Der interessante Schadensfall: Schallschutz ist ist ein Aspekt der Wohngesundheit und besitzt damit eine nachhaltige Dimension Eine „Episode am Rande“

Die Nachbarn hören jeden Schritt und der Schuldige ist schnell ausgemacht: Der Parkettleger hatte beim Anbringen der Fußleisten kein Schallschutzband benutzt. Der Handwerker wehrt sich gegen die Vorwürfe - und soll Recht behalten.Eine „Episode am Rande“ Manchmal wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen: Schallschutz ist zwar höchst wichtig, aber die Nichteinhaltung liegt bei fachgerechter Arbeit nur selten in der Verantwortung des Bodenlegers. Dabei ist Schallschutz ein Aspekt der Wohngesundheit. Schadenshergang Eine Wohnung in einem historischen Gebäude inmitten einer ostdeutschen Altstadt wurde saniert. Die Fassade des Fachwerkgebäudes aus dem 17. Jahrhunderts blieb genauso erhalten wie die Innenwände, jedoch wurde dort alles begradigt, nivelliert und zudem mit modernen Baustoffen und sehr anspruchsvollen Materialien in einen höchstkomfortablen Zustand versetzt. So war mit der letzten Umbaumaßnahme aus dem traditionsbeladenen Wohn- und Geschäftshaus eines Uhrmachermeisters eine teuer zu bezahlende Immobilie geworden. Klar, dass Parkett für den Wohnkomfort wieder einmal einen entscheidenden Beitrag leistete und mit hochwertiger Ausführung, - Landhausdiele, zweitschichtig in Nussbaum - die Räume prägte. Die Arbeiten waren fertig, die Mieter, ein junges Ehepaar, zogen ein. Ziemlich bald lernten sie die Nachbarn kennen, ein etabliertes Rentnerehepaar, das bereits seit einigen Jahren in dem betreffenden Objekt auf gleicher Ebene wohnte. Im Laufe eines Abends stellte sich heraus, dass die älteren Herrschaften ihre neuen Nachbarn bereits besser kannten, als es diesen lieb war. „Wir hören jedes Wort, jeden Schritt und auch sonst noch einiges“, ließ man das junge Paar wissen. Das saß. Gleich am kommenden Tag ging man gemeinsam zum bauleitenden Architekten, der die Sanierung des Hauses mit einem ihm bekannten Bauunternehmen geplant und ausgeführt hatte und berichtete über die „Hellhörigkeit“. Schadensanalyse Man prüfte den Zustand und kam zu dem Ergebnis, dass die Belastung durch Geräusche sowohl beim Gehen als auch beim lauten Sprechen aus den gerade sanierten Räumlichkeiten in die Nachbarwohnung subjektiv nicht unerheblich war. Man beauftragte vorsorglich einen „Schallgutachter“ mit der genaueren Untersuchung. Der baute unterschiedliche Messgeräte auf und bestätigte dann das Ergebnis. Die Übertragungswerte von der neuen in die alte Wohnung waren eindeutig zu hoch. Die Analyse lieferte er prompt mit. Ursächlich dafür war nach seiner Meinung eindeutig die Art der Anbringung der Fußleisten auf dem Parkettfußboden, die ohne den Einsatz eines Schaumstreifens mit schallentkoppelnder Wirkung und direkter Verschraubung in der Wand erfolgt war. Jetzt hatte man den Buhmann. Der Parkettverleger war derjenige, der die Fußleisten im Zuge seines Auftrages für die Fußbodenarbeiten montiert hatte. Doch der wehrte sich mit allem Nachdruck, denn nach einem absichernden Blick in die ursprüngliche Ausschreibung erklärte er, dass mitnichten der Einsatz eines schalldämmenden Schaumstreifens unter der Fuß- bzw. der Vorleiste vorgegeben war. „Es ist Aufgabe des Planers, hier die richtigen Maßnahmen zu treffen. Schallschutz gehört weder zu meinem Fachwissen noch zu meinem Berufsbild“, schrieb er. Da hatte er auch absolut Recht, wie sich bei dem daraus entstehenden Streitfall nach Ortsbesichtigung durch einen Fußbodensachverständigen herausstellte. Technisch war in der Tat alles perfekt. Die Streitfrage ging allerdings um einen anderen Punkt. Der Parkettboden, wie gesagt zweischichtiges Parkett mit der Decklage Nussbaum, war auf einer Gummigranulatbahn verlegt worden, die wiederum im Leistungsverzeichnis verlangt war, ohne weitere Erläuterungen. Damit seien erhöhte Anforderungen an den Schallschutz quasi per se gefordert, war der Standpunkt des Architekten. Denn damit würde nicht die DIN 18356 Parkettarbeiten gelten, sondern die Hinweise im Beiblatt 2 zur DIN 4109. Der Parkettverleger verteidigte sich: Er sei davon ausgegangen, die Unterlage würde technisch zur zusätzlichen Egalisierung der Ebenheit bzw. zur Spannungsentkopplung der unterschiedlichen Schichten dienen. Maßnahmen Der Parkettleger bekam vom Gutachter die notwendige Unterstützung, denn auch dieser vertrat die Auffassung, dass die Anbringung eines Schallschutzstreifens planerisch hätte vorgegeben werden müssen. Zudem sei es eine zu vergütende Leistung. Man bekam Recht. Die Leisten wurden anschließend übrigens ausgetauscht. Mit 350 Euro war die Sanierung, jetzt mit Leiste mit integriertem Schallschutzstreifen, auf einfache und günstige Weise erbracht. Indes: Es stellte sich heraus, dass für die Schallübertragung von einer Wohnung in die andere irgendwelche „vagabundierenden Rohre“ in der Unterkonstruktion hauptverantwortlich waren und die Leisten in diesem Zusammenhang lediglich als „Episode am Rande“ zu betrachten waren. -