Deckschichtablösungen bei Mehrschichtparkett Drei Ursachen unterscheiden!

Das Thema Deckschichtablösungen bei Mehrschichtparkett wird in der Branche immer noch heiß diskutiert (siehe Beitrag „Thema ist noch nicht vom Tisch“ in der bwd 1/18). Zwei Institute sind der Sache auf den Grund gegangen: Holzforschung Austria und das IHD.In der Diskussion über die Ursachen von Deckschichtablösungen von Mehrschichtparkett müssen mindestens drei Themen auseinandergehalten werden: Handelt es sich um Fehlklebungen, Alterung des Klebstoffpolymers oder ist die Feuchte- und Temperaturbeständigkeit des Klebstoffes von Bedeutung? Sehr umfangreiche Erfahrungen mit der Qualität der Decklagenklebung von Mehrschichtparkett wurden im CORNET-Forschungsprojekt EUROPARQUET gesammelt. An 35 Materialvarianten mit den Decklagenholzarten Eiche und Buche und verschiedenen Klebstofftypen wurden mit fünf abgestuften Verfahren zur Trocknungs-, Feuchte- und Temperaturbeanspruchung in mehr als 4.000 Einzelprüfungen Untersuchungen durchgeführt und statistisch ausgewertet. In der diesbezüglichen Diskussion mit Praktikern aus der Parkettindustrie, dem Bodenlegergewerbe und der Klebstoffindustrie stellt sich immer wieder heraus, dass mit unterschiedlichen Sichtweisen die folgenden Themenbereiche von Interesse sind: Produktionsbedingte Fehlklebungen der Decklagen und werkseigene Produktionskontrolle für deren Verhinderung,Feuchte- und Temperaturbeständigkeit von Klebungen und Eignung für Fußbodenheizungen sowieAlterungsverhalten von Klebstoffen über Jahre oder Jahrzehnte.Basierend auf den heute vorliegenden Erkenntnissen aus Arbeiten verschiedener Forschergruppen können diese Fragestellungen zum großen Teil sachlich beantwortet werden, in wenigen Bereichen besteht noch Forschungsbedarf. 1 Fehlklebung: ja oder nein? Ursachen für Fehlklebungen von Decklagen liegen zumeist in der Produktion und sind bei renommierten Parkettherstellern sehr selten geworden. Es können Probleme der Klebstoffverteilung, der Pressdruckverteilung, zu lange Wartezeiten vor dem Verpressen oder Unverträglichkeiten zum Beispiel bei geräuchertem Eichenholz auftreten. Die Detektion solcher Fehlklebungen in der werkseigenen Produktionskontrolle oder bei Schadensfällen ist einfach: Es ist ausreichend, 10 cm lange Abschnitte der Parkettelemente in einem Trockenschrank bei 60 °C zu lagern und anschließend Delaminationen zu beurteilen, die an den Schwachstellen der Klebung auftreten. Nach diesem Versuch können die Proben aufgespalten werden. Am Bruchbild erkennt man Stellen der Fehlklebung oder weitere Hinweise für deren Ursachen (z. B. Klebstoffschnüre, fehlende Benetzung). Der Versuch im Trockenschrank ist auch eine gute und sehr einfache Simulation der Untertrocknung, die bei Fußbodenheizungen und trockenen Wohnraumbedingungen immer wieder in der Praxis auftritt. Für die Beurteilung von Mehrschichtparkett auf Fehlklebungen wurde aus dem Projekt EUROPARQUET eine gut geeignete, sehr einfache und in einem Ringversuch validierte Prüfmethode entwickelt und veröffentlicht. Dieses Prüfverfahren wurde mittlerweile vom DIN-Ausschuss NA 042-01-17 AA Holzfußboden und Treppen für die europäische Normung im Rahmen von CEN TC 175 WG 33 vorgeschlagen. 