Der interessante Schadensfall: Bei schwimmend verlegten Ahornlandhausdielen lösen sich nach dem Abschliff die Decklamellen Ein Boden mit Vorgeschichte

Für die schwimmende Verlegung von Parkett gelten völlig andere Anforderungen als für die Verklebung. Das trifft insbesondere auf die Beschaffenheit des Untergrundes zu.Der Parkettboden – eine schwimmend verlegte Ahornlandhausdiele – musste nach 15 Jahren abgeschliffen und neu versiegelt werden. Doch der Boden überstand die Prozedur nicht schadlos, denn die Decklamellen des dreischichtigen Materials lösten sich kurze Zeit später, nachdem der Boden oberflächenbehandelt wurde. Der herbeigerufene Parkettleger hatte diesen Boden seinerzeit selbst im Wohnzimmer des Bauherrn in einem Berliner Nobelstadtteil verlegt. Der Kunde war dem Handwerker von anderen Aufträgen vertraut und er wollte ihn nicht verlieren. Mit dem Wissen, dass der Lieferant des Parketts schon seit Jahren nicht mehr existierte, stand er mit dem Rücken zur Wand. Also unterbreitete er dem Kunden aus Kulanz einen Kompromissvorschlag: „Ich nehme den Boden auf und verlege einen verklebten Ahornlamparkettboden in zehn Millimetern Dicke, den ich anschließend – wie gehabt – oberflächlich ölen werde. Die Einzelelemente geben zwar ein etwas anderes Bild ab, aber dafür ist es ein Parkettboden fürs ganze Leben“, erläuterte und überzeugte der Parkettleger seinen Stammkunden von den Vorteilen des massiven Ahornparketts. Er müsse nur einen Aufpreis von zwanzig Euro pro Quadratmeter für den vermeintlichen Mehrwert bezahlen. Das Material hatte der Handwerker seit Jahren auf Lager, also schien er einigermaßen glimpflich davon zu kommen. Die Landhausdielen wurden aufgenommen und entsorgt, das neue Lamparkett geklebt, geschliffen und geölt, und fertig war der neue Ahornboden. Die Heizperiode kam und mit ihrem Ende waren auch die Probleme wieder da. SchadensbildÜberall hatten sich Fugen gebildet und vor allem Überzähne an den Kopf- und an den Längsstößen. Die Elemente schienen sich aus der Fußbodenfläche herauszudrehen. So beschrieb der Bauherr dem Gutachter seine Sicht der Dinge, als er ihn telefonisch um einen Ortstermin bat. Er hatte den Verleger bereits einmal mit dem Sachverhalt konfrontiert, als sich die ersten Lamparkettelemente verformten, aber der schien die Sache nicht ernst zu nehmen. Er reagierte lediglich mit einem Hinweis auf das empfohlene Raumklima und auf einen vermeintlichen Drehwuchs des Ahornholzes. Beim Ortstermin sah die Geschichte allerdings anders aus: In allen Teilen des Wohnzimmers hatten sich die Elemente vom Untergrund gelöst, was durch Daumendruck leicht feststellbar war. Außerdem waren Überzähne von bis zu zwei Millimetern zwischen den einzelnen Stäbchen entstanden. Der Gutachter ließ sich den Hergang schildern und wusste im ersten Moment keinen Rat. Die Messdaten hinsichtlich der Holzfeuchte des auf dem Altestrich arretierten Parketts ergaben keine ungewöhnlichen Werte. Also öffnete der Gutachter mit Einverständnis des Bauherrn den Boden an zwei Stellen. Das Schadensbild war in beiden aufgenommenen Bereichen deckungsgleich: Unter der Lamelle wurde eine gleichmäßige, zwei bis vier Millimeter dicke Spachtelmassenschicht mit minimalen Estrichanhaftungen sichtbar. Der Bruch erfolgte exakt in diesem Übergangsbereich. Der darunterliegende alte Estrich war brüchig und porös. SchadensursacheDem Gutachter wurde allmählich klar, was passiert war, nachdem der Bauherr ihm die ganze Vorgeschichte erläutert hatte: Ursprünglich war in dem Wohnzimmer ein lediglich mit Klebeband fixierter Teppichboden gelegen. Darunter wurde damals gespachtelt, weil der Unterboden zum Zeitpunkt der Erstverlegung außerordentlich uneben war. Irgendwann wurde dann der Teppichboden durch die schwimmend verlegte Ahorn-Mehrschichtparkettdiele ersetzt. Die Verlegung erfolgte fachgerecht auf dem gespachtelten Estrich, was kein Problem war, denn durch fehlende Arretierung zum Unterboden wurden natürlich auch keine Kräfte abgeleitet. Das änderte sich aber, als nach Entfernung der Landhausdielen das Lamparkett direkt auf dem nicht weiter behandelten Untergrund verklebt wurde. Ab diesem Zeitpunkt wurden die – vor allem in der Heizperiode entstehenden Kräfte im geölten Ahorn, die aus Gründen der offenporigen Oberflächenbearbeitung und im quellaktiven Holz selbst nicht gerade gering waren – direkt in den Untergrund abgeleitet und fanden die Schwachstelle in dem Übergang von der Spachtelmasse zum Estrich. SchadensbeseitigungAls Schadensursache hielt der Sachverständige mangelnde Vorbereitung des Unterbodens fest. Der Boden musste vollständig entfernt werden. Ob bei der Neuverlegung noch einmal Ahornparkett zum Einsatz kam, ist unbekannt, aber wahrscheinlich, denn der Bauherr liebte dieses Holz. Schadensfälle aus der ParkettlegerpraxisDie meisten Schäden entstehen aus Unkenntnis oder Unwissenheit. Der bwd-Praxisratgeber liefert eine praxisgerechte Aufarbeitung von 32 Schadensbildern mit Schadensursachen, -analysen und -maßnahmen. Unverzichtbar, wenn es darum geht, Schäden frühzeitig zu erkennen, zu vermeiden, aufgetretene Schäden fehlerfrei zu analysieren,Missverständnisse bereits bei der Auftragsvergabe zwischen Kunde und Bodenleger zu verhindern. Alle Schäden wurden verständlich aufbereitet und mit Handlungsanleitungen unterlegt, um Verlegearbeiten zu erleichtern. Die zahlreichen Schadensbilder unterstützen Bodenleger und Gutachter bei der täglichen Verlegepraxis und helfen, Schäden bereits in ihrer Entstehungsursache zu vermeiden.