg des Schweizer Franken und wie ist sie aktuell? Spiegel Vor dem Anstieg des Schweizer Franken waren die Aufträge in der Schweiz in meinem Betrieb eher sporadisch und unregelmäßig. Man kann von ein oder zwei Aufträgen im Jahr sprechen. In den letzten zwei Jahren hat sich die Situation für uns zum Positiven verändert. Jetzt sind es etwa zehn Aufträge im Jahr. bwd Wie unterscheiden sich die Wünsche der Kunden in der Schweiz von denen in Vorarlberg? Spiegel Der Schweizer Kunde ist sehr anspruchsvoll und qualitätsbewusst. Er bevorzugt qualitativ hochwertige Produkte. Außerdem ist der Kunde auch bereit, für die höhere Qualität und spezielle Wünsche den dafür erforderlichen Preis zu bezahlen. Für den Betrieb ist positiv hervorzuheben, dass die Bezahlung der Rechnungen stets innerhalb von ein oder zwei Wochen erfolgt. »Den Mitarbeitern muss ein Bonus bezahlt werden.« bwd Wie sind die Arbeitsbedingungen und -voraussetzungen in der Schweiz? Spiegel Die Situation gestaltet sich nicht ganz einfach. Jede Arbeit muss mindestens zehn Tage vor Antritt bei der jeweiligen Kantonsverwaltung angemeldet und bewilligt werden. Die Schweizer Behörden kontrollieren die von uns beauftragten Mitarbeiter auf der Baustelle sehr stark. Einige Tage nach der Kontrolle auf der Baustelle erhält der Betrieb eine E-Mail-Aufforderung über die Offenlegung der Lohnkosten und die Abrechnung der Beiträge an die Gebietskrankenkasse. Für die Auslandseinsätze muss den Mitarbeitern außerdem ein Bonus ausbezahlt werden, damit der Schweizer Mindestlohn nicht unterschritten wird. Bei Missachtung dieser Vorgaben muss man mit erheblichen Strafzahlungen rechnen, die Sanktionen können bis zu einem Arbeitsverbot in der Schweiz gehen. bwd Wie reagiert der Markt, also die Bodenleger-Kollegen in der Schweiz, auf die ausländischen Anbieter? Spiegel Da ich keinen persönlichen Kontakt zu Schweizer Kollegen habe, kann ich dazu keine Aussagen tätigen. bwd Wie viel Prozent Ihres Umsatzes haben Sie voriges Jahr in der Schweiz gemacht und wie viel ist für das Jahr 2012 geplant? Spiegel Es dürfte sich um etwa zehn Prozent des Umsatzes handeln. Ich wäre zufrieden, wenn dieser Wert auch im aktuellen Jahr erreicht würde. »Schweizer gehen bewusster mit ihrem Geld um.« bwd Wie unterscheidet sich die Schweizer Mentalität von der Vorarlberger und wie kommt man damit zurecht? Spiegel Sowohl die Ostschweizer als auch die Vorarlberger sind ja Alemannen. Da sind die Mentalitätsunterschiede nicht so groß. Vielleicht kann man sagen, dass die Schweizer noch etwas bodenständiger sind und bewusster mit Geld umgehen. bwd Ist es für die Kollegen im Ländle zu empfehlen, sich stärker in der Schweiz zu engagieren? Spiegel Wer das bis jetzt nicht getan hat, wird auch in Zukunft die bürokratischen Hürden wohl eher meiden. Das muss aber jeder Betrieb aus seinen sehr individuellen und speziellen Gegebenheiten heraus entscheiden. bwd Was denken Sie wird passieren, wenn der Schweizer Franken wieder fällt? Spiegel Das lässt sich schwer sagen. Die Zufriedenheit unserer Schweizer Kunden mit unserer Beratungs- und handwerklichen Qualität wird hoffentlich zu einer guten und stabilen Kundenanbindung führen. »Die Schweiz hat sich schon sehr gut mit der EU vernetzt.« bwd Wie schätzen Sie die Kursentwicklung des Franken heuer ein und in den nächsten beiden Jahren ein? Spiegel Der Franken wird sicher hoch bleiben, weil aus meiner Sicht der Euro eher noch schwächer werden wird. bwd Wie wahrscheinlich ist für Sie ein mittelfristiger EU-Beitritt der Schweiz und welche Auswirkung hätte das Ihrer Meinung nach auf die aktuellen Geschäfte im Nachbarland? Spiegel Ich denke, dass sich die Schweiz in bilateralen Verträgen schon sehr gut mit der EU vernetzt hat. Die Schuldenkrise der EU trägt aber wohl nicht dazu bei, dass in der Schweiz eine Beitrittseuphorie entfacht werden wird. bwd Vielen Dank für das Gespräch.