Dresden: Historisches Parkett kunstvoll restauriert

Ahorn, Eiche, Mahagoni und Rio Palisander. Bei der Auswahl der Holzböden orientierten sich die Männer von Parkett-Kleditzsch an den ursprünglich dokumentierten Produkten. Wir haben den Pakettprofis im Residenzschloss über die Schulter geschaut.

Restauration Residenzschloss Dresden
Für die Restauration des "Kleinen Ballsaals" im Residenzschloss Dresden benötigten die Handwerker von Parkett Kleditzsch handwerkliche Perfektion und künstlerisches Talent. - © Parkett Kleditzsch

In Dresden steckt italienisches Flair, nicht umsonst ist die Stadt auch unter dem Beinamen „Elbflorenz“ bekannt. Renommierte Kunstmuseen und klassische Architektur aus Barock und Renaissance reihen sich hier aneinander. Kaum vorstellbar, dass die sächsische Landeshauptstadt einst in Schutt und Asche lag. Das Residenzschloss zählt zu den ältesten und bekanntesten Bauwerken in Dresden. Nach Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg brannte es 1945 bis auf die Grundmauern nieder. Zu DDR-Zeiten war der politische Wille für einen Wiederaufbau lange nicht vorhanden. Erst in den letzten 30 Jahren wurden Millionen in die Wiederherstellung des berühmten „Grünen Gewölbes“, der „Türckischen Cammer“ und Co. investiert. Auch der mit Gold, Marmor und Kristall bestückte „Kleine Ballsaal“ war Teil der Mammutbaustelle. Fast drei Jahre lang arbeiteten Handwerker und Restauratoren an der originalgetreuen Nachbildung des Saals, der Ende Januar 2019 feierlich eröffnet wurde.

Residenzschloss Dresden: Zwischen Handwerk und Denkmalschutz

Restauration Residenzschloss Dresden
Schwere Kronleuchter illuminieren den "Kleinen Ballsaal", der Ende Januar 2019 eingeweiht wurde. - © Parkett Kleditzsch

Neben der Vergoldung des Galeriegeländers und der Decke kam auch den Böden eine wichtige Bedeutung zu. Die anspruchsvolle Restaurierung der historischen Parkettböden übernahm der Betrieb Parkett Kleditzsch aus dem erzgebirgischen Pockau. Die Restauratoren im Parketthandwerk rund um Gerd Kleditzsch nutzten für das Projekt nicht nur ihr handwerkliches Können, sondern auch ihre Expertise in Sachen denkmalgeschütztes Kulturgut. Es galt, den Untergrund aus Trockenestrich fachgerecht für die Verlegung vorzubereiten: Als Ausgleich verlegten die Handwerker kreuzweise versetzt zwei Lagen Gipsfaserplatten mit 2K-PU-Kleber, trugen Epoxidharz auf, sandeten die Fläche ab, brachten Nivelliermasse auf und klebten ein Entkopplungsvlies auf.

Die Holzauswahl


Ahorn, Eiche, Mahagoni und Rio Palisander: Bei der Auswahl der Holzböden orientierten sich die Parkettleger an den ursprünglich verwendeten, gut dokumentierten Produkten. Die CITES-Handelsnummer des Mahagoniholzes ließ darauf schließen, dass amerikanisches Mahagoni, importiert aus Guatemala, verwendet worden war. Bei der Dokumentation der Holzart Palisander gingen die Restauratoren davon aus, dass es sich um Rio Palisander handelte – ein Holz, das im 19. Jahrhundert aus Südamerika bezogen wurde. Weil für diese Holzart gemäß des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES) ein Handelsverbot besteht, begann die Suche nach einem Ersatz mit ähnlicher Optik und vergleichbaren physikalischen Eigenschaften. Nach Absprachen mit dem Amt für Denkmalpflege, den Architekten und Planern, dem Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) Dresden sowie dem Thühnen-Institut Hamburg, fiel die Wahl auf die Räuchereiche. So unterschiedlich die Holzarten auch sein mögen, eines haben sie gemeinsam: Sie stammen aus Wäldern, die mit PEFCund FSC-Zertifikaten ausgezeichnet wurden und dementsprechend hohe Anforderungen in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit der Waldbewirtschaftung erfüllen.

Die Verlegung

Die Parkettelemente waren dreischichtig aufgebaut, die einzelnen Holzlagen wurden um 90 Grad versetzt verklebt. Vor dem Hintergrund einer Fußbodenheizung wurde die Holzfeuchte auf acht bis neun Prozent festgelegt. Die Deckschichten bestanden aus Ahorn, Eiche, Amerikanischem Mahagoni und Räuchereiche in einer Stärke von acht Millimetern und in der Sortierung „Natur“. Die Mittellage und die Unterschicht machten jeweils sieben Millimeter dicke Eiche aus. Die Parketttafel selbst bestand in der Decklage aus vier Dreiecken aus Eiche und Ahorn. Der Diagonalfries wies eine obere Schicht aus Mahagoni auf, die Würfel für die Kreuzungspunkte bestanden aus Räuchereiche. Im Flechtbandfries mit einem Grundaus Ahorn liefen zwei geflochtene Bänder aus Mahagoni mit eingelegtem Stab aus Räuchereiche, die sich in den Ecken spiegelten. Den um die Parkettfläche verlegten Hauptrahmen bildete eine Deckschicht aus Mahagoni. Der zweite Friesrahmen trug eine Räuchereiche. Als Abschluss zur Wand kam erneut Mahagoni zum Einsatz.