2 Feuchte- und Temperaturbeständigkeit Ein Schaden auf einem Holzfußboden durch flüssiges Wasser ist ein Versicherungsfall und keine übliche Beanspruchung. Dennoch können Unterschiede in der Klebung der Decklagen durch Wasserlagerungsversuche sehr gut und einfach untersucht werden, was für den Parketthersteller bei der Auswahl oder Umstellung von Klebstoffsystemen wichtig ist. Lagerungen bei wechselnden Klimabedingungen sind ein wesentlicher Teil in der Produktentwicklung, aber sehr geräte- und zeitintensiv. Platz in Klimakammern ist „Mangelware“ und Versuchsdauern von mehreren Wochen sind erforderlich. Die Beständigkeit von Klebeverbindungen gegen Feuchtigkeit und Temperatur ist je nach Klebstoff, Decklagenholzart und Trägermaterial unterschiedlich. Obwohl Weißleime (PVAc-Klebstoffe) hier eine geringe Resistenz zeigen, haben diese sich in der Praxis für Mehrschichtparkett sehr gut bewährt. Fehlerfreie PVAc-Klebungen dürfen nicht diskriminiert werden, indem Mindestqualitäten bei Wasserlagerung definiert werden. Harnstoff-Formaldehyd- und PUR-Hotmelt-Klebstoffe haben eine sehr hohe Beständigkeit gegen Feuchtigkeit und Wärme. Im Projekt EUROPARQUET wurden diese Unterschiede in Lagerungsfolgen mit steigender Feuchte- und Temperaturbeanspruchung dargestellt. Ein einfaches Wasserlagerungs- und Rücktrocknungsverfahren mit Delaminierungsbeurteilung wurde für die Entwicklung und werkseigene Produktionskontrolle von Mehrschichtparkett empfohlen und in einem internationalen Ringversuch erprobt. Auch dieses Verfahren wurde vom DIN-Ausschuss NA 042-01-17 AA als europäisches Prüfverfahren vorgeschlagen. 3 Alterung von Klebstoffen Am Markt besteht Verunsicherung über das Langzeitverhalten von Klebstoffen beziehungsweise deren Alterung. Es wäre hilfreich, wenn man eine Alterungsbeständigkeit von Jahrzehnten, also über die Lebensdauer eines Parkettbodens nachweisen könnte. Tatsächlich ist die Alterung eines Polymers im Labor aufgrund der beeinflussenden Parameter aber nur sehr schwierig zu simulieren und verklebte Fugen lassen sich in dieser Hinsicht kaum beurteilen. Häufige Mechanismen sind Ausgasungen von Weichmachern oder Polymerabbau durch Energieeinwirkung. In der Fuge ist der Klebstoff dagegen relativ gut geschützt. Daher sind einfache und kurze Lagerungsfolgen in Wasser mit geklebten Holzproben nicht geeignet, um die Alterung einer Klebefuge zu simulieren und in der weiteren Folge zu untersuchen. Die Formulierung der Klebstoffe liegt in der Kompetenz der Klebstoffhersteller. Diese bringen ihre Produkte auch unter Berücksichtigung von Langzeiteigenschaften auf den Markt. Je nach Art eines neuen Produktes besteht hinsichtlich Langzeiteigenschaften fast immer ein Restrisiko auf Grund von Parametern, die nicht simuliert wurden bzw. gar nicht bekannt waren. Zur Alterung von Klebstoffen und Klebeverbindungen besteht Forschungsbedarf, um Erkenntnisse über Mechanismen und beschleunigte Alterungsverfahren zu finden. Umgekehrt besteht aber derzeit kein Grund für eine generelle Verunsicherung, weil sich die meisten eingesetzten Klebstoffsysteme über Jahrzehnte bewährt haben, wie beispielsweise die oben genannten PVAc-Klebstoffe. An Mehrschichtparkett können also Fehlklebungen und die Feuchte- und Temperaturbeständigkeit der Klebung mit einfachen Verfahren gut beurteilt werden, was in der Entwicklung und werkseigenen Produktionskontrolle beim Hersteller auch sorgfältig umgesetzt wird. Für die Simulation der Alterung von Holzklebungen stehen noch keine geeigneten Verfahren zur Verfügung. Durch den Einsatz von erprobten und seit langem verwendeten Klebstoffsystemen und den damit verbundenen Verarbeitungskontrollen mit gesicherten Verfahren sind die Voraussetzungen geschaffen, dass einwandfreie Produkte auf den Markt kommen. Gerhard Grüll und Peter Schober,Holzforschung Austria Jens Gecks und Rico Emmler, IHDInstitut für Holztechnologie Dresden