Bau 2015 (II) Parkett, Laminat & Co. - Die Parkettler bleiben umtriebig"> Bau 2015 (II) Parkett, Laminat & Co. Die Parkettler bleiben umtriebig

Wenn man auf der Bau von Parkett sprach, ging das nicht ohne Oberflächen und Preise zu thematisieren. Ähnlich beim Laminat. Der Belag hat mit LVTs zu kämpfen. Doch hier sehen auch Holzbelaghersteller großes Potenzial.Kaum hatte die Bau in München begonnen, wurde bekannt, dass die Schweiz den Franken freigegeben hat mit der Folge, dass der Wechselkurs von 1,20 CHF auf eine ungefähre Parität von 1,00 CHF/Euro gefallen war. Das ist ein herber Verlust, der in den Fußbodenhallen auch deshalb diskutiert wurde, weil mit dem Schweizer Parketthersteller Bauwerk ein bedeutender Anbieter vom Schritt ihrer Nationalbank überrascht wurde, der für das Unternehmen Folgen haben könnte. Die Fertigungskosten im Inland dürften steigen, mit dem Nachteil, dass aus Transportkostengründen notwendigerweise in naher Umgebung zu beziehende Rohstoffe den Wettbewerb im Ausland noch enger machen, als er eh schon war. Aber Bauwerk ist ja mittlerweile mit einem großen Teil der Produktionskapazitäten in die internationale Boen/Bauwerk-Gruppe in Litauen eingebettet, sodass diese Konstellation eine innerbetriebliche Pufferwirkung ausüben kann. Dennoch: Leichter wirds sicherlich nicht. In München wurde geklotzt. Das gilt für den Hartbelagproduzenten Haro ganz besonders, jedoch in diesem Falle mit greifbarem Hintergrund. Zwar war der neue Messestand mit mehr als 500 hochfrequentierten Quadratmetern imposanter denn je, aber die Rosenheimer sind absoluter Platzhirsch und hatten schon immer einen großen Auftritt mit eindrucksvollem Programm. Da fehlts an nichts mehr, allein die Vielfalt der immer mehr um sich greifenden Landhausdielen imponierte. Mit einer zur Messe bekannt gemachten Verkaufsaktion „Haro bezahlt ihren Boden“, von der der Kunde bei etwas Losglück als Haro-Parkettkäufer profitieren kann, sorgte man nicht nur im Raum München für weitere Kontakte, sondern die Initiative soll bundesweit mit gezielten Maßnahmen zehnmillionenfach Bewerbung erfahren. Haro tut was fürs Produkt und setzt auf Disano, den PVC-freien Designboden, neu in zwei interessanten Dicken, jetzt auch im Bad. Wie andere Hersteller, vor allem mit Parkett- oder Laminathintergrund, will man mit alternativen Kunststoffen, die in Holzkreisen immer wieder diskutierte, aber im Markt unterdrückte PVC-Problematik umgehen, denn die Argumentationsketten müssen passen, genauso wie die Technik der Neuentwicklungen. Bei Parkett fokussiert man seit Jahren auf „sunprotect“, den wirksamen UV-Schutz bestimmter Holzoberflächen. Natürlichkeit will gepflegt seinDas Thema Oberflächen bemühten auch andere. Die Boen-Bauwerk Gruppe setzte unter verschiedenen Markennamen jeweils mit eigener Argumentation auf matte, unbehandelt erscheinende Versiegelungen mit der Optik der natürlichen Holzfarbe und einer griffigen Haptik. Neben dem bereits besetzten Thema des Sonnenlichtschutzes rückte man insbesondere die Pflege der wasserbasierten, lösemittelfreien „Lackhybride“ mit niedrigem Glanzgrad und hoher Abriebfestigkeit in den Vordergrund. Die Parkettentwickler haben registriert, dass im Zuge der Landhausdielen- und Individualitätswelle die Natürlichkeit von Oberflächen bei Kunden mehr denn je im Kurs steht, insbesondere aber Reinigung und Pflege dieser Böden nicht immer so problemlos von statten gehen, wie es vordergründig heißt. Der Kunde ist nun einmal König. Auch Kährs zeigt Landhausdielen im Großformat mit fünf Millimeter Deckschicht und dreischichtigem