Domotex Asia Potenziale weiterhin riesig - Die Unterschiede schwinden"> Domotex Asia Potenziale weiterhin riesig Die Unterschiede schwinden

Die Domotex Asia/Chinafloor, die Ende März 2012 in der Hafenstadt Shanghai stattfand, hat sich als größte Fußbodenmesse Asiens etabliert und bot den zahlreichen Besuchern wiederum reichlich Sehenswertes. Knapp 40.000 Besucher und 1.100 Aussteller untermauern den Status dieser Messe. Walter Pitt war für bwd vor Ort.Die Unterschiede schwinden Nach mehrjähriger Abstinenz, fallen einem die Veränderungen in China besonders ins Auge. Die größte gegenüber den vergangenen Veranstaltungen ist die, dass es zwischen den Messen in Hannover und Shanghai kaum noch Unterschiede gibt. Das mag an der Messekonzeption liegen, die von der Deutschen Messe AG als Partner weitgehend mitgetragen wird, aber sicherlich nicht nur daran. Die Produkte werden immer ähnlicher, nationale Besonderheiten verschwimmen. Das gilt jedoch längst nicht nur für China und schon gar nicht nur für Fußböden. Trends werden heute von internationalen Designern, Architekten, Marketingexperten und Meinungsbildnern gesetzt - und die reisen rund um die Welt. Dass der sehr gelungene Paradorstand der gerade vergangenen Hannoveraner Domotex sich einige Wochen später in nahezu gleicher Ausführung in Shanghai wiederfand, hat allerdings weniger mit Trend, sondern eher mit nationaler Kopiertradition zu tun. Die blüht weiterhin. Bei den Parkettböden wähnte sich man auf einer der vergangenen Messen in Kortrijk vor etwa vier Jahren, auf der traditionelle Muster in einer noch nicht gezeigten Vielfalt präsentiert wurden. Nur dass die Tafeln sich heute nicht mehr aus Parkettstäben, sondern aus großformatigen Dielenelementen zusammensetzten. Das ist ein echter Trend, der den immer breiteren und längeren, richtungsgleichen Schlossdielen als technische Erweiterung entgegengesetzt wird. Ungarischer Fischgrät, Versailler Muster, Leiter- und Flechtböden, klassisches höfisches Parkett in allen Ausführungen, selbstverständlich einige Stände weiter nahezu alles auch in dem etwas preiswerteren Laminatdekor. Wirklich auffallend, wie hier die verschiedenen Protagonisten aufeinander reagieren. Öle stark im Kommen Dickschichtige, hochglänzende Versiegelungen verlieren in China an Boden und auch die Auskerbungen, Rissbilder, Sägeschnitte, Hobelschäge oder Wurmlöcher der antiquierten Eichendielen werden deutlich dezenter. Öle sind im Kommen, Farbvarianten wie Weiß und Dunkelbraun, aber auch grünlich/bläulich kündigen sich an. Doppelte Schwalbenschwänze, in Europa relativ exklusiv vermarktet, zierten viele Dielen, manchmal auffallend schief eingesetzt. Man kann erahnen, warum. Eiche ist auch in China ein dominierendes Thema, vor allem im Norden des Riesenreiches, wo viel Holz über die russische Grenze geht, allzu häufig illegal. Vornehmlich im Süden sind auch viele tropische Hölzer en vogue, aus Ermanglung eigener Bestände vorwiegend aus Indonesien, Papua, Burma und anderen Ländern. Palisander, dreischichtig, mit Palisander in minderen Qualitäten abgesperrt, zur Verbesserung der Stabilität, wie es hieß, Burmateak, Merbau oder Wengé wurden dementsprechend auch auf der Messe präsentiert. Letzteres jedoch vornehmlich als Holzdekor. Materialkombinationen zwischen Stein und Holz bzw. Keramik und Holz tauchen immer wieder auf, nicht nur optisch formuliert, sondern auch konstruktiv. Rustikale Bilder sind eher unerwünscht, wenig Äste, einheitliche Sortierungen werden eindeutig bevorzugt. Auf Umwelt, Bio, Nachhaltigkeit wird zunehmend Wert gelegt, glaubt man zumindest den unendlich vielen Zertifikaten, Expertisen und Urkunden, auf die auf den Ständen unübersehbar hingewiesen wurde. Manch ein deutsches Institut leistete Hilfe. Auffallend wenige Anbieter aus Europa waren mit eigenen Ausstellungen vertreten, die Rosenheimer Marke Haro mit ihrem Partner schien nahezu die Ausnahme. Entweder stehen die Handelsstrukturen westlicher Anbieter oder man kümmert sich vermehrt um den eigenen Markt. Beides ist richtig, denn die Aktivitäten verlagern sich derzeit vielfach auf den weiteren Aufbau des eigenen Landes und reduzieren damit das Engagement im Export. Hört man die Zahlen, die am Rande der Messe genannt wurden, ist man immer wieder verblüfft. Bis zum Jahre 2025 sollen etwa 925 Millionen Chinesen in urbanen Regionen wohnen, 350 Millionen mehr als jetzt. 