TKB-Gesprächsrunde Fußbodentechnik: Ein Gradmesser für wichtige Problemfelder aus der Baustellenpraxis Diese 5 Themen dominierten 2016

Beschleunigte Estriche, die nicht enden wollende Belegreifdiskussion bei Calciumsulfatestrichen, silanbasierte Klebstoffe, Ebenheitstoleranzen bei Spachtelmassen und das Aus für das Ü-Kennzeichen sorgen für reichlich Gesprächsstoff.Der neue Vorsitzende der Technischen Kommission Bauklebstoffe (TKB) Norbert Arnold leitete erstmals die traditionelle Diskussionsplattform mit Teilnehmern aus der Industrie, Branchenverbänden, dem Sachverständigenwesen, Handwerker und der Fachpresse. Wenngleich man sich in Düsseldorf diesmal eher im kleinen Kreis zusammenfand, ging es um Problemfelder und Fußbodenthemen, die die Branche bewegen. TKB-Merkblatt 14 Estrichbeschleuniger sind keine Wundermittel! Als da wäre das TKB-Merkblatt 14, das seit August letzten Jahres in Umlauf ist. Es erklärt in erster Linie die Begrifflichkeiten bzw. die Unterschiede zwischen der Wirkung von Schnellzementen einerseits und beschleunigten Estrichen anderseits, erläuterte Arnold. Diese Klarstellung schien nötig, weil Planer, Bauherren und auch Ausführende durch den von „findigen Leuten“ gewählten Begriff , so TKB-Geschäftsführer Klaus Winkels, immer wieder irritiert werden. Das, was man allgemein in diesem Zusammenhang unter „beschleunigt“ versteht, heißt aber nichts anderes, als dass der Anmachwasserbedarf reduziert ist, weshalb die Trocknung dieser mit Zusatzmitteln versehenen Estriche schneller vonstatten geht. „Die eigentliche Wasserbindung ist unbeeinflusst“, befindet auch der Berufssachverständige Norbert Strehle und betrachtet die „überschätzten“ Beschleuniger nüchtern. „Es sind keine Wundermittel.“ Strehle lieferte die Prüfungsverantwortlichkeit bei den derart modifizierten Estrichen gleich mit: „Bei Sonderestrichen ist die Freigabe der Belegreife vom Bauherrn zu leisten.“ Belegereife: 0,3 contra 0,5 CM-Prozent Der höhere Belegreifwert kann mit Einschränkungen funktionieren! Nächstes Thema auf der Agenda war die scheinbar unvermittelte Änderung der Belegreifewerte für beheizte Calciumsulfatestriche von 0,3 auf 0,5 CM-Prozent. Arnold erinnerte an die Details der Entwicklung hin zu den in der geänderten DIN 18560 niedergeschriebenen Werten, die über den Bezug zur DIN 18365 Bedeutung für die Bodenleger erlangen. Er erinnerte auch an die kürzlichen Aktivitäten der technischen Kommission, Klarheit in der Diskussion um den richtigen Wert zu schaffen. Man war auf Sachverständigenseminaren, in der Fachpresse und auf anderen Ebenen aktiv, so Arnold. Einig war man sich in dieser Runde, dass Estriche mit dem höheren Belegreifwert durchaus funktionieren könnten, aber eben nur mit Einschränkung. Die vorgeschlagene Formulierung, wenn ein Klebstoffhersteller nicht über 0,3 CM-Prozent für das von ihm gelieferte Produkt zulassen würde, wäre die Norm quasi außer Kraft gesetzt, führte zu der Frage, welchen Rang solche Herstellerangaben gegenüber Merkblättern, Regeln des Fachs oder dem Stand der Technik einnähmen. Herstellerangaben hätten einen hohen Rang, stünden aber nicht automatisch über dem Stand der Technik. Bei Merkblättern sei es nicht ganz unwesentlich, welche Fachkreise dahinterstünden. Wenn zum Beispiel der ZVPF, der ZVR, der BSR oder die TKB die Stellungnahme in dem aktuellen Merkblatt 16 zu anerkannten Regeln der Technik bei der CM-Messung gemeinsam mittrügen, stände diesem Blatt eine fachliche hohe Relevanz zu, erläuterte der Leiter des Sachverständigengruppe im ZVPF Manfred Weber. Ebenheitstoleranzen bei Spachtelmassen Der Auftragnehmer profitiert, wenn der Planer es kapiert! Weber erläuterte im weiteren Verlauf der Diskussion die Intention des kürzlich erschienenen und noch nicht allzu sehr im Umlauf befindlichen technischen Hinweisblattes „Ebenheitsanforderungen von Spachtelmassen“. Das neue Blatt richtet sich sowohl an den Planer als auch den Boden- und Parkettleger. Mit der Einteilung der vier Spachtelqualitäten von E1 bis E4 und dem gleichzeitigen Bezug auf die technischen Möglichkeiten, die der Handwerker hat, den Untergrund nach seiner Facon vorzubereiten, werden die Anforderungsprofile der verschiedenen Belagarten definiert, die darauf verlegt werden. Das wiederum ermöglicht dem Auftragnehmer bei Kenntnis dieser Einstufungen über die jeweiligen Grenzwerte der DIN 18202 hinaus, genau das zu bestellen, was er von dem Belag an Leistung erwartet. Hintergrund: Es gibt Bodenbeläge, bei