Eichenaufbau. Die Elemente werden mit traditioneller Nut-Federverbindung geliefert und müssen vollflächig auf dem Untergrund verklebt werden. Traditionelle Muster haben wieder Konjunktur und zwar in Fischgrätmustern, mit Einlegewürfeln, parallel angeordnet oder als Leiterböden. Die Elemente sind im Zuge der modularen Zunahme von Bodenbelägen großformatig und zeigen dominierende Raumwirkung. Kährs unterstützt seine jetzt begonnene Vermarktung der Bloc-Kollektion mit Raumrechnern, um dem Verarbeiter Daten zu Raumgröße und Paketbedarf passend zum gewählten Muster zu bieten. Hain besetzte das Thema mit trendigen Fischgrätabmessungen. Tafelparkett in Eiche antik gab es bei Rudda-Parkett aus Österreich zu sehen, ebenso bei Bawart. Vom Parkett erwartet man CharakterRobuste und charakterstarke „Wirtshausböden“ mit extrem verschlissener Oberfläche und nur für diesen hochstrapazierten und atmosphäreschaffenden Anwendungsbereich denkbar, standen vielfach im Vordergrund. Attribute: Fehlerhaft in Perfektion, Jahrhunderte alt, verschlissen und verwittert mit Gebrauchsspuren von Nägeln und Wurmlöchern, mit tiefen Rissen, Alterskerben, Farbkontrasten, schillernd in allen Tönen und allein als Diele Geschichten erzählend. Die Holzböden mit ihrer charaktervollen, dreidimensionalen Optik wurden auch an der Wand gezeigt, wie bei Inpa Parkett aus den Niederlanden, dem Spezialisten für zertifizierte Hölzer aus Südamerika. Selbst für sie sind Exoten kaum noch ein Thema, das gilt übrigens für die Nachfrage in nahezu allen Ländern Europas. „Nur noch, wenn kein anderer die Anfrage bedienen kann, erinnert man sich an uns“, heißt es. Unternehmen wie Bawart, deren einheimische Obsthölzer das eigene Angebot mit farbintensiven und ausdrucksstarken Hölzern geprägt haben, verzweifeln an der Dominanz der Eiche. Kein Ende abzusehen, heißt es immer wieder, wenn man danach fragt, wann endlich andere Hölzer wieder eine Chance bekommen. Das Thema FSC, vor Jahren extrem strapaziert, wird kaum noch offensiv angesprochen. Man geht heute davon aus, dass die hiesigen Parkettproduzenten sich aus sicheren Quellen bedienen, welcher Stempel oder welch ein Zertifikat das sicherstellt, ist unerheblich. Das mag man zwar aus Sicht der Protagonisten bedauern, die viel Aufwand und Arbeit für die Anerkennung betrieben haben. Andererseits kann man es aber auch als Zeichen werten, dass die Branche sich den Fragen der Holzherkunft auch in Zeiten der Eichenvorherrschaft gestellt hat, um auf sicherem Pfad zu wandern. Dennoch muss man wissen: Die russisch-chinesischen Grenzgebiete oder etwa Papua- Neuguinea sind immer noch so unendlich groß und weit entfernt, wie eh und je. Wenn man bei Holz über Farben reden will, wie es einige seit Jahren konsequent tun, und nach Entwicklung der eingefärbten Oberflächen dem Holzliebhaber auch nicht mehr weh tut, muss man konstatieren, dass die Rottöne out sind, weißliche, gräuliche und bräunliche im Vordergrund stehen und die ganz dunklen, fast schwarzen Effekte kaum noch zu sehen sind. Eiche sieht unter allen Einfärbungen gut aus, weil es seinen unvergleichlich individuellen Charakter auch verdeckt zum Ausdruck bringen kann, viel besser als die dichten, optisch laminatähnlichen Oberflächen von Buche oder Ahorn. Der Preis bleibt TopthemaDas Thema Preisentwicklung bleibt in der Parkettbranche, wie wohl in allen anderen überlebenswichtig. Große Verlagerungen von Unternehmen in den letzten Jahren Richtung Osteuropa wie von Bauwerk/Boen Richtung Litauen, Unilin nach Vyskov in Tschechien, auch innerhalb der Kährs-Gruppe mit