Der interessante Schadensfall: Ein Eiche-Dreischichtparkett zeigte schwärzliche Verfärbungen an den Stößen Ein Blick hinter die Leisten lohnt sich

Das Eicheparkett wurde schwimmend auf einem alten Nadelfilzbelag verlegt, der auf einem Gussasphaltestrich verklebt war.Konnten Emissionen die schwärzlichen Verfärbungen an den Stößen verursacht haben?Ein werkseitig versiegeltes Eiche-Dreischichtparkett war unmittelbar vor Einzug des neuen Mieters von einem Handwerksbetrieb schwimmend verlegt worden. Nachdem der Mieter gerade einmal ein Jahr in der Wohnung lebte, wurde er von seinem Arbeitgeber an einen anderen Ort versetzt und musste wieder umziehen. Bei der Wohnungsübergabe an den Eigentümer fielen diesem an dem Parkettboden schwärzliche Verfärbungen zwischen den Elementen sofort auf. Zunächst vermutete Pflegefehler verneinte der Mieter vehement. Einem als Fachmann hinzugezogenen Tischlermeister fiel auf, dass der Boden unmittelbar auf einem alten Nadelfilz lag, der wiederum auf einem Gussasphaltestrich verklebt war. Die Kombination war dem Tischler nicht geheuer. Da das Schadensbild an jedem Stoß und flächendeckend in allen Räumen auftrat, war für ihn klar, dass Emissionen entweder aus dem Nadelfilz, dem Klebstoff oder dem „undefinierbaren schwarzen Altunterboden“ zu den Reaktionen mit dem Eichenholz geführt haben mussten. Pflegefehler konnte der Holzfachmann nicht erkennen, zumal Anzeichen von zuviel Wasser oder Ähnlichem auch nicht offensichtlich waren. Das Parkett lag verformungsfrei vor. Jetzt hatte der Vermieter den schwarzen Peter, denn er hatte die Parkettarbeiten genauso wie beschrieben in Auftrag gegeben. Aus Kostengründen hatte er, trotz Mahnung des Verlegers, auf die Aufnahme des Nadelfilzbelages verzichtet. Da ihm die Analyse des Tischlermeisters verständlicherweise nicht zusagte, beauftragte er einen Gutachter mit der Fragestellung: „Stammen die Verfärbungen im Eicheparkett aus dem Nadelfilzbelag, dessen Klebstoff oder dem Unterboden?“ Der Sachverständige bereitete sich im Vorfeld auf einen aufwendigen Termin mit Öffnung des Bodens etc. vor. Doch die Besichtigung war schnell vorüber. Es zeigte sich, dass nahezu jeder Stoß des Eicheparketts schwärzlich verfärbt war, und zwar flächendeckend in allen Räumen der komplett leeren Wohnung. Die Erscheinungen waren als zirka 0,5 bis 1,0 Zentimeter breite Streifen sichtbar. Auch dem Gutachter fiel auf, dass die Dielen absolut plan, also verformungsfrei vorlagen. Die Verfärbungen traten jedoch nicht nur zwischen den Verlegeeinheiten, sondern auch auf den Elementen an den Decklamellenstößen auf. Bei genauerem Hinsehen waren feine Risse im Hirnbereich des fertig versiegelten Parketts erkennbar. Der Gutachter nahm daraufhin die Fußleisten ab und stellte fest, dass mit der Vorderkante der Fußleisten auch die Verfärbung der Stöße endete. Unter ihnen war das Bild komplett verfärbungsfrei. Der alte Nadelfilzbelag unter dem Parkett konnte somit nichts mit dem Schadensbild zu tun haben. Der schädigende Einfluss war eindeutig nachträglich von oben gekommen. In seinem Gutachten vermutete der Sachverständige, dass ein stark alkalisches Reinigungsmittel das Schadensbild verursachte. Kaninchenspuren vertuschtIm Nachhinein stellte sich heraus, dass der Mieter in seiner Wohnung freilaufende Kaninchen gehalten hat. Die Tiere haben anscheinend den Boden derart verschmutzt, dass nur eine intensive Reinigung mit einem Spezialmittel den Boden vor der Übergabe wieder auf Vordermann bringen konnte. Dieser verzweifelte Versuch erfolgte in allen Flächenbereichen, ging leider daneben und wurde dementsprechend teuer. Für die Sanierung standen zwei Alternativen zur Wahl: Das Abschleifen und Neuversiegeln beurteitle der Gutachter als fachgerecht trotz des als geringfügig eingestuften Risikos, dass die dunklen Kopfstöße bei dem bereits genutzten Parkettboden nicht komplett verschwinden würden. Eine potenzielle Wertminderung durch die Verringerung der 3,5 Millimeter dicken Nutzschicht des Mehrschichtparketts zog er ins Kalkül. Die andere Alternative: Ausbau, Entsorgung und Neuverlegung.