denen die DIN-Anforderungen weder in der Zeile 3 noch in der Zeile 4 der Tabelle 3 ausreichen, ein adäquates Ergebnis zu erzielen. Das sind dünne Beläge mit glänzenden Oberflächen oder solche, bei denen sich durch langzeitige, immer wiederkehrende Pflegemittelaufbauten zum Beispiel im Streiflicht erst im Laufe der Zeit Klebstoffriefen oder minimale Unebenheiten zeigen. Dazu zählen aber auch Bodenbeläge, bei denen der Hersteller ausdrücklich geringere Abweichungen als in der Norm verlangt. Durch den Hinweis an den Planer oder Bauherrn kann dieser in der Ausschreibung das gewünschte Ergebnis fordern und der Auftragnehmer es ihm mit entsprechendem geldlichen Aufschlag liefern. Einig war man sich darin, dass das vom ZVPF unter Mitwirkung verschiedener Fachverbände erstellte Hinweisblatt dem Auftragnehmer Vorteile bietet. Allerdings nur dann, wenn es in den Kreisen der Planer und Auftraggeber Aufmerksamkeit findet. Hier gelte es also anzusetzen. Analoge Qualitätsstufen von Spachtelarbeiten sind im Malerhandwerk schon seit langem bekannt und erfolgreich umgesetzt, ergänzte der Sachverständige Jörg Baumann. Silankleber und das Weichmacher-Risiko Dispersionsklebestoffe bleiben bei bestimmten Parkettarten die erste Wahl! Silanbasierten Klebstoffen und den Entwicklungen zugunsten des Einsatzes unter anderen Bodenbelägen galt anschließend die Aufmerksamkeit. Strehle machte als bekennender Anhänger von Dispersionsklebstoffen deutlich, dass er bedaure, dass dieser Verlegewerkstofftyp so ganz allmählich vom Markt verschwinde, obwohl zum Beispiel im PIK-Dialog auf ihre große Verwendungbreite hingewiesen wird. Strehle sieht keinen Sinn darin, ein Mosaikparkett mit silanbasierten Klebstoffen zu verkleben. Hier ist ein Dispersionsklebstoff ideal, zeigte er sich überzeugt und sprach gerade bei dem stumpf gestoßenen Parkett die Weichmacherproblematik mit den immer wieder vorkommenden dunklen Fugen an. Während der fehlende Lösemitteleinfluss bei fertigbehandelten und zumeist großformatigen Elementen heute den raumgreifenden Einsatz von Silanklebstoffen fördere, mahnte Weber, deren Weichmachergehalt nicht aus den Augen zu verlieren. Das gelte gerade dann, wenn man nicht an Parkettarten mit 10–20 mm Dicke denke, sondern an andere Gattungen und dünnere Beläge. Probleme mit Silanklebstoffen haben Spuren hinterlassen. Diesem Eindruck konnte man sich in dieser Runde nicht erwehren, wenngleich der „MMFA-, VDP- und EPLF-Techniker“ Volker Kettler auf „Superanwendungen“ verwies. „Nicht alle Produkte, mit denen man heute gute Erfahrungen gemacht hat, können morgen falsch sein“, sagte der Fußbodenexperte und bekam Unterstützung von Winkels, der forderte, zwischen den verschiedenen Weichmachern deutlich zu unterscheiden. Außerdem: „Dispersionen kommen auch nicht ohne sie aus.“ Die Beobachtung, dass Preiskämpfe dazu führen, Rezepturen mit den sich daraus ergebenden Konsequenzen abzuspecken, wurde allgemein geteilt. Was kommt nach dem Ü-Zeichen? Nach dem Wegfall der bauaufsichtlichen Zulassung ist das DiBt auf der Suche nach einer neuen Lizenz zum Gelddrucken. Das Thema: „Bauaufsichtliche Zulassung“ durfte in Düsseldorf nicht fehlen. Als Folge eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) aus dem Jahre 2014 ist seit Mitte Oktober 2016 bei harmonisierten Produkten neben dem CE-Zeichen die Verwendung des mit großem Aufwand entwickelten Ü-Zeichens nicht mehr erlaubt. Während diverse Bodenbeläge von diesem Regulierungsstopp betroffen sind, bleiben die nicht harmonisierten Verlegewerkstoffe wie Lacke bzw. Kleber grundsätzlich zunächst einmal außen vor. Wenn man allein an die Räuchereiche denkt, deren Verwendung im Parkettbereich jetzt wieder auf dem Stand vor der bauaufsichtlichen Zulassung steht, mag man erkennen, wie viel Geld in die Hand genommen und wie viel Arbeitszeit eingesetzt werden musste, um dem von der Baubehörde eingeschlagenen Sonderweg Genüge zu leisten, sagte Strehle. Allerdings scheint das DiBt nicht müde zu werden, sich neue Aufgaben zu suchen. Es ist davon die Rede, dass man künftig ganze Bauwerke regulieren will, was jedoch nur möglich sein dürfte, wenn die dafür notwendigen Bauprodukte geprüft und zugelassen werden. Man muss befürchten, dass dieser erneute deutsche Sonderweg, dessen Umsetzung im Gegensatz zum vormaligen Ansatz wohl mit mehr Manpower vorangetrieben werden kann, von den anderen Mitgliedsstaaten der EU genauso wenig akzeptiert werden wird wie die gekappte CE-Ü-Kombination.