22 Städte verfügen dann über mehr als eine Million Einwohner, 23 haben dann mehr als drei Millionen, heißt es in einer Untersuchung des Kinsey Global Institute. 40 Milliarden Quadratmeter Fußbodenfläche werden demnach in fünf Millionen Gebäuden verlegt, 50.000 von ihnen werden Wolkenkratzer sein. Da staunt man auch nicht, wenn aus Fachkreisen berichtet wird, dass es in einer Stadt wie Changzhou, etwa 300 km nordwestlich von Shanghai, in der weit über 10 Millionen Menschen leben, etwa 300 Laminatproduzenten gibt, zwar von moderner Anlage bis Hinterhoffertigung, aber immerhin. „Wenn Sie einen Lieferanten suchen, können Sie sie dort zu Fuß alle abklappern“, sagte ein Einkäufer eines europäischen Handelshauses. Verlässlich Zahlen aus China zu nennen, bleibt jedoch weiterhin schwierig. Etwa 300 Millionen Quadratmeter Hartbodenbeläge aus Holz und Schichtstoff werden produziert und über offizielle Vertriebsformen vermarktet, weitere 300 dürften es nochmals über irgendwelche verschwommene Kanäle sein, eher mehr als weniger, heißt es. Von den Millionen Quadratmetern Hartbelägen fallen etwa 70 % auf den Laminatsektor, 30 % sind Holzfußböden, die nur in geringem Umfang über den DIY- Bereich, aber umso mehr über den Fachhandel vertrieben werden. Oder die Lieferanten betreiben eigene Stores, eine Form, die in China ausgesprochen typisch ist. Chinafloors, einer der größten Fußbodenhersteller des Landes, betreibt allein 100 solcher Retailstores, die hochwertig ausgestattet sind und in denen die Kunden auf vielerlei Art an die Produkte herangeführt werden. Chinesen setzen auf absolutes Vertrauen im Umgang mit den Partnern. Made in Germany hat übrigens immer noch einen sehr guten Ruf. Das damit verbundene „unkaputtbar“ ist ein klassisches Verkaufsargument, weshalb beispielsweise Laminatböden hier wesentlich bessere Preise als auf dem heimischen Markt erzielen, heißt es. Minderqualitäten sind häufig für den Export bestimmt. Das Thema Laminatböden ist ähnlich ausgerichtet wie bei uns. Holzoptik dominiert neben den seit Jahren bekannten Dekoren, die für Abwechslung und Abkehr von dem Vorbild sorgen sollen. Als Weltneuheit wurde ein leimloses Verbindungsprofil angekündigt, das die Elemente in ganz bestimmter Art und Weise stirnseitig einrasten lässt, ohne auf Anhieb die Feinheiten nennen zu können, die das Profil so neuartig machen sollen. Das ist allerdings auch Aufgabe darauf spezialisierter Experten, die sich ihr wohl mit dem bekannten Ehrgeiz widmen dürften. Das Niveau chinesischer Exporte stagniert. Zollbeschränkungen in den USA, erheblich gestiegene und weiter steigende Frachtraten für Containerlieferungen, Währungsentwicklungen hinsichtlich des Euro bei gleichzeitigen Kostensteigerungen im Heimatland machen es den Einkäufern und Importeuren derzeit sehr schwer. Preis- und Lieferzusagen sind von ihnen kaum noch einzuhalten, eine eindeutige Chance für europäische Produzenten, verlorenes Terrain zurückzuerobern. LVTs als großes Thema Ein großes Thema waren die LVTs (Luxury Vinyl Tiles). Eineinhalb Hallen waren allein diesem Thema gewidmet, in großer Bandbreite in Qualität, Preis und in allen Erscheinungsbildern, die wir seit einiger Zeit in Europa kennen. Die Zahl der Lieferanten mit Niveau ist allerdings auch in China an einer Hand abzuzählen, sagte uns ein Manager von Chinafloors, dem Unternehmen, das schon seit ca. 15 Jahren vor Ort seine Erfahrungen gesammelt hat und sich seit kurzem auch auf dieses Belagssegment fokussiert. Die Tatsache, dass sich europäische Produzenten dazu entschlossen haben, eigene Produktionen aufzubauen, macht Sorgen. Denn der Lohnkostenanteil ist in solchen Anlagen vergleichsweise gering, so dass dadurch bedingte Preiseinflüsse bei der Fertigung in den Hintergrund geraten. Verlässlichkeit, Liefertreue, kurzfristige Verfügbarkeit, stabile Transportkosten werden damit zum stichhaltigen Entscheidungsgrund für zukünftige Investitionen in Mitteleuropa, die die Verhältnisse auf dem dynamisch wachsenden LVT-Markt verschieben könnten. Walter Pitt walter.pitt@t-online.de