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    Planung ist das halbe Leben: Vor der Verlegung fertigten die Handwerker von Parkett Kleditzsch einen Rahmenplan an.
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    Die Parketttafeln wurden in der Werkstatt verleimt, bevor sie zum Schloss transportiert wurden.
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    Vor allem für die Türnischen des Objekts waren speziell angefertigte Bodenelemente nötig.
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    Für eine professionelle Untergrundvorbereitung wurden kreuzweise versetzt zwei Lagen Gipsfaserpaletten verlegt.
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    Der Blick von der Empore auf den prachtvoll verzierten „Kleinen Ballsaal.“
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    Fast fertig: Vor der Oberflächenbehandlung wurde die Parkettfläche mit einer Ziehklinge abgezogen.
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    Der „Kleine Ballsaal“ wird nun von einem aufwändig restaurierten Tafelboden strukturiert.

Die Sonderanfertigungen

Für die Türnischen waren spezielle Tafeln erforderlich: Das Team von Parkett-Kleditzsch fertigte in der Werkstatt des Betriebs alle Deckschichten und Gegenzüge speziell für die Tafeln und Friese an. Die Mittellage der Parketttafeln wurden mit einem Innenwürfel zur Stabilität ausgestattet und die Kantenführung der dreieckigen Einzelteile wurde versetzt angelegt. Bei der Verklebung aller Mahagoniteile konnte D3-Leim eingesetzt werden, die Tafeln wurden mit 1K-PU-Leim verklebt. Alle Verklebungen von Räuchereiche wurden mit einem 2K-PU-Kleber für Räuchereiche ausgeführt. Im September 2018 wurden die Tafeln zur Baustelle transportiert. Das Material wurde vom Schlosshof per Außenaufzug durch ein Fenster und über die Vorräume in den Ballsaal transportiert. Zunächst maßen die Fachleute die Raumachsen aus und zeichneten sie auf dem bauseitigen, verlegereifen Untergrund auf. Alle Einzelelemente wurden nach Verlegeplan mit einem 2K-PU-Parkettkleber auf dem Untergrund verklebt und dabei untereinander mit Nadelholzfremdfedern verbunden. An der Nord- und Südwand wurde die Breite des Wandbrettes an den verbleibenden Wandabstand angepasst.

An der Ost- und Westwand folgte, bedingt durch Türund Fensternischen, erneut ein Fries aus Räuchereiche sowie ein Wandbrett aus Mahagoni. An den Schmalseiten des Flechtbandfrieses war bei der Herstellung jeweils ein halber Ahornwürfel ausgespart worden. Nun konnte an der Verbindungsstelle zweier Frieselemente ein Ahornwürfel in Holzrichtung entgegen dem Grund eingesetzt werden. Damit wurde die optische Trennung der Frieselemente überdeckt. In einem letzten Verlegeschritt machten die Handwerker sich an das Einlassen der Bodentanköffnungen in den beiden Rundungen des Nischenfrieses sowie an sieben weiteren Positionen in den Raumecken und im Mahagonifries. Abschließend wurde die gesamte Bodenfläche traditionell mit einer Ziehklinge abgezogen. Zur Vorbereitung der Oberflächenbehandlung paddeten die Parkettprofis den Parkettboden mit der Einscheibenmaschine und Schleifpad ab und grundierten ihn mit Grundieröl, bevor sie zweimal Hartwachsöl auftrugen. Zur abschließenden Einpflege wurde Pflegewachs verwendet.

Die Galerie

Der „Kleine Ballsaal“ wird von einer Galerie umrahmt, in der ein Dielenboden aus Kiefer verlegt wurde. Bedingt durch die Abstimmung mit anderen Gewerken, vor allem den Malern und den Vergoldern, die auf umfangreiche Einrüstungen angewiesen waren, zogen sich die Galeriearbeiten von November 2017 bis Dezember 2018. In einem ersten Schritt wurde ein Blindboden aus Fichte auf der vorhandenen Lagerholzkonstruktion senkrecht zu den Wänden verlegt. In den Raumecken mussten wegen fehlender Stabilität und der Menge der verlegten Kabel Sperrholzplatten eingebaut werden. Erst dann konnten rund um die Galerie, längs zu den Wänden, Kiefernhobeldielen in einer Dicke von 22 Millimetern und einer Länge bis 3.500 Millimetern mit Nut und Feder verlegt werden. In den Ecken wurde zuvor ein diagonales Friesbrett eingebaut, auf das die Dielenbretter im Winkel zulaufen. An den Wänden erfolgte eine Anpassung an den Wandverlauf.