Engagement in Rumänien sind der Lohnkosten-/Marktpreisbetrachtung geschuldet. Kleine Hersteller leiden erheblich unter der verstärkten Macht, wobei die Holzpreise durchaus im Steigen begriffen sind, deren Weitergabe aber häufig an immer dominanter agierenden Abnehmern Handel scheitert. Wohin geht es mit diesen Abhängigkeiten? Vielfalt wie bei Trumpf/Jaso mit mehr als 2.000 gezeigten Produktvariationen in allen möglichen Parkettarten oder die französische Parkettmanufaktur Chêne de l’est stachen ins Auge. Wobei der charmante Auftritt der Elsässer mit ihrer neuen Verkaufsboutique als ein gelungenes Shop-Konzept gewertet werden kann. Vielmals gezeigte Raumstudios, manchmal auch virtuell wie bei ter Huerne, verschaffen Eindrücke darüber, wie Böden mit Wand, Decke und Möbeln und allen anderen Wohnaccessoires harmonieren und geben mit kreativen Einrichtungswelten den Kunden Ideen. Laminat hat es nicht nur in München schwerLaminat geht im originalliebenden München traditionell etwas unter. Das liegt nicht nur an den aktuellen Entwicklungen, die durch rückläufigen Wohnungsbau oder eine eher verhaltene Renovierungstätigkeit bedingt sind, sondern vor allem durch den stärker werdenden Substitutionsdruck boomender Beläge. Das trifft zwar alle, am stärksten aber die Laminatbranche. Denn sie arbeitet mit gleichen Optiken, Dekoren und Formaten in einer ähnlichen Preiskategorie wie LVTs, aber mit geringeren Dicken. Das wiederum hat zur Folge, dass in bestimmten Anwendungsbereichen, wo es auf Materialstärken ankommt, und das sind nicht wenige, die LVTs bei nahezu gleichbleibender technischer Performance immer mehr an Fahrt aufnehmen. Da die Laminatbranche auch ganz besonders von der Absatzentwicklung im Baumarkt- beziehungsweise DIY-Bereich abhängt, ist die preisliche Situation gerade bei Sortimenten, die im unteren Segment Menge machen sollen, weiterhin sehr schwierig. Demgegenüber scheinen höherwertige Laminatböden gut zu laufen. Die Produzenten beobachten genau, worauf es in diesem Segment ankommt. Immer wieder angepasste Produkteigenschaften, ein akzeptables optisches und haptisches Design, das seinerseits zu den aktuellen Einrichtungsstilen unserer Zeit passt, sind das Gebot der Stunde. Langdielen und pfiffige Verlegevarianten, mit denen man flexibel in zwei Richtungen arbeiten kann und weitere Verlegekosten spart, sind bei höherwertigen Varianten, die in zu kalkulierende Objekte gehen, durchaus ein Argument. UNIfit heißt das System beim Holzwerkstoffspezialisten Egger, der sich damit weiter profiliert. Raumgewinnende Formate mit Akustiklösungen sind ab einer bestimmten Preisgrenze Standard. Laminat im Bad bleibt trendy, obwohl das Thema Feuchteschutz der Trägerplatten mittlerweile ein ziemlich alter Hut ist. Im Bad klopft auch der neue Hydrocorkboden von Wicanders an die Tür. Ein Profilierungssystem, das hinsichtlich der Verlegung die Komprimierbarkeit und Elastizität von Kork ausnutzt, gehört zu den technischen Komponenten, die nur der natürliche Rohstoff in dieser Weise liefern kann. Ein wasserfester Aufbau mit dekorativer Vinyldeck- und balancierender Rückseite mit gleichem Material, alles bei nur 6 mm Stärke, machen den gut in der Hand liegenden Boden beachtenswert. Nur nebenbei: Wenn ein Unternehmen, wie der traditionsbeladene Holzimporteur Barth & Co. aus Korschenbroich auf einer Messe so sehr auf künstliche Alternativen zum natürlichen Material Holz setzt, einem Werkstoff, mit dem man groß geworden ist, dann wird offensichtlich, wo trotz Holzaffinität derzeit die Potentiale gesehen werden. Eigentlich schade.